Ein Samstagnachmittag in Berlin, zwei Bars und zwei völlig unterschiedliche Welten.Hendrik und ich starteten unsere Tour nach einem morgendlichen Besuch im Berliner Zoo in der Monkey Bar. Vom Löwenfelsen direkt zum Tresen, eine logische Progression, oder? Fanden wir auch.

Die Monkey Bar ist eine Rooftop-Bar im 10. Stock des 25hours Hotels Bikini Berlin. Die Bar kenne ich seit Jahren nur aus dem Instagram-Feed und ich hatte schon mehrfach vor, hier vorbeizuschauen. Nun ergab sich endlich die Möglichkeit, an einem Samstag gegen 15 Uhr zum Daydrinking reinzuschnuppern. 

Die Bar war zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut besucht. Das könnte an der ausgeprägten Daydrinking-Affinität der Berliner liegen oder am atemberaubenden Blick über die Stadt. Mit dem Dschungel-Look und den Panoramafenstern, die einen Blick auf Siegessäule und den Berliner Zoo ermöglichen, fühlt man sich jedenfalls fast, als wäre man mitten im Großstadtdschungel.

Klassiker der Barwelt

Die Karte der Monkey Bar ist ein Best of der zeitgenössischen Drinks. Darauf finden sich einige Eigenkreationen, Highball-Klassiker wie der Sloppy Joe’s Mojito, der Espresso Martini (hier natürlich passend zum Affen-Relief an der Wand veredelt mit Discarded Banana Peel Rum) und natürlich auch der Porn Star Martini.

Die Cocktails werden im Affenzahn zubereitet (okay, wir sparen uns nun die tierischen Anspielungen), das Publikum ist jung, hip und weltläufig. Hier hört man noch mehr Englisch als in Berlin ohnehin üblich, was die internationale Anziehungskraft dieser Bar unterstreicht. 

Insgesamt eine schöne Bar mit Drinks auf den Punkt, wenn auch eher im gefälligen Spektrum unterwegs. Will heißen: Man richtet sich ganz klar an die breite Masse, dass aber in sehr guter Qualität. Auf der Karte gibt es nichts Ruppiges im Kaliber eines Mai Tai. Es ist ein bisschen wie ein Pop-Song: Manchmal ein wenig vorhersehbar, aber eben verdammt eingängig.

Espresso Martini in der Monkey Bar Berlin

Gatsby-Feeling in Charlottenburg

Doch irgendwie konnte es das noch nicht gewesen sein. Also zogen wir zu Fuß weiter in den etwa 15 Minuten entfernen Rum Trader. Auch hierhin hatten wir es in all den Jahren nie geschafft, weder zum German Rum Festival noch zum Bar Convent Berlin. Der Rum Trader ist eine der ältesten Bars in Berlin und gewissermaßen der Gegenentwurf zur Monkey Bar. Während über den Dächern Berlins jede Ecke instagrammable angerichtet ist, herrscht im The Rum Trader Fotoverbot und mit Social Media scheint man nicht allzu viel am Hut zu haben.

Der Schwerpunkt liegt mit Rum auf nur einer Spirituosen-Kategorie, die Karte ist eine handverlesene Auswahl an Drinks, die meisten selbst regelmäßigen Bargängern nicht unbedingt geläufig. Man wird vom Service-Team gesiezt und alles geht förmlich und mit Etikette zur Sache, während am Nachbartisch Austern gereicht und Champagnerflaschen geöffnet werden. Savoir-vivre in seiner reinsten Form.

  • Hendrik und ich vorm Rum Trader in Berlin
  • Royal Bermuda Yacht Club im Rum Trader
  • Fog Cutter im Rum Trader
  • Außenbereich des Rum Trader

Wir wählten zum Auftakt zwei Drinks, einen angenehm leichten Fog Cutter und einen wuchtigeren, jedoch perfekt balancierten Royal Bermuda Yacht Club. Ein Cocktail, der meiner Meinung nach völlig unterrepräsentiert ist. Serviert wurden sie in alten, stilvollen Gläsern, und man fühlte sich fast wie in einer Zeitmaschine – nur ohne die unangenehmen Nebenwirkungen wie Piraten, die einen verfolgen.

Zum Abschluss wurde uns ein Geheimtipp gereicht: Ein Rum aus Dänemark von GetSpirits, gelagert in einem ehemaligen Jamaica-Rumfass, abgefüllt mit 53,5 Prozent. Ein schön würziger Rum, der prima zum lauen Sommernachmittag passte.

Ein Nachmittag der Gegensätze

Der Kontrast zwischen den beiden Bars könnte nicht größer sein. Während die Monkey Bar ein Ort des modernen, urbanen Lebens ist, wo die Grenzen zwischen den Kulturen verschwimmen und die Energie der Millionenstadt spürbar ist, ist der Rum Trader ein Ort der Tradition, des Respekts und der Etikette. Es ist ein Ort, an dem man sich zurücklehnen, entspannen und die feinen Dinge des Lebens genießen kann.

Berlin ist und bleibt eine Stadt der Vielfalt, in der alte Traditionen und moderne Trends nebeneinander existieren und sich gegenseitig bereichern.

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