HD Sherry. So kurz und prägnant wie mysteriös lautete die Aufschrift eines Samples, welches wir vor einiger Zeit dankenswerterweise von Klaus Heuer, Geschäftsführer der Oldman Spirits GmbH erhalten haben. „Noch nicht released“, erklärte er auf Nachfrage. Gespannt harrten wir der Dinge, bis vor einigen Tagen eine Abfüllung für den Spirituosenhändler Rum & Co. auf den Markt strömte, die eben genau diese Merkmale – Hampden und Sherry-Finish – aufwies.

Es musste sich um diese Abfüllung handeln, denn bisher sah man noch keine Hampdens mit Sherry-Finish bei der Flensburg Rum Company. Und eine kurze Nachfrage ergab: Yep, das ist sie. Diese Abfüllung hat in der Rum-Connoisseur-Bubble ziemliche Wellen geschlagen. Keine positiven allerdings, wenn man sich durch die Facebook-Kommentarspalten klickt.

Zum Teil liegt die Kritik darin begründet, das die erste Hälfte dieses Fasses bereits im letzten Jahr zum German Rum Festival veröffentlicht wurde. Damals für 75 Euro. Dazu wurde das Finish bereits ungekostet in Frage gestellt.

Nunja, wir sind gerade deswegen extem gespannt auf das was uns bei diesem Rum erwartet.

Oldman Spirits

Die Oldman Spirits GmbH dürften dem geneigten Rumfreund, der nicht nach Fasstärken schielt, wahrscheinlich eher ein Begriff sein, denn die Oldman Spirits GmbH füllt schon einige Zeit länger ihre eigenen Rums ab. Dabei handelt es sich um die süßen Vertreter dieser Kategorie auf Trinkstärke. Und teilweise auch als Spiced Rums. Die Flensburg Rum Company ist sozusagen die Rum-Markenwelt für die Nerds. Vertrieben werden die Produkte von Kirsch-Whisky.

Flensburg Rum Company HD 2007 Sherry Finish

Der Rum trägt das Mark C<>H, was bei Hampden zu den Continental Flavoured Marques gehört, die im absoluten Highesterbereich angesiedelt sind. Für einige Afficinados gehört dieses Mark zu den Lieblingsmarques, da es wahnsinnig viel Power mitbringt, aber trotzdem noch relativ entspannt trinkbar ist. Wer einmal einen jungen DOK im Glas hatte, weiß, was ich meine. Das kann man selbstverständlich auch genießen, muss man aber auch an dem Tag Bock drauf haben.

Der Esteranteil liegt zwischen 1300 und 1400 gr/hlpa. Destilliert wurde er 2007 auf einer Pot Still. Die 0,5 Liter kosten mit einer zusätzlichen 1-jährigen Lagerung in einem ehemaligen Sherryfass 115 Euro (hier exklusiv bei Rum & Co. erhältlich). Das ist natürlich nicht günstig, aber auch nicht sündhaft teuer, wie ich finde. Die Preise am Markt sind halt leider jedes Jahr gestiegen.

In der Nase entfalten sich sofort die typischen Hampden-Aromen: Lack, gegrillte Ananas, Banane, Zitrusfrüchte, Vanille. Das gefällt mir schonmal. Sherry springt mich hier keinesfalls zu dominant an, ganz im Gegenteil. Erst im Hintergrund kann ich Rosinen und Gewürze finden.

Am Gaumen dann ein anderes Bild. Hier zeigt sich der Sherry-Einfluss deutlich präsenter. Ananas, viele Rosinen und Beeren, dezente Gewürze und im Vergleich zur Nase wenig Lack werden von einer Süße eingebunden. Das Mundgefühl ist voll und ölig, was sehr wahrscheinlich vom Restzucker des Fasses kommt. Bei der Schwesternabfüllung erinnere ich mich eine ziemlich ausgeprägte Adstrigenz, die ich hier durch das Finish nicht finden kann.

Fazit: Der perfekte Einsteiger-Hampden

Kein Über-Hampden, aber dafür ein äußerst gefälliger Einsteiger-Hampden. Perfekt für all jene, die noch nicht bereit für die volle Breitseite Hampden sind und sich langsam an die wuchtigen Marques herantasten wollen. Oder die einfach einen Easysipper für die entspannten Jamaika-Abende suchen. Ein bisschen mehr der ursprünglichen DNA hätte für mich am Gaumen gerne durchscheinen dürfen, denn die Nase transportierte für mich die Destillerie sehr gut rüber. Insgesamt hat er mir aber auch so gefallen und ich habe ihn gerne im Glas, auch wenn ihm vielleicht 99 Euro etwas besser zu Gesicht gestanden hätten.

-82 von 100-

Cheers!

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