Auf Kuba, wo die Sonne den Rhythmus des Lebens bestimmt und die Zuckerrohrfelder bis zum Horizont reichen, entstand vor einigen Jahren ein spannendes Projekt: Eminente Rum. Vertrieben wird der Rum hierzulande von LVMH. Den 7-jährigen Rum haben wir euch bereits im Blog hier und hier vorgestellt, rund um das German Rum Festival kam zudem eine besondere Edition in Fassstärke auf den Markt. Und spätestens da wurde klar: Beim kubanischen Rum passiert gerade etwas, das man im Auge behalten sollte.
Im Rahmen des Bar Convent Berlin 2023 wurde nun eine neue Abfüllung vorgestellt: der Eminente Gran Reserva. Es ist das neue Flaggschiff der Marke, reifte 10 Jahre und bekam zudem ein Finish für drei Monate in französischen Eichenfässern. Anlässlich der neuen Abfüllung trafen wir Master Blender Cesar Martí zum Interview in Berlin. Wir wollten von ihm wissen, was die Idee hinter dem Eminente Gran Reserva ist, welche Pläne er mit der Marke hat und ob es ihn eigentlich stört, dass Rum aus Jamaika oder Barbados meist im Rampenlicht steht.
Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit
César Martí ist der jüngste kubanische Maestro Ronero Kubas. Und er hat eine Mission: Er will den kubanischen Rum, der zuletzt irgendwo zwischen Tradition und Vergessenheit schlummerte, wieder zum Glänzen bringen. „Der Charakter von Eminente soll eine Erinnerungskultur an die Aguardientes aus Kuba sein, die Ende des 19. Jahrhunderts auf die Welt kamen“, sagt Marti im Gespräch mit uns.
Aguardiente. Diesen speziellen Fachbegriff muss man kennen, wenn man über Eminente Rum redet. Am ehesten kann man das mit dem brasilianischen Cachaca oder Rhum Agricole vergleichen, denn die Basis für Aguardiente ist frischer Zuckerrohrsaft und nicht Melasse, woraus Rum normalerweise gewonnen wird. Die Zuckerrohr-Destillate sind also besonders reich an Aromen und werden zunächst mit einem Alkoholgehalt von 75 Volumenprozent destilliert.
Meist wird Aguardiente in Kuba ohne Fasslagerung mit einem vergleichsweise geringen Alkoholgehalt abgefüllt. Aber natürlich gibt es auch komplexe, gelagerte Aguardientes. Jene für die Eminente-Rums erhalten eine erste Reifung in ehemaligen Whiskyfässern, im Anschluss werden sie mit einem milden kubanischen Rum, der einen Alkoholgehalt von 95 Volumenprozent aufweist, geblendet und nachgereift.
Diese Methode stellt eine Brücke zwischen der historischen Rum-Herstellung Kubas und modernen Techniken dar, und bringt gleichzeitig eine Hommage an die traditionellen Aguardientes, die eine wichtige Rolle in der Geschichte und Kultur der kubanischen Spirituosen spielen. Martí bezeichnet sie als „Kulturgut Kubas“.
Jene Aguardientes sind es auch, die den Unterschied zu populären kubanischen Marken wie etwa Havana Club machen. Diese Rums werden Komplett aus Melasse hergestellt. Die meisten von euch kennen den spanischen Stil. Vanille und Holz, sehr solide, aber wenig aufregend. Eminente wählt also einen anderen Angang. „Das Besondere im Vergleich zu Marken wie Havana ist der hohe Anteil von Aguardientes. Beim Gran Reserva sind es 80 Prozent“, erklärt Martí. „Wir haben fünf Jahre getüftelt, um einen Blend dieser Klasse zu kreieren.“
Für die Erstausgabe der neuen Gran-Reserva-Reihe wurden übrigens Aguardientes verwendet, welche in einem sehr trockenen Keller gelagert wurden. Dadurch verdunstete der Wasseranteil schneller als den Alkohol. Das erklärt auch den etwas höheren Alkoholgehalt von 43,5 Volumenprozent.
Ein neues Kapitel für kubanischen Rum
Mit dem Eminente Gran Reserva, einem 10 Jahre gereiften Rum, will der Rum-Maestro ein neues Kapitel aufschlagen. Die Partnerschaft mit LVMH habe ihm dabei Türen geöffnet, erzählt er im Interview mit uns. „Dadurch habe ich Zugriff auf spannende, noch frische Fässer“, erzählt er begeistert. Die Fässer, in denen der Rum seinen letzten Schliff erhält, sind ein Ergebnis dieser Kooperation. Doch es werden nicht ausschließlich Fässer von LVMH verwendet. Vielmehr setzt man auf eine Kombination alter und neuer Fässer.
Bei Rum-Liebhabern haben kubanische Rums trotz der Bemühungen der vergangenen Jahre immer noch einen vergleichsweise schweren Stand. Hier haben es Rums aus Jamaika, Guyana oder Barbados immer noch leichter. Doch darauf angesprochen zeigt sich Martí entspannt: „Ich finde es gut, dass es solche Unterschiede gibt. Sie bewegen die Produzenten dazu, sich ständig neu zu erfinden und nicht auf der Stelle zu treten.“
Der Gran Reserva erscheint zunächst in einer limitierten Auflage. Dass es eine zweite Edition geben soll, ist bereits beschlossene Sache. Und auch, dass sich bei dieser bestimmte Punkte verändert könnten – etwa das Finish. „Dafür könnten verschiedene Fässer verwendet werden,“ so Martí. „Auf diese Weise soll sich das Produkt Gran Reserva immer wieder neu erfinden.“
„Eine neue Ära des kubanischen Rums“
Martí hat sein gesamtes Leben dem kubanischen Rum gewidmet. Das Handwerk lernte er bei seinen Großeltern, nach seinem Studium wurde er der jüngste Maestro Ronero Kubas. Bis heute ist er der Einzige, der diesen Status nach nur 9 Jahren erreichte.
Für ihn ist der Eminente Gran Reserva ein erster Schritt in die neue Ära des kubanischen Rums. Sie zeichnet sich durch naturbelassene und natürliche Produktion aus, fernab von Zucker und Zusätzen, wie sie bei anderen karibischen Herstellern üblich sind. Während in manchen Rums allen Transparenzoffensiven zum Trotz das halbe Periodensystem zum Einsatz kommt, schwört man bei Eminente auf Ehrlichkeit und kubanische Handwerkskunst.
Nachdem man mit dem 7-jährigen Eminente-Rum Kuba wieder auf die Landkarte und mit dem 3-jährigen einen veritablen Mixer auf den Markt gebracht hat, ist der 10-jährige Eminente Gran Reserva nun gewissermaßen das große Finale.
Oder doch nicht?
Zu Zukunftsplänen hält sich Martí bedeckt, gibt aber zugleich einen Appetizer mit auf den Weg: „Die Idee von Eminente ist es, einen Schritt weiter zu gehen und innovativ zu bleiben.“ Dementsprechend ist der 10-jährige Rum nicht der Abschluss der Geschichte. Man müsse ihn viel mehr als „Initialzündung” betrachten. „Ich kann noch keine konkreten Dinge ankündigen. Nur so viel: Das war nur der Anfang.“”“
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