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Unsere Lieblingsabfüllungen 2024

Silvester klopft bereits an die Tür, viele extrem gute Spirituosen sind durch die Gläser gewandert. Zeit unser Best of 2024 zu starten. Wie üblich beginnen wir mit unserer Lieblingskategorie: Dem Rum des Jahres. Und wie jedes Jahr ist die Wahl schwer. Dieses Jahr jedoch etwas weniger schwer als in den letzten Jahren. Nicht weil wir wenig guten Rum getrunken hätten, sonder einfach weil sich ein Rum ganz klar an die Spitze gesetzt hat.

Rum des Jahres: The Sins Avarice – Long Pond 1983

Diesmal besetzt der unabhängige Abfüller Distilia, in Zusammenarbeit mit Robert Bauer, den ersten Platz, denn dort landet der auch punktetechnisch am höchsten bewertete Rum des Jahres: Der Long Pond 1983 aus der “The Sins” Serie.

40 Jahre gereift, trotzdem extrem fruchtig, würzig und mit perfekt eingebundenen Holz, das weder zu intensiv, noch zu bitter ist. Ein Weltklasse Rum, der natürlich viel Geld kostet, aber in dieser Qualität sonst nirgends zu finden ist. Ist aber auch meines Wissens nach ausverkauft.

Bild: Kirsch Import

Kurz vor Jahresende flog uns noch der Flensburg Rum Company New Yarmouth 1994/2024 – 30 Jahre ins Haus. Auch wieder ein absoluter top Rum aus diesem berühmten Jahrgang. Die Nase zeigt sich intensiv und opulent: Hier trifft der Duft von exotischem, poliertem Holz auf die Note eines Humidors. Unterlegt mit Demerara-Zucker, Vanille und Aromen von Zigarren. Am Gaumen Eichenholzgeschmack mit deutlichen Tanninen, lederne Noten, Melasse, Karamell-Süße. Dazu Anklänge von Nagellackentferner, Kokosraspeln und Vanille. Viel, aber sehr gut eingebundener Alkohol.

Im Preis-Genuss Verhältnis landet allerdings ein anderer Rum auf dem Treppchen: Der Honey Batcher DOK aus der Spiritbomb in Düsseldorf. Bereits die dritte Topabfüllung von Fabian Hess. Der DOK lagerte 3 Jahre in einem Pajarette Fass. Der Rum hat wahnsinnig viel Ester, die aber trotz nur vierjähriger Reifezeit gut in die Fassaromatik eingebunden sind. Wir sind eigentlich nicht mehr unbedingt auf der Suche nach diesen Ester-Monstern. Dieser hat uns aber absolut überzeugt. Und unsere Mittrinker ebenso. Neben den vergorenen tropischen Früchten und etwas Lack finden wir hier auch Holz, Süße, Rosinen und Gewürze. Die typische DOK Säure ist ebenso wunderbar eingebunden.

Beim Schreiben merke ich das ich auch in diesem Jahr die Liste ewig weiter führen könnte. Ich denke gerade noch an den kontrovers diskutierten Fiji 2006, den WDC Chairmans 2009 Vendome, den WDC Rumblend, den WKS Belize 2008 oder auch die beiden Hampden <>H 2014 (und hier). Und das sind nur die über die wir auch geschrieben haben. Die Abfüller waren also auch in diesem Jahr beim Rum wieder sehr aktiv und haben tolle Fässer rausgepickt.

Agavenbrand des Jahres: Selva Negra Blanco & Reposado

Haben wir uns den letzten Jahren doch recht viel mit verschiedenen Agavenbränden auseinander gesetzt, gerieten sie dieses Jahr etwas ins Hintertreffen. Man kann ja aber auch nicht immer auf allen Hochzeiten tanzen. Besonders sind mir dieses Jahr zwei Marken im Gedächtnis geblieben: Topanito mit ihrem Mezcal aus der Salmiana Agave (kam schon letztes Jahr auf den Markt, habe ich aber erst dieses Jahr gekostet) und die beiden Neuabfüllungen von Selva Negra.

Am Ende haben wir uns für die beiden Abfüllungen von Silva Negra entschieden. Deutscher “Tequila” (darf so nicht heißen) mit einem spannenden Twist: Agave meets Kirsche. Ein völlig neues Produkt auf dem Markt. Ergänzt durch einen Reposado. Alles hergestellt im Schwarzwald. Das hat uns richtig gut gefallen. Und soviel Mut sollte auch belohnt werden.

Nicht unerwähnt wollen wir das Redesign der Topanito Range lassen. Hier hat man sich in Nürnberg bei Perola sehr viel Mühe gegeben und der hochwertigen, und mittlerweile auch sehr breit aufgestellten, Mezcal & Tequila Marke einen edleren Anstrich zu verleihen und auch das Sortiment noch einmal zu erweitern. Neu kam ein Anejo Tequila und ein Agavensirup hinzu.

Abfüllung des Jahres: The Sins Gluttony – Christian Drouin 1964

Dieses Jahr wurde die bisher am höchsten bewertete Spirituose auf diesem Blog vom Thron gestoßen. Auf den Rum Artesanal Rockley 1986 folgt der “The Sins Gluttony” von Distilia und Robert Bauer. Gigantische 97 (!) Punkte konnte der Calvados Domfrontais von Christian Drouin aus dem Jahr 1964 abräumen. Der Domfrontais ist ein Mix aus 60% Birnenbrand und 40% Apfelbrand. Ein Brand in Perfektion, der trotz 60 Jahre Reifung noch immer eine unglaubliche Menge an – dem Birnenanteil sei Dank – komplexen Fruchtaromen ins Glas schmettert. Eingebunden in eine intensive Holzwürze und kaum spürbaren Alkohol. Auch diese Abfüllung hat ihren Preis, ist ihn aber wert. Glückwunsch zum zweiten Sieg in unserem Rückblick.

Den dritten Platz belegte im übrigen ebenfalls ein Calvados. Der Journal des Kirsch 6 Drouin 1991 bekam ein paar Wochen vorher 95 Punkte. Erstaunlich das in so einem kurzen Zeitfenster zwei Calvados von so hoher Qualität in meinem Glas landeten. Der JDK 6 war leider sehr schnell vergriffen, gerne hätte ich eine Flasche davon in meiner Homebar gehabt.

Brandy des Jahres: Vallein Tercinier Lot. 1935 selected by Kirsch Import

Sebastian Jäger und Kirsch Import waren auch in diesem Jahr wieder extrem aktiv und haben wahnsinnig gute Fässer abgefüllt (siehe den JDK 6 im Ranking oben drüber). Vorallem die Abfüllungen der “French Spirits” fanden den Weg in unser Glas. Leider haben wir aus zeitlichen Gründen nicht zu jeder Abfüllung etwas geschrieben.

Über den Vallein Tercinier Lot. 35 musste wir aber unbedingt etwas schreiben, denn nachdem der Journal des Kirsch Trijol 72 im März einen neue Höchsbewertung errang, setzte der Vallein Tercinier im September nach und überholte den Trijol. 96 Punkte gab es am Ende. Ein Cognac der viel Zeit benötigt und mit dem man sich beschäftigen muss um ihm alle Nuancen zu entlocken. Wer sich die Zeit nimmt bekommt ein Komplexitätsmonster, dessen Aromen sich förmlich im Mund fest krallen.

Gin des Jahres: Botran Xibal Gin

Dabei handelt es sich um den ersten mikro-destillierten Gin aus Guatemala. Das Basis ist ein Zuckerrohrdestillat. Als Botanicals werden Wacholder, Kardamom, Orange, Schwarzer Pfeffer, Limette, Lorbeer und Pericon, einer Pflanze aus Mittelamerika, die bereits seit Maya-Zeiten als Heilpflanze und Küchenkraut genutzt wird, destilliert. Mit 45% wird abgefüllt. Der Dry Gin ist wacholderbetont mit einem sehr schönen zitrisch-kräuterigen Hintergrund. Insgesamt hat uns auf dem BCB die gesamte Range von Botran angesprochen.

Obstbrand des Jahres: Rochelt Hollermandl

Die Wahl des Obstbrands war wieder genauso schwierig wie die Wahl des besten Rums. Wie immer standen extrem viele Kandidaten zur Auswahl. Brände von Spiritus Rex, Reisetbauer, Hiebl oder auch die fantastische Birne von La Salamandre (Swell de Spirits). Unsere Wahl fiel dann auf die Hollermandl aus dem Rochelt Tasting. Auch weil wir die Aromenkombination extrem spannenden empfanden.

Bei der Hollermandl handelt es sich um ein Cuvee aus Williamsbirnen und Holunderbeeren. Dieser Brand ist dem traditionellen Tiroler Gericht mit dem selben Namen nachempfunden. Die Hollermandl glänzte durch unglaubliche Komplexität und bot uns Aromen die wir so in dieser Kombination noch nie im Glas hatten.

In der Nase tiefe, warme und fruchtige Birne, die an Kompott erinnert, etwas Banane, eine Cassisnote. Weich und saftig mit herben Schokoanklang und Gewürzen wie Zimt und Nelke. Im Geschmack kommt der Holunder dann noch mehr mit seinen wildfruchtigen und bitterschokoladigen Aromen zur Geltung. Die Herbe wird aber perfekt von der Williams abgefedert. Auch der Abgang ist herbfrisch, dicht und komplex mit einer wunderbaren Länge. Großes Kino.

Scotch Whisky des Jahres: Cragganmore 1985 38 years Old “Cask of Distinction” by Diageo

Auch Whisky(e)y fand dieses Jahr weniger auf diesem Blog als im vergangenen Jahr statt. Dafür aber sehr hochwertig. Ich denke sehr gern an das Stock Spirits Event zu Launch des erstklassigen Rosebank 32 zurück, in dem ich auch die Welt der Tamdhu und Glengoyne Whiskys kennen lernen durfte. Ebenso sehr gut haben mir die beiden Single Cask Bourbon Abfüllungen von Spiritbomb aus Düsseldorf gefallen.

Am meisten hat mich aber dieses Jahr der Cragganmore 1985 38 years Old “Cask of Distinction” by Diageo überzeugt, der in Zusammenarbeit von Diageo mit dem Wu Dram Clan und den Hong Kong Whisky Fellows auf den Markt gebracht wurde. Perfekt gereift, hervorragend balanciert und extrem entspannt trinkbar. Nicht überkomplex, aber trotzdem extrem aromatisch mit Aromen von Honig, Steinobst, Nüssen, Zitrusaromen und einer sehr ansprechenden, öligen Konsistenz.

Bourbon des Jahres: Remus Straight Bourbon Single Barrel Selected by Spirit Bomb

Und nochmal Spiritbomb. Gut wir geben zu, soviel Bourbon haben wir nicht getrunken. Der Remus (rechts im Bild) ist mir aber definitiv nachhaltig in Erinnerung geblieben. 51% Mais, 39% Roggen und 10% Gerstenmalz, Abfüllung mit 56,6%. Kosten: 76€. Klingt nach einem guten Deal? Finden wir auch. Der hohe Roggenanteil gibt ihm viel Würze und Kraft. Zimt und Nelke, Apfel und fast schon brotige Aromen. Dazu Vanille und Ahornsirup. Fantastische Drinks macht er nebenher auch noch.

Wódka des Jahres: Podole Wielkie aged Okowita

Es gibt soviele Spirituosen von denen hat man selbst nach den Jahren noch nie etwas gehört, eine davon: Okowita. Okowita ist die polnische Übersetzung für “Eau de Vie” oder auch “Aqua Vitae”, also “Wasser des Lebens”. Damit ist das Rätsel vom Prinzip auch schon gelöst. Okowita bezeichnet die reinste Form eines Destillats. In Polen spricht man auch ganz schlicht von einem Vodka. Der Ursprung des Destillats ist egal. Getreide, Kartoffeln oder auch Trauben können die Basis bilden.

Wir hatten mit dem Podole Wielkie aged Okowita einen gelagerten Okowita im Test, der für mehrere Jahre in einem ehemaligen Süßweinfass reifen durfte. Die Basis bildete ein Okowita aus Roggen. Wir fanden Aromen von Trauben, Rosinen, Nüsse und Wermut. Ein sehr komplexer Brand, der auch im Cocktail hervorragend funktioniert.

Likör des Jahres: Tatratea

Die Marke Tatratea aus der slowakischen Tatra begegnet mir auch schon einige Jahre. Dieses Jahr haben wir sie verkostet. Pur und im Drink. Und wir waren uns einig, dass diese Teeliköre, mit teilweise extrem hohen Alkoholgehalt, wahnsinnig gut im Cocktail funktionieren. Dabei reichen die Geschmacksrichtungen von klassischen schwarzen Tee über Hibiskus & Sanddorn bis fruchtigen Pfirsich & White Tea oder auch Kokos Tee.

Den zweiten Platz belegte der Pandanlikör Kota, der demnächst über Planteray in den Handel kommt. Anders als mir bisher bekannte Pandanliköre handelt es sich um einen durchsichtigen Pandanbrand, dem ein Pandangeist als Basis dient.

Überraschung des Jahres: Nonino Ginger Spirits

Neben den bekannten Amaros bekamen wir auf dem Barconvent einen ausgezeichneten Birnenbrand ins Glas. Noch mehr hat uns aber eine komplett andere Spirituose begeistert. Ein Ingwer Brand. Kein Geist, sondern ein Brand. Der Brand ist unglaublich intensiv und erzeugt bereits mit einem Barlöffel kräftige und ganz klare Ingwer Aromen im Drink. Selbst die Schärfe hat es irgendwie in die Spirituose geschafft. Gibt es auch in der praktischen 200ml Sprühflasche.

Unsere zweite Neuentdeckung ist der Aalborg Dild. Der Dild Akvavit kommt aus Dänemark, genauer gesagt aus Aalborg, einer Stadt im Norden Jütlands, die schon seit Jahrhunderten als Aquavit-Hochburg gilt. Der Aquavit von Dild wird nach dänischer Rezeptur hergestellt, mit gefiltertem Getreidealkohol, der nochmals mit Dillblättern destilliert und mit einem Zitronenzesten- und Dilldestillat geblended wird. Das klingt kompliziert, schmeckt aber erstaunlich frisch und grün, mit einem Hauch Zitrus und einem Anflug von Anis im Abgang. Im Drink matchte er perfekt mit Banane und machte auch als Ginersatz mit Tonic eine souveräne Figur. Probiert es ruhig mal aus.

Barzubehör des Jahres: Stillabunt Magic Velvet Foamer

Stillabunt stammt vom italienischen Getränkehersteller Orsadrinks. Das erste Produkt der Marke war der Magic Velvet Foamer (links im Bild), ein natürliches Extrakt, das eine vegane Alternative zu Eiweiß in Cocktails bietet. Die Flasche wirkt für knapp 30€ erstmal mit ihrer Füllmenge von 95ml sehr klein. Der Hersteller gibt aber an, das eine Flasche für bis zu 600 Drinks ausreicht.

Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Foamer sind durchweg sehr gut. Auch der Bitter funktioniert gut im Drink, hat mich aber nicht so überzeugt wieder der Foamer. Der Foamer gehört für mich in jede Heimbar.

Non-Alcoholic des Jahres: SESES Fruchtreduktionen

Bei den Fruchtreduktionen handelt es sich um komplett natürliche Frucht- und Kräuterreduktionen um Drinks, Limonaden oder alkoholfreie Aperitife zu mixen. Es gibt sie in Geschmacksrichtungen wie Erdbeere-Basilikum, Zitrone-Basilikum, Maracuja-Minze, Himbeere-Hibiskus, Mango-Rosmarin oder auch Johannisbeere-Ingwer. Die Reduktionen haben ein intensives und sortenreines Aroma. Mit der Zitrone-Basilikum Variante stellt ihr euch wahrscheinlich den schnellsten Gin-Basil Smash eures Lebens her.

Abfüller des Jahres: Swell de Spirits

Swell de Spirits bot für uns, wie im letzten Jahr, wieder die beste Bandbreite an Abfüllungen verbunden mit einer nahezu durchgängig sehr hohen Qualität, auch wenn die Abfüllungen vom Wu Dram Clan auf unserem Blog in diesem Jahr sehr präsent und immer von sehr hoher oder sogar Referenzqualität waren. Rum, Whisky, Armagnac, Cognac und sogar Obstbrände kamen bei Swell de Spirits in die Flaschen. Das meiste davon kann man blind kaufen.

Das war der Rückblick auf das Jahr 2024. Wir sind schon gespannt was das Jahr 2025 bereit hält, was wir Neues entdecken, was uns am meisten beschäftigen wird, denn in den vergangenen Jahren hat sich der Fokus doch immer wieder etwas verschoben.

Wir danken allen die uns bei allen die unserem Blog so rege unterstützen, für die Anregungen die wir immer wieder erhalten und natürlich bei allen Lesern! Wir freuen uns schon drauf euch auch im nächsten Jahr wieder zu treffen und von euch zu lesen und wünschen euch einen guten und vor allem gesunden Start ins neue Jahr.

Cheers!

Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , Last modified: 31. Dezember 2024
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