Von Sonntag bis Mittwoch drehte sich in der Bundeshauptstadt wieder alles um die flüssigen Freuden im Leben, denn es war wieder einmal Bar Convent Berlin. Vier Abende, hunderte Aussteller, tausende Besucher, zehntausende Drinks. Neue Kontakte und alte Bekannte. Wir mögen die Messe und verbrachten in diesem Jahr zwei volle Tage in den Hallen und Hotels. Hier sind einige unserer diesjährigen Highlights im Überblick (Reihenfolge rein zufällig).

Octomore-Tasting bei Reidemeister & Ulrichs

Getorfte Whiskys spalten uns beide: Ich (Christoph) mag gelegentlich einen guten Peated Whisky, Hendrik dagegen ist kein besonders großer Freund der rauchigen Malzbrände. Am Stand von Reidemeister & Ulrichs schauten wir uns zunächst die neuen Matusalem-Rums genauer an, als wir eine spontane Einladung für ein Octomore-Tasting bekamen. Und wenn man schon gefragt wird …

Die Whiskys von Octomore sind für ihre seeeeehr torfigen Aromen bekannt: Während die meisten Whiskys von Islay unter 50 ppm Torf haben, packt Octomore nochmal ein bis zwei Schippen drauf. Mit dreistelligen ppm-Werten gehören sie zu den torfigsten Whiskys der Welt.

Doch was soll man sagen: Whisky in Zahlen auszudrücken war schon immer schwierig und auch das wird den Octomores nicht gerecht. Ja, sie sind torfig. Sehr sogar. Und überzeugen uns doch mit teils außerordentlich komplexen Aromen. Wir probierten drei Varianten – Octomore 14.1, 14.2 und 14.3. Unser Highlight war der 14.2, der zwischen all dem Rauch mit schönen Fruchtnoten begeisterte. Das Tasting hat wirklich Spaß gemacht, vielen Dank Jörn und Enrico!

Stout rund um den Globus

Gleich zwei Whiskys mit Stout-Finish haben es uns dieses Jahr angetan – und geografisch könnten sie kaum weiter auseinander sein. Die erste Abfüllung war der Stauning Dirty Bastard, ein Whisky aus Dänemark mit Lagerung in Mezcal- und Stout-Fässern. Hier funktionieren die mineralischen Noten im Zusammenspiel mit den schokoladigen Aromen des Dunkelbierfasses wirklich sehr schön.

Ein reines Stoutfass (also ohne zusätzliches Mezcalfinish) fand sich bei Starward Whisky aus Australien. Die Abfüllung soll noch dieses Jahr nach Deutschland kommen. Wir haben schonmal probegetrunken und können sagen: Auch die macht Spaß, für Liebhaber der Marke definitiv einen Blick wert. Und natürlich auch für ale anderen Freunde des Whiskys.

Adriatico aus dem Grappa-Fass

Die Edel-Amarettos von Adriatico haben wir auch schon mehrmals im Blog vorgestellt. Alljährlich zum Bar Convent Berlin gibt es eine neue Sonderedition. Stand im letzten Jahr noch Caroni auf dem Etikett, ging es diesmal um eine Abfüllung mit Finish im Grappa-Fass. Grappa, richtig gelesen. Stand bei uns jetzt zugegeben nicht besonders weit oben auf der Fässer-in-denen-wir-gerne-mal-etwas-finishen-wollten-Liste. Doch was soll man sagen: Das Team hat einen sehr guten Riecher gehabt. Wunderbar fruchtige Aromen zwischen der Süße der gebrannten Mandeln, dazu ein seidige Mundtextur. Richtig runde Sache. Funktioniert wirklch wunderbar und wertet das Produkt deutlich auf. Würde ich gerne mal mit einem Morgenthaler Sour mixen.

Reisetbauers Genussmomente

Schraml Hühnerhaut Waffel

Wer regelmäßig unseren Blog liest, weiß, dass wir ein Faible für Obstbrände haben. Und hier ist der Name Hans Reisetbauer natürlich ein Statement. Vor zwei Jahren besuchten wir seinen Hof in Österreich und schauten uns gemeinsam mit Hans die einzelnen Produktionsschritte genauer an. Deshalb freuten wir uns sehr, als wir seinen Namen auf der Ausstellerliste entdeckten. Auf der Messe ging es um das Zusammenspiel von Schnäpsen und Fine Dining. Dazu holte man sich zur Unterstützung den von Michelin ausgezeichneten Koch Klemens Schraml. 6 Gänge, 6 Brände – das war ein tolles Erlebnis. Hier könnt ihr einen detaillierten Erfahrungsbericht nachlesen. Vielen Dank an Johann, Lukas, Andreas und das gesamte Team von Reisetbauer.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Eine Messe wäre ja nun einmal nichts ohne die Leute, die sie besuchen. Und so freuten wir uns über viele Wiedersehen, etwa mit Marcus Wolff von Borco, immer wieder klasse ihn zu treffen und seine extrem breite Range an spannenden Whiskys kennen zu lernen. Wir trafen auf der Messe auch Andre aus dem Imperii in Leipzig – der uns am Jägermeisterstand von einem Jägermeister Sour mehr als überzeugt hat -, Bert von Delicana Cachaca, Henning von Stauning, Lucas von Starward, Nina von 1423, Christoph aus dem Colonne Morris, Betty aus dem Chug Club und auch Myriam Hendrickx, mit der wir anlässlich des Redesigns von Cherry Heering lange und ausführlich sprachen, und dabei auch sehr tief in die Markenwelt von De Kuyper eintauchen konnten. Grüße auch an Phum, Ingrid, Yvonne, Marian, Jörn, Jörg, Andreas, Benny, Sebastian, Maik, Stefan, Karin, Raffaela, Karim, Tobias und viele mehr. Sorry, falls wir wen vergessen haben, aber uns hat es wirklich gefreut, euch alle an einem Ort zu sehen!

Senflikör der Preußischen Spirituosenmanufaktur

Senflikör der PSM

Ich hatte Mitte des Jahres von einer befreundeten Bloggerin gehört, dass sie auf einem Tasting der Preußischen Spirituosen Manufaktur aus Berlin war. Die Destillate und Liköre empfand sie als als gut bis sehr gut. Also warum nicht mal am Stand auf dem BCB vorbei schauen. Man fragte uns auch direkt, an was wir Interesse hätten. Wir fragten zurück, was denn besonders kostenswert wäre. Antwort: der Senflikör. Ich war sofort angefixt. Für den Senflikör wird der süßlich-scharfe, nussartige Geschmack der Senfsaat mit Noten von erdig-holzigem Kurkuma, Ingwer, Dill und ein wenig Essigsäure miteinander vermählt. Das Ergebnis schmeckt in meinem Augen total lecker. Ein bisschen wie Senfei, einer typischen Speise meiner Region. Gern hätten wir einen Hauch davon in einem Martini getestet, dies war aber vor Ort nicht möglich. Sehr schade, aber vielleicht folgt das ja noch.

Calvados aus dem Foursquare Cask

Dieser Calvados aus der Angels Reihe von Drouin wurde uns direkt am Anfang der Messe empfohlen und diesem Aufruf kamen wir bei der ersten Gelegenheit direkt nach. Hatten wir doch im letzten Jahr schon so gute Erfahrungen mit dem Hersteller sammeln dürfen. Der Calvados aus dem Caroni Cask wanderte auch kurz nach der Messe in meine Hausbar. Nun waren wir natürlich gespannt, wie sich die neueste Kreation schlägt. Klar, Foursquare ist mittlerweile etwas überpräsent, aber als Finish für einen Calvados klingt das doch schon irgendwie geil. Und so war auch das Ergebnis. Ein wanhsinnig gut gereifter Calvados, bei dem zunächst tatsächlich typische Foursquare-Aromen zuschlagen. Etwas Kokos, Vanille, leichte Würzigkeit und das alles eingebettet in passsendes Holz und einer schönen Apfelaromatik. Hat uns sehr gut gefallen.

Nerdtalk und toller Rum und Likör von Feller

Rum von Feller

Durch Zufall kamen wir am Mittwoch am Stand von Feller vorbei und da erinnerte sich Hendrik daran, dass er den Rum schon einmal probiert hatte, sich aber nicht richtig damit beschäftigt hatte. Und dann erinnerte sich der Destillateur des Unternehmens auch noch daran, dass wir uns auf dem letzten German Rum Festival schon einmal kurz begegnet sind. Also kamen wir ins Gespräch und starteten mit der weißen Variante, die mit 55% abgefüllt war, um den Grundrum kennen zu lernen. Danach entwickelte sich ein langes und tiefgründges Gespräch über Rum aus Deutschland, Fermentationszeiten, Ester und Fassreifungen, an dessen Ende wir noch einen Mandarinenbrand, also wirklich einen Brand (!), und zwei fantastische Liköre kennen lernen durften. Sollten wir (oder auch ihr, Handlungsempfehlung) mal in der Region Ulm unterwegs sein, gucken wir vor Ort vorbei. Denn alle Produkte, die wir gekostet haben, waren überzeugend. Die klare Philosophie ebenso!

Mehr vom diesjährigen BCB:

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Appleton 17 Year Old im Tasting: Wie eine Rum-Legende zurückkehrte

„Das war nur der Anfang“ – Wie Eminente kubanischen Rum wieder zum Durchbruch verhelfen will

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