Es gibt diese Abende, die dir einen liebevollen Faustschlag in die Geschmacksnerven verpassen und dir das Lächeln so tief ins Gesicht meißeln, dass selbst der härteste Berliner Beton neidisch werden würde. An einem solchen Sommerabend, als die Sonne über den Himmel von Berlin strahlte, stiegen wir an der East Side Gallery an Bord der MS Rhein.

Hier, im Herzen des urbanen Dschungels von Berlin, startete am Vorabend des alljährlichen German Rum Festivals die erste Urban Rum Cruise, organisiert von Kirsch Import. 80 Menschen fanden sich auf dem Boot ein – darunter Vertreter der Marken, mit denen Kirsch Whisky zusammenarbeitet, zahlreiche Rum-Fans aus dem ganzen Land, Dirk Becker vom Rum-Depot und wir.  

Und der Abend startete mit jamaikanischen Vibes – nicht nur wegen der Temperaturen um die 30 Grad, sondern auch wegen der 3-Liter-Flasche Hampden, die Jürgen Wiese zur Begrüßung bereithielt. Ein Schluck, und die Geschmacksknospen wurden in eine Welt aus tropischen Früchten, Gewürzen und dunklem Zucker katapultiert. 

Und die MS Rhein? Nun, sie mag zwar schon bessere Tage gesehen haben. Aber mit ihrem abblätternden Anstrich war sie der perfekte Botschafter für den Geist des Rums: ein bisschen roh, ein bisschen wild, aber immer voller Geschichte und Charakter. Passt doch perfekt nach Berlin.

Der Innenraum des Schiffs war gespickt mit einem Kaleidoskop aus Flaschenhälsen. Unter ihnen waren alte Caronis, deren Reife und Komplexität bei den Nerds hoch im Kurs stehen, sowie limitierte Hampden-Abfüllungen, die den experimentellen Geist dieser legendären Brennerei aufzeigten. Ein C<>H mit beinahe 70 Prozent? Her damit! Auch die neue Thailand-Abfüllung von der Flensburg Rum Company hat uns überzeugt.

Mitch Wilson war ebenfalls vor Ort und präsentierte die gesamte Range von Black Tot. Die Standardabfüllung kennen vermutlich die meisten unserer Leser, ausgeschenkt wurde jedoch auch die neue Masters Reserve aus dem Jahr 2023 und der Last Consignment. Dieser Rum stammt aus den letzten Beständen der Zeit, als es bei der Marine noch die tägliche Ration Rum hab. Ein Stück Geschichte, eine Zeitkapsel in Flaschenform. Ein absolutes Highlight.

Es war ein prima Mix aus verschiedenen Stilistiken, Neuem und Raren, Zurückhaltendem und Experimentellen. Die Repräsentanten der verschiedenen Rum-Marken, die das Event begleiteten, schufen eine Brücke zwischen dem Glas und dem Ursprung des Rums, zwischen dem, was wir tranken, und der Geschichte, die darin eingebettet war. Es ist ja immer wieder spannend, einige der Hintergründe über die Flaschen zu hören, die man im Online-Shop so nicht findet.

Serviert wurden außerdem drei Tiki-Klassiker – Mai Tai, Hurricane und der Jungle Bird – ein trügerisch dunkles Getränk, das einen Hauch von Campari-Bitterkeit und Ananassüße auf der Zunge hinterließ.

Während wir uns durch die Wasserstraßen Berlins schlängelten, versank die Stadt um uns herum in der Nacht. Kein Wunder, dass es alle auf das Deck zog, manche mit einem Glas Rum in der einen und einer Zigarre in der anderen Hand. Mit den Lichtern der Stadt, die sich im Wasser der Spree spiegelten, und den sanften Wellen, die das Boot in einen entspannten Rhythmus wiegten, verging die Zeit wie im Flug.

Was den Abend so besonders machte waren nicht nur die raren Abfüllungen, die allein schon ein Best of RumX waren. Es war das Miteinander. Das klingt wahnsinnig kitschig, aber es ist schön, die Menschen, mit denen man regelmäßig in Facebook-Gruppen schreibt und mit denen man sich postalisch sogar Samples austauscht, endlich einmal persönlich zu sehen.