Falernum entdeckt man immer wieder in Tiki-Rezepten. Doch was ist das eigentlich? Wie entstand die Spirituose? Und welche Marken sind empfehlenswert? Hier findet ihr die wichtigsten Fakten rund um Falernum.
Was ist ein Falernum?
Falernum – das ist nicht nur irgendein Getränk, sondern ein echtes Stück flüssige Geschichte! Ursprünglich war der Name “Falernum” oder “Falerner” den alten Römern vorbehalten, um einen ganz besonderen Tropfen zu beschreiben. Im sonnigen Norden Kampaniens, wo dieser exquisite Wein herkam – er war einer der Stars unter den Weinen im Römischen Reich. Der Falerner war damals das, was heute ein Top-Jahrgangs-Bordeaux ist, etwa viermal so teuer wie der Standardplörre. Heute wird in Kampanien immer noch Wein produziert, und manche nennen ihn noch immer stolz “Falerno del Massico”.
Heutzutage bezeichnet “Falernum” etwas ganz anderes, nämlich ein Punschgetränk aus der Karibik – höchstwahrscheinlich aus Barbados, aber sicher von den westindischen Inseln. Ursprünglich eine einfache Mischung aus Rum, Limetten und Zuckersirup, hat sich Falernum zu einem wahren Gewürzcocktail entwickelt. Es kamen Nelken hinzu, Ingwer, Pfeffer, Piment oder Zimt, und nicht zu vergessen, Mandeln. Die Basis bildet oft ein kräftiger Overproof-Rum. Dazu kommen dann die Gewürze, Limettensaft und Zuckersirup. Ein Feuerwerk an Geschmäckern, das in kleinen Dosen verwendet wird.
Und wie jedes gute Getränk, das die Geschichte überdauerte, hat auch dieses eine Anekdote: Sie stammt aus einem 1982 veröffentlichten Artikel der New York Times über die Mount Gay Distillery mit dem Titel „In the Lore of Barbados, Redistilled Rum“. Piercy Ward, ein damaliger Werksleiter der Mount Gay Distillery, erzählte von einer barbadischen Hausfrau. Diese soll nach dem Rezept für ihr Getränk gefragt wurden sein. In ihrem Dialekt habe sie „Haf a learn um“, also „Have to learn how it’s done“ geantwortet. So soll der Name des Likörs entstanden sein. Ob dies nun der Wahrheit entspricht darf bezweifelt werden. Schön ist die Geschichte aber trotzdem.
Geschichte des Falernum
Die Erfindung des Falernum haben in der Vergangenheit zwei Personen für sich beansprucht. Für die erste reisen wir zurück ins Jahr 1750. Hier tritt ein gewisser Henry Parkinson auf die Bühne, der behauptet, der Urvater des Falernum zu sein. Sein Ururenkel, Arthur Stansfeld, ein Mann, der offensichtlich das Erbe seines Vorfahren schätzte, griff das Rezept auf und begann 1934 mit der Produktion. Er präsentierte seine Kreation, eine Mischung aus Rum, gemahlenen Mandeln, Nelken, Ingwer, braunem Zucker und Limetten, stolz der New York Times im Jahr 1954.
John D. Taylor wiederum behauptete, den Falernum bereits 1890 erfunden zu haben. Hier wird die Geschichte jedoch so trüb wie ein schlecht gerührter Martini. Die meisten Quellen stimmen nämlich darin überein, dass weder Taylor noch Parkinson die wahren Erfinder waren. Es scheint viel wahrscheinlicher, dass Falernum schon viel früher als barbadischer Likör existierte und im Laufe der Zeit von den findigen Inselbewohnern weiterentwickelt wurde. Zudem ist davon auszugehen, das im Jahr 1750 noch gar keine Mandeln auf Barbados verfügbar waren.
Echter Falerner war teuer
Die erste nachgewiesene Erwähnung stammt aus Guyana aus dem Jahr 1806. Georg Pinckard schreibt in seinem Buch von Falernum – einem Wein, der auf den Plantagen in Guyana getrunken wird. Ob es sich um Wein oder ein schwach alkoholisches Rumgetränk handelt geht leider nicht daraus hervor. Möglich ist jedoch, dass man den Rum-Punsch Falernum nannte, um ihn aufzuwerten, denn echter italienischer Falerner war teuer oder nicht verfügbar.
Ein weiterer Hinweis ist im 1869 erschienenen Buch „Transatlantic Sketches: In the West Indies, South America, Canada and the United States“ von Greville John Chester zu finden. Dort beschreibt er ein barbadisches Erntedankfest auf dem ein Getränk aus Rum, Limettensaft und Zuckersirup mit dem Namen Falernum herumgereicht wird.
In einem Zeitungsartikel des Philadelphia Inquirer vom 2. August 1896 wurde ein Rezept erwähnt, bei dem ebenfalls Rum Bestandteil war. Er bestand aus Rum, Limettensaft, Wasser und Zucker – nach der Formel One of Sour, Two of Sweet, Three of Strong, Four of Weak. Zusätzlich enthält des Rezept Bittermandelextrakt. Dieses Rezept wurde am 13. August 1896 ebenfalls im Kansas City Star unter dem Titel „A West Indian Appetizer“ veröffentlicht. In dem Artikel wurde der Likör mit einem zusätzlichen Löffel Wermut angerichtet.
Falernum modern
John D. Taylors Velvet Falernum* und der Golden Falernum von The Bitter Truth* sind wahrscheinlich die populärsten Falernums an den Bars dieser Welt, zumindest begegnen mir diese beiden Exemplare am häufigsten. Es gibt jedoch mittlerweile sehr viele und unterschiedliche Produkte am Markt – teils sogar alkoholfrei -, etwa von Monin oder den Fee Brothers.
Vom Letzteren sagte Jeff „Beachbum“ Berry einmal, dass er dem Stansfield Original sehr nahe komme. Ich selbst habe noch keine alkoholfreie Variante getestet und kann entsprechend dazu keine Aussagen geben. Einige alkoholische Vertreter habe ich aber bereits gekostet, deswegen möchte ich euch jetzt einige meiner Lieblinge vorstellen.
Revolte Falernum
Felix Georg Kaltenthaler ist wohl einer der wichtigsten Wegbereiter deutscher Rums. 2015 bracht er seinen Revolte Rum auf den Markt. Einige Jahre später folgten diverse Varianten des Rums, unter anderem auch ein Falernum. Kaltenthaler geht dabei einen anderen Weg. Er nutzt selbstverständlich auch klassische Gewürze wie Zimt, Piment und Ingwer. Kombiniert diese aber mit Cranberries, Zitronenverbene und Pandan. Der Revolte zeigt sich dabei nicht so süß wie beispielsweise der Falernum von the Bitter Truth. Er punktet mit grasigen, krautigen und zitronigen Aromen, die von einer ausgeprägten Ingwerschärfe abgelöst werden. In bekannte Drinks bringt er eine neue Facette, man muss das Aroma aber mögen.
-72 von 100-
- Komplex!
- Sehr mild und ansprechend
Heinrich von Have Amber Falernum
Heinrich von Have ist Hamburgs älteste Spirituosenmanufaktur. Im Portfolio gibt es eine Reihe interessanter Produkte. Und eben auch einen Falernum. Dieser zeichnet sich ebenso durch eine gut balancierte süße aus. Geschmacklich präsentiert er sich klassisch und ausgesprochen rund, er ist sehr frisch mit ausgeprägten Limetten– und Ingweraromen. Nelken gesellen sich sofort dazu, gefolgt von leichtem Zimt und Piment. Die Drinkempfehlung des Herstellers, bestehend aus 40 ml Falernum aufgefüllt mit Thomas Henry Ultimate Grapefruit hat uns sehr gut geschmeckt. Auch für einen Corn‘n Oil ist er perfekt geeignet.
-76 von 100-
Old Judge Falernum
Markus Altrichter brachte 2016 den Old Judge Falernum* auf den Markt. Ein Falernum mit gerade einmal 5 Prozent Alkoholanteil. Er selbst spricht von einem karibischen Würzansatz mit Alkohol. Entwickelt ist er speziell für den Corn´N Oil. Als Rum verwendet er einen recht jungen Mount Gay Rum. Die Gewürze werden in braunem Zuckersirup ausgekocht und 40 Stunden mazeriert und anschließend mit dem Rum verblendet. Aromatisch zeigt sich der Zimt von Anfang an sehr präsent, dazu kommen Piment, Nelken und ein Hauch Vanille. Der Falernum ist ein sehr süßer Vertreter dieser Kategorie.
Mittlerweile gibt es zusätzlich den Old Judge Special Reserve Falernum*. Diesem wird noch ein Jamaika Overproof und Ananas hinzugefügt. Durch den zusätzlich Rum kommt er auf 17 Prozent Alkoholanteil. Der Overproof tut ihm meiner Meinung nach sehr gut, die Aromen sind feiner und er ist weniger süß. Auch die Ananasaromen passen hier sehr gut. Der Special Reserve ist für mich ganz klar der bessere Falernum.
-75 von 100-
Ich stelle meinen Falernum meistens selbst her, leider sind diese dann aber nicht besonders lange haltbar, weswegen sie grundsätzlich im Kühlschrank aufbewahrt werden sollten. Um dies zu umgehen nutze ich Falernum ohne eingebundenen Zucker oder Limettensaft. Ich nutze sozusagen den gewürzten Overproof, dafür aber in sehr kleinen Mengen (wenige Milliliter) und ergänze dann Limettensaft und Zuckersirup in den Drink. Ein Rezept dazu wird in Kürze folgen.
Cocktails mit Falernum
Zum Schluss habe ich für euch noch ein paar Rezepte für Cocktails mit Falernum herausgesucht. Unser Lieblingsfalernumdrink ist ja bekanntlich der Corn´n Oil, über den wir hier berichtet haben.
Ranglum (Gonçalo de Sousa Monteiro)
50 ml Rum (Bermudas, dunkel)
15 ml Wray and Nephew White Overproof*
20 ml Forgotten Flavours Falernum
25 ml Limettensaft (frisch)
2 Dashes Zuckersirup
Mit Eis schütteln – in einen Tumbler auf Eiswürfel abseihen – mit einer Limettenspalte garnieren
Creole Gimlet (Gonçalo de Sousa Monteiro)
45 ml Tanqueray Dry Gin
15 ml Falernum
1 BL Rose’s Lime Cordial
1 BL Wasser
Dash Limettensaft
2-3 dashes Peychaud’s Bitters
Falernum Daiquiri
60 m Wray & Nephew White Overproof*
7,5 ml Chartreuse Verte
7,5 ml Falernum
15 ml Zuckersirup
15 ml Limettensaft (frisch gepresst)
Cheers!!
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Letzte Aktualisierung am 10.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Schlagwörter: Barbados, Creole Gimlet, Falernum, Falernum Daiquiri, Ranglum, Rum, Rumpunsch, West Indies Last modified: 31. Dezember 2023
Hi,
ihr schreibt
Corn´n Oil, über den wir hier berichtet haben.
Der link führt zum Admin-login, sicher ungewollt 🙂
Danke für den Hinweis. Das müssen dann wohl noch ändern