Die Niederlande waren einst eine große Seefahrernation. Vor allem im 17. Jahrhundert stellte die Niederlande (damals Republik der Vereinigten Sieben Niederlande) eine der größten Kolonialmächte dar. Mitte des 17. Jahrhundert markierte dabei den Höhepunkt der niederländischen Imperialsstruktur und wird heute noch als das Goldene Zeitalter der Niederlande bezeichnet. Zu dieser Zeit wurde ungefähr die Hälfte des weltweiten Handels von den Niederlanden umgeschlagen. Das Handelsgebiet umfasste sowohl Asien mit der Ostindische Handelskompanie, dem damals größten Handelunternehmen der Welt, als auch Westafrika und Amerika mit der Westindischen Handelskompanie. Die Präsenz der Niederlande erstreckte sich von Nieuw Amsterdam (dem heutigen New York) und der Karibik über Brasilien, Westafrika und Kap Hoorn nach Ceylon, Japan und Neuseeland.

Dutch Head Rum

Nun kamen ein paar Niederländer auf die Idee, dass die große Geschichte der Rumproduktion in Westindien keine ausschließlich karibische Geschichte, sondern ebenso eine niederländische Geschichte sein sollte. An den Hängen eines Weinbergs wurde die Idee des Dutch Head Rums geboren. Dieses Jahr ging das Unternehmen dann an den Start. Der Ansatz war nicht, einen karibischen Rum zu kopieren, sondern einen Rum nach modernen Standards der Brenntechnik zu kreieren und so etwas Eigenes mit typisch niederländischen Aromen zu schaffen. Das Unternehmen möchte nicht nur das Handwerk des Destillierens ausüben, sondern versteht sich ebenso als Großhändler.

Leider hat es mit der Destillation eines eigenen Rums aufgrund verschiedener behördlicher Restriktion bisher noch noch nicht wie geplant geklappt. Trotzdem wurde ein Produkt auf den Markt gebracht, von dem ich euch berichten möchte.

Bastard Edition Tasting

Der Dutch Head Bastard ist ein Blend aus Rum von der Dominikanischen Republik (5 Jahre), Guatemala (3 Jahre), Venezuela (8 Jahre) und zwei Rums aus Panama (3 und 8 Jahre). Anschließend wurde noch eine weitere typische niederländische Zutat – dem namensgebenden Basterd Suiker – hinzugefügt. Basterd Suiker ist ein typisch niederländischer Zucker, der aus Kristallzucker und teilweise karamellisierten Zuckersirup besteht. Ansonsten werden dem Rum keine Zusätze hinzugegeben. Der Rum kommt in einer schön gestalteten Flasche mit einem Kunststoffkorkverschluss daher. Das Etikett mit dem Löwenemblem wirkt dabei herrschaftlich und würde wohl auch als Banner in den Fantasywelten von „Game of Thrones“ eine gute Figur machen.

In der Nase wirkt der Dutch Head Rum sehr weich und kaum alkoholisch. Es sind leichte Fassnoten, Karamell, Honig, eine Spur Mandel und eine leichte Süße wahrnehmbar. Dieser Eindruck setzt sich ebenso am Gaumen fort. Leichte Karamellnoten werden von Vanille, subtilen Eichennoten und einer angenehmen Süße ergänzt. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden. Im Abgang bleibt eine dezente Süße und der Geschmack von Melasse zurück. Ein insgesamt sehr ausgewogenener und leicht zu trinkender Rum ohne Ecken und Kanten. Perfekt für den Einstieg in ein Tasting oder generell als Einstieg in die Rumwelt.

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Cocktail: Dutch Swizzle

Als Cocktail für Dutch Head Bastard haben wir uns einen Swizzle überlegt. Als Swizzles wurden seit Mitte des 18. Jahrhunderts eisige Getränkemischungen mit Rum bezeichnet. Später kam dann die Bezeichnung Rum Swizzle zustande. In der Literatur werden Swizzles an verschiedenen Orten erwähnt. Die erste Aufzeichnung stammt aus dem Jahr 1760 aus dem Fort Ticonderoga (New York). Ursprünglich wurden 1 Teil Rum mit 4-5 Teilen aromatisierten Wasser gemixt.

Die Bezeichnung Swizzle geht auf den Swizzlestick zurück. Ein Swizzlestick ist ein Rührstab aus einem tropischen Zweig mit 3 – 5 gegabelten Zweigen. Dieser wurde in das Glas eingesetzt und schnell zwischen den Handflächen gerieben. Heute versteht man darunter einen kräftigen Cocktail auf Rumbasis, Fruchtsaft und einer aromatisierten Süßquelle wie Falernum oder Grenadine. Trader Vic brachte in seiner Bar Pernod/Anisette in eine Variante dieses Cocktails.

Zutaten

Dutch Swizzle
Dutch Swizzle mit Dutch Head Rum
  • 50 ml Dutch Head Bastard
  • 20 ml Hampden Rum
  • 25 ml Zitronensaft
  • 20 ml Zimtsirup
  • 1 Dash Absinth
  • 2 Dash Falernumbitter
  • Limettenzeste oder dehydrierte Limettenräder als Deko

Zubereitung

  1. Alle Zutaten mit viel Eis in einen Shaker geben
  2. kräftig shaken
  3. in ein Cocktailglas abseihen
  4. mit Limettenzeste oder dehydrierten Limetten dekorieren

In unserer Variante eines Swizzles haben wir den Basisalkohol gesplittet. Die Karamell- und Holznoten des Dutch Head unterstützen wir durch die speziellen Esternoten des Hampden Rum, wollen den Dutch Head aber auch nicht damit überlagern. Als Saft nutzen wir ausschließlich Zitronensaft, als Süßquelle kommt selbstgemachter Zimtsirup zum Einsatz. Der Sirup passt sehr gut zur Aromatik des Dutch Head. Abgerundet wird der Cocktail durch unseren Falernumbitter und einen Hauch Absinth (Abtshof Absinth). Ein großartiger Cocktail, der es aber in sich hat!

In einem Espresso Martini hat der Dutch Head ebenfalls sehr gut funktioniert!

Cheers!

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Transparenzhinweis: Ein Sample wurde uns vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Dabei wurde weder auf den Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen.