Zwei Abfüllungen der Flensburg Rum Company sind bei uns eingetroffen. Und sie beweisen einmal mehr, dass sie dort ein Händchen für außergewöhnliche Rums haben. Diesmal stehen zwei hochprozentige Jamaikaner im Rampenlicht – einer davon mit einer ungewöhnlichen schottischen Note.
Der Star des Duos ist für uns ganz klar der Hampden <>H aus dem Jahr 2014. Fünf Jahre tropisch, vier weitere kontinental gereift. Mit 67,3% kommt er in Fassstärke daher und erfüllt alle Erwartungen, die man an einen erstklassigen High-Ester-Rum aus der Kultdestillerie stellt. In der Nase explodieren tropische Früchte, allen voran überreife Ananas, begleitet von einer Wolke aus Estern, die an Nagellackentferner und Klebstoff erinnern – aber auf die gute Art, ihr wisst schon.
Am Gaumen setzt sich das Feuerwerk fort: Neben den Früchten gesellen sich Noten von Marzipan, Karamell und Brioche dazu. Der Alkohol ist trotz der hohen Gradezahl erstaunlich gut eingebunden. Im Abgang kommen noch angenehme Röstnoten durch. Insgesamt ein rundum gelungener, vielschichtiger Rum, der Liebhaber des Hampden-Stils begeistern wird. Insgesamt gibt es 236 Flaschen. Preis: 139,00 Euro.
– 85 / 100 Punkte –
Hier gibt es die Flasche beim The Bottle Shop Heilbronn.
FRC Bottled for Brühler Whiskyhaus
Deutlich kontroverser ist dagegen der zweite Rum im Bunde: Ein vierjähriger jamaikanischer High-Ester-Rum, der ein Finish in Ex-Islay-Whiskyfässern erhalten hat. Hier treffen zwei geschmackliche Welten aufeinander, die man nicht unbedingt zusammen erwartet: Die tropische Fruchtigkeit und Ester-Fülle des Jamaika-Rums auf der einen, die rauchig-torfige Note des schottischen Whiskys auf der anderen Seite.
Das Ergebnis ist definitiv kein Allerwelts-Rum, sondern fordert den Gaumen heraus. Bereits in der Nase macht sich der Rauch bemerkbar, am Gaumen dominieren dann die Whisky-Noten. Die typischen High-Ester-Aromen sind zwar noch präsent, werden aber vom schottischen Einfluss in den Hintergrund gedrängt.
Für Freunde von Rum-Whisky-Crossovern und experimentierfreudige Genießer dürfte dieser Rum ein spannendes Geschmackserlebnis bieten. Puristen und Liebhaber “reiner” Rumprofile werden dagegen vermutlich die Nase rümpfen. Unterm Strich ein handwerklich gelungenes, aber polarisierendes Experiment. Ich bin ehrlich: Mein Fall ist es nicht. Torf und Rum, wir werden keine Freunde mehr. Das heißt aber nicht, dass man mit dieser Flasche keinen Spaß haben kann.
– außer Wertung –
Lest auch:
Last modified: 10. November 2024