Auch im Jahr 2023 wird der unabhängige Abfüller Grape of the Art die Freunde der Brandys in Aufregung versetzen. Die Abfüllungen dieses Jahres fand ich durchgängig hochwertig, was sich auch in den Bewertungen niedergeschlagen hat und letztlich auch zum Sieg in unserer Kategorie „Bester Abfüller“ in unserem Jahresrückblick führt.

Ob ihnen dieses Kunststück auch im nächsten Jahr gelingt, bleibt abzuwarten Ich bin mir aber jetzt schon sicher, dass es auch im nächsten Jahr Spirituosen auf sehr hohen Niveau in die Flasche schaffen werden.

Den Auftakt ins neue Jahr macht dann am 2. Februar 2023 ein Armagnac von Hontambère aus dem Jahr 1985. Wir durften ihn erneut vorab testen.

Chateau de Hontambère

Das Chateau de Hontambère liegt in der Ténarèze in der Nähe von Castelnau d’Auzan im Département Gers. Der Name Hontambère kommt vom alten gascogneischen „der schönste Brunnen“ und bezieht sich auf einen Jahrhunderte alten Brunnen, der im Zentrum des Chateau steht und sehr reines Wasser zur Verfügung stellt. Die Weine der vier Sorten Colombard, Ugni Blanc, Folle Blanche und Baco wachsen auf einem Boden aus Kalkstein, Lehm und Sand und werden anschließend auf einer über 100 Jahre alten eigenen Kupferdestille gebrannt.

Bei den eigenen Abfüllungen folgt Hontambère der Philosophie: „Direkt aus dem Fass. Keine Zusätze. Keine Farbstoffe. Keine Verfälschung, nur reine Handwerkskunst“. Zur Range gehört ein XO Armagnac mit 53,2% und ein VSOP Armagnac mit 56,9%. Ergänzt werden die beiden Abfüllungen von der Rare Armagnac Collection, bei der besonders alte Armagnacs anderer Domains abgefüllt werden. Aus dieser Kollektion stammt auch das hier abgefüllte Fass.

Hontambère 1985

Die Abfüllung erscheint wie bereits weiter oben geschrieben am 2. Februar 2023 um 20 Uhr auf armagnac.de. Das Fass beherbergte nach der langen Reifezeit 350 Flaschen mit 700 ml Inhalt. Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke, die Alkoholstärke beträgt 56,6%. Ein Flasche wird 175 Euro kosten.

Der Armagnac liegt ölig mit einem leichten Rotschimmer im Glas. Die Nase ist kräftig und sehr einladend. Dunkle schwarze Kirschen und überreifer roter Apfel sind in rauchiges Holz und Vanille eingebettet. Daneben leichte Klebernoten, Gewürze wie Zimt und etwas Nelke, Leder, etwas Kakao und eine leichte Blumigkeit.

Auch im Antrunk zeigen sich die Aromen aus der Nase: Dunkle Kirschen, etwas kandierter roter Apfel, Pflaumen, Vanille, eine Hand voll Backgewürze, geröstete Mandeln, Kakao, Leder und natürlich Holzaromen. Trotz der langen Lagerung dominieren für mich die fruchtigen Aromen. Die Holzaromen und die Bitternoten empfinde ich als extrem elegant eingebunden. Die Alkoholintegration ist perfekt und das Mundgefühl angenehm ölig. Das Gesamtbild aus Mundgefühl und Aromenintensität erinnert mich ein wenig an Demararas, die tropisch gelagert wurden.

Auch der lange Abgang bleibt fruchtig mit nicht übermäßig ausgeprägten Fassaromen, sehr stimmig und rund. Das Aging ist perfekt. Ein Armagnac, der richtig Spaß macht und erneut beweist, welch glückliches Händchen (oder auch Näschen) die Stuttgarter Jungs bei ihrer Fassauswahl besitzen. Und dass es sich offensichtlich lohnt, nach Frankreich zu reisen und durch alte, nasse Keller zu stöbern.

-92/100-

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