Wir haben wieder in der Samplekiste gekramt und drei wahre Schätze ausgegraben, die schon etwas länger auf ihre Verkostung warten: Drei Rums vom unabhängigigen Abfüller Distilia, den wir euch schon kurz beim Chaconia vorgestellt haben. Diesmal aus der „The Golden Age of Piracy“ Reihe. Mit dieser Reihe soll die Geschichte berühmter Freibeuter weiter erzählt werden, denn Piraten hatten ein Lieblingsgetränk: Rum!

Alle Rums wurden selbstverständlich in Fassstärke und ohne Zusätze abgefüllt und erschienen in einer limitierten Anzahl von 700-ml-Flaschen.

Samuel Bellamy

Black Sam Bellamy war nur ein Jahr lang von 1716 bis 1717 im Einsatz und wurde zum reichsten Piraten aller Zeiten. Er kaperte 53 Schiffe und plünderte Schätze im Wert von heute 140 Millionen Dollar, die er großzügig unter seiner Besatzung aufteilte. Bellamys Piraten nannten ihn den „Robin Hood der Meere“. Das Wrack seines Schiffes „Whydah“ sowie die Wertsachen von anderen 53 Schiffen wurden 1982 vor der Küste von Cape Cod, Massachusetts, entdeckt.

Bei dem abgefüllten Rum handelt es sich um einen Rum, der 1991 in der 1999 geschlossenen Uitvlugt-Brennerei auf der berühmten Double Wooden Vat Still Port Mourant destilliert wurde. Die Abfüllung in die 278 Flaschen erfolgte mit 62%.

In der Nase empfinden wir den Rum zunächst etwas ruppig und tief im Glas auch etwas alkoholisch, was sich aber nach einiger Zeit zum Atmen etwas entspannt. Aromatisch finden wir fruchtige Zitronenschalen, schwarzen Tee Kräuter und viele Fassnoten. Die typischen Anis/Bleistiftnoten finden wir dagegen kaum.

Im Antrunk dann getrocknete Früchte und wieder Zitronenschalen, wobei ich die Nase als fruchtiger empfand. Kräuter, Gewürze, Holzaromen und eine leichte Säure dominieren den Geschmack. Erstaunlicherweise kann ich aber so gut wie keine Bitternoten schmecken, das macht ihn an sich für einen so alten Rum entspannt trinkbar. Die Alkoholeinbindung finden wir aber nicht ganz optimal. Auch der Abgang könnte etwas länger sein.

-85/100-

Woodes Rogers

Als erster königlicher Gouverneur der Bahamas, auf denen im Jahr 1718 rund 2000 Piraten lebten, bestand Rogers‘ Hauptaufgabe darin, die Piraten zu vertreiben oder sie zur Beendigung der Piraterie zu bewegen. Er gewährte allen Piraten, die ihre Aktivitäten sofort einstellen, die Begnadigung des Königs. Rogers rekrutierte sogar Ex-Piraten wie Benjamin Hornigold, um ihr Wissen zu nutzen, um die Hartnäckigen zu jagen.

Rogers zu Ehren wurde ein Column Still Rum aus der New Yarmouth Brennerei aus dem Jahr 1994 abgefüllt. Nur 138 Flaschen wurden nach 27 Jahren Reifezeit, davon den größten Teil tropisch, mit 67.1% abgefüllt. Wir hatten bereits einige NY 1994 im Glas und waren immer begeistert. Entsprechend hohe Erwartungen haben wir auch an diese Abfüllung.

In der Nase fällt mir als Erstes die vergleichsweise geringere Präsenz der fruchtigen Ester auf, die an Kokosmakronen erinnern. Erst nach und nach entwickelt sich diese Aromatik, während der Rum atmet. Gebt ihm also sehr viel Zeit. Zunächst dominieren Aromen von stark gebackenen Keksen, Salzkaramell, Leder, vielen Gewürzen, Kakao und ganz ganz dezenten Kleberaromen. Eine extrem einladende Nase.

Auch am Gaumen dann weniger Frucht als erwartet, Kokoaromen sind vorhanden, drängen sich aber nicht in den Vordergrund. Vielmehr spielen sie elegant mit den Fassaromen, Kakao, Cappuccino und den wie in der Nase immer präsenter werdenden Gebäcknoten. Die Textur ist wunderschön und die Alkoholeinbindung ebenso.

Aromatisch empfinde ich ihn zwischen dem etwas kräuterigen Rum Artesanal und dem fruchtigeren Tara Spirits. Der sehr lange Abgang, der auch süße Noten am Gaumen hinterlässt, ist dann der gelungene Abschluss dieses Rums. Großes Kino!

-92/100-

Charles Vane

Charles Vane galt als einer der geschicktesten Piraten und extrem guten Navigations- und Kampffähigkeiten. Er eroberte sehr viele Schiffe und baute sich so eine stetig wachsende Flotte auf. Beim Rum handelt es sich um einen 1983er Long Pond. Also einem Stück Rumgeschichte. 108 Flaschen wurden mit 52.5% abgefüllt.

Die erste Nase lässt mich zunächst an Hampden denken, jedoch wirken die fruchtigen Ester nicht ganz so vergoren. Wir finden Pfirsisch, Ananas, Papaya und etwas Klebstoff. Dazu Holzaromen, die sich aber trotz 38 Jahren in Grenzen halten und vielmehr perfekt eingebunden sind. Nussige Aromen und etwas schwarzer Tee runden die Nase ab.

Am Gaumen tritt der LP extrem entspannt in Erscheinung, der Alkohol wurde in den 38 Fassjahren perfekt integriert. Im Geschmack treten für uns die fruchtigen Aromen nicht mehr ganz so dominant wie in der Nase auf, dafür nehmen die Holzaromen mehr Raum ein, ohne jedoch zu intensiv oder gar zu bitter zu werden. Der Rum wirkt perfekt gereift und extrem gut balanciert. Auch dieser Rum ist großes Kino und hat uns extrem gut gefallen!

-93/100-

Cheers!

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