Was ist das nächste große Ding? Diese Frage stellen sich naturgemäß fast alle Hersteller. Schließlich ist nichts teurer, als einen Trend zu verpassen oder gar aufs falsche Pferd zu setzen. Doch manchmal lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit mehr als ein Blick in die Glaskugel. So wie beim Hamburger Bartender und Barbetreiber Jörg Meyer („Bar Le Lion„, „Boilerman Bar“). Statt einen Crazy-neuen Gin zu entwickeln oder auf der Korn- oder Wermut-Welle mitzudürfen entwickelte er vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit De Kuyper Royal Distillers den Dutch Cacao. Beziehungsweise „Dutch Cacao Crème de Cacao White“, so der vollständige Name. Denn der kleine Nachtrag ist die eigentliche Besonderheit dieser Flasche. Aber der Reihe nach.

Dutch Cacao im Dauertest

Manchmal ist die anfängliche Begeisterung für eine neue Spirituose oder einen fancy Sirup groß. Doch nach ein paar Mixing-Sessions stellt man ernüchtert fest, dass das neue Produkt zu speziell ist und in nur wenige Drinks passt. Diese Flaschen rücken naturgemäß über kurz oder lang in den hinteren Bereich der Home Bar.

Der Dutch Cacao ist zum Glück keine dieser Flaschen.

Hendrik und ich benutzen ihn seit mehr als 2 Jahren im Dauertest. Und Dauertest bedeutet in unserem Fall: Wir haben bereits die fünfte Flasche angebrochen. Denn wie sich herausstellte, ist der Dutch Cacao eine süße Allzweckwaffe am Tresen. Er passt vorzüglich zu klassischen Cocktails als auch zu Tiki-Drinks (viele von uns getestete Rezepte findet ihr am Ende dieses Artikels).

Wir müssen sogar zugeben, ihn bereits mehrfach als Alternative für Zuckersirup verwendet zu haben. Mal aus Bequemlichkeit, weil die Flasche griffbereit stand. Mal um eine zusätzliche Geschmacks-Ebene in den Drink zu bringen oder einen Hauch mehr Glamour. Ein wenig dekadent, zugegeben. Aber wie heißt es so schön: Nobel geht die Welt zugrunde. Für die Süßmäuler unter euch: Dutch Cacao schmeckt sogar auf Eis und mit Mascarpone. Gefühlt kann man es an alles rankippen und es wird besser, was gefährlich ist, weil die Flasche mehr als 30 Euro für 0,7 Liter kostet.

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  • Diese einzigartige Spirituose wird aus einem eleganten Blend hergestellt
  • Zweifach destillierte, geröstete Criollo Cacao Bohnen von der Insel Java in Indonesien werden mit bester Vanille aus...

Die Entwicklung von Dutch Cacao

Doch wieso kam Jörg Meyer überhaupt darauf, ausgerechnet den Dutch Cacao zu entwickeln? Schließlich ist ein Creme de Cacao keine besonders aufregende Zutat. Ich würde sagen: Genau deshalb. Schließlich ist Kakaolikör bzw. Crème de Cacao Bestandteil vieler Cocktail-Klassiker. Und wenn sie im Le Lion eines können, dann die Klassiker in ein neues Gewand stecken – oder zumindest das alte so hübsch zurechtmachen, dass man es lieber mag als all die neuen schicken Teile. Vielleicht sollte ich die Löwen auch mal an meinen Klamottenschrank lassen? Aber ich schweife ab.

Die Geschichte des Dutch Cacao nahm ihren Anfang vor einigen Jahren. Mark de Witte, CEO von De Kuyper, fragte ihn, ob er sich nicht vorstellen könne, gemeinsam mit den Master Destillateuren von De Kuyper einen Likör für Bar- und Cocktail-Liebhaber zu entwickeln. Konnte er.

Meyer ging es nach eigenen Angaben darum, eine „verlorene“ Zutat wiederzubeleben, die man regelmäßig für klassische Cocktails benötigt, aber nicht in Premium-Qualität verfügbar ist. Am Ende entschied er sich für einen Crème de Cacao blanc.

„Crème de“ ist mehr als nur ein simpler Likör. Es ist die Komprimierung des Geschmacks. Eine Besinnung auf das Wesentliche. Die Aromen werden gebannt in jede Menge Zucker. 400 Gramm pro Liter sind keine Seltenheit. Und „blanc“, weil er transparent ist – ein Kakaogeschmack ohne Farbe.

Die Herstellung von Dutch Cacao

Jörg Meyer entwickelte die Idee, Henk-Jan Schouten von De Kuyper setzte sie um: Auf einer 1000 Liter Holstein Brennanlage destillierte er Criollo Cacao aus Java. Dafür werden die Kakaobohnen zunächst über Nacht in Neutralalkohol mazeriert, anschließend wird destilliert. Ergebnis: ein transparentes Cacao-Destillat. Das landet erneut im Brennapparat, der Kakaobrand wird erneut mit Kakaobohnen über Nacht mazeriert. Doppelt hält ja bekanntlich besser. Wieder destillieren. Weil mehr zwar nicht immer besser ist, bei Destillaten aber in der Regel schon.

Anschließend wird mit Wasser verdünnt und holländischer Rübenzucker hinzugegeben. Um genau zu sein: Der Zuckergehalt liegt bei 224 Gramm pro Flasche. Fast ein Drittel Zucker, Wahnsinn, werden sich jetzt einige denken. Aber wie bereits erwähnt: „Crème de“ enthalten auch gerne einmal 400 Gramm Zucker. Dutch Cacao kommt somit mit deutlich weniger Zucker aus als andere Produkte.

  • Rutte Dutch Cacao Etikett
  • Rutte Dutch Cacao Deckel
  • Rutte Dutch Cacao De Kuyper

Zum Schluss wird gewürzt: Etwas weniger als 1 Prozent eines sehr intensiven Batavia Arrack werden hinzugegeben. Master-Distillerin Myriam Hendrickx fügt ein Zimt-Destillat aus Sri Lanka hinzu. Zum Schluss wird alles mit Henk-Jans Vanille-Infusion veredelt. Dafür infusioniert er Neutralalkohol mehrere Wochen mit indonesischen Vanilleschoten. Das Ergebnis ist Dutch Cacao, eine Melange aus einer klaren Idee, versiertem Handwerk und exotischen Zutaten.

Abgefüllt wird er übrigens in einer formschönen, dunklen Flasche, die fast ein wenig zu opulent wirkt, aber allein optisch fraglos Lust auf Schokolade macht. Die farbliche Gestaltung weckt bereits gewisse Assoziationen von Schokolade – obwohl die Flüssigkeit darin klar aussieht wie Zuckersirup. Crème de Cacao White eben.

Und was stellt man mit der Flasche nun an? Höchste Zeit für etwas Inspiration.

Dutch Cacao in Cocktails

Cocoa Puff Smash

Zugegeben: Ich wäre nie auf die Idee dieses Drinks gekommen. Gut, dass das bei Jörg Meyer nicht der Fall war. Er stellte mir eines Abends diesen Drink hin. Und was soll ich sagen? Hört auf Jörg.

  • 50 ml Chartreuse Verte
  • 25 ml Dutch Cacao
  • eine halbe Zitrone
  • 3 Minzzweige

Halbe Zitrone in kleine Stückchen schneiden und Minze im Shaker muddlen. Chartreuse und Créme de Cacao hinzufügen. Viel Eis dazu und kräftig shaken. In ein gefrostetes Tumbler-Glas doppelt auf Eiswürfel abseihen und mit Minze garnieren

Alexander

Die besten Drinks sind sehr simpel, und das gilt auch für den Alexander. Man nehme alle drei Zutaten im Verhältnis 1:1:1.

  • 30 ml Cognac
  • 30 ml Sahne
  • 30 ml Créme de Cacao

Alle Zutaten so lange mit Eis schütteln, bis der Cocktail angenehm kalt ist. Dann durch ein Sieb in ein vorgekühltes Glas abseihen.

White Grasshopper

Ein Klassiker, neu interpretiert mit den Spirituosen von Jörg Meyer und Salvatore Calabrese.

  • 30 ml Acqua Bianca
  • 30 ml Dutch Cacao
  • 30 ml Sahne
  • Deko: Minzzweig

Alle Zutaten auf viel Eis shaken und in ein vorgekühltes Glas abseihen. Mit Minzzweig dekorieren.

Golden Age

Diesen Cocktail hat mir einmal der US-Bartender Jim Meehan gemixt. Vereinfacht gesagt ist es eine um Kakao-Aromatik angereicherte Daiquiri.

  • 50 ml Banks 7 Rum
  • 25 ml Dutch Cacao
  • 25 ml Limettensaft
  • 5 ml Zuckersirup

Alle Zutaten shaken, finestrainen und mit einer Limettenscheibe dekorieren.

Winter Hopper

Beim Winter Hopper handelt es sich um eine leichte, zugänglichere Variante des klassischen Südstaaten-Drinks Grasshopper.

Mother Rum

Entwickelt wurde der Cocktail 2006 von Milo Rodriguez in der Bar Crazy Bear in London. Über seine Schöpfung sagte er gegenüber Difford’s, der Drink sei „warm und beruhigend, genau wie die Getränke, die meine Mutter gemacht hat.“

Summertime (Eigenentwicklung)

Diesen Drink habe ich für den Patrón Perfectionists Wettbewerb 2021 entwickelt und er hat es in die Top 30 Deutschland geschafft.

Habano 2.0

Der Cocktail ist ein kräftiger Dessertdrink und besteht nur aus drei Zutaten. Das Rezept stammt vom Hamburger Bartender Uwe Christiansen, wir haben es mit neuen Zutaten etwas adapatiert.

  • 50ml Eminente Rum
  • 20ml Dutch Cacao
  • 10 – 15ml DSM Johannisbeer–Buchu-Likör (alternativ: Cassislikör)
  • optional 1 Dash Kakaobitter

Cheers!

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