Das German Rum Festival 2023 ist schon ein paar Tage her. Die Lebern sind mittlerweile erholt, die Erinnerungen jedoch hoffentlich nicht verblasst. Ich hatte dieses Jahr das Glück, ein VIP-Tasting für das German Rum Festival zu gewinnen. Ich habe mich früher immer gefragt, was bei diesem Tasting ausgeschenkt wird und ob es den Aufpreis wert ist. Darum wollte ich euch diesen Artikel nicht vorenthalten. Das Tasting fand am Sonntag, also dem zweiten Tag statt. Verkostet wurden 5 Rums gemeinsam mit Rum-Depot-Chef Dirk Becker.

Don Q Zinfandel Edition Rum

Don Q Double Cask Rum Zinfandel Cask Finish  

Los ging es mit einem Rum von Don Q. Mit 40 Prozent Abfüllstärke war er der entspannte Einstieg in das Tasting. An so einem Satz merkt man by the way mal wieder, in was für einer mitunter verrückten Blase man sich eigentlich befindet. Doch zurück zum Rum: Dieser Tropfen stammt aus Puerto Rico, dahinter steht die familiengeführte Destillerie Serrallés.

Was diesen Rum so besonders macht, ist seine doppelte Lagerung. Nach einer klassischen Reifung von fünf bis acht Jahren in amerikanischen Weißeichnefässern erhält er ein veredelndes Finish von drei Jahren in Zinfandel-Weinfässern aus Kalifornien. In Europa ist diese Rebsorte auch als Primitivo bekannt. Dieses Nachreifen in den Rotweinfässern verleiht dem Rum interessante Nuancen und Spuren. In der Nase spürt man davon noch nicht allzu viel, stattdessen viel Vanille. Alles sehr ruhig und wenig aufregend, ein typischer Rum im spanischen Stil. 

Der Rum hat einen schönen rötlich-braunen Farbton. Am Gaumen werden die Fassnoten von Vanille und Eiche von fruchtigen und leicht würzigen Tönen umspielt. Insgesamt hat er eine schöne Süße, die sich leicht ins Pfeffrige und Holzige dreht. Nach hinten raus merkt auch die Tannine, die entfernt an Rotwein erinnern. Ein interessanter Auftakt.

El Dorado Port Mourant 2009 Rum

El Dorado Port Mourant Rum 2009 

Weiter ging es mit dem 2009er Jahrgangs-Rum von El Dorado. Mit Guyana-Rum macht man ja bekanntlich fast nie etwas verkehrt, und so liefert auch dieser wie erwartet ab. Hier findet sich erst eine schöne Süße, dann dreht sich das Ganze in eine angenehme Würze – und das trotz der reduzierten Trinkstärke von 40 Prozent. Ich schmecke Salmiakpastillen, Lakritz, kandiderte Früchte, Röstaromen, dazu habe ich ein paar Assoziationen von Kaffee. Ein britischer Stil wie man ihn mag, bei dem der Charakter der seltenen Double Wooden Pot Still aublitzt, die letzte ihrer Art.

Mehr zu Guyana-Rum erfahrt ihr hier.

Eminente Millesime 2021 Rum

Eminente Millesime 2012

Den Eminente Millesime 2012 haben wir hier im Blog schon ausführlich vorgestellt. Insofern gehen wir hier nicht allzu sehr ins Detail. Wir mögen die Marke und dass sie einige Dinge anders macht als andere Kubaner. Dieser Rum besteht zu 100 Prozent aus Aguardiente, hat deshalb mehr Aromen und Power. Er lagerte 10 Jahre im Fass in Kuba und kam dann in Fassstärke in die Flasche. 

Und man merkt: Hier ist aromatisch schon viel mehr los als bei den ersten beiden Abfüllungen. Natürlich merkt man den höheren Alkoholgehalt, dennoch ist dieser Rum ausgezeichnet trinkbar. Anfangs kommt eine angenehme Süße, dann Frucht und Würze. Durch die Destillation in der Säulenanlage kommt er etwas leichter daher. 

Eine tolle Abfüllung, die zeigt, dass Kuba nicht langweilig sein muss.

HSE Rum

HSE Habitation Saint Etienne Confrerie du Rhum 2007-2022

Wie es sich für ein gutes Rum-Tasting gehört, das eine möglichst große Bandbreite der Kategorie abdecken möchte, darf auch ein Rhum Agricole nicht fehlen. Doch natürlich nicht irgendeiner. Der HSE Habitation Saint Etienne Confrerie du Rhum 2007-2022 wurde anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Confrerie du Rhum und des 70. Geburtstags ihres Mitbegründers Jerry Gitany herausgebracht. 

Dieser 14-jährige Rhum reifte in einem 400-Liter französischen Eichenfass auf Martinique und wurde in einer Auflage von weniger als 600 Flaschen abgefüllt. Und was haben wir da in der Nase? Kräuter, Schwarztee, der schon lange gezogen hat, aber vor allem Holz und Kirsche. Das Kirscharoma riecht so dominant, dass man glauben könnte, das Aroma wurde zugesetzt. Aber das ist natürlich nicht der Fall. Am Mund eine spannende Fruchtigkeit, wo sich noch Pfeffer, Banane und Pflaumen dazu gesellen, doch auch hier dominiert Kirsche. Dazu eine kräftige Süße, ohne dass er gezuckert wurde. Wow. Einer der besten Agrcioles, den ich seit Langem im Glas hatte.

Albert Michler Rum new Yarmouth 1994

Albert Michler New Yarmouth 1994/2022 

Zum Schluss gibt es ja bekanntlich Feuerwerk, und diese Tatsache würdigte Dirk Becker mit einem 1994er New Yamouth von Albert Michler. Dieser Rum durchlief eine zweistufige Reifung: Zuerst genoss er 16 Jahre im warmen, tropischen Klima Jamaikas, bevor er nach Schottland transportiert wurde, um dort in einem Refilled-Rum-Fass für weitere 11 Jahre zu reifen. Dieser Prozess mündete in der Abfüllung von 340 Flaschen im August 2022, mit einer Trinkstärke von 52,8% Vol. 

Die Nase ist überraschend fruchtig, wie ich es von anderen NY 1994 nicht kenne. Auch geschmacklich gibt er sich überraschend smooth. Natürlich gibt es die typischen Aromen von tropischen Früchten, Holz, Lack und bitteren Geschmacksnuancen. Aber alles eine Spur gefälliger. Mit 52,8 Prozent ist er aber natürlich auch im unteren Spektrum dieses unter Sammlern beliebten Jahrgangs unterwegs. Ein leckerer Abschluss, aber er kommt nicht an die Abfüllung von Tara Spirits heran.

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