Waldmeister Sirup selber machen

Bild von Annette Meyer auf Pixabay

Der Mai steht vor der Tür und damit beginnt die Zeit des Waldmeisters und der Maibowle. Beides ist unzertrennbar miteinander verbunden und ein typisch deutsches Aroma. Unscheinbar wächst er zu dieser Jahreszeit vor allem in den Buchenwäldern an schattigen Standorten. Aber auch zwischen Büschen und Sträuchern. Man muss nur genau hinschauen. In regenreichen Jahren, wie im letzten Jahr, kann der Waldmeister auch beachtliche Wuchshöhen erreichen. Es ist also Zeit, Waldmeister zu sammeln und daraus zum Beispiel einen leckeren Sirup zu kochen.

Kann man auch fertig kaufen, denkt ihr? Klar kann man das! Dazu muss man aber wissen, dass es bei den industriell hergestellten Waldmeistersirups fast keinen Sirup mit echtem Waldmeister gibt. Wer also ein Industrieprodukt kauft, trinkt am Ende meistens ein rein künstliches Aroma! Und im Notfall bekommt man während der Saison auch Waldmeister in diesen kleinen Töpfen im Supermarkt.

Waldmeister – kleine Pflanzenkunde

Waldmeister gehört botanisch zu den Labkräutern. Die Pflanze ist ab April an schattigen Standorten in Buchen- und Mischwäldern zu finden. Im Mai beginnt er bereits kleine weiße Blüten auszubilden. Die Fortpflanzung der Pflanze erfolgt über Klettfrüchte und über unterirdische Wurzelstöcke. Wer sich also Waldmeister in den Garten pflanzt braucht sich nicht wundern, wenn dieser Jahr für Jahr an anderen Stellen austreibt. Robust und winterfest ist er ebenso.

Das typische Aroma des Waldmeisters verdankt er dem Cumarin. Das Aroma von Cumarin erinnert in erster Linie an Heu und frisch gemähtes Gras. Aber auch an Vanille. Cumarin wirkt nieren- und leberschädigend und steht im Verdacht krebserzeugend zu sein. Im Vergleich zu Cassia-Zimt oder Tonkabohne ist der Anteil an Cumarin beim Waldmeister deutlich geringer. Mehr Informationen erhält man auf der offiziellen Seite des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Verarbeitung von Waldmeister

Die Verarbeitung von Waldmeister ist ein bisschen spezieller, weil es nicht ausreicht diesen einfach nur zu sammeln und auszukochen. Kompliziert ist es aber trotzdem nicht. Versprochen!

Nach dem Ernten muss der Waldmeister nämlich zunächst für 12-48h kopfüber hängend an einem dunklen Ort getrocknet werden. In dieser Zeit wird das Cumarin, welches zunächst als Cumaringlykosid vorliegt, gebildet. Erst dann entfaltet sich der typische Geschmack des Waldmeisters. Häufig wird im Internet oder in Büchern beschrieben, dass sich in dieser Zeit der Cumaringehalt steigert. Das ist aber falsch, denn der Anteil verringert sich sogar durch Verdunstung, je länger der Waldmeister trocknet.

Zutaten

einen Bund getrockneten Waldmeister
250g Zucker
250ml Wasser
1/2 Bio-Zitrone
optional 5g Zitronensäure (steigert die Haltbarkeit)

Zubereitung

Wasser und Zucker erwärmen, bis die Flüssigkeit klar ist , dann vom Herd nehmen und abkühlen lassen
Waldmeister in den Zuckersirup geben
Zitrone heiß abwaschen, in Scheiben schneiden und in den Sirup geben
Sirup kühl stellen und 2-3 Tage verschlossen ziehen lassen, immer mal schütteln
den Sirup durch ein Sieb abgießen, nochmals kurz aufkochen lassen und in heiß ausgespülte Flaschen geben, sofort verschließen und kalt werden lassen

Cocktails mit Waldmeistersirup

Woodruff Wilson

The Kinley Bar, Frankfurt

Zutaten

40 ml Gin (mit Himbeeren und Szechuanpfeffer infusioniert)
20 ml Waldmeistersirup
20 ml Lillet Blanc
20 ml Zitronensaft

Zubereitung

alle Zutaten mit viel Eis in den Shaker geben und ca. 15 Sekunden shaken
in ein vorgekühltes Weinglas abseihen
mit einer essbaren Blume dekorieren

Woodruff (leicht adaptiert)

Velvet Bar, Berlin

Zutaten

30 ml Bourbon (im Original Infusion von 5g Waldmeister in 1 Liter Bourbon für 12h)
18 ml Limettensaft
15 ml Reposado Tequila
15 ml Amontillado Sherry
10 ml Waldmeistersirup (im Original nur Zuckersirup)
8 ml Waldhimbeergeist
1 BL PX Sherry

Zubereitung