Wenn man sich intensiver mit Rum beschäftigt landet man irgendwann zwangsläufig bei Rum aus dem kleinen südamerikanischen Land Guyana. Guyana bedeutet übersetzt „Land der vielen Wasser“. Es liegt direkt an der nordöstlichen Küste des Kontinents und grenzt an Venezuela, Brasilien und Suriname. Die Entfernung zum Äquator beträgt 350 Kilometer. Die Durchschnittstemperatur ist höher als auf den karibischen Inseln, weshalb der Angel Share ebenfalls höher ist. Das bezeichnet jenen Anteil des Rums, der im Laufe seiner Lagerung aus dem Fass verdunstet. Die verdunstete Flüssigkeit besteht dabei zu einem Teil Wasser sowie einem Teil Ethanol.
Rum aus Guyana ist Bestandteil der meisten Blends und des British Navy Rums. Deutlich interessanter sind jedoch die Single Estate oder Einzelfass- beziehungsweise Single-Cask-Abfüllungen. Dabei gibt es in Guyana eine Besonderheit.
Von den früher mehr als 100 Destillerien ist nur noch eine einzige verblieben, die Demarara Distillers Limited (DDL). In der DDL sind ein Teil der nützlichen Stills geschlossener Destillerien angesammelt wurden. Deswegen ist es auch heute noch möglich, sehr unterschiedliche Rums – insgesamt 24 Marques – in einer Destillerie zu produzieren. Warum das so gekommen ist und wie sich die Rumproduktion in Guyana entwickelt hat, habe ich recherchiert und im Rahmen unseres großen Guyana Rum Vergleichtastings zusammengefasst.
Unsere Eindrücke einiger Rum-Abfüllungen aus Guyana findet ihr nun direkt im Anschluss. Diese Liste wird fortlaufend ergänzt, wenn wir eine neue Abfüllung in die Finger bekommen. Außerdem erklären wir die Hintergründe und Besonderheiten von Rum aus Guyana und was es mit Bezeichnungen wie Enmore, Versailles-Still und Co. auf sich hat.
Tasting Guyana Rum
Februar 2021

The Rum Cask Single Cask Rum 2008 Guyana Diamond Destillerie 9 Jahre (MPM)
Hierbei handelt es sich um einen jungen Rum aus der Port Mourant Stil (MPM). Der Rum wurde bereits in der Diamond Distillery hergestellt. Der Rum wurde in Fassstärke mit 62,2% abgefüllt.
Schon in der Nase merkt man, dass es sich um einen recht jungen Rum handelt. Sie wirkt ein wenig flach, aromatisch finden sich frisches Obst wie Aprikose, Mirabellen und auch Apfel. Dazu süßliche Vanille und ein wenig alter Dachboden. Insgesamt wenig komplex, dafür aber auch kaum alkoholisch. Am Gaumen schmeckt man dann wieder Äpfel, Aprikosen, Vanille. Der Rum zeigt eine gewisse Frische mit Heunoten, aber auch wieder nasses Holz – nicht besonders intensiv, aber es ist da. Das Finish ist kurz und trocken, es bleibt kaum Aroma zurück. Das hat uns nicht vom Hocker gehauen.
-70 von 100-
That Boutique-Y Rum Company Diamond Distillery Guyana – Port Mourant Still – 11 Jahre Batch 2 (PM)
Weiter geht es mit Port Mourant. Von diesem Rum wurden insgesamt 710 Flaschen nicht gezuckert und leicht verdünnt mit 56,4% abgefüllt. Der Hersteller verlangt dafür circa 45 Euro. Das Mark ist “AW“, was auf die ehemalige Destillerie Albion verweist und dieses Stil reproduzieren möchte.
In der Nase finden wir wieder Aprikosen und Mirabellen, süßliche Vanille, Heu und Holz. Im Mund spiegelt sich auch hier der Eindruck aus der Nase wieder, er ist fruchtig, Aprikose, grüne Noten, Kakao und Vanille sind sehr präsent. Anders als beim 9-jährigen PM sind intensivere Pfeffernoten, eine leichte Röstigkeit und intensivere Holznoten zu schmecken. Durch die Süße und den verringerten Alkoholgehalt kann man fast schon (ganz vorsichtig) von einem Sipping Rum sprechen. Zumindest für Fassstärke-Trinker!
-76 von 100-

The Rum Cask Guyana Single Cask Rum Diamond Destillerie „White“ 13 Jahre 2004 – 2017 (MDX)
Kommen wir nun zu einem anderen Guyana Stil. Das Mark MDX steht für die Versailles Still. Zusätzlich verrät es uns, dass es sich um die ungefärbte Version handelt. Dieser Rum ist ungefärbt und ungezuckert. Er wird in Fassstärke mit 61,2% abgefüllt. The Rum Cask verlangt dafür 46 Euro.
In der Nase zeigt er sich recht zurückhaltend. Wir finden würzige Pfeffernoten, zartes Holz, Vanille, esterig-fruchtige Banane und schwarzen Tee. Am Gaumen präsentiert sich der Rum sehr würzig, fast schon ein wenig scharf mit sehr präsenten Pfeffernoten und einer gewissen Bitterkeit mit viel Umami. Dazu kommen fruchtige Ananas – und Bananennoten, Vanille, Fassnoten mit einigen Tanninen und einer leichten Süße. Beim ersten Schluck brennt er schon ein wenig den Hals runter, das wird dann aber besser.
Der Abgang ist recht lang und wieder sehr würzig. Der Rum gibt einen kleinen Ausblick darauf, was aus einem Rum mal werden kann.
-75 von 100-
The Rum Cask Single Cask Guyana Rum „Black“ Double Cask Diamond 16 Jahre (MDXC)
Auch dieser Rum kommt aus der Versailles Still. Das „C“ im Mark weisst darauf hin, dass dieser Rum bereits beim Hersteller gefärbt wurde. Nach 12 Jahren Reifung in einem Ex-Bourbon-Cask wanderte dieser Rum noch einmal für 4 Jahre in ein Ex-Sherry Cask. Er wird ungezuckert und in Fassstärke mit 61,7% abgefüllt und kostet circa 60 Euro.
Man riecht das Sherry-Fass sofort, schöne Aromen von roten Früchten, Rosinen und Holz verbinden sich mit Röstaromen und Gewürzen wie zum Beispiel Pfeffer. Im Hintergrund schwingen noch Lakritz und ganz zarte grasig-grüne Noten mit. Der Rum wirkt schon in der Nase sehr voll und rund. Beim ersten Schluck merkt man direkt eine gewisse Schwere des Rums, er ist eindeutig länger gelagert als seine Vorgänger. Man schmeckt wieder Sherry, Holz und eine Honigsüße. Dazu dunkle Schokolade, Röstaromen und getrocknete Früchte wie Dörrpflaumen. Zusätzlich ist der Rum adstringend.
Der Abgang ist lang, das Aroma von Rosinen und Holz haftet am Gaumen. Dieser Rum ist ein erwachsener Rum. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis macht er auf uns einen ausgezeichneten Eindruck.
-81 von 100-
The Rum Cask 1988 Guyana Single Cask Pot Still Rum Enmore Destillerie 32 Jahre (MEC)
Dieser Rum wurde 2020 von The Rum Cask abgefüllt. Der Rum führt das Mark MEC. Zu dieser Bezeichnung habe ich keine Informationen finden können. Der Rum wurde wahrscheinlich bereits in Enmore gefärbt, jedoch nicht so stark wie bei den REV Abfüllungen. Rein von den Daten her wird es sich um die berühmte Versailles Stlil handeln. Mir ist auf jeden Fall keine andere Pot Still in Enmore bekannt. Da Enmore erst 1994 geschlossen wurde, ist dieser Rum auch noch in Enmore destilliert wurden. Damit gehört dieser Rum zu einer aussterbenden Spezies. Er wird in Fassstärke mit 47,9% abgefüllt. Der Hersteller verlangt dafür 190 Euro. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sicher noch viel Geld, aber jetzt ein Jahr später ,utet dieser Rum als Schnäppchen an.
Der Duft von Rosinen, Pflaumen, Trauben und viel Melasse, gepaart mit Aromen von Nelken und einem Hauch Honig steigen in die Nase. Durch leicht „dreckige Aromen“, Holz und Leder aber auch zarte Noten von Tabakblättern wird der Geruch ergänzt. Der Rum riecht elegant und zeigt sich sehr ölig im Glas. Schon beim Riechen bekomme ich extreme Lust den Rum endlich zu kosten.
Im Mund startet er bitter-süß mit vielen roten und getrockneten Fruchtnoten. Hinzu kommen trotz der 32 Jahre Lagerzeit sehr gut balancierte Röst- und Fassnoten, er ist nicht zu holzig trotz seines Alters. Abgerundet wird der Geschmack durch Noten von grünem Pfeffer, Malz, Tabak und Lakritz. Der Alkohol ist sehr mild und kaum zu spüren. Ein wahrer Sipping Rum.
Der Abgang ist sehr lang und würzig. Ein unglaublich komplexer, runder und edler Rum.

-89 von 100-
28.03.21
The Rum Cask Guyana Single Cask Pot Still Rum Uitvlugt Destillerie 23 Jahre
Der TRC Guyana 23y wurde 1997 noch in Uitvlugt auf der Port Mourant Still destilliert. 1997 gilt als sehr guter Jahrgang für Rums aus Uitvlugt. Das sah offensichtlich die Rum Community genauso, da dieser Rum – trotz eines Preises von 130 Euro – innerhalb weniger Stunden ausverkauft war. 23 Jahre durfte er ab der Destillation im Fass reifen. Abgefüllt wurde er ohne Zusätze in Fassstärke mit 54%.
Erstmal gebe ich dem Rum eine Stunde im Glas. In der Nase finde ich als erstes tropische Früchte und süße Dörrpflaumen gepaart mit einer esterigen Säure. Dann setzen sich mehr und mehr Gewürze wie Nelke und Muskat durch, die von Oliven – und grünen Kräuternoten begleitet werden. Vorallem die Säure finde ich sehr spannend und habe ich in so bisher selten wahrgenommen.
Am Gaumen empfinde ihn zunächst sehr würzig mit einem Mix aus tropischen Früchten, esteriger Säure und grünen vegetalen Aromen. Beim zweiten Schluck finde ich Pfeffer, Fassnoten und etwas Salziges, das mich zusammen mit den grünen vegetalen Noten wieder an Oliven erinnert. Im Hintergrund schwingt eine angenehme Süße mit. Der Rum ist äußerst komplex und reif. Sicherlich könnte er auch noch ein paar Jahre im Fass verbringen, muss er aber keinesfalls, weil er auch nach 23 Jahren schon extrem viel zu bieten hat. Der Alkohol ist ebenso sehr gut eingebunden.
Der Abgang ist trotz des Alters erstaunlicherweise nur mittellang mit leicht süßen Röst- und Kaffeearomen und einer Bitterkeit. Ein fantastischer und extrem komplexer Rum, bei dem es sehr viel zu entdecken gibt. Das PLV war sehr gut


-89 von 100-
El Dorado Rare Collection Port Mourant & Diamond 2001 Velier 70th Anniversary 2017 (<PM>SVW)
28.03.2021

Bei diesem Rum handelt es sich um eine Abfüllung von El Dorado, der Hausmarke der Diamond Distillery. Dabei handelt es sich um einen Blend. Der Blend besteht aus schwerem Vat Still Rum aus der Port Mourant und leichtem Column Still Rum aus der Diamond Coffey Still. Die Rums wurden bereits nach der Destillation vermählt und anschließend in ehemaligen Bourbonfässern gelagert. Die Reifung erfolgte komplett in Guyana. Erschienen ist er in der El Dorado Rare Collection, anlässlich des 70. Geburtstag vom italienischen Abfüller Velier. Abgefüllt wurde er – offensichtlich leicht verdünnt – mit 54,3%. Das Bottling trägt das Mark <PM>SVW, ist limitiert und leider weitgehend vergriffen, aber noch ab und an verfügbar. Der Ausgabepreis lag bei ungefähr 240€. Heute kostet der Rum um die 300€. Das Sample wurde uns freundlicherweise von Stefan Marzoll zur Verfügung gestellt.
Im Glas zeigt der Rum eine sehr dunkle Farbe, was auf eine Färbung, wie sie in Guyana lange Tradition hat, hinweist. Vorallem die Marques REV, VSG und MEC wurden schon vor vielen Jahrzehnten direkt nach der Destillation eingefärbt. Ich gönne dem Rum ungefähr eine Stunde zum Atmen, was ihm sehr gut tut. In der Nase zeigt er direkt eine Mischung aus Frucht (Mango), Holz und Sägespänen. Weiterhin finden sich Karamell, Vanille, Lakritz, Melasse und etwas Kaffee. Der Geruch ist wirklich sehr vielversprechend und sehr komplex. Alkohol ist nur dezent vorhanden.
Am Gaumen setzen sich sofort viele Früchte in Szene, ich finde Pflaumen, sowohl frische als auch getrocknete Pflaumen. Dazu Brombeeren, Datteln und reife Mangos. Dieses Potpouri von Früchten ist in eine wunderbare Süße eingebettet, die von Karamell und Vanille umschmeichelt wird. Das Ganze erinnert ein wenig an eine Creme Brulee‘ mit kandiertem Zucker und Pflaumen. Kontrastiert wird das Ganze von Aromen von Bleistift, Holz und Melasse. Der Alkohol ist unglaublich gut eingebunden.
Der Abgang ist sehr lang und extrem lecker, ich möchte erstmal gar keinen zweiten Schluck nehmen, sondern lieber den ersten Schluck in Ruhe ausklingen lassen. Am Gaumen bleibt es zunächst fruchtig, dann kommen Rauch – und Röstaromen, die wiederum von frischen und süßen Orangennoten abgelöst werden. Zum Schluss verbleiben Karamell – und Vanillenoten am Gaumen zurück.
Ich bin extrem begeistert von diesem Rum. Er zeigt wie perfekt ein Blend aus Pot – und Columnstill sein kann, wenn man sein Handwerk als Blender versteht. Der El Dorado lässt die beiden sehr unterschiedlichen Stile nahtlos miteinander verschwimmen, ohne das ein Stil dabei seine Besonderheiten verliert. Ein tolles Geschenk an Velier zum Geburtstag! Und nochmal großen Dank an Stefan Marzoll für diese tolle Gelegenheit! Ein Rum den man unbedingt probiert haben sollte.
-90 von 100-
The Rum Cask Guyana 2008 12YO “Hampden Finish” (MPM)
28.03.2021

2021 hat der unabhängige Abfüller the Rum Cask diese Abfüllung auf den Markt gebracht. Der Rum wurde 2008 auf der Port Mourant in der DDL destilliert und anschließend nach Europa verschifft. Der Rum reifte kontinental. Nach 12 Jahren Reifung im Ex Bourbon Cask zog ein Teil des Rums für das abschließende Finish weitere 13 Monate in ein ehemaliges Rumfass, in dem zuvor der „TRC Jamaica Rum 18 YO 2001 Hampden“ reifte. Der Rum wurde mit 60,3% in Fassstärke abgefüllt. Der Ausgabepreis für 111 Flaschen lag bei 54,90€. Ein sehr guter Preis wie ich finde. Leider hatte ich kein Glück und habe keine Flasche ergattern können, dafür aber ein 10cl Sample.
Im Glas ist der Rum, wie für sein Alter zu erwarten, recht dünn und eher blass strohig gefärbt. Der Rum ist also auch nicht in der Destillerie gefärbt wurden. Der Rum braucht auf jeden Fall wenigstens 60 Minuten im Glas um sein Aroma zu entfalten. Anfangs kommt er noch recht dünn und undifferenziert, mit fast ausschließlich dünnen, pflanzlichen Obstbrandaromen und Anis daher. Nach und nach kommen dann die jamaikanischen Einflüsse in Form von rauchiger Ananas und Papaya dazu. Dabei verschwinden die Port Mourant Aromen keinesfalls, sie werden einfach toll ergänzt.
Im Mund springen mich als Erstes typisch esterige Jamaikanoten an, es machen sich wieder Ananas, Banane und Papaya Aromen breit. Dann setzen sich auch Gewürze wie Pfeffer und Anis durch, Port Mourant typische Noten von Bleistift schwingen im Hintergrund mit. Vanille, Rauch und Kakaonoten komplettieren das Aroma. Eine gewisse Cremigkeit und ganz leichte Süße findet sich ebenso. Der Alkohol ist super eingebunden, für 60,3% ein wirklich leicht zu trinkender Rum!
Auch der lange Abgang ist ein Potpourri aus Hampden und Port Mourant Aromen. Frucht und Bleistift, Anis und Vanille lösen sich immer wieder gegenseitig ab, bis zum Schluss die Holz – und Bleistiftnoten zurück bleiben.
Ein sehr schöner Rum, der mir aufgrund seiner wechselnden Aromen extrem viel Spaß gemacht hat. Für den Preis war dieser Rum ein top Angebot. Durch das Finish schmeckt der Rum wie ein perfekter Blend der beiden Destinationen, jedoch ohne das eine Destination wirklich an Oberhand gewinnt.
-77 von 100-
Rum Artesanal Rum Guyana 89 Uitvlugt 31y
16.04.21

Der Rum Artesanal Rum Guyana 31y wurde 1989 in Uitvlugt auf der Double Wooden Vat Still aus Port Mourant destilliert und in der Destillerie bereits gefärbt. Der Rum reifte vollständig kontinental und wurde nicht verdünnt mit 50,1% abgefüllt. Im Glas zeigt er eine schöne Bernsteinfärbung.
In der Nase erscheint der Rum sehr rund und reif, Alkohol ist fast gar nicht wahrzunehmen. Er riecht nicht so kräuterig wie ich erwartet habe, dafür nach gedörrtem Obst, Karamell und, wie zu erwarten, Holz. Eine ganz dezente Säure nehme ich noch wahr. Insgesamt habe ich hier aber mehr Power erwartet.
Im Mund tritt als erstes Dörrpflaume und Karamell in Erscheinung, dann kommen die Kräuternoten nach, jedoch nicht besonders kräftig. Etwas Eukalyptus und beim zweiten Schluck auch ganz zarte Noten von Bleistiften, Leder und wieder diese typische leichte Säure. Beim TRC Uitvlugt war diese jedoch deutlich präsenter. Die Holznoten sind sehr elegant und trotz des Alters keinesfalls überholzt. Da kommt dem Rum sicher die rein kontinentale Reifung zu Gute. Den Abgang fand ich erstaunlich kurz und flach, da hätte ich mir ein wenig mehr erwartet. Der Rum wirkt etwas verwässert und dünn.
Insgesamt ein sehr runder und reifer Rum mit einer extrem hohen Trinkbarkeit, der mit 230 Euro für 0,5 Liter aber auch nicht ganz billig ist. In Anbetracht des Alters und dass es sich um einen Rum aus einer lange geschlossenen Destillerie handelt ist der Preis jedoch schon fast als Schnäppchen anzusehen. Schließlich trinkt man hier auch ein großes Stück Rum-Geschichte Viele solcher Fässer werden wohl nicht mehr auf dem Markt kommen.
-84 von 100-
S.B.S. 1423 World Class Spirits Tasting – Rumdepot
01.05.2021

SBS Guyana 2003 (MDX)
Der Rum wurde 2003 bei der DDL auf der Versailles Single Wooden Pot Still destilliert. Der Rum reifte für 17 Jahre in den Tropen. 258 Flaschen wurden im Februar 2020 unverdünnt mit 59,7% abgefüllt. Auf eine Färbung wurde selbstverständlich verzichtet. Der Preis beträgt ca. 135€.
Leicht golden liegt er im Glas und verströmt direkt esterig – fruchtige Aromen von Apfel, Bananen, Beeren und Dörrobst. Dazu kommen Lakritz, saure Zitrusnoten, Pfeffer und weitere Gewürze. Eine leichte Süße begleitet das Bouquet.
Im Mund setzt sich der Eindruck aus der Nase fort, als Erstes treten die Frucht – und Lakritznoten in Erscheinung, dazu nasses Holz, Vanille, Mandel, Kakao, Oliven, Gewürze, Umami und etwas metallisches. Der Rum wirkt schön rund und komplex.
Der Abgang ist sehr lang, Kaffee, Tabakblätter, Lakritz und Holz geben den Ton an. Ein sehr komplexer, vollmundiger und runder Rum, dem ich auch ein paar Jahre mehr abnehmen würde. Beim ersten Kosten hätte ich auf einen Port Mourant getippt, im Tasting wurde jedoch die Single Wooden Pot Still aus Versailles als Still angegeben. Das PLV ist gut.
-78 von 100-
SBS Guyana Enmore 1994 (REV)
Der Enmore 1998 wurde ebenfalls auf der Versailles destilliert. Jedoch noch in Enmore und noch nicht bei der DDL. Der Rum lagerte 26 Jahre bevor 124 Flaschen in Fassstärke mit 48,5% abgefüllt wurden. Wie für das Mark REV typisch, wurde der Rum bereits in Enmore gefärbt. Der Rum kostet 315€. Man sollte dem Rum wenigstens 60 Minuten zum Atmen geben.
In der Nase zeigt der Rum REV typische Aromen von getrockneten Früchten wie Aprikosen und Dörrpflaume, Lakritze (durch die Färbung) und Tabak. Man riecht sein Alter durch eine intensive, aber nicht zu starke Holzigkeit. Dunkle Schokolade, Karamell, Haselnuss und Tabakblätter komplettieren die Nase. Die Nase gefällt mir schonmal ausgesprochen gut.
Am Gaumen begegnet mir ein schweres Aroma von dunklen roten Früchten und Dörrpflaumen, das mich an einen uralten dicken Sherry erinnert. Es finden sich auch wieder Tabakblätter und Kakao, dazu Kräuter, Gewürze, schwarzer Tee und Holznoten. Eine elegante Süße, die mir sehr zusagt, begleitet die Aromatik. Die Drinkability des Rums ist ausgezeichnet, durch die 48,5%, die man nahezu nicht merkt, handelt es sich um einen extrem hochwertigen Sipping Rum. Vorausgesetzt man hat immer Lust wenigstens eine Stunde auf den Genuss zu warten. Denn diese Zeit braucht der Rum auf jeden Fall im Glas.
Der Abgang ist ewig lang, der Geschmack klebt förmlich am Gaumen. Auch hier ist Dörrpflaume das Thema, gepaart mit Süße, viel Lakritz, einer leichten Adstringenz und Fassnoten. Zum Schluss bleibt eine kleine Bitternote erhalten, die mir im Verbund mit der Rosine sehr gut gefällt. Der Rum wirkt perfekt gealtert, die Holz – und Bitternoten sind nahezu perfekt. Er ist sehr rund und komplex. Der Preis ist natürlich eine Ansage und mir persönlich zu hoch, jedoch bin ich sehr froh diesen ausgezeichneten Rum im Glas gehabt zu haben. Im direkten Vergleich gefällt mir jedoch der TRC Enmore 32y ein ganz klein wenig besser, vorallem im Preis!
-89 von 100-
SBS Guyana 2001 Diamond (SWR)
Diese Abfüllung wurde 2001 auf der 4 – Column Still bei der DDL destilliert. Mit der Art der Destillation wurde der berühmte Skeldon Style nachempfunden. Die Lagerung erfolgte für 19 Jahre in ehemaligen Bourbonfassern und fand in den Tropen statt. Der Rum wurde bereits bei der DDL gefärbt. Der Alkoholgehalt beträgt 53,2%. Der Rum kostete um die 200€.
Im Vergleich zu den ersten beiden Rums spürt man, das es sich um ein Column Still Destillat handelt, es wirkt weniger voll und kräftig als die Vorgänger. Aromatisch finde ich viel Vanille, Toffee, Rosine, Sherry und Zedernholz. Auch eine ganz dezente Süße kann ich wahrnehmen.
Im Mund ist der Eindruck des Column Stills Destillat nicht mehr vorhanden. Es handelt sich um einen vollen und komplexen Rum mit Aromen von Rosine, Banane, getrockneten Aprikosen, Lakritz, Anis, gebranntem Zucker, Kaffee und Sherry. Weiterhin finde ich Vanille, Holz und Tannine. Im Hintergrund sind leichte Zitrusfrüchte vorhanden. Der Rum trinkt sich sehr weich und cremig, der Alkohol ist sehr gut eingebunden.
Der Abgang ist sehr lang, aromatisch ist er geprägt von Toffee, Zedernholz, Vanille, wenig Anis und roten Früchten. Das war mein erster Rum nach dem Skeldon Style und ich muss sagen das ich sehr begeistert von ihm bin. Er ist komplex, vollmundig und extrem weich, trotz 53,2%. Eine hochinteresssante Trinkerfahrung und bis dahin mein Favorit in diesem Tasting.
-90 von 100-
2003 Guyana Savalle (SVL)
Der SBS 2003 Savalle wurde ebenso bei der DDL auf der 4 Column Still French Savalle aus Uitvlugt destilliert. Der Rum wurde bereits beim Hersteller gefärbt. Nach 17 Jahren Reifung wurden 161 Flaschen in Fassstärke von 53,7% abgefüllt. Das ist für einen Rum, der auf einer Column Still destiliert wurde sehr wenig. Auch nach 17 Jahren Reifung. Das legt für mich den Verdacht nahe, dass der Rum in den Tropen reifte, da hier ein deutlicher höherer Angelshare als in Europa anfällt. Durch den höheren Angelshare verdampft folglich auch mehr Alkohol. Der Preis für diesen Rum beträgt moderate 139€.
In der Nase spürt man sofort die Ähnlichkeiten zum Skeldon. Der Rum ist fruchtig mit Banane und trockenen Früchten, dazu eine Süße, Karamellnoten, Leder, Vanille und etwas ganz zarte Säure, die ein wenig an Essig erinnert. Der Rum wirkt jedoch noch nicht so reif und vollmundig wie der Skeldon.
Im Mund zeigte er sich ähnlich der Nase, es dominieren zunächst fruchtige Aromen von Banane, roten Früchten und ein wenig Sherry. Der Rum ist sehr süß, fast schon etwas zu süß für meinen Geschmack. Dadurch wirkt er ein bisschen künstlich. Die Süße wird durch die Essigsäure kontrastiert, die ich schon in der Nase gefunden habe. Dazu kommen würzige Noten von Piment und Vanille. Der Alkohol wirkt nicht so gut eingebunden, der Rum ist recht scharf. Holz – und Röstnoten kann ich kaum finden.
Der Abgang ist mittellang, würzig und ganz zart holzig mit einem Hauch von grünen Kräutern und ganz zum Schluss einem bitter – sauer Spiel. Insgesamt für mich der schlechteste Rum aus diesem Tastingfeld. Das ist jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau, weil es sich trotzdem um einen interessanten Rum handelt, der jedoch nicht so stark wie der Skeldon daherkommt. Aber auch weniger kostet.
-75 von 100-
SBS Guyana 1990 Uitvlugt Port Mourant (PM)
Der älteste Rum des Testfelds wurde noch in Uitvlugt auf der Port Mourant destilliert. Anschließend wurde er gefärbt und durfte für 30 Jahre reifen. Es wurden 192 Flaschen mit 53,1% abgefüllt. Der Preis beträgt 500€. Das lässt natürlich schonmal aufhorschen und generiert große Erwartungen bei mir.
Auch diese Abfüllung braucht natürlich sehr lange im Glas bis sie ihre Palette an Aromen zur Verfügung stellt. Nach ungefähr einer Stunde zeigt sich der Rum als Erstes holzig und würzig mit einem Schwung sauren Estern, mit Aromen von Lakritz, Piment, Pfeffer und Klebstoff. Die Holznote erinnert mich ein wenig an Sandelholz. Fruchtige Aromen wie Apfel, Aprikose und Rosinen finde ich ebenso. Ergänzt wird die Palette von Schwarztee, Gras und Kräutern. Die Nase ist sehr komplex und rund.
Am Gaumen geht es ähnlich weiter, ich finde wieder Rosinen, Holznoten die diesmal auch präsentere Röstnoten begleiten, die schon ein wenig an verbrannten Speck erinnern. Gewürze wie Anis und Piment, Salz und Lakritze ergänzen die Aromatik sehr schön. Dazu dunkle Schokolade, etwas malziges, Minze und Leder. Eine Süße ist sehr schön integriert. Der Alkohol ist super eingebunden.
Der sehr lange Abgang ist geprägt von Röstaromen, Tanninen, einer leichten Toffeesüße, Anis und einer frischen Mentholnote. Ein sehr facettenreicher, eleganter und vollmundiger Rum, der auf seinem Zenit ist. Viel länger hätte man ihn wahrscheinlich nicht lagern dürfen. Für 500€ ist er mir jedoch erheblich zu teuer, auch wenn er mir natürlich sehr gut schmeckt. Mein persönlicher Sieger bleibt jedoch der Skeldon.
Vielen Dank an 1423 World Class Spirits und das Rumdepot für die Möglichkeit diese tollen Abfüllungen kosten zu können!
-87 von 100-

15.07.21
The Auld Alliance – Corman Collins Enmore Sungle Cask 28 yo
Der Corman Collins wurde 1992 in Enmore destilliert und 2020 nach 28 Jahren wurde 215, vermutlich unverdünnt, mit 57,5% abgefüllt. Der Rum wurde wie üblich bereits bei Enmore gefärbt. Er trägt das Marque MEC. Der Rum kostete ungefähr 250€.
Der Rum liegt durch die Färbung sehr dunkel und schwer im Glas. Die Nase ist uns sofort vertraut, das sind die typischen Enmorenoten die wr so mögen. Getrocknete Früchte wie Rosinen und Pflaumen, Holz, Lakritz, Haselnuss, verbrannter Zucker und ein wenig frischer Eukalyptus. Röstnoten und Schokoladennoten runden das Bild sehr schön ab.
Am Gaumen kommen zuerst Pflaumen, Lakritz, Anis und bittere Tannine an. Dann stoßen gerannter Zucker, Kakaobohnen, Holz- und Röstnoten, Pfeffer und wieder Haselnüsse dazu. Die Textur ist dick und ölig. Der Alkohol ist hervorragend eingebunden. Der sehr lange Abgang ist geprägt von süßen Pflaumen, dunkler Schokolade und Vanille, zum Schluss bleiben Vanille, getoastetes Holz und Lakritz zurück.
Ein toller Rum, der zeigt was ein alter Enmore zu bieten hat. Bereits in der Nase ist er intensiv und kräftig. Die Fruchtigkeit kommt sehr gut durch. Der Alkohol ist unglaublich schön eingebunden.
-88 von 100-
24.08.21
That Boutique-Y Savalle Still ICBU

Der That Boutique-Y wurde 2008 auf der French Savalle destilliert, die 2000 von Uitvlugt zur DDL kam. Anschließend reifte der Rum für 12 Jahre im Ex-Bourbonfass. 406 Flaschen wurden in Fassstärke mit 57,8% abgefüllt. Der Rum ist noch immer erhältich und kostet ungefähr 45€. Das Marque ist ICBU.
Der Rum ist noch relativ hell, das zeigt natürlich auch das hier nicht mit Farbe nachgeholfen wurde und der Rum sehr wahrscheinlich in Europa gereift ist. In der Nase wirkt er erstmal nicht so üppig, alle Aromen sind nocht so stark ausgeprägt. Man spürt sofort das es sich um ein Kolonnendestillat handelt. Aromatisch bietet er frisches Zuckkerrohr und Melassesirup, getrocknete Früchte wie Rosinen, junges Holz ein wenig Rauch und eine gehörige Portion Kräuter. Auch mit längerer Atemzeit intensivieren sich die Aromen nicht unbedingt.
Am gaumen ist der Rum dann deutlich komplexer und kräftiger. Schöne kandierte Ananas und Rosinen bilden den Start. Dazu eine kräftige Igwer- und Anisnote. Vanille, Pfeffer, Rauch und ein Hauch von Milchschokolade runden den Rum ab. Das Mundgefühl ist sehr angenehm und cremig. Die Kräuter aus der Nase kann ich kaum noch finden.
Der Abgang ist mittellang, hier zeigt sich wieder die Kolonne. junges Holz, Vanille, Kakao und die Kräuter aus der Nase zeichnen ihn aus. Ein insgesamt sehr schön balancierter Rum mit einem tollen Finish. Hätte ich bei nur 12 Jahren nicht unbedingt so stark erwartet. Und für den Preis ein sehr empfehlenswerter Rum für Einsteiger in die Welt der Fassstärken.
-82 von 100-
28.08.21
Rum Artesanal Guyana Rum Enmore REV

Der neueste Enmore aus dem Hause Rum Artesanal besitzt 53,1 %vol und ist in einer Stückzahl von 267 Flaschen erschienen. Der Preis lag bei 199 Euro. Lag, Präteritum, weil die Flaschen bereits auf dem German Rum Festival restlos ausverkauft waren. Klar, dass der Andrang groß war, dieser Rum ist ins Glas gebannte Geschichte!
Die Farbe ist sehr dunkel. Das ist typisch für Rums aus Guyana. Wofür das Mark REV steht ist nicht ganz sicher, möglicherweise bedeutet es Rum Enmore Versailles, auf jeden Fall handelt es sich aber um bereits zur Einlagerung im Fass stark mit Zuckercouleur gefärbte Rums. „Nicht jeder Rum reift da, wo er destilliert wurde. Dieser Rum kam als Rohdestillat nach Europa, zum europäischen Klima. Das ändert die Reife“, erklärte Dominik Marwede. „Die Farbe ist beeindruckend, aber historisch gesehen nicht echt. Aber man muss der Geschichte Tribut zollen – mit einem positiven Auge.“ Heißt: Die dunkle Farbe stammt bei diesem Guyana-Rum nicht ausschließlich aus den Fässern. Das ist aber wie gesagt nicht überraschend und war früher üblich.
Im Glas erkennt man eine unglaubliche Viskosität. Die langen Schlieren lassen erahnen, wie viele Aromen vorhanden sind – das gilt zumindest bei ungezuckerten Rums wie diesen. Sobald ein Rum gezuckert ist (so wie einige neue Vertreter), sind die Schlieren im Glas kein Qualitätsmerkmal mehr.
In der Nase riechen wir Aromen von Dörrpflaume, Leder, vielen Kräutern, Karamell und Gewürze. Das Holz lässt sich nicht leugnen, bei dem Alter aber auch kein Wunder und zuviel ist es keinesfalls.
Im Mund setzt sich das Aroma von Kräutern durch, dazu kommen Trockenfrüchte, ausgeprägte Fassnoten, Leder, Gewürze und Tabak. Ein dezente Bitterkeit ergänzt sich noch dazu. Ein ausgesprochen vollmundiger Rum, bei dem der Alkohol perfekt eingebunden ist.
Der Abgang ist langanhaltend. Tabak, wieder Dörrpflaumen und Fassaromen verabschieden sich ganz allmählich. Eine leichte fruchtige Süße bleibt minutenlang im Mund zurück. Ein außergewöhnlicher Rum, den man so nur in Guyana bekommt und der unglaublich Spaß macht und bei dem man immer wieder etwas Neues entdeckt.
-92 von 100-
21.10.21
Rum Artesanal Guyana Enmore 1985/2021 VSG

Das absolute Highlight bei der letzten RA Veröffentlichungswelle für das Jahr 2021 stammt diesmal aus Guyana. Abfüllungen aus der längst geschlossenen Enmore-Destille gab es in den vergangenen Jahren schon häufiger, doch für einen 1985er Jahrgang muss man lange suchen. Das Mark ist VSG. Destilliert wurde der Rum auf der berühmten Single Wooden Versailles Still. Diese Rarität in einer Auflage von 297 Flaschen hat natürlich ihren Preis: 495 Euro verlangt Rum Artesanal für den Enmore 1985. Ein stolzer Preis, und dennoch ist dieser mehr als angemessen, sonst wäre er nicht schon längst überall vergriffen. Denn wer weiß, wie oft man noch die Gelegenheit hat, eine so eine alte Abfüllung zu erstehen.
Und was soll man sagen: Der Enmore 1985 ist ganz großes Kino. Die 54,3 Volumenprozent sind vergleichsweise hoch für eine 36-jährige Lagerzeit, aber wunderbar rund eingebunden. Freunde des gepflegten Bleistifts dürften sich hier pudelwohl fühlen. Sowohl in der Nase als auch am Gaumen. Wer das mag, hat hier wohl sein Highlight des Jahres. Der Rum bringt die typischen leicht süßen Dörrobstaromen, begleitet von Gewürzen wie Thymian und Minze, und eben eine Menge Bleistift mit. Lakritz, weißer Pfeffer, Vanille und Tannine ergänzen die komplexe Aromatik. Ein sehr schönes Spiel aus fruchtige Süße und holziger Bitterkeit. Der Enmore verabschiedet sich trocken, minzig und holzig. Eine 0,5 Liter Flasche Rumgeschichte!
Aus Gründen der Transparenz sind wir verpflichtet darauf hinzuweisen, das wir dankenswerterweise ein Sample von Rum Artesanal erhalten haben. Das Sample war selbstverständlich an keine Bedingungen geknüpft.
-92 von 100-
Die Geschichte der Rumproduktion Guyanas
Die Geschichte von Guyanas Rumproduktion ist von internationalen Konflikten geprägt und reicht bis ins 17. Jahrhundert mit der Gründung der niederländischen Kolonien Berbice, Essequibo und später im 18. Jahrhundert der Kolonie Demerara zurück. Die Angaben hierzu sind in verschiedenen Quellen sehr unterschiedlich, aber es ist davon auszugehen, dass die erste Zuckerrohrplantage in Guyana im Jahre 1658 gegründet wurde. 1664 folgte die erste Zuckermühle. 1691 waren es dann bereits bis zu 19 Plantagen, die sich in der Hand der niederländischen Westindischen Handelskompanie befanden. In einem historischen Schreiben aus dem Jahr 1701 wurde zum ersten Mal Rum und Melasse als Tausch- und Handelsware erwähnt, im Jahr 1706 ein Rum-Destiller. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch eine Karte mit 32 – 34 Zuckerplantagen in Essequibo erstellt.
1741 wurden dann die ersten Ländereien auch an britische Bürger vergeben, diese kamen überwiegend von den englischen Kolonien Barbados und Antigua. Ein Jahr später durften diese Siedler teilweise auch mit englischen Schiffen handeln und wurden für 10 Jahre von den Abgaben gegenüber der niederländischen Stadthalter befreit. In den englischen Kolonien musste sie hohe Abgaben entrichten und zusätzlich galt der Boden in Guyana als deutlich fruchtbarer.
Durch diese Maßnahmen entwickelte sich die Region sehr stark, was auf der einen Seite eine starke Wirtschaft generierte. Auf der anderen Seite jedoch den Einfluss der Niederländer immer mehr verringerte und den der Engländer vergrößerte. Innerhalb kurzer Zeit zeigten sich die Niederlande unzufrieden mit der Entwicklung der Kolonien und forderten vom Kommandeur entgegen der wirtschaftlichen Vorstellungen der englischen Farmer eine vermehrte Produktion von Zucker anstatt Rum und Melasse.
Es geht hin und her in Guyana
Die Region Demarara kam dann im Jahr 1746 hinzu. Innerhalb von 6 Monaten entstanden 18 große und weitere kleine Zuckerrohrplantagen. Bis 1748 wuchs die Anzahl der Plantagen auf insgesamt 110 an. Aufgrund des sinkenden Einflusses der niederländischen Verwalter kam es zu immer mehr Betrügereien der englischen Farmer um die strenge Regulation der Westinden Kompanie zu umgehen. Es wurden Waren am Zoll vorbei geschleust oder Waren falsch oder gar nicht deklariert. 1770 entschied schließlich der Stadthalter der niederländischen Republik per Schiedsspruch, nach sehr langem innerpolitischen Streit zwischen der zeeländischen Kammer der Westinden Kompanie und dem Hohen Rat, dass die zeeländische Kammer nicht allein über das Handelsmonopol der Kolonie Essequibo zu entscheiden haben. Als Kompromiss wurden jedoch verschiedene Privilegien eingeräumt. So hatte zum Beispiel die zeeländische Kammer jedes Jahr das Handelsmonopol, bis das 16. Schiff mit zeeländischen Waren die Kolonie erreichte.
Der Hohe Rat von Holland, Zeeland und Westfriesland (Hoge Raad van Holland, Zeeland en West-Friesland) war von 1581 bis 1795 das höchste Gericht in diesen Provinzen und war auch in den Kolonien zuständig. Die Westinden Kompanie war ein Zusammenschluss verschiedener Gesellschaften mit einem durch die niederländische Regierung ausgestatteten Handelsmonopol und war in 5 Kammern (nach 5 niederländischen Handelszentren), u.a die zeeländische Kammer, aufgeteilt und folgte damit dem Vorbild der Niederländischen Ostindien Kompanie. Die Kammern standen regelmäßig in gegenseitiger Konkurrenz.

Zu dieser Zeit gab es an den Ufern des Essequibo 60 Plantagen, während sich an der Küste nur 12 – 14 Baumwollplantagen befanden. In der Region Demarara bereits 130, von denen circa ein Drittel den Engländern gehörte. Mit dem Schiedsspruch endete der Streit jedoch nicht und 1773 wurde die Region Demarara letztendlich durch den Hohen Rat von der Region Essequibo abgetrennt. 1775 begann dann der amerikanische Bürgerkrieg und damit auch die Positionierung der beteiligten europäischen Nationen zu einer Seite der Kriegsparteien England und Amerika. Das zog dann wiederum zwischen 1780 und 1784 den Vierten Englisch-Niederländischen Krieg nach sich, was auch abermals Krieg in die niederländischen Kolonien brachte.
Zwischen Februar und März 1781 eroberten die Briten zunächst die Regionen Demarara, Essequibo und Berbice. Die Franzosen eroberten, als Verbündete der Niederlande, die Regionen zwischen Januar und Februar 1782 zurück und gründeten die Stadt Longchamps. Mit dem Frieden von Paris endete 1783 der Unabhängigkeitskrieg und die Regionen wurden 1784 an die Niederlande übergeben. Die Stadt Longchamp wurde in Stabroek umbenannt und fungierte nun als Haupstadt der vereinten Kolonien Demarara und Essequibo. Damit wurde die Trennung der beiden Regionen rückgängig gemacht. Jedoch war nun Demarara das Zentrum der Kolonie.
Durch zahlreiche Verluste, vorallem durch die Besetzung Guyanas von 1781 – 1784, war die Westindien Kompanie nicht mehr solvent. Auch durch die große finanzielle Unterstützung der Sieben Vereinigten Provinzen von Holland im Jahr 1784 konnte die Auflösung der Westindien Kompanie nicht verhindert werden. Und so wurde sie zum 31.12.1791 aufgelöst. Am 1.1.1792 wurden die Regionen Stadthalter der Republik unterstellt und die strenge Handelsregulation der Westindien Kompanie endete damit.
Die Gründung von Georgetown
Es blieb jedoch weiter unruhig in Guyana und vorallem Europa. 1793 erklärte Frankreich der niederländischen Republik den Krieg und eroberte diese auch 1795. Das führte zum Nachfolgestaat, der Batavischen Republik. Die Batavische Republik musste ein Bündnis mit Frankreich eingehen und Frankreich bei seinem bereits seit ebenfalls 1793 andauernden Krieg gegen England unterstützen. Im April 1796 eroberten dann nach gerade einmal zwei Tagen die Engländer die Regionen Demarara und Essequibo. Im Mai kapitulierte auch die Region Berbice.
1802 wurden alle drei Regionen durch den „Frieden von Amiens“ an die Niederlande zurückgegeben. Der Frieden hielt nur bis 1803, dann eroberten die Engländer zwischen dem 19. und 26. September die Gebiete erneut. 1814 gingen die Gebiete im Britisch-Niederländischen Vertrag an England über.
Zu Ehren des britischen Königs wurde die Stadt Stabroek am 12. Mai 1812 in Georgetown umbenannt. Diesen Namen trägt die Hauptstadt von Guyana noch heute. Der Sklavenhandel wurde durch die Briten bereits 1809 abgeschafft. Am 17. August 1823 kam es dann in den Kolonien, in der Erwartung einer baldigen Abschaffung der Sklavenarbeit, zu einem Sklavenaufstand und es wurde zwei Tage später das Kriegsrecht ausgerufen. Bereits am 21. August stand die britische Armee ungefähr 2000 Aufständigen gegenüber. Diesen wurde am 22. August eine Begnadigung angeboten, sofern sie den Aufstand beenden. Die Drahtzieher des Aufstands wurden jedoch erhängt.
1831 wurden dann die drei Kolonien zusammengeführt und am 21. Juli 1831 wurde der erste Gouverneur von British Guayana vereidigt. Im Jahr 1833 wurde der „Act of Emancipation“ verabschiedet. Daraus sollte ein Ende der Sklavenarbeit zum 1. August 1834 resultieren. In der der Realität setzte sich jedoch die Lobby der Pflanzer durch. Man benannte die Sklaven einfach in Lehrlinge um. Diese „Lehrlinge“ arbeiteten aber weiterhin ohne Lohn für 6 Jahre in einem „Ausbildungsverhältnis“. Da diese Lehrlingszeit alle Sklaven ab 6 Jahre betraf war also auch Kinderarbeit inbegriffen. In den folgenden Monaten änderte die britische Regierung diese Lehrzeit auf 4 Jahre und schlussendlich wurde die Sklavenarbeit zum 31. August 1838 in den Kolonien abgeschafft.
Nach der Abschaffung der Sklavenarbeit verließen die Sklaven die Farmen und es mussten andere billige Arbeitskräfte verpflichtet werden. Dadurch gelangen in diesem Jahr die ersten indischen und chinesischen Arbeitskräfte nach Guyana. Auch Arbeitskräfte von Madeira kamen in großen Zahlen. Bis 1917 immigrierten insgesamt 238.909 Inder. Die Arbeitsbedingungen änderten sich in der Folgezeit aber nicht wirklich, so das die Todesraten unter den Arbeitern sehr hoch war. Das führte dazu, dass immer mehr Arbeiter benötigt wurden. In der Folge untersagte Indien zwischen 1839 bis 1844 und zwischen 1848 bis 1851 die Auswanderung, für Jamaika sogar bis 1860. 1878 erreichten dann auch keine chinesischen Arbeiter mehr die britischen Kolonien. Ab 1884 wurde die Produktion aufgrund der internationalen Zuckerkrise immer mehr auf Reis anstatt Zucker umgestellt.
Guyana wird unabhängig
In den folgenden Jahren gab es immer wieder Aufstände aufgrund der Arbeitsbedingungen und schlechter Löhne. So z.B. 1869 auf der Plantage Leonora, 1872 in Essequibo, 1873 auf der Uitvlugt Plantage, 1896 auf der Non Pareil Plantage. 1924 entwickelte sich dann aus einem Streik in Georgetown ein Aufstand. Das Militär stoppte dabei aus dem Süden kommende Arbeiter und gab den Schussbefehl. 13 Menschen wurden getötet und 18 verwundet. Durch die große Depression in den 30ern und den damit verbundenen geringen Exportertrag verloren viele Menschen ihre Arbeit. Das zeigte den Menschen sehr deutlich, dass ihre Interessen nicht politisch vertreten werden. Daraus resultierte ein weiterer Aufstand auf der Leonora Plantage im Jahr 1939 mit 4 Todesfällen. Im April 1948 kam es auf dem Enmore Anwesen zu einem Streik mit 4 Todesfällen. Aus diesem Ereignis resultierte die Gründung der linksgerichteten People’s Progressive Party (PPP).
Die PPP löste 1953 dann auch eine große politische Krise aus, als sie die ersten Wahlen in Guiana am 27. April gewann. Durch eine Verfassungsänderung wurde ein neues politisches System, bestehend aus Ober- und Unterhaus, eingeführt. 18 von 24 Sitzen im Unterhaus gewann die PPP bei den Wahlen. Jeddi Chaggan wurde zum Prime Minister gewählt. Da die PPP in Europa als kommunistische Partei eingestuft wurde reagierte Winston Churchill, indem er Truppen nach Guiana entsandte und die neue Regierung wieder absetzte. Die Briten übernahmen wieder die Regierungsgeschäfte bis 1957. Die Bestrebungen zur Unabhängigkeit hielten aber auch in den nächsten Jahren an. Und so war es dann am 26. Mai 1966 soweit und Guiana erklärte als Guyana seine Unabhängigkeit.
Ungefähr 10 Jahre nach der Unabhängigkeit veränderte sich das gesamte industrielle Wesen in Guyana. Die sozialistisch geprägte Regierung verstaatlichte den größten Teil der Industrie und mit ihr auch die Zucker- und Rumindustrie. Es entstand die Guyana Sugar Corporation (GuySuCo), bestehend aus drei Brennereien:
- Diamond Liquors Limited (DLL) – Diamond Distillery – im Besitz von Jessels Holdings
- Guyana Distillers Limited (GDL) – Uitvlugt Distillery – im Besitz von Booker Bros.
- Demerara Distilleries Ltd – Enmore Distillery – eine Tochtergesellschaft von Guyana Distillers Limited
Die Gründung der DDL
Jedoch nahm die Nachfrage permanent ab und so wurde 1975 Yesu Persaud für die nächsten 4 Jahrzehnte Geschäftsführer von Diamond Liquors Limited. Persaud fusionierte Diamond Liquors Limited und Guyana Distillers Limited zu einem einzigen staatlich regulierten Unternehmen. Anschließend verkaufte er das Unternehmen wieder in Privatbesitz und schloss alle weiteren Rumbrennereien, außer der Diamond Distillery. Der Staat verkaufte die Anteile auf über 3000 guyanische Privataktionäre und behielt zwischen 60 und 80 Prozent der Anteile. Zur Verwaltung und Lenkung der Aktivitäten der drei Destillen wurde eine Holdinggesellschaft gegründet, die Guyana Liquor Corporation. 1983 fusionierten dann die Unternehmen DLL und GDL zur Demarara Distillery Limited (DDL).
Nach 10 Jahre sozialistischer Führung befand sich die Regierung Mitte der 80er Jahre durch Korruption, schlechtes staatliches Management und die Rückführung der Industrie in staatliche Kontrolle in einer finanziell sehr schwierigen Situation. Anders als beispielsweise in Kuba wurden die vorherigen Besitzer entschädigt, was die Staatskasse extrem belastete. In der Konsequenz musste die Regierung schlussendlich 1989 einer Veräußerungspolitik im Rahmen der Weltbank empfohlenen Strukturanpassungen zustimmen, weil das Land bereits seit 1985 als nicht mehr kreditwürdig galt. Dadurch wurden die Unternehmen schrittweise verkauft. Bereits 1988 sank der Anteil der Regierung an der DDL auf 47 Prozent, bis sie Anfang der 90er wieder in komplett privater Hand wahr. Zu diesem Zeitpunkt wurden dann auch das neue Prestigeprodukt der DDL vorgestellt – der El Dorado Rum.

Seit dem geht die Entwicklung der DDL steil bergauf. 2014 wurde Persaud von Komal Samaroo abgelöst. Mittlerweile ist die DDL nicht nur eine Brennerei, sondern zum Beispiel auch Franchisenehmer für die Produktion von Pepsi, Seven Up, einer lokalen Sodamarke und Fruchtsäften. Trockeneis und Kohlendioxid zur Karbonisierung gewinnt die DDL aus der Rumproduktion. Weiterhin bietet die DDL Versand- und Lagerservice für Unternehmen wie Nestle oder Johnson & Johnson an. Ungefähr 60 Prozent des Rums werden an Partnermarken oder als Bulkware verkauft. Der Rest bleibt für die eigenen Abfüllungen zurück. Zusätzlich ist das Unternehmen zu einem Drittel an National Rums of Jamaica mit den Brennerein Long Pond und Clarendon beteiligt.
Weitergenutzte Stills und Styles geschlossener Destillerien bei der DDL
Doch wie kam es denn nun dazu, dass die DDL heutzutage so viele völlig unterschiedliche Rumstile produzieren kann? Eingangs hatte ich bereits erwähnt, dass die DDL die einzig verbliebene Stätte für Rumproduktion ist. Alle anderen Destillierien mussten im Laufe der Jahre schließen. Im folgenden Kapitel möchte ich kurz die wichtigsten ehemaligen Destillierien in Guyana kurz vorstellen.
Die genaue Anzahl der Destillerien herauszufinden scheint heutzutage kaum noch möglich zu sein. Auch finden sich bei der Recherche extrem unterschiedliche Zahlen. 1880 seien es in der Spitze bis zu 109 Destillerien gewesen, heißt es. Diese Zahl ist aber schnell wieder gesunken. 20 Jahren später gab es um die Jahrhundertwende noch ungefähr 50 Destillerien. Zum Ausbruch des Ersten Weltkrieg waren es noch 36. Im Jahr 1921 sollen es noch 30 gewesen sein, 1938 sollen nur noch 9 Destillierien überlebt haben. Ab dem Jahr 2013 gab es dann wie bereits erwähnt nur noch eine Destillerie.
Geschichtlich betrachtet gab es auf Guyana nahezu alle Typen von Destillierapparaten. Es fanden sich Pot Stills, Vat Stills und Column Stills. Heute finden sich in der DDL folgende 3 Typen: Vat Stills, ab den 50ern die John Dore Double Retort Pot Still (DHE – Highester) und Column Stills. Die beiden Vat Stills aus Port Mourant und Versailles werden aber zumeist den Pot Stills hinzugerechnet, was aber an sich nicht ganz korrekt ist, da bei einer Vat Still ausschließlich der Hals und der Kopf aus Kupfer ist. Der Körper besteht aus einem sehr großen Fass aus guyanesischem Greenheart Holz.
„Barrel Aged Mind“ folgert in seinem Artikel, dass im Jahr 1938 die beiden Vat Stills von Port Mourant und Versailles bereits die letzten aktiven Pot Stills in Guyana waren, bis die John Dore Still in Betrieb genommen wurde. Das ist insofern interessant, als das in der Vergangenheit überwiegend Pot Stills oder beide Arten von Stills in den Destillerien zum Einsatz kamen. Nun aber den kleinsten Anteil darstellen. Auch war es in Guyana lange Tradition, Column Stills vor Ort aus Greenheart Holz zu bauen. Kupfer als Material kam erst deutlich später zum Einsatz. Heute ist ausschließlich die Enmore Wooden Continues Still (EHP) übrig geblieben.
Port Mourant (Berbice)
Die Destillerie wurde entgegen der Angaben der DDL irgendwann zwischen 1813 und 1821 gegründet und 1955 geschlossen. Die Double Wood Vat Still mit dem Mark PM hat nach der Schließung der Destillerie eine lange Reise hinter sich. Zunächst wurde sie in die Albion Destillerie gebracht und tat dort bis zur Schließung von Albion im Jahr 1968 ihren Dienst. Von dort aus ging es nach Uitvlugt und dann an ihren heutigen Standort. Die Port Mourant Still hat ein unverwechselbares Aroma.
Versailles (Demarara)
Die Versailles Distillery war die kleinste der verbliebenen Destillerien. Es deutet vieles darauf hin, dass sich ausschließlich die berühmte Single Wooden Vat Still in Versailles befunden hat. Diese wurde 1890 in Betrieb genommen. Nach der Schließung 1978 wurde diese zur Enmore Distillery gebracht. Nach der Schließung von Enmore 1994 ging sie in den Besitz der DDL über. Dort wurde sie 2006 saniert. Diese Destille wird unter dem Mark VSG und MDX geführt. Rums von der Versailles werden traditionell sehr regelmäßig mit Zuckercoleur gefärbt.
Uitvlugt (Berbice)
Die Uitvlugt Distillery wurde zwischen 1759 und 1776 gegründet und 1999 geschlossen. Die beiden 2 Säulen French Savalle Stills wurden mitsamt der Port Mourant Double Wooden Pot Still zur DDL überführt. Möglicherweise stammt eine der French Savalle noch aus dem Bestand der Blairmont Estate. Die French Savalle bestehen nicht aus Kupfer, sondern Stahl. Die beiden Stills können 9 verschiedene Mark herstellen, darunter die Nachbildungen von Rum lange geschlossener Destillerien. Der Name kommt aus dem holländischen und wurde früher „Ütflacht“ ausgesprochen, heute spricht man es eher „Owt-Flut“. Übersetzen würde man das mit „Entschuldigung“, was an der Stelle aber nicht notwendig ist, weil es sich um den Namen des Farmbesitzers handelte.
Marques: ICBU and UMS (Uitvlugt), Skeldon (SWR, SM, CG), La Bonne Intention (LBI), Blairmont (<B>), Albion (AN), Port Mourant (PM)
Enmore (Demarara)

Für die Rums aus Enmore finden sich eine Vielzahl an Marks: EHP (Enmore Henry Porter – der Gründer) bezeichnet höchstwahrscheinlich die ursprüngliche hölzerne Column Still, MXE (Plantage Mon Repos) + KFM (Plantage Lusignan, Kenneth Francis Mackenzie) fusionierten 1930 und gehörten ab 1948 zu Enmore, das Mark KFM bezeichnet dabei höchstwahscheinlich in Enmore auf der Versailles destillierten Rum. ELCR bezeichnet einen leichten Enmore Rum, REV ist ungeklärt, auf jeden Fall handelt es sich aber um, bereits zur Einlagerung im Fass, stark mit Zuckercoleur gefärbte Rums. Enmore nahm zunächt die Versailles Still auf und bei der Schließung 1994 gingen beide Stills zur DDL über.
Marques: MEC, MEA, EHP, KFM, REV, MXE, AWM
Skeldon (Berbice)
Die Skeldon Plantage wurde zwischen 1804 und 1834 von William Ross gegründet. Zunächst wurde Baumwolle angepflanzt, spätestens 1845 wurde Zucker angebaut. Wann der erste Rums produziert wurde lies sich nicht genau herausfinden. Der letzte Rum wurde jedoch ziemlich sicher 1960 produziert. Stills aus dieser Destille sind nicht mehr vorhanden. Der Skeldon Style wird heute über die Coffey Stills erzeugt. 2009 ging an alter Stelle eine neue Fabrik an den Start.
Mark: SWR (Sir William Ross)
Diamond Distillery (Demarara)
Die Diamond Plantage wurde wahrscheinlich 1753 gegründet. Zunächst wurde auf der Farm Kaffee, ab Anfang des 19. Jahr. Zucker angepflanzt. Spätestens im Jahr 1848 wurde der erste Rum destilliert. In der Diamond Distillery befanden sich traditionell zwei Continuous – Metal Coffey Stills und eine Batch – Metal Double Retort zur Erzeugung eines High – Ester Rum. 2011 kam eine Dritte hinzu. Diese ist jedoch für die Herstellung von komplett neutralem Alkohol ausgerichtet. Ebenfalls 2011 wurde eine Continuous – Metal Multicolumn (5 Columns) mit der Bezeichnung MPRS (Multi-pressure Rectification Still) in Betrieb genommen. Alle Maischen werden heutzutage gleich erzeugt, d.h es gibt keine verschiedenen Fermentationsdauern oder den Einsatz unterschiedlicher Hefe für die jeweilen Marques.
Marques: SVL (Uitvlugt Savalle), SVW + SSN (Continuous – Metal Coffey Still), UN / LSR / GS20 / DLR (Continuous – Metal Multicolumn), DHE (Highester Batch – Metal Double Retort)
Färbung von Rum – eine weitere lange Tradition in Guyana
Wenn man sich die vielen verschiedenen Abfüllungen mit den verschiedenen Marques anschaut, fällt einem ziemlich schnell auf, dass diese sehr unterschiedlich gefärbt sind. Nun könnte man natürlich daran denken, das die Rums einfach unterschiedlich lange gelagert wurden und sich somit die Farbe aus dem Holz in den Rum übergegangen ist. Aber auch recht junge Rums aus Guyana sind mitunter schon dunkelbraun. Ein gutes Beispiel ist der Skipper Demarara Rum. Er ist sehr dunkel gefärbt und enthält verschiedene, nur 3 jährige Rums, der DDL. Also muss der Grund dafür ein Anderer sein.
Die Färbung erfolgt durch eine Art Zuckercoleur. Mit dem hochwertigen und schon sehr dunklem Demarara Muskovadozucker steht Guyana bereits das perfekte Ausgangsprodukt zur Verfügung. Der Zucker wird dafür in großen Mengen erhitzt und permanent mit einem Paddel in Bewegung gehalten. Das passiert solange, bis sich der verflüssigte Zucker kaum noch bewegen lässt, keinesfalls darf er jedoch anbrennen. Dann wird der Zuckersirup wieder mit Rumfeinbrand verdünnt, um eine cremige Konsistenz zu bekommen.
Anschließend wird das Gemisch in Holzfässern mit 2 Auslässen gelagert. Ein Auslass wenige Zentimeter über dem Boden, der zweite Auslass 10 Zentimeter darüber. Dadurch konnte man die schweren Schwebstoffe herausfiltern, in dem man einfach wartete bis sich diese am Boden absetzten. Für ein besseres Aroma wollte man diese nicht mit im Färbemittel haben. Zusätzlich würde ein zu hoher Anteil an schwerem Sediment den Rum nach einer Verdünnung zunächst trüb werden lassen, weil sie in Wasser kaum lösbar sind. Nach einer gewissen Standzeit würde sich das Sediment am Boden absetzen.
Die Fässer des Rums werden also nicht mit Melasse bestrichen, wie oftmals zu lesen ist. Die Zuckercoleur wird entweder dem frisch destilliertem Rum oder in die Tanks zum Export hinzugegeben. Je nach Mark variieren die Anteile. Bekannt für kräftige Färbung sind vorallem die Marques REV, VSG und MEC. Aromatisch ist ein typischer Geschmack nach Lakritze und eine Süße, die anschließend im Rum enthalten ist.
Einige Quellen schreiben das die Färbung erfolgte, weil es die British Navy so forderte. Die British Navy Rums bestanden aus sehr jungen Demarara Rumsorten. Den Rum sollte man aber sofort von Wasser unterscheiden können. Also wurden die Rums schon in der Destillerie gefärbt. Eine andere Quelle bereichtete davon, dass die Färbung erfolgte um die schlechte Wasserqualität zur Verdünnung zu überdecken.
Wer sich noch deutlich vertiefender mit der Geschichte Guyanas auseinander setzen möchte kann dies auf barrel-aged-minds machen. Meine Ausarbeitung dazu ist überwiegend diesem wunderbaren Artikel zu diesem Thema entnommen.
Cheers!
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