Armagnac wird immer mehr zu einem großen Thema für mich auf diesem Blog, denn auch bei den großen Importeuren und auch kleinen Händlern spielt der Weinbrand aus dem Süden Frankreichs eine immer größere Rolle. Heute habe ich einen spannenden Vergleich vor mir im Glas: Drei verschiedene Trauben, die nach zehn Jahren Fassreifung in Fassstärke vom Château de Lacquy, der ältesten noch aktiven Armagnacbrennerei, abgefüllt wurden.

Folgende Rebsorten werden verglichen:

  • Baco
  • Folle Blanche
  • Colombard

Château de Lacquy

Die Geschichte des Château de Lacquy geht bis ins Jahr 1711 zurück und liegt in der Gascogne, etwa 110 Kilometer südlich von Bordeaux, in der Region Landes, in der Bas-Armagnac. Das Anwesen wird seit über 300 Jahren von aufeinanderfolgenden Generationen von familiengeführt. Das Château ist seit dem Mittelalter intakt geblieben. Es ging aus den Händen einer mächtigen Gascogne-Familie in die Hände einer anderen über, blieb bis 1668 im Besitz der Familie Mesmes und ging dann 1711 an die Familie Pontac über, um Armagnac zu produzieren. Die internationale Nachfrage nach Armagnac und Cognac war zu dieser Zeit extrem gestiegen. Heute ist der derzeitige Besitzer, Gilles de Boisséson, die zehnte Generation an der Spitze von Château Lacquy. Das heute noch erhaltene Château wurde im Jahr 1777 errichtet und im Jahr 1910 durch den Anbau des Nord- und Südflügels erweitert.

Das heutige Weingut, das 1876 zur Reifung des Armagnacs erbaut wurde, ist ein sehr traditionelles Gebäude aus Stein und Holz und mit Terrakottaziegeln gedeckt. Es hatte ein älteres Weingut ersetzt. Das Weingut wurde speziell für die Reifung von Armagnac entworfen. Die Dicke der Wände, die schmalen Fenster, der Boden aus gestampfter Erde, die Isolierung durch den Dachboden mit Holzrahmen und das Ziegeldach und die natürliche Belüftung sorgen für eine konstante Luftfeuchtigkeit und sehr geringe Temperaturschwankungen.

Die Grundstücke um das Château sind typisch für die alten Häuser in Landes und bestehen hauptsächlich aus Eichenholz. In Lacquy gibt es einige Eichen aus der Zeit König Ludwigs XV. Wilde Das Anwesen ist ein wahres Wildreservat, das sorgfältig geschützt wird. Im Winter leben hier Tausende von Ringeltauben und es bewegen sich Hasen, Wildschweine, Dachse und Ginsterkatzen frei in den Wäldern.

Das Anwesen liegt auf 120 Metern Höhe, am Rande des Waldes der Landes und an den Hängen des Gers-Gebiets, im Herzen der Region. Das Gebiet hat ein ozeanisches Klima und ist im Allgemeinen mild und feucht. Obwohl das Wetter durch den nahe gelegenen Atlantischen Ozean beeinflusst und gemildert wird, können die Sommer sehr heiß sein und es kann zu heftigen Stürmen kommen.

Die Durchschnittstemperaturen im Winter schwanken zwischen einem Minimum von 0°C und einem Maximum von 11°C. Die Sommertemperaturen schwanken zwischen einem Minimum von 15°C und einem Maximum von 28°C. Trotz dieser Durchschnittswerte treten häufig Temperaturen von -10 °C im Winter und 38 °C im Sommer auf. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge variiert zwischen 50 mm im Juli und 100 mm im Oktober und liegt im Jahresdurchschnitt bei etwa 1000 mm.

Im Sommer kann es zwischen Morgen- und Nachmittagstemperaturen einen Temperaturunterschied von 30 °C geben, was zu heftigen Stürmen führen kann. Die vorherrschenden Winde kommen aus West. Im Sommer wehen nordwestliche Brisen und im Frühling können Südwinde Sand aus der afrikanischen Wüste tragen.

Heute umfasst das Anwesen etwa 400 Hektar angrenzendes Land. Die Trauben für den Armagnac werden auf 25 Hektar Land angebaut. Neben Trauben werden auch andere Feldfrüchte wie Weizen oder verschiedene Gemüse angebaut.

Der Oberboden ist leicht und sauer und besteht aus feinem tonigen Quarzsand – der durch geringe Mengen Eisenhydroxid gefärbt ist – und Meeressedimenten. Tief im Inneren besteht das Grundwassersystem aus maritinem Kalkstein und ist von Sedimentablagerungen bedeckt, die zwei Meeresstadien durchliefen und neue Kalkablagerungen bildeten, die weitgehend von Flüssen und Bächen entwässert wurden. Dieser Kalkstein ist von lehmig-sandigen Formationen bedeckt.

Auf dem Grundstück gibt es unterschiedliche Ausprägungen dieser Sande. Sie sind halbdurchlässig und werden von vielen verschiedenen Quellen entwässert, die in Richtung des Kalksteins fließen und kleine Schluchten bilden, die bis zu 35 Meter tief sein können.

Im Château de Lacquy wird jede Rebsorte separat destilliert. Die Destillation erfolgt kurz nach der Gärung, im Oktober-November, unter Verwendung eines 1939 gebauten Destillierapparats, der dem Weingut gehört und aus 3 Tonnen Kupfer und 90 Metern Rohrschlangen besteht. Die Distille besteht aus einer Säule mit fünf Schichten und einem nachgeschalteten Kondender und wird mit Holz befeuert.

Der Armagnac der aus der Destille kommt hat einen Alkoholgehalt von 52 bis 54 Vol.-%. Von der Destille geht es direkt in ein 400 bis 420 Liter fassendes Fass aus europäischer Eiche oder Stieleiche (Quercus robur) aus regionalen Wäldern oder aus dem Limousin-Gebiet. Es werden nur zwei Fässer am Tag befüllt.

Ungefähr 50 % der Fässer werden jedes Jahr neu vom örtlichen Fassmacher Bartholomo in Le Frèche, mit unterschiedlich starken Toasting, hergestellt. Die Armagnacs werden mehrfach im Jahr verkostet und belüftet und gegebenenfalls von einem Fass zum anderen umgefüllt. Der Angelsshare beträgt im ersten Jahr etwa 4 %, in den nächsten Jahren jedes Jahr 3 % und stabilisiert sich nach etwa 20 Jahren bei 2 %.

Der Alkoholgehalt sinkt ebenso und erreicht einen Wert von 48 % nach 5 bis 8 Jahren und dann auf 46 % wenn der Armagnac 15 bis 20 Jahre alt ist. Im Reifekeller des Château de Lacquy pendeln sich die Armagnacs der ältesten Fässer im bei 43 % ein. Der Bestand der im Keller gelagerten Armagnacs ist digital erfasst nach Jahr und Rebsorte. Der Lagerbestand reicht für einen Jahresumsatz von ca. 35 Jahren.

Tasting

Alle drei Abfüllungen wurden im Jahr 2010 destilliert und wanderten dann für 10 Jahre in das Fass. Die Abfüllung erfolgte ohne weitere Zusätze in Fassstärke mit 49 bzw 48% (Colombard). Eine 0,7 Liter Flasche kostet um die 100€. Dieses Tastingset gibt es in der 3x200ml Ausführung für 129€. Nun aber ab zum Test.

2010 Baco – fût n°333

In der Nase finde ich fruchtigen Aromen, kandierte Zitrusfrüchte erinnern, aber auch viele Blumen, etwas Weihrauch, Lack und geröstete Nüsse. Im Hintergrund gut balancierte Aromen von dem getoasteten Fass.

Am Gaumen kommen sofort würzige Aromen von Pfeffer, Nelke und auch wieder kandierten Orangenschalen, Marillen und nun auch etwas leicht bitteren Kakao an. Das geröstete Fass kann ich nun mehr schmecken, die fruchtigen Aromen bleiben aber dominant. Das Ganze ist in eine leichte Parfümnote eingebettet. Im Abgang gesellt sich kurz eine Honigsüße hinzu, ehe er mit unerwartet rauchigen Aromen und eine sich steigernden Bitterkeit endet. Schön balanciert.

-84/100-

2010 Folle blanche – fût n°20

Folle Blanche wurde erst 2002 auf dem Anwesen neu angepflanzt.

Leicht nussig in der Nase mit Noten von gerösteten Nüssen, Möbelpolitur, Karamell, und Nougat. Leichtere Blumen als beim Baco, Honig, natürlich Trauben, Pflaumen, Gewürze und etwas Süßholz. Wirkt etwas rassiger in der Nase und spricht mich sofort an.

Am Gaumen ist er cremig und etwas schwerer mit Noten von Vanille, Zedernholz, einem Hauch kandierter Orangenschale und etwas Backgewürz, aber auch fruchtigen Trauben- und Mirabellenaromen. Auch finde ich ihn etwas süßer. Im Abgang bleibt Weihrauch zurück, pfeffrig und mit einem Hauch dunkler Schokolade. Die Alkoholeinbindung gefällt mir bei dem Folle blance am besten.

-85/100-

2010 Colombard – fût n°278

In der Nase kandierte Zitrusfrüchte, dicke Pflaumenmarmelade und Gewürze. Daneben Sandelholz, viel Vanille und Kakao. Auch hier florale Aromen, aber deutlich im Hitergrund. Und natürlich auch typische Lackaromen. Der holzigste der drei Armagnac. Wirkt in der Nase am kräftigsten und spricht mich direkt am meisten an.

Das bestätigt auch der Antrunk: Pflaumenkompott, noch etwas mehr Pfeffer, Vanille, einige Gewürze, Trinkschokolade und Walnüsse. Hier schmecke noch intensivere röstige Fassaromen. Der lange Abgang (der längste von allen) ist kräftig mit dunkler Schokolade, Holzaromen und nochmal ordentlich Pfeffer. Fruchtige Aromen blitzen nur immr mal ganz kurz durch. Die kräftigen Aromen dominieren hier ganz klar. Der herausfordernste der drei Abfüllungen. Gefällt mir aber dadurch am Besten.

-87/100-

Fazit

Ein extrem spannendes Tasting um die Trauben direkt zu vergleichen. Alle drei Armagnac haben meiner Meinung nach sehr viel zu bieten und schneiden entsprechend auch hoch bepunktet ab. Welcher einem am besten schmeckt kommt auf den persönlichen Geschmack an. Bei mir war es der Colombard, ganz einfach weil ich die kräftigen, fast schon etwas „dreckigen“ Aromen mag. Sehr gut gemacht sind sie aber alle drei. Und alle drei zeigen die Variationsmöglichkeiten des Armagnac, von „Richtung Whisky“ über „Richtung Calvados“ und „Richtung Rum“ ist alles dabei.

Cheers!