Ahorn ist ja derzeit schwer in Mode. Viele Whisky-Hersteller experimentieren mit Ahornsirup-Fässern, hier kam ich vor einigen Jahren über eine Limited Edition von Stauning Whisky auf den Geschmack. Auch in der deutschsprachigen Rum-Welt sind die kanadischen Fässer mit der neuen Wagemut Special Edition 2023 angekommen. Und so war es eine reizvolle Vorstellung, die Kombination von Wacholder und Ahorn in einem Gin zu erleben. Mit dieser Erwartung trat ich an den Stand von Monkey 47 auf dem Bar Convent Berlin 2023 heran, um den neuesten Distiller’s Cut zu verkosten. 

Nachdem man im vergangenen Jahr bei der 48. Zutat mit Waldmeister direkt vor der Haustür fündig wurde, ging es dieses Jahr ein paar Tausend Kilometer weiter in die Ferne. Acer saccharum wurde es, so der lateinische Name. Der kanadische Ahorn. 

Laut dem Hersteller ist der beste Zeitpunkt zum Anzapfen der Bäume im Frühjahr. Dann bohren die Erzeuger ein Loch in den Baum, lassen den Saft in einen Behälter fließen und bringen ihn anschließend zur Verarbeitung in ein “Zuckerhaus“. Ein hellerer Sirup hat ein feineres, milderes Aroma, ein dunkler Sirup dementsprechend kräftigere Noten. 

Für den diesjährigen Monkey 47 Distiller’s Cut wurde Ahornsirup von der 1977 gegründeten Cosman & Webb Farm in den Eastern Townships im Süden Quebecs gewählt. Man habe für den diesjährigen Distiller’s Cut ein “komplexes, zeitaufwändiges Mazerations- und Destillationsverfahren” verwendet, so der Hersteller. 

Monkey 47 Distillers Cut 2023 Sticker

Monkey 47 Distiller’s Cut 2023 im Tasting

Mit dem ersten Schluck wurde schnell klar, die charakteristische Note des Gins ist, wie man es von Monkey 47 gewohnt ist. Die Erwartung, eine deutliche Ahornnote zu schmecken, wurde jedoch nicht erfüllt. Er war eher eine leise Begleitung, die sich hinter dem starken Charakter des Wacholders versteckte.

Selbst als ich die Zutat auf der Flasche gelesen habe, konnte ich den Ahorn am Gaumen ehrlich gesagt nicht finden, zumindest nicht im Pur-Genuss. Hendrik ging es da nicht viel anders. Zu viele Aromen, zu viel Komplexität. Vielleicht ist die feine Nuance des Monkey 47 Distiller’s Cut 2023 auch nur von einem feineren Gaumen wahrzunehmen, oder sie entfaltet sich stärker in Drinks und Cocktails. Auf dem BCB hätte man auch Gin Tonics trinken können, aber wir sind beide nicht so die GnT-Fraktion.

Im schnellen Messe-Tasting war ich also ehrlich gesagt nicht überzeugt. Zumindest nicht so sehr, als dass ich versuche, mir davon eine Flasche zuzulegen. Sofern man denn überhaupt eine bekommt. Denn wie immer ist die Nachfrage größer als das Angebot, sodass die Flaschen in einem Raffle verlost werden.

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