Jeder liebt einen guten Haselnussgeist. Schon beim Riechen am Glas gibt es diese tollen Noten von Nougat, Kakao, Karamell und Nuss. Ein Duft aus der Kindheit, ein Dessert in Alkoholform. Selbst wenn man eher wenig mit hochprozentigen Spirituosen anfangen kann, findet man doch sehr schnell einen positiven Zugang zu dieser Aromatik. Im Laufe der Zeit haben sich bei uns ein paar Haselnussgeiste angesammelt und so wurde es Zeit für ein direktes Tasting gegeneinander.

Getestet wurden:

  • Edelbrennerei Dirker Haselnuss mit Vanille
  • Vallendar Haselnuss
  • Etter Haselnüssli
  • Brandstatt Haselnuss
  • Bockfieber Haselnuss
  • Lantenhammer Haselnussgeist
  • Freimeisterkollektiv Haselnuss – Wacholder
  • Spiritus Rex Nööt

Wir haben jeden Geist pur und im Hazelnut Alexander nach dem Rezept aus dem Le Lion gestestet. Und wollten wissen: Welcher Haselnussgeist ist denn nun der Beste?

Haselnussgeist – Vergleichs-Test

Dirker Haselnussgeist mit Vanille

Edelbrennerei Dirker Haselnuss mit Vanille

Die Edelbrennerei Dirker hat verschiedene Spirituosen mit Haselnuss im Sortiment. Die Variationen reichen vom Cuveé mit der Williamsbirne über Haselnuss in verschiedenen Röststufen, mit Lagerung, Bluthaselnuss und einen Haselnussgeist in dem Vanille infundiert wurde. Die Destillate entstehen auf einer Rosenhutdestille. Die Vanille-Haselnuss haben wir in unserem Vergleich getestet. Die Tahiti-Vanillestange wurde ein Jahr in den Haselnussgeist eingelegt. Für 0,5 Liter werden 37 Euro fällig. Die Flaschen der Edelbrennerei haben ein unverwechselbares Reliefmuster als Aufdruck. Auch die Etiketten haben extrem hohen Wiedererkennungswert.

Der Duft des Destillats ist sehr voll und schwer. Man erkennt deutlich die Vanille, dazu gesellt sich die Haselnuss. Ein wenig erinnert die Nase an Weihnachtsgebäck. Am Gaumen zeigt sich der Geist zunächst ölig – vanillig, minimal süß mit zarten Röstaromen. Zum Vergleich mit den anderen Geisten ist der Geschmack jedoch am schnellsten wieder weg. Zurück bleiben Nussnoten und eine leichte Bitterkeit. Der Alkohol wirkt hier trotz der langen Reifung nicht ganz so gut eingebunden.

Zum Purtrinken würden wir anderen Haselnussgeisten den Vorzug geben, im Cocktail funktioniert diese Variante aromatisch aber ziemlich gut.

-74 von 100 –

Vallendar Haselnussgeist

Vallendar Haselnuss

Den Haselnussgeist von Vallendar habe ich in der Variante des unabhängigen Abfüllers The Secret Treasures. Die 0,7-Liter-Flasche kostete 40 Euro und erschien in limitierter Stückzahl. Derzeit scheint die Flasche bei den meisten Fachhändlern vergriffen zu sein, wir lassen sie dennoch der Vollständigkeit halber in diesem Test. Immerhin war sie mit 85 von 100 Punkten der Zweitplatzierte. Der Haselnussgeist lagerte zunächst für 6 Jahre im Lager von Hubertus Vallendar. Der Geist ist leicht golden. Vallendar selbst führt in seinem Shop drei verschiedene Varianten eines Haselnussgeistes. Darunter auch einen Geist von der Piemonteser Haselnuss.

Geschmack: Zunächst fällt eine sehr klare, saubere Nase auf. Aromen von Mannerwaffel, Kakao, Vanille und natürlich Nuss strömen in die Nase. Am Gaumen zunächst etwas zurückhaltend, dann entfaltet der Geist seine Aromen. Es findet sich wieder das Mannerwaffelaroma, Vanille, geröstetes Nusskrokant und auch ein wenig Karamell. Der Alkohol ist dabei sehr gut eingebunden. Das Mundgefühl ist cremig und leicht buttrig. Ein äußerst spannendes und vielschichtiges Destillat. Cremig und langanhaltend im Nachgeschmack. Funktioniert ebenso wunderbar im Cocktail.

-85 von 100 –

Etter Haselnuss

Etter Haselnüssli

Die Schweizer Firma Etter ist erst 2013 mit diesem Geist auf den Markt gekommen. Die Haselnüsse stammen aus dem Piemont und werden gemäß einer ausgeklügelten Rezeptur geröstet und im Destillat eingelegt. Nach der Destillation reift dieses Haselnuss-Destillat während 24 Monaten in 50-Liter-Korbflaschen im Reifekeller. Etter hat dabei versucht einen etwas anderen Weg als die Mitbewerber zu gehen. Der Fokus soll im Geschmack weniger bei den Kakao- und Nougatnoten liegen, sondern beim reinen Nussgeschmack. Wahrscheinlich ist der Röstgrad der Nuss nicht so intensiv wie bei anderen Haslnussgeisten. Der Geist kostet etwa 30 Euro für 0,375 Liter. Das Design der Flasche und des Etiketts empfinde ich als stilvoll.

In der Nase ist der Geist mild und nussig mit einer zarten Würzigkeit. Etter’s Haselnüssli* begeistert dann im Geschmack tatsächlich auch durch eine vorrangige Nusswürze, dazu gesellen sich Karamell und zarte Nougatnoten und ein sehr weiches Mundgefühl. Das Aroma ist insgesamt zart und fein, der Alkohol ist gut eingebunden. Ein wahrer Feingeist. Der Nachgeschmack von Haselnüssen hält mittellang an. Im Cocktail geht der Etter dagegen ein wenig unter. So reicht es am Ende nur für’s Mittelfeld.

-76 von 100 –

Brandstatt Haselnuss

Hinter der Marke Brandstatt steckt ein richtig großer Name der Brennereiszene: Reisetbauer. In dem Fall jedoch nicht Hans Reisetbauer, sondern dessen Sohn Hansi. Mit dem Haselnussgeist zog dann auch der erste Geist, mal abgesehen von den Gins, in das Produktportfolio aus Axberg ein. Die Haselnüsse kommen bei diesem Geist aus dem Piemont, man bleibt sich als dann doch treu und verwendet nur die bestmögliche Qualität der Ausgangsware. Abgefüllt wird der Geist mit 40 Prozent in zwei Größen: 0,35 Liter (circa 30 Euro, etwa bei Heinemann) und 0,7 Liter (circa 45 Euro).

In der Nase ist der Geist sehr mild mit einem sehr schönen und reinen Nussaroma. Nougat – und Schokoaromen sind vorhanden, geben aber nicht den Ton an. Am Gaumen dann das Bild aus der Nase. Klare Nuss, ein wenig Kakao und Nougat, eine dezente Würzigkeit kommt noch dazu und auch ein paar Röstaromen. Das Mundgefühl ist cremig, fast schon ein wenig sahnig. Der Abgang bleibt in diesem Muster, dünnt aber recht zügig aus. Ein sehr sauberer und klar destillierter Haselnussgeist, der sicher noch ein wenig Luft nach oben hat, wenn man bedenkt zu welcher Qualität die Destillieranlage bei der Familie Reisetbauer in der Lage und wieviel Know-How in Axberg vorhanden ist.

-82 von 100 –

Bockfieber Haselnuss

Türkische Haselnüsse werden langsam geröstet und dienen als Aromagrundlage für den Nussgeist. Wie üblich wird die Haselnuss mit reinem Alkohol angesetzt und gelagert. Anschließend wird das Mazerat langsam destilliert. Um die Qualität besonders hoch zu halten werden alle Produkte bei Bockfieber in Kleinstauflage mit maximal 500 Flaschen je Charge ohne Zusatz von künstlichen Aromen und künstlichen Farbstoffen hergestellt. Dafür greift das Unternehmen Auftragsbrennerei Höllberg im Schwarzwald zurück. Der Geist bildet auch die Basis für den Nusslikör des Unternehmens. Abgefüllt wird mit 40 Volumenprozent. 0,35 Liter kosten im Onlineshop 22,50 Euro.

Die Nase zeigt sich sehr mild, Alkohol ist kaum wahrzunehmen. Dafür ist die Nussaromatik umso präsenter und sehr klar, dazu leichte Röstnoten und leicht süßer Karamell. Im Geschmack bietet der Bockfieber Geist wieder klares Nussaroma, die im Mund mit mehr Röstaromen ankommen als in der Nase. Dann findet sich auch wieder diese Karamellsüße und ein sehr schönes ölig/buttriges Mundegefühl. Der Abgang ist mittellang bis lang mit den bekannten Aromen von Haselnuss, Karamell und etwas Nussbutter, das am Ende immer trockener wird.

Ein sehr schöner Haselnussgeist zu einem sehr guten Preis. Klare Haselnuss, kein Schnickschnack und ein wunderschönes Mundgefühl zeichnen diesen Geist aus.

-84 von 100 –

Lantenhammer Haselnussgeist

Lantenhammer verwendet für ihren Haselnussgeist geröstete Kerassunder Haselnüsse aus der Ost-Türkei. Diese wird für 20 Tage in Neutralalkohol mazeriert und anschließend im Doppelbrandverfahren destilliert. Die Reifung erfolgt für mindestens 12 Monate in den riesigen Steingutgefäßen. Das Haselnussdestillat wird mit reinem Quellwasser der Bannholzquelle angesetzt und auf 42% herabgesetzt. Natürlich wandern auch hier keine künstlichen Aromen oder Zucker in den Geist. Die 500 ml Flasche kostet 48€*.

Die Nase zeigt ein wunderschönes Aroma von gerösteten Haselnüssen. Sehr fein und klar, ohne dünn zu wirken. Kakaonoten sind nicht übertrieben ausgebaut. Der Alkohol ist fantastisch eingebaut. Der Geruch gefällt mir schonmal sehr gut. Dieser Eindruck schafft es auch auf den Gaumen. Sehr schöne Haselnuss, etwas Kakao, etwas Vanille, etwas Karamell. Der Geist wirkt leicht süß, ohne tatsächlich gesüßt zu sein. Das Mundgefühl ist angenehm ölig und voll. Den Alkohol kann ich auch hier nicht spüren. Ein absolut fantastischer Haselnussgeist, wie er sein sollte. Und ebenso wunderbar im Cocktail. Unser Testsieger.

-86 von 100-

Freimeisterkollektiv Haselnuss – Wacholder

Das Freimeisterkollektiv ist ein eine Verbindung von unabhängigen Kleinbrennern und Bartendern. Die Herstellung der Produkte erfolgt bei kompletter Transparenz. Dabei wird kein Budget in große Werbemaßnahmen, Flaschendesigns oder Sonstiges gesteckt, sondern nur in das Produkt in der Flasche. Für diese Abfüllung zeigt sich der vielfach ausgezeichnete bayrische Destillateur Gerhard Liebl verantwortlich. Für diesen Geist werden Piemonteser Haselnüsse und toskanische Wacholderbeeren destilliert und anschließend noch einmal mit Kakao und Vanille versetzt. Deswegen erhält der Geist auch die Bezeichnung Spirituose, da ein Geist per Gesetz immer nur eine Zutat beinhalten darf. Die Abfüllung erfolgt mit 41,5%. Erhältlich ist die Abfüllung in 0,5 Liter für 23 Euro.

In der Nase finde ich auch sofort typische Haselnussaromen, diesmal aber gepaart mit etwas Harzigem, das an Pinien erinnert. Der Wacholder leistet hier ganze Arbeit, ohne sich zu sehr in der Vordergrund zu drängen. Leichte Röst- und Nougararomen finden sich dezent im Hintergrund. Genau wie eine ganz zarte Karamellsüße. Im Geschmack schiebt sich dann als Erstes das Spiel aus Haselnuss, Kakao und der vanilligen Süße in den Vordergrund. Gefolgt von einem extrem langanhaltenden Abgang von Wacholder, Harz, Pinien, Vanille und einer pfeffrigen Schärfe. Noch minutenlang hat man den Wacholder im hals leicht präsent. Ein sehr interessantes Destillat, das es so sicher kein zweites Mal gibt und besonders in Cocktails wie dem Hazelnut Alexander eine ausgesprochen gute Figur macht.

-80 von 100-

Spiritus Rex Nööt

Als Matthias Sievert alias Spiritus Rex auf seinen Kanälen verkündete das er nach vielen Experimenten endlich einen Geist von der Haselnuss in die Flaschen gebracht war ich natürlich sofort angefixt. Also habe ich ihn sofort bestellt. Wie immer bei Spiritus Rex wurden nur die besten Haselnüsse verwendet. Drei Reisen in den Piemont – wo man bekanntermaßen die besten Haselnüsse findet -, drei Jahre Experimentieren und das Lesen einer Doktorarbeit waren notwendig, um dieses Ergebnis in die Flasche zu bannen.

Die Besonderheit liegt in der Art der Röstung. Um möglichst viele Aromen aus der Nuss zu lösen wurde ein Röstcuvee zusammen gestellt, das aus drei Teilen bestand, die mit verschiedenen Temperaturen geröstet wurden. Diese Chargen wurden dann einzeln mazeriert und anschließend destilliert. Am Ende wurden die Teile miteinander verblendet. Das hat natürlich seinen Preis, 90€ kosten 350ml. Aromatisch bietet er eher weniger von den typischen Nutellaaromen, sondern tatsächlich ausgeprägt nussige Aromen, Nussschale, Kaffee und eine ganz subtile röstige Bitterkeit in die Nase und an den Gaumen. So natürlich habe ich die Haselnuss vorher noch nie im Glas gehabt.

-95 von 100-

Haselnussgeist im Cocktail

Hazelnut Alexander (Le Lion Style)

Hazelnut Alexander
  • 40 ml Haselnussgeist
  • 20 ml Dutch Cacao*
  • 20 ml Sahne
  • Tonkabohne
  1. Alle Zutaten in einen Shaker geben und mit viel eis kräftig shaken
  2. alles durch ein Sieb in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen
  3. Tonkabohne über den Cocktail reiben

HP Baxxter (Schladerer Signature Drink, Sieferle & Sailor Bar, Mannheim)

  • 30 ml Haselnussgeist
  • 20 ml Bourbon
  • 20 ml Zitronensaft
  • 10 ml Ahornsirup
  • 1 Dash Salzlösung
  • 4 Dash Angostura Bitters
  • Ginger Ale zum Auffüllen
  1. Longdrinkglas mit Eis füllen und alle Zutaten hinein geben
  2. mit einem Rührlöffel kalt rühren, dann mit Ginger Ale auffüllen
  3. mit einer halben Orangenscheibe anrichten

Cheers!

Botanik der Gemeinen Hasel (Corylus avellana)

Die Haselnuss ist eine Pflanze aus der Gruppe der Birkengewächse. Ihren Ursprung hat sie in Italien, genauer in Avella in der Nähe des Vesuv. Die Haselnuss kommt zumeist als bis zu 5 Meter großer Strauch vor. Jedoch gibt es auch Baumarten. Die Früchte der Hasel werden bereits seit der Antike vom Menschen genutzt. Die heute verbreiteste Haselart ist die Lambertshasel (Corylus maxima) , die ihren Ursprung auf der nordwestlichen Balkaninsel hat. Das Hauptanbaugebiet liegt in der Schwarzmeerregion. Die Türkei produziert ungefähr 70 Prozent der Welternte (776.000 Tonnen in 2019).

Als beste Haselnuss der Welt gilt die Piemonteser Haselnuss (Tonda Gentile delle Langhe, dt: „die kleine Zarte aus Langhe“), die international unter der geschützten Bezeichnung Nocciole del Piemonte IGP geführt wird. Diese Haselnuss hat ihren Ursprung in der italienischen 2500 Einwohnerstadt Cortimilia. Ihr Anbau konzentriert sich aber inzwischen in den Provinzen Cuneo, Asti und Alessandria und verteilt sich zwischen den Hügeln der Langhe, der Roero und des Monferrato. Die Piemonteser Haselnuss zeichnet sich durch eine sehr gute Schälbarkeit, eine lange Haltbarkeit, einen höheren Ölanteil und ein unverwechselbares Aroma aus, das durch den Wuchs auf lehmhaltigen Böden entsteht. Der Familienbetrieb „Nocciole d’Elite“ im kleinen Dörfchen Cravanzana produziert nach Meinung einiger Experten wiederum die besten Piemonteser Haselnüsse. Erst unmittelbar nach der Bestellung werden die Haselnüsse geröstet. Vorher lagern sie im gut belüfteten „Nussspeicher“ der Acienda Nocciole d’Elite in Cravanzana.

Geschichte des Haselnussgeistes

Die Erfindung des Haselnussgeist liegt übrigens noch gar nicht soweit zurück. Im Jahr 1994 hat Arno Dirker als Erster einen Geist von der Haselnuss auf seiner holzbefeuerten Rosenhutdestille hergestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war noch keinem ein Geist der Haselnuss mit einem ansprechendem Geschmack gelungen.

Das Geheimnis liegt, wie wir heute wissen, in der Röstung der Haselnuss. Diesen Tipp bekam Arno Dirker damals von seinem Freund Ingo Holland, einem Patissier und Sternekoch. Damit war der Weg für diese wunderbare Spirituose geebnet.

Welch ein Glück und ein Hoch auf Ingo Holland und Arno Dirker!

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