Mal wieder drei Kurztests von Rumsamples. Diesmal:

  • Worthy Park 2011 – 2023 – 12 Jahre Single Estate
  • Worthy Park 2012/2022 – 10 Jahre Calvados Finish Special Cask Series
  • Ron Cristobal 151 75.5%

Worthy Park 2011-2023 12 Jahre Single Estate

Der Rum wurde im Jahr 2011 aus Melasse hergestellt. Die Abfüllung erfolgte mit 50%. Über das Mark und den Preis habe ich aktuell noch keine Informationen, werde diese aber bei Gelegenheit ergänzen.

Die Nase holt mich sofort ab: Kräftig, fruchtig, leicht sauer, das gefällt mir sofort. Aromatisch finde ich die typische Banane, etwas grünen Tee, viel Minze, Anis, Kräuter und Holz, das jedoch nicht dominiert, sondern perfekt eingebunden ist. Gerade die Minznote frischt den WP sehr schön auf. Daneben finde ich noch Milchschokolade, Backgewürze und natürlich auch Vanille und Bourbonnoten aus dem Fass.

Im Antrunk fällt sofort die sehr gute alkoholische Einbindung auf. Ich finde Bananenbrot mit Apfel und Trockenfrüchten, viel Vanille und Holz – hier kann man die tropische Reifung wunderbar schmecken – etwas Tabak, wieder Anis, Zimt, frischer Menthol und Lakritze. Es ist sehr viel im Mund los und ich vermisse nichts bei diesem Rum. Vielleicht fehlt es ihm noch minimal an Tiefe und ein ganz klein wenig Komplexität um die allerhöchsten Wertungen zu bekommen-

-85/100-

Worthy Park 2012/2022 – 10 Jahre Calvados Finish Special Cask Series

Die Destillation erfolgte 2012 aus Melasse. Danach folgten acht Jahre in einem Bourbonfass und weitere drei Jahre in den Calvadosfässern. Die Abfüllung erfolgte diesmal in Trinkstärke mit 45%. Über das Mark ist mir bei diesem Rum nichts bekannt. Eine Flasche bekommt man für knapp unter 100 Euro. Ich bin sehr gespannt auf diesen Rum, da ich auch Calvados sehr schätze.

In der Nase kann man direkt auch den Calvadoseinfluss riechen, dieser geht Hand in Hand mit den typischen Worthy-Park-Aromen: Banane, viel Apfel, leicht vergorene Ester und etwas Milchcreme. Holzaromen kann ich eher im Hintergrund ausmachen. Die Verdünnung schadet dem Rum interessanterweise in der Nase nicht so sehr.

Am Gaumen finde ich ihn dann jedoch etwas dünner als in der Nase. Viel Apfel, Banane, getrocknete Ananas und Vanille lassen mich kurz an ein Dessert mit Rum denken. Im Hintergrund schwingen noch ein paar Ester und Tannine mit. Sehr lecker, aber nicht so genial wie der 12-jährige.

-81/100-

Ron Cristobal 151 75.5%

Der Ron Cristobal wurde aus Zuckerrohrsaft destilliert und reifte für eine unbekannte Zeit in Bourbonfässern im tropischen Klima der Dominikanischen Republik. Die Abfüllung erfolgte mit 75,5%. Es erfolgte eine Färbung mit Zuckercouleur. Eine Flasche kostet knapp 30€. Lustigerweise habe ich mit diesen Rum ohne große Beachtung ins Glas gegeben und mich gar nicht mit dem Etikett auf dem Sample beschäftigt. Ich habe einen typischen, gesüßten Spanier erwartet. In der Nase dachte ich schon das er erstaunlich scharf, aber reich an Aromen ist. Beim kosten bekam ich dann eine unerwartete Ohrfeige. Es war der erst Rum des Abends und mein Gaumen noch gar nicht auf 75,5% eingestellt.

Die Nase erinnert mich sofort an die gefärbten Demerera-Rums: Dörrpflaume, Karamell, Nüsse und Vanille. Etwas Holz und auch dezent pflanzliche Aromen. Und das alles sehr intensiv. Den Alkohol kann man natürlich nicht leugnen.

Auch am Gaumen dann Dörrpflaume, getrocknete Dattel, gebrannter Zucker, Vanille, grüne, pflanzliche Aromen und Melasse. Der Rum schmeckt intensiv und vollmundig mit einer dicken Textur. Die Alkoholeinbindung ist mittelmäßig, man spürt ihn definitv sehr intensiv.

Die Überraschung in diesem Tasting. Rums aus der Dominikanischen Republik finden ja bisher eigentlich so gut wie gar nicht auf diesem Blog statt, bei diesem hat sich aber die Verkostung gelohnt. Ein, wie ich finde, sehr lohnenswerter Overproof-Rum, der die Konkurrenz der alteingesessenen Platzhirsche nicht scheuen muss. Er bringt für mich unerwartete Aromen mit und wird seine Liebhaber finden. Ich werde mir sicher eine Flasche davon zulegen und damit experimentieren.

-79/100-