Chartreuse, der weltberühmte Kräuterlikör, hergestellt seit Jahrhunderten von den Kartäusermönchen in Frankreich, wird knapper. Diese Nachricht ging wie ein Donnerhall durch die Barwelt. Immerhin ist der grüne Likör eine wichtige Zutat für zahllose Cocktails, etwa den „Naked and Famous“ oder den „Last Word“.

Grund für die Produktionsdrosselung ist der Klimawandel. Die höheren Temperaturen und die Trockenheit würden es immer schwieriger machen, die 130 für das Rezept benötigten Pflanzen zu finden, erklärte Dom Dysmas, Prior der Grande Chartreuse und der 74. Nachfolger des heiligen Bruno an der Spitze des Kartäuserordens. Um den Bedarf zu decken und gleichzeitig neue Projekte zu entwickeln, müsste man mehr als doppelt so viele Pflanzen anbauen. Das sei jedoch nicht möglich.

Aber kein Grund zur Sorge. Denn es gibt viele andere gute Kräuterliköre auf dem Markt, die als Alternative zu Chartreuse dienen können. In diesem Artikel werden wir einige der besten Alternativen vorstellen.

Wozu überhaupt Kräuterliköre?

Kräuterliköre haben häufig nicht das beste Image. Zu Unrecht. Denn sie sind das Herzstück einiger exzellenter Cocktails. Sie fügen nicht nur Tiefe und Komplexität hinzu, sondern auch ein gewisses Überraschungselement. Mit ihren vielschichtigen Aromen – von süß bis bitter, von Zitrus bis Erde – können sie einen Drink völlig drehen (twisten) und ihm einen neuen Charakter verleihen. In den Händen eines versierten Barkeepers kann ein Kräuterlikör den Unterschied ausmachen zwischen einem durchschnittlichen Cocktail und einem, der in Erinnerung bleibt.

Hinzu kommt: Hinter vielen dieser Liköre, wie dem grünen Chartreuse, stecken jahrhundertealte Geschichten. Diese Spirituosen tragen das Erbe von Mönchen, Alchemisten und Botanikern in sich und verkörpern historische Handwerkskunst. Das gibt Bartendern die Möglichkeit, nicht nur einen Drink zu servieren, sondern auch eine Geschichte zu erzählen. Nicht nur einmal habe ich an einem Tresen den Dialog aus Quentin Tarantinos „Death Proof“ gehört:

„Ist das ein leckeres Getränk, oder ist das ein leckeres Getränk?!“ 

„Was zum Teufel ist das?!“ 

„Chartreuse, der einzige Likör, der so gut ist, dass man eine Farbe nach ihm benannt hat.“

ZZ Top, die Rocker mit den langen Bärten und dunklen Sonnenbrillen, haben dem Kräuterlikör sogar einen eigenen Song gewidmet. Der wiederum inspirierte den Bartender Sascha Geiersberg im Februar 2020, den Drink „Turn Me Loose“ zu entwickeln. Benannt nach einer Zeile aus eben jenem Song. 

Strega: Italiens goldener Kräuterzauber

Inmitten von Italien, genauer der kleinen Stadt Benevento, verbirgt sich das Geheimnis von Strega, einem goldschimmernden Kräuterlikör, der seit 1860 die Gaumen von Genießern weltweit erfreut. Strega, was auf Italienisch „Hexe“ bedeutet, ist nicht nur durch seinen Namen von Mystik umgeben, sondern auch durch seine Herkunft: Die Legenden erzählen von Hexen, die sich im Mittelalter in Benevento trafen und diesen Likör als Elixier der Liebe und Langlebigkeit kreierten. Nunja.

Wie bei Kräuterlikören üblich ist auch das Rezept von Strega nicht öffentlich. Bekannt ist jedoch, dass mehr als 70 verschiedene Kräuter und Gewürze aus der ganzen Welt verwendet werden. Zu den bekanntesten Zutaten gehören Wacholder, Minze, Myrrhe, Fenchel und Zimt. Nach der Mazeration und Destillation wird der Alkohol mit Safran versetzt, was dem Likör seine charakteristische goldene Farbe verleiht.

Historisch gesehen wurde Strega oft pur als Digestif getrunken, ein Brauch, der in vielen italienischen Haushalten bis heute fortbesteht. Doch in der Welt der Cocktails hat sich Strega mit seinen 40 Volumenprozent als vielseitige Zutat etabliert, die sowohl klassische als auch moderne Drinks bereichern kann. 

Alberti Strega Liquore, 3104, 1er Pack (1 x 700 ml)
  • Ideal zum Verschenken und selbst genießen
  • Kräuterlikör

Sein süßes und doch kräuterintensives Profil macht ihn zu einer ausgezeichneten Alternative zu anderen Kräuterlikören wie dem grünen Chartreuse. Strega bietet eine subtile Süße, gepaart mit einem warmen, würzigen Unterton, der Tiefe und Komplexität in jeden Drink bringt. Für Barkeeper, die nach einer einzigartigen Note in ihren Kreationen suchen, ist Strega ein unschätzbares Werkzeug. Hendrik experimentiert auch gerne mit Strega und hat damit etwa diesen Drink entwickelt. Probiert ihn gerne einmal aus und schickt uns Feedback!

Sein komplexer Geschmack und die goldene Farbe machen Strega zu einer beliebten Zutat in der Barwelt. Egal, ob er in einem Tiki-Drink oder als Ersatz in einem klassischen Last Word verwendet wird, Strega bringt eine spezielle Note in jeden Cocktail. Preislich liegt Strega auch im Rahmen: Eine 0,7-Liter-Flasche kostet um die 20 Euro.

La Gauloise: Das französische Kräuterelixier

La Gauloise ist ein französischer Kräuterlikör mit Wurzeln in der Region Périgueux in Frankreich. Wie Chartreuse wird auch La Gauloise aus einer Mischung verschiedener Kräuter hergestellt. Diese Kräuter werden mazeriert, um den Likör mit seinem einzigartigen Aroma zu versehen. Preislich ist man hier im Premiumrahmen: 0,7 Liter des Kräuterlikörs kosten um die 40 Euro.

Nicht gerade günstig. Aber man bekomme feinste Qualität für sein Geld, findet man jedenfalls im Le Lion: „Er ist keine Kopie. Aber vom gleichen Schlag“, schrieb Barbesitzer Jörg Meyer auf Facebook. Er komme mit einem Hauch weniger Alkohol aus (48 Prozent versus 55 Prozent beim Chartreuse), liefere aber vor allem „feine Aromen am Rand. Das gefällt uns unglaublich gut“. Unterschätzt sei diese Spirituose, so die Hamburger Edeltränke. „Uns unbegreiflich, warum wir erst jetzt La Gauloise kennen und lieben gelernt haben.“

La Gauloise Verte
  • Der La Gauloise Verte setzt sich aus Alkohol, feinem Brandy, Zucker und aromatischen Pflanzen wie Angelikawurzel,...
  • In der Nase besitzt er kräftige Noten von süßen Gewürzen und Pfeffer.

Wir haben das zum Anlass genommen und La Gauloise auf dem Bar Convent Berlin 2023 im Direktvergleich mit Chartreuse probiert. Und auch wir müssen sagen: toller Kräuterlikör, elegant und dennoch würzig. Das Geschmacksprofil ist schon anders als beim originalen Chartreuse, aber mit etwas Feintuning kann man damit ebenso tolle Cocktails kreieren.

Benedictine: Süßer Chartreuse-Ersatz

Benedictine ist ebenfalls ein interessanter Ersatz für grünen Chartreuse. Der Kräuterlikör wird aus 27 verschiedenen Kräutern und Gewürzen hergestellt und hat eine tiefe Bernsteinfarbe sowie ein komplexes Aroma. Ursprünglich von Benediktinermönchen in Frankreich kreiert, zeichnet sich Benedictine durch seinen würzigen Geschmack aus.

La Gauloise Verte
  • Der La Gauloise Verte setzt sich aus Alkohol, feinem Brandy, Zucker und aromatischen Pflanzen wie Angelikawurzel,...
  • In der Nase besitzt er kräftige Noten von süßen Gewürzen und Pfeffer.

Mit seinen Honig-Aromen ist er etwas süßer und ähnelt eher dem gelben Chartreuse, er kann jedoch in Cocktails verwendet werden, die einen Kräuterlikör wie grünen Chartreuse benötigen. Der Preis liegt bei unter 20 Euro für eine 0,7-Liter-Flasche.

Cocktail-Ideen mit Kräuterlikören

Ihr habt euch eine Flasche Chartreuse oder eine der Alternativen gesichert. Nun, hier sind drei Cocktailrezepte, die diese Liköre ins Rampenlicht rücken.

Strega Sour

Der Strega Sour – hier weiß man schon anhand des Namens, was einen erwartet. Erstmals vorgestellt wurde der Cocktail in den 70er Jahren im „Playboy’s Host & Bar Book“, damals erschien er jedoch ohne Süßungsquelle und ziemlich herb. Tristan Willey aus der Long Island Bar in Brooklyn hat den Drink etwas ausgearbeitet und dem Rezept einen Hauch von Honigsirup hinzugefügt, um das Ganze etwas gefälliger zu machen.

Zutaten: 

  • 50ml London Dry Gin 
  • 25 ml Zitronensaft 
  • 10ml Strega 
  • 15ml Honigsirup 

Garnierung: Zitronenscheibe 

Zubereitung: Alle Zutaten in einen Shaker mit Eis geben. Kräftig schütteln, bis der Shaker beschlägt. In eine gekühlte Coupette abseihen. Mit einer Zitronenscheibe garnieren.

Turn me Loose

„Turn Me Loose“ – Vergiss alles, was du über eindimensionale Wodka-Drinks zu wissen glaubst. Sascha Geiersberg hat im Le Lion bewiesen, dass Wodka weit mehr kann als nur im Hintergrund dafür zu sorgen, dass man allmählich betrunken wird. Im Februar 2020 entwickelte er gemeinsam mit Stammgast Flo, seines Zeichens ZZ-Top-Fan, den „Turn Me Loose“

Zutaten:

  • 50 ml Vestal blended Potato Vodka
  • 25 ml Chartreuse Jaune
  • 25 ml frischer Limettensaft
  • 5 bis 10 ml „Läuterzucker“ (nach Geschmack)
  • 3 Dash Peychaud’s Bitters

Zubereitung:

Alle Zutaten mit viel Eis in den Shaker geben. Kräftig schütteln und durch den Strainer ins Glas gießen. Sascha empfiehlt eine Mischung aus knackig gefrorenen Eiswürfeln und grobem Nugget-Eis, um den Drink extra kalt zu machen. Locker machen, Song starten und Cheers!

Last Word

Der „Last Word“ ist ein Cocktail, der die Zeiten überdauert hat. Ursprünglich um 1915 im Detroit Athletic Club serviert, wurde dieser Drink kurz vor Beginn der Prohibition von einem Barkeeper namens Frank Fogarty kreiert. Mit einer Mischung aus Gin, grünem Chartreuse, Maraschino-Likör und frischem Limettensaft war der „Last Word“ ein Getränk, das sich in der Gesellschaft durchsetzte, jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geriet.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde der „Last Word“ wiederentdeckt. Murray Stenson, damals im Zig Zag Café in Seattle tätig, stolperte über dieses gleichmäßige Klassiker-Rezept. Er mixte den Drink für seine Kunden, und von da an verbreitete sich der „Last Word“ in Cocktailbars im ganzen Land. Bekannt für seine perfekte Balance aus süßen, sauren und kräuterigen Aromen, wurde er zu einem Muss in jeder Bar.

Zutaten:

  • 20 ml Gin
  • 20 ml grüner Chartreuse
  • 20 ml Maraschino-Likör
  • 20 ml frischer Limettensaft

Zubereitung:

Alle Zutaten in einen Shaker mit Eis geben. Kräftig schütteln. In ein gekühltes Glas abseihen. Sofort servieren und genießen.

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