Hallo liebe Entdecker im Reich der edlen Tropfen!

2023 war wieder ein intensives Jahr. Wir haben alles erlebt: von der tiefen Wärme eines karibischen Rums bis hin zum edlen Armagnac aus den feuchten Kellern Frankreichs. Torfige Whiskys und komplexe Drinks. Wir probierten kühne Experimente und Twists von Altbekanntem.

Vom Fass bis ins Glas: Wir nehmen euch mit auf unsere Jahresend-Rallye. Cheers!

Bester Brandy 2023: GotA Lhéraud 1967

Es gab auch dieses Jahr wieder einige Brandys in unseren Gläsern. Der absolut Beste war für mich der Grape of the Art Lhéraud 1967. Ein Meisterwerk von einem Cognac, der es nur aufgrund seines Preises von 599 Euro nicht in mein Regal zu Hause geschafft hat. Er überzeugte mit Aromen von Pflaumenkompott, Kakao, Vanille und Blumen auf einer moosigen Waldwiese. Perfekt balanciert und ebenso perfekt gereift. Muss man gekostet haben! Und war mit 94 Punkten auch unsere am höchsten bewertete Spirituose in diesem Jahr. Verdient, muss man sagen. Wir sind schon gespannt, was nächstes Jahr kommen wird!

Bild:armagnac.de

Bester Peated Whisky 2023: Octomore 14.2

Ja, es gab einige Peated Whiskys dieses Jahr auf diesem Blog, allen voran die immer sehr spannenden Ardbeg-Abfüllungen. Am meisten hat mich aber ein Whisky abgeholt, dem wir nur eine kurze Aufmerksamkeit in der Zusammenfassung des Bar Convent Berlin gegeben haben: dem Octomore. Ich bin wahrlich nicht der größte Fan der torfigen Whiskys, umso erstaunter war ich, als ich mich am Stand von Reidemeister & Ulrichs durch die aktuelle Range gekostet habe. Drei verschiedene Abfüllungen, jede hat ihren eigenen Touch. Einig waren wir uns, dass die Abfüllunn 14.2 am meisten überzeugt hat. Klar, sehr viel Torf, aber auch tolle Fruchtnoten. Und dann auch noch in Fassstärke. Das hatte schon was. Gefallen haben sie uns alle drei.

Bester American Whisky 2023: Hemingway Rye

Der Hemingway Rye Whiskey ist unser American Whisky des Jahres. Diese Kreation ist eine Kollaboration zwischen den Familien Calls, Groths und Hemingways und eine Mischung aus 9-jährigem Indiana Straight Rye und 4-jährigem Kentucky Straight Rye, verfeinert in Oloroso-Sherryfässern, die zuvor mit Rum versehen wurden. Abgefüllt wurde der Whisky in 100 Proof. Die Kombination aus komplexem Geschmack, innovativer Fassreifung und der Hommage an Ernest Hemingway gefiel uns hervorragend! In Deutschland gibt es den Whisky unseres Wissens nach noch nicht.

Whisky-Finish des Jahres 2023: Starward Ambassador Choice

Whisky-Finishs gab es einige – hoch im Kurs stand dieses Jahr etwa Staut. Der Starward Ambassador Edition Whisky ist allerdings unser Whisky-Finish des Jahres. Dieser voll gereifte Single-Cask-Whisky, mit einem Alkoholgehalt von 59,7% und einem Alter von 4 Jahren und 7 Monaten, zeugt von einer meisterhaften Balance und Komplexität. Der Whisky reifte in einem Fass aus französischer Eiche, das zuvor mit Shiraz-Wein belegt war, und wurde persönlich von Lucas-Andreas Werner (Brand Ambassador Starward Whisky) ausgewählt.

Die Aromen in der Nase sind kraftvoll und erinnern an dunkle Früchte wie Rosinen, Kirschen, Himbeeren und Johannisbeeren, ergänzt durch kräftige Schokolade, Holz, Vanille, Tabak und Gewürze. Am Gaumen präsentiert sich der Whisky trotz seines hohen Alkoholgehalts überraschend mild. Hier kommen Fruchtnoten von Johannisbeeren und Himbeeren zusammen mit Kakao, Gewürzen wie Zimt, Kräutern, Leder und Holz zum Vorschein. Der Starward behält dabei eine trockene Rotweinschwere bei, die ihm einen leicht erdigen Touch und eine Tanninstruktur verleiht. Im Hintergrund sind zarte saure Aromen wahrnehmbar.

Insgesamt präsentiert sich der Starward Ambassador Edition als ein sehr voller und facettenreicher Whisky, der sein Rotweinfass nicht verleugnet, jedoch nicht von diesem dominiert wird.

Bester Rum des Jahres 2023: Clarendoni

Der Clarendon & Caroni 1997/2023 – auch bekannt als „Clarendoni“ – von Whiskysponge und Rumsponge ist eine außergewöhnliche Special Edition, die sich als unser Rum des Jahres herauskristallisiert hat. Dieser 25-jährige Blend, eine 50/50-Mischung aus einem Einzelfass-Rum aus Clarendon von 1997 und einem gleich großen Anteil aus einem Fass Caroni von 1997, zeigt die Kreativität in der Rum-Branche. Beide Fässer hatten über 20 Jahre tropische Reifung.

Nur 95 Flaschen dieser außergewöhnlichen Mischung wurden hergestellt. Die Kombination der intensiven Charakteristiken der beiden Rumsorten aus Jamaika und Trinidad, die durch die lange tropische Reifung verstärkt werden, schafft ein unverwechselbares und wunderbar komplexes Profil. Diese Mischung vereint die tiefen und intensiven Noten der heißen Klimazonen und bietet ein Erlebnis, das sowohl verwirrend als auch faszinierend ist. Mit einem Preis von 549 Euro für 0,7 Liter spielt der Clarendoni ​​natürlich in der oberen Liga.

Clarendoni

Bester Rhum Agricole 2023: Rhum J.M. Wu Dram Clan 2015

Der Rhum J.M. Wu Dram Clan 2015 verdient sich den Titel als Rhum Agricole des Jahres mit Bravour. Dieser 8-jährige Rhum, abgefüllt in Fassstärke mit 53,3% Alkohol und limitiert auf nur 294 Flaschen, ist ein echtes Meisterwerk. Er öffnet mit einem Bouquet aus dunklen Früchten, Holzlack, Klebstoff, gerösteten Nüssen und würziger Bergamotte. Hinzu kommen perfekt eingebundene Vanille, gerösteter Zucker und schwere florale Lavendelaromen. Am Gaumen überzeugt er mit dunkelfruchtigen Aromen und einer reichen Vanillenote, begleitet von einer tollen Süße und leichter Bitterkeit von Walnüssen und Kakao. Der lange, süß-vanillige Abgang, der an Gebäck erinnert, macht ihn zu einem perfekten Begleiter für die Jahreszeit und zu einer außergewöhnlichen Entdeckung in der Welt der Rhum Agricoles. War dann aber auch schnell vergriffen.

Gin des Jahres 2023: Rutte Cask Strength Genever

Okay okay, streng genommen ein Genever. Aber wollen wir zum Ende des Jahres mal nicht so streng sein. Der Rutte Cask Strength Genever hat sich in diesem Jahr als unser Gin des Jahres behauptet. Diese Nische der Spirituosenwelt überschreitet mutig die Grenzen zwischen Whisky und Genever. Michiel Wigman, ein renommierter Whisky-Liebhaber und -Bottler aus den Niederlanden, hat zwei exklusive Genever von Rutte in Fassstärke ausgewählt und auf den Markt gebracht, die jeweils nur in einer streng limitierten Auflage von 55 Sets verfügbar sind.

Einer der Genever ist traditionell ausgerichtet, mit Extrakten von Bockshornklee, Johannisbrot und Wacholder, während der andere mutiger interpretiert ist, mit Aromen von Zitrone, Kardamom und schwarzem Johannisbeerdestillat. Die Brennmeisterin Myriam Hendrickx hat die letzten Überreste eines 14 Jahre alten, vor zehn Jahren abgefüllten Malzbrands aus der Ära von John Rutte, dem ehemaligen Eigentümer und Brennmeister von Rutte, in beiden Genevern verarbeitet. Dies macht 20 Prozent der Gesamtmenge aus, während die restlichen 80 Prozent aus einem Mix aus Single Malt und Single Oat bestehen, beide jeweils 5 Jahre alt. Das fanden wir spannend und allein aufgrund der Rarität erwähnenswert.

Etikett

Überraschung des Jahres 2023: Ron Cristobal 151

Der Ron Cristobal 151 hat sich als Überraschung in der Welt der Hochprozenter entpuppt. Mit seinem kraftvollen Alkoholgehalt von 75,5 Volumenprozent bietet dieser R(h)um aus der Dominikanischen Republik ein tolles Geschmackserlebnis. Die Nase erinnert mich an die gefärbten Demerera-Rums: Dörrpflaume, Karamell, Nüsse und Vanille. Etwas Holz und auch dezent pflanzliche Aromen. Und das alles sehr intensiv. Den Alkohol kann man natürlich nicht leugnen. Auch am Gaumen dann Dörrpflaume, getrocknete Dattel, gebrannter Zucker, Vanille, grüne, pflanzliche Aromen und Melasse. Der Rum schmeckt intensiv und vollmundig mit einer dicken Textur. Die Alkoholeinbindung ist mittelmäßig, man spürt ihn definitv sehr intensiv. Ein, wie ich finde, lohnenswerter Overproof-Rum, der auch hervorragend in einer Bar genutzt werden kann, denn so einige Tikiklassiker verlangen nach einem Rum der ein ähnliches Profil aufweist. Er bringt unerwartete Aromen mit und wird seine Liebhaber finden. Und das zu einem sehr guten Preis.

Brand/Geist des Jahres

Als Matthias Sievert alias Spiritus Rex auf seinen Kanälen verkündete das er nach vielen Experimenten endlich einen Geist von der Haselnuss in die Flaschen gebracht war ich natürlich sofort angefixt. Ich liebe einfach Haselnussgeist. Also habe ich ihn sofort bestellt. Wie immer bei Spiritus Rex wurden nur die besten Haselnüsse verwendet. Drei Reisen in den Piemont – wo man bekanntermaßen die besten Haselnüsse findet -, drei Jahre Experimentieren und das Lesen einer Doktorarbeit waren notwendig, um dieses Ergebnis in die Flasche zu bannen.

Die Besonderheit liegt in der Art der Röstung. Um möglichst viele Aromen aus der Nuss zu lösen wurde ein Röstcuvee zusammen gestellt, das aus drei Teilen bestand, die mit verschiedenen Temperaturen geröstet wurden. Diese Chargen wurden dann einzeln mazeriert und anschließend destilliert. Am Ende wurden die Teile miteinander verblendet. Das hat natürlich seinen Preis, dafür wurde ich mit einem wunderschönen Haselnussgeist belohnt. Aromatisch bietet er eher weniger von den typischen Nutellaaromen, sondern tatsächlich ausgeprägt nussige Aromen und eine ganz subtile röstige Bitterkeit in die Nase und an den Gaumen. So natürlich habe ich die Haselnuss vorher noch nie im Glas gehabt.

Sonstige Spirituose des Jahres 2023: Christian Drouin 19 Jahre Foursquare Angels Calvados

Unser Titel für die sonstige Spirituose des Jahres geht an den außergewöhnlichen Christian Drouin 19 Jahre Foursquare Angels Calvados mit 46,8% Alkoholgehalt. Dieser bemerkenswerte Calvados stammt aus einer Brennerei in der Normandie, die für ihre experimentierfreudige Herangehensweise bekannt ist. Aus den Äpfeln des Pays d’Auge wurde zunächst Cider gewonnen, welcher dann von einer langen Lagerung profitierte. Was diesen Calvados besonders macht, ist sein 17-monatiges Finishing in Rumfässern der Foursquare Distillery aus Barbados. Dies verleiht ihm interessante geschmackliche Nuancen. Mit dunklen Farbnuancen und einem reichen, fruchtigen und süßen Profil, das Bratäpfel, braunen Zucker und dunkle Schokolade umfasst, ist dieser Christian Drouin 19 Jahre Foursquare Angels Calvados ein echtes Highlight und verdient voll und ganz die Aufmerksamkeit, die er genießt.

Drouin Foursqaure

Experiment des Jahres 2023: Wagemut Fasssprache

Begeistert hat uns das Projekt „Fasssprache“ von Nicolas Kröger, welches zugleich unser Experiment des Jahres ist. Indem er den konventionellen Angang herausfordert, der sich fast ausschließlich auf die Verwendung von Eichenholz zur Fasslagerung stützt, hat Kröger mit seinem Team einen kreativen Schritt gewagt. Sie experimentierten mit 15 verschiedenen, sortenreinen Hölzern, um darin jeweils den gleichen Basis-Rum aus Trinidad zu reifen – die Bandbreite reichte von Maulbeere über Mizunara bis hin zu Birne und Walnuss. Das brachte nicht nur völlige neue Geschmacksprofile zutage, sondern öffnete uns auch den Horizont. Schließlich ist es immer spannend, den Reifeprozess und die Geschmacksentwicklung in der Spirituosenherstellung besser zu verstehen – und in dieser Hinsicht hat das Projekt „Fasssprache“ ganze Arbeit geleistet.

Wagemut Fasssprache

Aperitiv des Jahres 2023: Jojo Wein Aperitif

Der Jojo Wein Aperitif, kreiert von Hansi Reisetbauer Junior und Johanna Markowitsch, hat sich als unser Aperitif des Jahres durchgesetzt. Er ist eine Komposition der österreichischen Nachwuchsgeneration und stellt eine spannende Symbiose aus Tradition und Innovation dar. Für den Jojo werden ausschließlich Rotweintrauben der Familie Markowitsch verwendet, die zu einem Rosé-Weinaperitif gepresst werden. Dieser wird dann mit einem Damaszener-Rosen-Gin aus Eigenkreation der Familie Reisetbauer verblendet, was dem Aperitif seinen ganz eigenen Geschmack verleiht. In der Nase hat man blumige Noten von Rosenblüten, Grapefruit und Orangenblüte, während am Gaumen Anklänge von aromatischem Wein und getrockneten Kräutern im Abgang zu spüren sind. Toll!

Jojo Aperitiv

Likör des Jahres 2023: Dry Curacao Yuzu von Pierre Ferrand

Vorgestellt haben wir den Dry Curacao Yuzu von Pierre Ferrand bereits im vergangenen Jahr. Dieses Jahr kam die limitierte Edition jedoch erst in den Handel. Und was sollen wir sagen: In der Home-Bar hat uns dieser Likör genauso prima gefallen wie seinerzeit auf der Messe. Und er hat sich beim Herummixen als willkommene Abwechslung zum klassischen Dry Curacao herausgestellt, der ja gewissermaßen die Baseline der Mai-Tai-Szene ist. Mit einigen Rums harmoniert die Yuzu-Variante unserer Meinung nach sogar viel besser. Probiert ihn definitiv mal aus.

Ferrand Dry Curacao Yuzu Late Harvest

Unser Cocktail des Jahres 2023: Naked & Famous

Der Naked & Famous wurde von „The Spirits Business“ zum Drink des Jahres ernannt. Eine Wahl, die wir vollends nachvollziehen können. Der Drink ist eine faszinierende Mischung aus gleichen Teilen Mezcal, gelbem Chartreuse, Aperol und frischem Limettensaft und überzeugt mit seiner perfekten Balance und seinem einzigartigen Charakter. Kräftig, süffig und instagrammable. Mehr zur Hintergrundgeschichte und zum Rezept des Naked & Famous findet ihr hier.

Naked & Famous Cocktail

Abfüller des Jahres 2023: Swell de Spirits

Swell de Spirits, gegründet von Michael Barbaria, hat sich als unser Abfüller des Jahres etabliert, und das aus gutem Grund. Als unabhängiger Abfüller konzentriert sich das Unternehmen auf die besten Whiskys, Rumsorten und Cognacs. Durch ihre Fokussierung auf Einzelfass-/Fass-Picks von bester Qualität hat Swell de Spirits einige hervorragende Ausdrucksformen herausgebracht, die sich auch mal durch Ecken und Kanten auszeichnen. Die Vielfalt und Qualität der Produkte von Swell de Spirits, von Single Casks über Liköre, Calvados bis hin zu altem Armagnac, demonstrieren die Fähigkeit, Tradition mit modernen Ansätzen zu verbinden. Und das bei einer durchgängig hohen Qualität. Und dann auch noch die Etiketten! Wunderschön gestaltet, mit kleinen Details, die es sich zu entdecken lohnt. Allein die Bilder zeugen von der Leidenschaft und dem Engagement von Michael Barbaria für großartige Spirituosen. All das macht Swell de Spirits zu unserem Abfüller des Jahres.

Swell de Spirits Flashback Series

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