Die 13. und 14. Abfüllung des unabhängigen Abfüllers Grape of the Art sind in der Flasche und werden im August und im September in den Verkauf gehen. Wir durften sie bereits vorab für euch testen.

Hontambere 1989

Die Kollaboration mit Hontambère bringt nun – nach dem Hontambère 1985 – die zweite Grape of the Art Abfüllung hervor. Der Armagnac entstammt ursprünglich der bereits geschlossenen Domaine de Pochégu aus der Tenareze und wurde von Hontambère aufgekauft und in einem feuchten Keller weiter gereift. Basis war Wein aus Ugni Blanc Trauben, die wie üblich auf einer Alambic Armagnacaise destilliert wurden. Nach 33 Jahre in seinem Fass wurde der Armagnac im Juli 2023 in Fassstärke mit 55,9% in 250 Flaschen abgefüllt. Verkaufsstart ist der 31.8.2023. Ab 20 Uhr wird der zweite Alchemist unter anderem bei armagnac.de für 170€ erhältlich sein.

Achja, noch was zum Etikett. Das zeigt wieder den Alchemisten, der bereits das Etikett des Hontambère 1985 zierte und viele, teils bunte, weitere Elemente. Wer genau hinschaut wird einige davon wieder erkennen, denn es handelt sich um Etiketten des Abfüllers Swell de Spirits. Bei dieser Abfüllung handelt es sich nämlich um eine gemeinsame Abfüllung von Grape of the Art und Swell de Spirits.

Aus dem Glas strömen mir nach dem Eingießen fruchtige Noten, die mich an eingelegte Kirschen (kennt ihr sicher als Cocktaildeko) und Aprikosen erinnern, Politur und nasses Holz entgegen. Ich hab das Gefüh,l den nassen Keller zu riechen. Tief im Glas empfinde ich den Armgnac zunächst sogar recht alkoholisch. Daneben finde ich noch angeflämmte Honigwabe, Vanille, etwas Keks und florale Aromen. Mit mehr Zeit im Glas wird der Armagnac immer weicher und harmonischer. Die Aprikose verändert sich für mich zu Aprikosenmarmelade mit Orangenabrieb.

Am Gaumen dann elegante Holzaromen und wieder eingelegte Kirschen, eine feine Süße, dunkle Schokolade, würziger Zimt und Trauben. Das Holz ist am Gaumen dominanter als in der Nase, überlagert aber nichts und der Armagnac ist meiner Meinung nach auch nicht besonders bitter. Auch im Geschmack finde ich eine Note, die mich an karamellisierte Honigwabe erinnert. Der sehr lange Abgang wird immer fruchtiger und am Ende dezent sauer.

Eine schöne Welle, die der Hontambère bietet: Fruchtig in der Nase, etwas mehr Holz und eine dezente Rauchigkeit am Gaumen und wieder fruchtig am Ende. Dazu eine feine Süße. Er braucht aber Zeit im Glas, um seine besten Seiten zu zeigen.

-90/100-

Lhéraud 1967

Die Maison Lhéraud erzeugt bereits seit 1680 auf dem Anwesen Lasdoux in der Ortschaft Angeac Wein. 200 Jahre später begann die Erzeugung von Cognac. Die Brennerei ist auch heute noch familiengeführt. Im Jahr werden rund 300.000 Flaschen Cognac produziert, wovon ungefähr 80% nach Europa, die USA und nach Asien exportiert werden. Lheraud Cognac beliefert unter anderem Kunden wie das Luxuskaufhaus Harrod´s in London oder Dalloyau in Paris und ist auch Alleinlieferant des britischen Oberhauses „House of Lords“. 

Bei der Herstellung der Cognacs wird besonderer Wert auf das Terroir gelegt. 85 Hektar Weinberge gehören Lhéraud. Der größte Teil des Anbaugebiets liegt in der Petite Champagne, die Ugni Blanc Trauben des hier getesten Cognac entstammen allerdings der Bons Bois.

Der Cognac wurde 1967 von Guy Lhéraud auf einer Alambic Charentais doppelt destilliert und lagerte dann zunächst in einem feuchten Keller. Später zog der Cognac nochmal in einen trockenen Keller um. Nach 56 Jahren wurde er dann schlussendlich im Juli diesen Jahres in Fassstärke mit 46% abgefüllt. 132 Flaschen gab das Fass noch her, der Rest ging an die Engel. Ein solches Schwergewicht hat natürlich seinen Preis: 599€ wird dieser Tropfen kosten. Erhältlich wird er ab dem 28.9.2023 sein.

Ich gebe den Cognac erstmal Zeit zum Atmen und ankommen, rieche aber natürlich zwischendurch immer wieder neugierig am Glas. Ich nehme einen unglaublich weichen und reifen Cognac wahr. Aromatisch finde ich Pflaumenkompott, überreife Aprikosen und natürlich Holz, das aber perfekt balanciert ist. Umrandet wird die Aromatik von ledrigen Aromen, Vanille und Blumen auf einer moosigen Waldwiese.

Genug geschnuppert, nun wird gekostet: Süß und voll kommt der Lheréraud auf der Zunge an. Wieder Pflaumenkompott und nun auch Kirschmarmelade, Vanille, Kakao und Holz. Mehr Holz als in der Nase, aber immer noch perfekt balanciert. Im ewig langen Abgang kommen dann auch wieder die Holzaromen deutlich zum Vorschein. Leichte Anisnoten und Tannine, die mit fruchtigen Aromen verwoben sind, setzen den Schlusspunkt.

Der Lhéraud ist ein grandioser Cognac, der natürlich seinen Preis hat. Aber für mich persönlich ist es der beste Cognac, den ich jemals im Glas hatte. Und einige hochklassige Abfüllungen anderer großer Häuser hatte ich bereits im Glas. Der Graue of the Art Lhéraud 1967 setzt sich für mich aber durch seine ganz eigene Aromatik und die großartige Balance von diesen ab. Kein Cognac für den schnellen Genuss, sondern ein Cognac, der mit viel Zeit entdeckt werden möchte. Chapeau nach Stuttgart!

-94/100-