Stephan Hinz ist nicht nur ein exzellenter Bartender (“Little Link” in Köln), sondern auch ein umtriebiger Geschäftsmann. Vor vielen Jahren brachte er ein aufwendig gestaltetes Cocktailbuch auf den Markt (davon gibt es mittlerweile eine überarbeitete Neuauflage), er experimentierte mit Eiswürfelformen, recycelbaren Strohhalmen, Fruchtpürees, 2021 folgte mit Root to Fruit dann eine eigene Spirituosenlinie.
Doch während viele sich erst einmal vorsichtig an die Sache herantasten würden, brachte Hinz gleich drei Sorten auf einmal auf den Markt. Sie hören auf kreative Namen wie Camela, Ricordino und Kalyx, locken mit farbenfrohem Design und ungewöhnlichen Aromen.
Alle drei Sorten sind mit 20 Volumenprozent abgefüllt. Trotz des niedrigen Alkoholgehalts sind die Aromen jedoch sehr intensiv. Als Grundlage dienen Destillaten aus Getreide und Zuckerrohr, die mit Wein abgerundet werden. Der Preis liegt jeweils bei 25 Euro für 0,5 Liter.
Root to Fruit, also von der Wurzel bis zur Frucht – das ist hier wörtlich gemeint. In jeder Flasche stecken zahlreiche Botanicals, von Früchten über Kräuter bis hin zu Gewürzen. Die Spirituosen seien geprägt von den zahlreichen Küchen und Kulturen, die Hinz in den vergangenen Jahren auf seinen Reisen erleben durfte.
Doch wer schon einmal eine Vielzahl von Zutaten auf einmal verarbeitet hat, weiß: Man benötigt viel Fingerspitzengefühl, damit man am Ende noch einzelne Aromen herausschmecken kann und nicht alles in einem breiten Einerlei untergeht. Das war auch bei der Entwicklung von Root to Fruit eine Herausforderung, wie Hinz erklärte. Ein Jahr habe man an der richtigen Rezeptur gefeilt, um die Balance zu gewährleisten. Ich erwartete einen gepimpten Wermut, doch am Ende entstand etwas völlig Eigenes, das sich keiner Kategorie klar zuordnen lässt.
Höchste Zeit für einen Test des Hinz-Trios.
Root to Fruit Camela
Rote Flüssigkeit, tiefblaues Etikett mit goldener Schrift und Ornamenten – schon optisch ist Camela kein Leisetreter. Mit Granatapfel und Bitterorange hat man ein fruchtiges und dennoch herb-bitteres Duo als Fundament, welches von Safran und anderen Gewürzen wie Kardamom, Pfeffer, Chili und Ingwer verstärkt wird. Ihr merkt, das Ganze lehnt sich geschmacklich stark an den Orient an. Gewissermaßen eine Seidenstraße am Gaumen.
Gerade der Chili und Ingwer sorgen für scharfe Spitzen, die aber nicht unangenehm aus der fruchtig-süßlichen Textur herausstechen. Im kräftigen Abgang bleiben bittere Noten hängen. Eine durch und durch gelungene Kombination!
Damit bietet sich der Root to Fruit Camela perfekt als Zutat für klassische Drinks wie einen Negroni an.
Hier gibt es den Camela bei Amazon*Hier gibt es den Camela bei Tastillery*
Oriental Negroni
- 30ml Camela
- 30ml Gin
- 30ml süßer Wermut
- Garnitur: Orangenzeste
Alle Zutaten mit Eiswürfeln in einem Tumbler verrühren. Mit einer Orangenzeste garnieren.
Camel’s Neck
- 50 ml Camela
- Ginger Ale zum Auffüllen
Alle Zutaten mit Eiswürfeln in einem Longdrinkglas verrühren. Mit einer Orangenzeste garnieren.
Camela Fizz
- 50 ml Camela
- 20 ml Zitronensaft
- Sodawasser zum Auffüllen
Alle Zutaten außer Soda mit Eiswürfeln shaken und in ein Longdrinkglas auf Eiswürfel abseihen. Mit Soda auffüllen und kurz verrühren. Mit einem Stück Orange garnieren.
Der Camela schmeckt aber auch einfach pur auf Eis. Mit Tonic würde ich ihn eher nicht empfehlen, das empfand ich als nicht besonders harmonisch. Eine Flasche, die wirklich Lust auf Experimentieren macht!
Root to Fruit Ricordino
Spritziges Sonnengelb mit Blumen und Vögeln auf der Flasche – Ricordino verspricht Leichtigkeit. Geschmacklich geht es hier Richtung Südeuropa, es verschmelzen Zitrone und Limette mit einer blumigen Honigsüße. Die Essenz von La Dolca Vita, wie es so schön auf der Flasche heißt!
Im Kopf bin ich deshalb schon fast beim Limoncello, wären da nicht nach hinten raus zahlreiche italienische Kräuter am Gaumen. Thymian, Rosmarin, Basilikum, etwas Orangenblüte, aber auch bittere Angelikawurzel – die Komplexität eines Kräutergartens findet sich hier.
Ich denke sofort an einen Spritz, an einen Collins (aufgefüllt mit etwas Zitronensaft und Soda) oder wenn man es kräftiger mag auch einen Gimlet oder Smash.
Hier gibt es den Ricordino bei Amazon*
Ricordino Smash
- 40ml Ricordino
- 20ml Gin
- 30ml Limettensaft
- 20ml Zuckersirup
- Garnitur: Limette & Basilikum (optional)
Alle Zutaten mit Eiswürfeln shaken und in einen Tumbler auf Eiswürfel abseihen. Mit einem Stück Limette und auf Wunsch zusätzlich mit Basilikum garnieren.
Ricordino Collins
- 50 ml Ricordino
- 20 ml Zitronensaft
- Sodawasser zum Auffüllen
Alle Zutaten mit Eiswürfeln in einem Longdrinkglas verrühren. Mit einem Stück Limette und auf Wunsch zusätzlich mit Basilikum garnieren.
Ricordino bedeute übrigens so viel wie “kleines Mitbringsel” auf Italienisch. Aber eigentlich will man diese Flasche gar nicht hergeben.
Root to Fruit Kalyx
Kunstvoll geht es beim Kalyx zur Sache. Kalyx, das ist in der Botanik der Blütenkelch. Die zartrosa Farbe und ein Etikett im Stil des Art déco wirken sehr feminin. Aromatisch begegnet einem hier ein Mix aus Rose, Himbeeren, Hibiskus, Grapefruit, Orangen, Wermutkraut und Veilchenwurzel. Blumen und Früchte, das kann schnell aromatisch schnell stumpf werden, doch glücklicherweise (wobei, mit Glück hat das hier ja nichts zu tun) wird das Ganze durch erdige Noten eingepegelt. Sommerlicht-leicht und doch komplex.
Auch der Kalyx passt hervorragend als Spritz, einfach 50ml mit Schaumwein oder Soda auffüllen und mit Himbeeren verzieren. Aber auch ein leichter Cosmopolitan-Twist bietet sich an, den man bei Bedarf noch mit einem Schuss Wodka verstärken kann.
Hier gibt es den Kalyx bei Amazon*
Kalyxpolitan
- 50ml Kalyx
- 50ml Cranberrysaft
- 15ml Limettensaft
- Garnitur: Limette
Alle Zutaten mit Eiswürfeln shaken und in einen Cocktailspitz abseiehn. Mit einem Stück Limette garnieren.
Kalyx Mule
- 50 ml Kalyx
- 20 ml Zitronensaft
- Ginger Beer zum Auffüllen
Alle Zutaten mit Eiswürfeln in einem Longdrinkglas oder Tumbler verrühren. Mit einem Stück Zitrone garnieren.
Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus Partnerprogrammen. Kauft ihr darüber eure Produkte, erhalten wir dafür eine kleine Provision 🙂 An eurem Preis für das Produkt ändert sich dadurch nichts.
Lest auch:
White Negroni Piña Colada – Tiki-Cocktail für den Herbst
Betsy Ross Cocktail – der Drink für Patrioten
Rutte Cask Strength Genever im Test – Der letzte seiner Art
Mount Gay The Madeira Cask Expression im Test
Letzte Aktualisierung am 2024-11-10 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Schlagwörter: Root to Fruits Last modified: 29. Mai 2023