Wir waren zum Launch des Rosebank 32 eingeladen und der Einladung sind wir natürlich sehr gerne gefolgt. Denn für den Launch dieser Abfüllung haben Michael Rennies und Marcus Wolff von Stockspirits alle Register gezogen. Und weil zum Portfolio von Ian Macleod Distillers auch die Brennereien von Glengoyne und Tamdhu gehören, sollten wir an diesem Tag auch damit Bekanntschaft machen. Aber der Reihe nach.

Erster Stopp: China Club Berlin

Nachdem ich bereits im Hotel einchecken konnte ging es zum China Club Berlin, einer von zwei exklusiven Clubs im Adlon Hotel. Ich war schon ein wenig aufgeregt, denn wie oft kommt man in das Vergnügen in solch elitären Räumlichkeiten zu verweilen?

Ich fand dann im Gebäude einen Fahrstuhl und eine Klingel. Da der Fahrstuhl gerade auf war betrat ich ihn, drückte auf den Knopf neben dem die Aufschrift „China Club“ prangte, aber es tat sich nichts, dann stiegen die Jungs der Whiskyzone mit ein und wir hörten eine Stimme aus der Gegensprechanlage unter der Klingel. Also gingen wir wieder raus, teilten dem Portier unser Anliegen mit und los ging die Reise direkt in den Club.

Als sich die Tür wieder öffnete wurden wir freundlich begrüßt und zum Verkostungsraum geführt. Dort lernte ich Michael Rennies kennen, der uns dann direkt an die Bar in einem anderen Raum führte. Dort waren schon einige Menschen, unter ihnen auch Marcus Wolff, und wir wurden mit einem Rosé von Ruinart begrüßt. Marcus zeigte mir dann den Balkon und die schöne Aussicht über Berlin, von der er sichtlich angetan war. Dazu gab es die Anekdote mit dem „teuersten Fahrstuhl Berlins“, denn die Mitgliedschaft im China Club setzt eine Anmeldung und eine monatliche Gebühr von mehreren Tausend Euros voraus, „damit der Fahrstuhl auch los fährt“. Exklusivität hat halt leider ihren Preis.

Nach und nach füllte sich die Bar und auch der Balkon. Gespräche entstanden. Es kamen fortlaufend kleine Teller mit Gerichten aus der asiatischen Küche. Hunger muste also niemand erleiden. Auch das Champagnerglas wurde niemals leer. An dieser Stelle ein großes Kompliment an das Serviceteam. Die Stimmung war heiter und auch das Wetter spielte mit, obwohl es sich so anfühlte, als würde ein Gewitter kurz bevorstehen.

Das Tasting

Gut gelaunt gingen wir in den Tasting Raum um uns dem eigentlichen Highlight das Tages zu widmen: dem Launch des Rosebank 32. Die Ansprache kam von Michael Rennies, der nochmal alle Teilnehmer begrüßte und mit ein paar Worten zu Stockspirits das Tasting einleitete. Für das Tasting ging das Wort an Michael Joseph Brown, einem Brand Ambassador von Ian Macleod Distillers. Er stellte sich als halb Engländer und halb Schotten vor, wobei der halbe Schotte für die Leidenschaft für Whiskys steht.

Es folgten Storys über die Lowlands Brennerei in der Region Falkirk, die bereits im Jahr 1840 errichtet wurde und später zu einer gefragten Brennerei – dem „König der Lowlands“ – aufstieg und sogar zu einer der fünf Gründungsdestillerien der 1914 gegründeten Scottish Malt Distillers gehört. Im Mai 1993 wurde die Brennerei geschlossen.

Ein Film zeigte anschaulich, wieviel Aufwand betrieben wurde um die fast komplett verfallene Brennerei wieder zu rekonstruieren und 2023 die ersten Fässer abzufüllen. So mussten zum Beispiel sämtliche Stills komplett neu gebaut werden, weil die verbliebene Destillationsausrüstung um die Jahreswende 2008/09 während der Feiertage gestohlen wurde. Im Oktober 2017 wurde die Brennerei von Ian Macleod Distillers mitsamt der Markenrechte und den verbliebenen Lagerbestände von Diageo gekauft. Im Januar 2019 wurde dann die Baugenehmigung erteilt.

Wie früher gibt es wieder drei Brennapparate von der Firma Forsyths, bei denen es sich um Kopien der originalen Stills handeln soll. Diese Stills durchläuft der Whisky auch, denn er wird im Dreifachbrandverfahren hergestellt. Die Fermentationszeit der Maische beträgt 54 Stunden. Auf Nachfrage eines Teilnehmers erzählte Michael, dass es sich heute allerdings nicht mehr um dieselbe Hefe handelt.

Und dann ging es los. Der Rosebank wanderte in die Tastinggläser und wurde verteilt. Zusätzlich gab es eine Premiere: Ein New Make, also der ungelagerte Brand, aus der „neuen“ Rosebank-Brennerei. Das New Make war nur wenige Tage alt. Laut Michael waren wir die ersten die außerhalb der Brennerei, die den New Make probieren durften. Eine sehr spannende Dreingabe um sich einen ersten Eindruck über das Ausgangsprodukt zu verschaffen. Der New Make wanderte in Batchstrength mit 77,5% ins Glas.

Rosebank 32

Der Rosebank entstammt also noch der alten Brennerei vor ihrer Schließung. Die Abfüllung ist die dritte und letzte Abfüllung der Legacy Serie. Zuvor kamen bereits ein Rosebank mit 30 und 31 Jahren in die Flasche. Die Reifung fand ausschließlich in Bourbon Casks statt. Der Alkoholgehalt beträgt 47,1%. 2500 Euro kostet eine Flasche dieser Rarität. Und nun gehts ans Glas.

Golden liegt der Rosebank im Glas. Die Schlieren laufen nach dem Schwenken nur langsam zurück ins Glas. Die Reife ist direkt zu riechen. Nicht in Form von einer übermäßigen Holznote – die empfinde ich sogar als sehr zurückhaltend – sondern durch eine schöne Fülle und Trockenheit. Ich finde eine ausgeprägte Fruchtigkeit mit Aromen, die an tropische Früchte erinnern und getrocknete Aprikosen. Auch diese Noten findet man regelmäßig in lange gelagerten Scotch. Dazu eine ausgeprägte Ingwernote, ein paar Gewürze und Bourbonaromen.

Im Geschmack dann viel Vanille und Butterscotch und auch wieder die ausgeprägte Ingwer- oder vielleicht auch Chilischärfe. Am Gaumen empfinde ich sie sogar noch einiges präsenter als in der Nase. Die Holzwürze ist ebenso präsenter als im Geruch, aber trotzdem keinesfalls vordergründig. Das Mundgefühl ist angenehm cremig. Der Alkohol ist wie zu erwarten sehr gut eingebunden. Der mittellange Abgang bleibt fruchtig mit einer sehr gut balancierten Würzigkeit. Bittere Aromen kann ich interessanterweise nur ganz kurz finden. Erstaunlich bei 32 Jahren Fassreifung.

New Make

Die Nase erstaunt mich erstmal: Ausgeprägte Himbeeraromen. Könnte auch ein erstklassiger Himbeerbrand sein. Mit ein paar zusätzlichen Pflaumen. Nach ein paar Minuten wechselt die Aromatik in Richtung Heu und geröstete Nüsse. Noch ein paar Cerealien und Malz. Die Fruchtigkeit geht in den Hintergrund, etwas Pfirsisch bleibt bestehen. Der Alkohol wirkt erstaunlich gut eingebunden. Man spürt ihn, aber auf 77,9% würde ich niemals tippen.

Im Geschmack dann deutlich mehr Malzaormen, Cerealien und auch wieder verschiedene geröstete Nüsse mit einer auffallenden Süße. Erinnert mich kurz an Sake. Auch die Konsistenz ist grandios. Ölig, cremig, dick. Der Abgang ist dann etwas kurz mit leicht erdigen Aromen.

Zurück an der Bar

Nach dem Tasting ging es dann noch zum Gruppenfoto auf die Treppe und anschließend wieder zur Bar. Hier wurden wir direkt mit zwei Cocktails begrüßt. Es gab Old Fashioned und Rob Roy. Dafür wurde auf Whisky aus dem weiteren Portfolio zurückgegriffen. Leider hab ich vergessen, welcher Whisky in die Drinks wanderte. Schande über mich. Es folgten weitere Gespräche auf dem Balkon bis wir uns um 16:40 Uhr auf den Weg zu einem kleinen Spaziergang ins Ritz-Carlton machten.

Zweiter Stopp: Smokers Lounge im Curtainclub

Kaum in der Smokers Lounge angekommen eröffnete Michael den zweiten Teil des Tages und erzählte über die beiden Marken Tamdhu und Glengoyne. Es standen bereits mehrer Etagen mit verschiedenen kleinen Kuchen, Mini-Torten, Scones mit Marmelade und englischer Creme und herzhaften Gebäck bereit. Ich war vor vielen Jahren schon einmal mit meiner Frau im Curtainclub, das sich damals unter der Leitung von Arnd Heißen befand, und fand es sehr schön an diesen Ort zurück zu kehren. Die Smokers Lounge gab es meiner Meinung damals noch nicht.

Kurz darauf kam Christopher (Instagram: biking_bartender), Barkeeper und Zigarrenexperte des Hauses, auf uns zu und wir erkundeten den begehbaren Humidor. Die Auswahl war sehr groß und für mich als nur gelegentlichen Zigarrenraucher hoffnungslos überfordernd. Gut, dass ich Experten an meiner Seite hatte. Und so fand ich schnell eine Zigarre, die dann durch Christopher professionell aufgeschnitten und angezündet wurde. Und ja, ich muss sagen, dass die Zigarre ganz hervorragend zu den Whiskys, besonders dem Tamdhu 18 passte.

Der Speysidewisky von Tamdhu in der 18-jährigen Variante reifte komplett in Olorosofässern, was ihm trockene und nussige Sherrynoten mit dunkelfruchtigen Aromen von Kirsche, Pflaumen und Rumrosinen gefolgt von Milchschokolade und gebackenen Cerealien verleiht. Christoph schwärmte in der Vergangenheit bereits von den Tamdhu Whiskys, vorallem dem Cigar Malt. Nun weiß ich auch, warum.

Auch der Glengoyne 21 reifte in Sherryfässern, während der Glengoyne 24 auschließlich in White Oak Fässern reifte. Beim Glengoyne handelt es sich im übrigen auch um eine Abfüllung die gerade erst gelauncht wurde. Die Unterschiede waren spürbar. Während der 21er die für diese Reifung typischen Beerennoten und Würzigkeit mitbrachte, trumpfte der 24er mit Bourbonassoziationen und einer ausgeprägteren Trockenheit auf. Beides wahnsinnig gute Whiskys. Mein Favorit blieb zur Zigarre allerdings der Tamdhu 18.

Den Abend haben wir in ganz kleiner Runde im Hendrick`s Secret Garden ausklingen lassen, in den den uns Paul aus dem Ritz-Carlton zum Sonnenuntergang geführt hat. Dort gab es noch ein Absacker Bier und dann traten wir auch den Heimweg an. Ein unglaublich schöner Tag mit fantastischen Spirituosen und genauso guten Gesprächen. Einen großen Dank an die Veranstalter und an die Produzenten der genialen Whiskys!

Cheers!