Geschüttelt oder gerührt? Wodka oder Gin? Zitrone oder Olive? Wenig Wermut oder lieber doch etwas süßer? Puh, einen Martini zuzubereiten kann mitunter komplizierter sein als sich ein Footlong-Sub bei Subway zu bestellen. Kein Wunder, dass es einer der kompliziertesten Drink ist, wenn es darum geht ihn perfekt zu beherrschen. 

Doch es lohnt sich. Ein gut gemachter Martini ist der perfekte Drink für jede Gelegenheit. Egal, ob du eine Dinnerparty im Gatsby-Style veranstaltest oder einfach nur abends nach einem langen Tag etwas auf der Couch versackst – mit einem Cocktail in der Hand wirkt das Ganze gleich viel stilvoller. Und eine Flasche Gin (oder auch Wodka, dazu später mehr) haben die meisten ohnehin zuhause.

Die größte Herausforderung bei der Zubereitung ist das richtige Verhältnis der Zutaten. Im Internet und in Cocktailbüchern wird viel und leidenschaftlich darüber diskutiert, wie viel Gin oder Wermut verwendet werden sollte und welche Zutaten am besten geeignet sind. Manche Leute bevorzugen ihren Drink sehr trocken, während andere ihn lieber etwas süßer mögen.

Eine weitere Herausforderung für Cocktail-Anfänger sind die richtigen Tools, die man zur Zubereitung eines Martinis benötigt. Den Shaker kann man in diesem Fall im Regal stehen lassen: Der Drink wird klassisch auf viel Eis gerührt. Man benötigt also ein Rührglas, Sieb und einen Barlöffel.

Doch bevor wir in die nerdy Details gehen, etwa welchen Gin man wählt, zunächst die Basics und ein ganz kurzer Ritt durch die Geschichte.

Was ist ein Martini?

Ein Martini ist ein Cocktail, der mit Gin oder Wodka und Wermut zubereitet wird. Er wird in der Regel kalt ohne Eiswürfel serviert und enthält manchmal einen Spritzer Olivenlauge, eine Olive am Spieß oder alternativ eine Zitronenzeste. Das Getränk wurde in den späten 1800er Jahren erfunden und ist seitdem bei Cocktail-Liebhabern auf der ganzen Welt beliebt. Legendär wurde er durch die James-Bond-Filme.

Eine kurze Geschichte des Martini

Der Martini steht mit seinem ikonischen Glas wie kein anderer Drink für die Cocktailkultur. Der exakte Ursprung ist ungeklärt, es gibt eine Vielzahl von Theorien. Die Top Ten der angeblichen Erfinder wurden von Anistatia Miller und Jared Brown 1997 in ihrem Buch “Shaken Not Stirred”* zusammengetragen. 

Erfunden wurde er vermutlich im späten 19. Jahrhundert in den USA. Die erste schriftliche Erwähnung eines Cocktails namens „Martini“ findet sich im Jahr 1888 bei Harry Johnson.

1922 empfahl ein zur damaligen Zeit weit verbreitetes Barbuch bereits, Gin und Wermut im Verhältnis 2:1 zu mischen. Generell wurden die Martinis im Laufe der Jahrzehnte immer „trockener“, der Gin-Anteil erhöhte sich also zunehmend während der Wermut-Anteil immer geringer wurde. Zudem wurde der ursprüngliche Old Tom Gin (der leicht süßlich ist) zunehmend durch Dry Gin ersetzt.

Seitdem hat sich der Martini zu einem der beliebtesten Cocktails auf der ganzen Welt entwickelt. Er hat sogar seinen eigenen Feiertag am 19. Juni!

Wodka oder Gin?

Dass diese Frage überhaupt gestellt wird, liegt an den James-Bond-Filmen. Hier trinkt der berühmte Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät seinen Martini gern mit Wodka gemixt. Kultivierte Trinker würden natürlich niemals ihren Gin mit geschmacksneutralen Alkohol kreuzen. Wer Wodka als Basis-Spirituose möchte, muss daher explizit einen Vodka Martini bestellen.

Der Vodka Martini ging als Spin-off des Originals in den 1950er und 1960er Jahren hervor, als Wodka in den USA eine größere Popularität erlangte. Angefeuert wurde der Boom durch eine große Werbekampagne der Marke Smirnoff. Dabei wurde der Gin ganz oder teilweise durch Wodka ersetzt.

Das perfekte Martini-Rezept

So, nachdem der Wirrwarr mit den unterschiedlichen Spirituosen geklärt ist: Wie mixt man den Drink denn nun? DAS Standardrezept gibt es nicht. Der Martini ist eine sehr individuelle Geschichte, jeder hat seine eigene Lieblings-Variante. Das macht die Sache nicht einfacher, aber eben auch charmanter.

Die Bandbreite ist groß: Fans der richtig trockenen Variante mixen ihn im Verhältnis 5:1 oder gar 6:1, also 5/6 Teile Gin zu einem Teil Wermut. Das ist wirkungsvoll, aber für meisten dann doch zu viel des Guten. Wer einen würzig-weichen – in der Fachsprache “feuchten” – Martini will, mixt ihn sich 2:1. Selbst einige Bar-Profis die ich kenne bevorzugen diesen Style. Für meinen Geschmack hat sich 4:1 als guter Sweet Spot herausgestellt, also

  • 40 ml Gin
  • 10 ml trockener Wermut
  • Zitrone oder Olive

Wem das Glas dann zu leer ist, der kann die Menge erhöhen auf:

  • 60 ml Gin
  • 15 ml Wermut
  • Zitrone oder Olive

Gin und Wermut mit viel Eis in ein Rührglas geben. Gut verrühren und anschließend in ein vorgekühltes Glas abseihen. Je nach Präferenz mit Olive garnieren oder Zitronenzeste andrücken und ins Glas geben. Cheers!

Welcher Gin für den Martini?

Der Drink begeistert in seiner Einfachheit und lässt trotzdem genug Spielraum für Variation. Das liegt auch an der großen Bandbreite von Gin. Kaum eine andere Spirituose hat in den vergangenen Jahren so viel Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erfahren. Folgende Gins können wir für einen Martini empfehlen:

Hepple High Fidelity Gin

Auf diesen Gin wurde ich durch den Hamburger Bartender Jörg Meyer aufmerksam. Der Hepple Gin stammt aus der britischen Moorland Destille und presst die Aromen mit Hilfe komplizierter Verfahren aus den Zutaten. Das Ergebnis ist ein wunderbar balancierter Gin mit kräftigen Wacholder- und Kräuternoten. Wer seinen Martini klassisch mag, wird den Hepple lieben.

Hepple Gin (1 x 0.7 l)
  • Hepple Gin ist ein klassisches Wacholder Destillat mit einem Aroma von Zitrone, Liebstöckel, Fenchel, Angelikawurzel,...
  • Geschmacklich zeigt sich der Hepple Gin von moorland Spirits Co. Wacholderbetont mit Noten von Zitrone, Kräutern und...

Plymouth Gin

Als ich in London durch die Bars tigerte schwörten viele Bartender auf Plymouth Gin als Martini-Grundlage. Der Gin schmeckt nach Wacholder, Zitrus und etwas Erde, was dem Cocktail viel Körper verleiht. Mit knapp 23 Euro pro 0,7-Liter-Flasche* auch noch im bezahlbaren Segment.

Nikka Coffey Gin

Ein Gin der japanischen Nikka-Brennerei. Das Coffey im Namen steht nicht für Kaffee, sondern einen Brennapparat-Stil, die sogenannte Coffey oder Column Still. Schmeckt nach Wacholder und Yuzu – für Fans von Zitrus-lastigen Gins*.

Hendrick’s Gin

Der Hendrick’s Gin (hier auf Amazon erhältlich*) ist moderner Klassiker, der die neue Schule des Gins einläutete. Mit Aromen von Rose, Gurke und Wacholder ein wunderbar balancierter Gin. Gefällt mir auch nach Jahren noch richtig gut.

Boar Gin

Den Boar Gin* aus dem Schwarzwald mag ich ebenfalls sehr. Mit seinen erdigen Trüffelnoten passt er perfekt für eine Dirty Martini gepaart mit Oliven.

Und welchen Wermut soll ich nehmen?

Schwierige Frage. Erst einmal: Ja, es gibt einen Wermut namens Martini, aber nein, der muss nicht zwingend in einen Martini. Kann aber. Wie beim Gin hat in der Barwelt jeder so seinen Lieblings-Wermut, empfehlenswert sind:

Noilly Prat Original Dry

Der Klassiker unter den Wermuts. Lässt sich in nahezu allen Drinks verwenden. Die Dry-Variante ist die populärste, ich persönlich mag am meisten den Noilly Prat Ambre*. Passt sowohl zu klassisch wacholderlastigen Gins wie zu ungewöhnlicheren Varianten, wie dem Boar Gin.

Ferdinand’s Saar Dry Vermouth

Ein Wermut aus Deutschland, der auf Riesling als Grundwein basiert. Enthält viele Kräuter, Gewürze und ein starkes Weinaroma. 

Helmut Weiß

Ein weiterer Wermut aus Deutschland. Genauer: Aus meiner Heimatstadt Hamburg. Der Helmut Wermut (weiß) schmeckt stark nach Blumen und Kräutern. Bringt einen spannenden Twist in den Martini und sollte besser mit einem weniger extravaganten Gin kombiniert werden. 

Noilly Prat Ambré Vermouth, französischer Aperitif mit 13 Kräutern und Gewürzen, darunter Rosenknospen, Koriander,...
Ferdinand's | White Vermouth | 500 ml | In Mosel Fuder Fässern gereift | Höchster Trinkgenuss | Floraler & würziger...
Helmut Wermut der Weiße 750 ml | 17% Vol.
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22,27 EUR
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Alternativen zu Wermut im Martini

Wie heißt es so schön: Konventionen sind dafür da, um gebrochen zu werden. Und da macht der Martini keine Ausnahme. Auch wenn er klassisch mit Wermut zubereitet wird, kann man diesen natürlich auch gegen andere Spirituosen austauschen. Zum Beispiel …

Lillet 

Verwendet man Lillet statt Wermut, mixt man einen Vesper Martini. Der Autor Ian Fleming erfand diesen Cocktail für seine Romanfigur James Bond, der ihn im 1953 erschienenen Roman “Casino Royale” bestellt. Später benennt die Figur Bond den Drink nach einer Frau namens Vesper Lynd, in welche er sich verliebt hat. Das Rezept lautet:

  • 3 Teile Gin 
  • 1 Teil Wodka 
  • 0,5 Teil Lillet

Sake

Eine spannende Variante ist der Saketini. Hier mixt man statt Wermut mit Gin eben – du ahnst es – Sake mit Gin. Schmeckt klasse in der 1:1 Variante, also Gin und Sake zu gleichen Teilen. Gerne noch 1-2 Oliven ins Glas, der Drink profitiert von der salzigen Note.

Sherry

Auch ein schöner Sherry bringt Leben in den Martini. Ein junger, trockener Sherry verleiht dem Gin eine komplexe Würze und Nussigkeit. Als Grundlage würde ich mit einem 2:1 Verhältnis beginnen, also 2 Teile Gin und 1 Teil Fino oder Manzanilla Sherry, dazu eine Zitronenzeste.

Variationen des klassischen Martini-Rezepts

Das klassische Martini-Rezept ist zwar köstlich, aber es macht auch Spaß, mit verschiedenen Variationen zu experimentieren. In diesem Abschnitt zeigen wir dir ein paar unserer Lieblingsvariationen des klassischen Rezepts.

Gibson Cocktail

Für den perfekten Gibson gibst du 40 bis 60 ml Gin (je nachdem, wie stark du deinen Drink magst)  in dein Glas, dazu 20 ml trockenen Wermut. Rühre vorsichtig um und garniere den Cocktail mit 2 bis 3 Silberzwiebeln. Diese bringen den typischen Pickled-Geschmack, also das Aroma eingelegter Zwiebelchen.

Martinez-Cocktail

Der Martinez ähnelt dem trockenen Martini, hat aber ein paar zusätzliche Zutaten und dreht das Wermut-Gin-Verhältnis auf den Kopf. Das Rezept sieht 40 bis 60 ml roten (süßen) Wermut, 30 ml Dry Gin oder Genever, 1 Barlöffel Maraschino und 1 bis 2 Spritzer Orangenbitter vor. Gut umrühren und mit einer Zitronenschale garnieren. In der Regel wird er wie der Dry Martini in einem Martiniglas serviert, manchmal aber auch in einem Coupe.

Dirty Martini

Love it or hate it – das gilt vor allem für den Dirty Martini. Hier gibt man zum Martini (50 ml Gin, 20 ml trockener Wermut) noch 10 ml Olivenlake hinzu. Genau, die Flüssigkeit aus dem Olivenglas. Alles vorsichtig auf Eis rühren und in ein Glas abseihen. Mit 2-3 Oliven garnieren. Wichtig. Der Wermut muss mit den Oliven harmonieren, weshalb ich hier eher die leicht süßen Exemplare vorziehe und die staubtrockenen im Schrank stehen lasse. 

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Letzte Aktualisierung am 15.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API