Es gibt Cocktails, die bleiben einem ewig in Erinnerung. Manchmal, weil sie einfach perfekt zu einem Moment passten. Weil sie eine völlig neue Welt eröffnet haben und manchmal auch bloß, weil es eine lustige Geschichte dazu gibt. Einer dieser Cocktails ist bei uns beiden der Habano. Zum einen, weil er uns tatsächlich eine neue Welt eröffnet hat, als wir noch Long Island Ice Tea aus Halbe-Liter-Gläsern zur Happy Hour getrunken haben. Und zum Anderen, weil es eine lustige Geschichte dazu gibt.

Der Habano

Der Habano wurde von Uwe Christiansen anlässlich des 4. Habano-Experten-Wettbewerbs 2005 kreiert. Für uns war das „Christiansens“, und vorallem seine zweite Bar – die „Bar Cabana“ – sozusagen der Einstieg in die passionierte Barwelt. Im Christiansens gibt es eine sehr umfangreiche Cocktailkarte, glücklicherweise haben wir diesen Drink sehr schnell entdeckt. Zutaten wie Giffard Cassis Likör waren uns damals noch nicht bekannt, Rums in der Kategorie eines Seleccion de Maestro hatten wir noch nie getrunken, mit Kakaolikör zusammen gemixt kannten wir das Ganze schon gar nicht. Das klang spannend und sollte es dann geschmacklich auch werden. Das fanden wir lecker, dass wir uns damals sogar die Zutaten bestellt und den Drink zu Hause nachgemixt haben.

Eines Tages waren wir mal wieder mit unserer Trinkgruppe in Hamburg unterwegs, der Weg führte uns natürlich direkt ins Christiansens. Uns begleitete Paul, ein passionierter und überzeugter Biergenießer. Damals mit der Mission, so viele verschiedene Biere wie möglich zu kosten. Und so kam er auch mit Ansage „Ich mag keine Cocktails“ mit ins Christiansens. Einige Cocktails auf Rumbasis wurden bestellt, dabei auch der Habano. Wie bei uns üblich wanderten diese Cocktail erst einmal eine Runde um den Tisch, jeder wollte kosten was der Andere im Glas hat. Bis der Habano schlussendlich bei Paul stehen blieb. Man konnte in seinem Gesicht erkennen, dass sich soeben seine Einstellung zu Cocktails verändert hat. Dem seeligen Blick folgte auch sofort die Erkenntnis, sich viele Jahre auf dem Holzweg befunden zu haben. Und so nannte er den Drink kurzerhand für sich um. Er nannte ihn „Von Uwe für Paul“. Seitdem trinkt Paul sehr gerne Rum, fährt auf den BCB und ist auch sonst für gute Cocktails zu begeistern.

Rezept Habano im Original

Der Cocktail ist ein kräftiger Dessertdrink und besteht nur aus drei Zutaten. Das Rezept aus Uwe Christiansens Buch „Mixed Emotions“ lautet:

  • 40ml Havana Seleccion de Maestro
  • 20ml Bols Creme de Cacaco (braun)
  • 10ml Giffard Cassis Noir

Das Ganze wird auf Crushed Eis kurz und kräftig geshaked und anschließend in ein Nick & Nora Glas abgeseiht.

Ich bin ein sehr großer Fan des Havana Seleccion de Maestro. Er ist ein hervorragender Sipping-Rum für Einsteiger. Der Rum ist leicht süß, sehr weich und gut balanciert. Aromatisch bietet er florale Aromen, eingelegte Rosinen, Holztöne, Tabak und verschiedene Gewürze. Mit seinen 45 Vol% bietet er ausreichend Power für diesen Drink. An den Giffard Likör kann ich mich nur noch vage erinnern, habe ihn sehr süß in Erinnerung, aromatisch war er aber sehr lecker. Der Bols Likör ist extrem süß und schmeckt stark nach Kakao mt leichten Anklängen von Kaffee und einer leichten Bitterkeit.

Habano – Remix mit Eminente Ron Reserva

Nun hat sich im letzten Jahr der glückliche Umstand ergeben, dass uns einige sehr interessante Spirituosen erreicht haben. Unter den tollen Produkten befand sich auch ein neuer kubanischer Premium Rum, der Eminente Reserva Rum. Ein tolles Produkt, das mich sofort sehr begeistert hat. Unseren Test dazu findet ihr hier, weitere Hintergründe zur Anatomie des Rums findet ihr hier.

Der Eminente Rum spielt in der gleichen Preisklasse wie der Havana Seleccion de Maestro und kann ebenfalls als Sipping Rum bezeichnet werden. Der Rum ist 7 Jahre gereift und bringt an Aromen Eiche, dunkle Schokolade, einige Gewürze, Kaffee und geröstete Nüsse mit. Im direkten Tastingvergleich finde ich den Eminente sogar ein ganz klein wenig besser.

Zum Eminente Rum gesellte sich am Ende des Jahres noch eine Probe der beiden Johannisbeerliköre der Deutschen Spirituosen Manufaktur hinzu. Die DSM produziert einen klassischen Johannisbeerlikör und einen Johannisbeer-Buchu-Likör. Bei Buchu handelt es sich um ein südafrikanisches Rautengewächs, dessen ätherisches Öl bei der Destillation gewonnen wird und als Cassisaroma Verwendung findet. Nach der Verkostung der beiden Liköre, die beide eine hervorragende Qualität besitzen, habe ich mir natürlich die Frage gestellt: Was kann ich damit mixen?

Keine Produkte gefunden.

Und da fiel mir sofort der Habano ein. Ein toller kubanischer Rum, ein neuer spannender Cassislikör und nun noch ein Kakaolikör. Passend dazu wurde bereits im Jahr 2019 von Jörg Meyer und DeKuyper, nach langer Entwicklung, der Dutch Cacao auf den Markt vorgestellt. Ein vielseitiges Produkt, welches es seitdem in einige meiner Drinkkreationen geschafft hat. Anders als der Bols Likör ist der Dutch Cacao durchsichtig und nicht braun. Damit war die Liste der Zutaten vollständig und es konnte gemixt werden.

Rezept Habano 2.0

  • 50ml Eminente Rum
  • 20ml Dutch Cacao
  • 10 – 15ml DSM Johannisbeer – Buchu-Likör
  • optional 1 Dash Kakaobitter

Alle Zutaten auf Crushed Eis kurz kräftig shaken und anschließend auf einen großen Eiswürfel in einen Tumbler abseihen.

Nach einem ersten Schluck wusste ich: Ja, das war der Cocktail, in den ich mich damals so verliebt habe. Aber trotzdem auch irgendwie anders. Die Aromen gingen schon alle in die selbe Richtung. Im Detail war da aber etwas passiert. Den größten Anteil daran hat eindeutig der Johannisbeer-Buchu Likör. Dieser Likör ist hocharomatisch und bei weitem nicht so süß wie der Bols, eine leichte Bitterkeit ist sogar vorhanden. Er schmeckt wie ein einreduzierter Direktsaft, weniger wie ein Likör. Mit 15ml Fruchtlikör gerät der Drink zur Fruchtbombe, wir setzen die Dosierung auf 10ml herab. Und so passt es perfekt.

Der Rum und der Fruchtlikör harmonieren wunderbar, der Dutch Cacao unterstützt den Rum noch ein wenig mit dunkleren Aromen. Gefällt uns sehr gut! Uneinig waren wir uns beim Thema Bitters. Ich fand den Drink ohne Bitters angenehmer, Christoph bevorzugte die Variante mit 1-2 Dashes Chocolate-Bitters. Hier lohnt es sich ein wenig zu experimentieren!

Cheers!

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