Ich liebe Rum. Doch mein Einstieg in diese Welt begann unspektakulär mit Supermarkt-Marken wie Bacardi oder Havana Club. Ich rührte mir früher damit Mojitos oder trank den Rum mit Cola und Limette als Cuba Libre. Doch irgendwann wollte ich tiefer in die Materie eintauchen, und kaufte mir länger gelagerte Abfüllungen zum Pur-Genuss. Die 40 Volumenprozent blieben, die Jahreszahl wurde jedoch stetig höher.

So geht es wohl den meisten Menschen, die sich mit Rum auseinandersetzen. 

Man kauft Rums aus Guyana, Jamaika, Fiji, experimentiert mit verschiedenen Stilen. Probiert Spiced Rums, Rhum Agricole und andere Spielarten. Auf der Suche nach immer mehr: mehr Aroma, mehr Komplexität, mehr Power.  Und irgendwann steht der Schritt zur Fassstärke an.

Und von da an wird es kompliziert.

Denn das Angebot wird exklusiver und vor allem deutlich teurer.

Nicolas Kröger und die Fassstärke

An diesem Punkt setzte im vergangenen Sommer Nicolas Kröger an. Mit seinem Wagemut PX Cask lancierte er vor einigen Jahren einen empfehlenswerten Rum mit einer fein balancierten Sherry-Note für fortgeschrittene Einsteiger, die dem Supermarkt-Einerlei entfliehen wollen. Seit Sommer 2021 bietet er gewissermaßen das Upgrade für all jene, die den Sprung zur Fassstärke wagen: Der Wagemut Selected Cask Rum Home Base 10 Jahre, so der vollständige Name. Puh.

Pur-Trinker bevorzugen in der Regel jene Abfüllungen, die möglichst naturbelassen sind. Sprich: Unverdünnt abgefüllt in Fassstärke, ohne Zusatzstoffe wie Lebensmittelfarbe oder Zucker. Die echte Essenz eben, direkt ohne Schnörkel dem Fass entrissen. Mitunter prangen dann schon einmal 67 bis 70 %vol auf dem Etikett. Dadurch schmeckt man das echte Aroma – also Rum, so wie er ist und sein soll -, aber ein solcher Alkoholgehalt erfordert einiges an Übung und Erfahrung. 

Hinzu kommt: Diese Abfüllungen sind in der Regel nicht nur je nach Qualität und Marke rasant schnell vergriffen, sondern auch teuer. Bei einigen Marken geht es überhaupt erst bei dreistelligen Summen los. Hat jemand Velier gesagt? Ein Problem, das wohl alle regelmäßigen Leser dieses Blogs kennen dürften. Doch möchte man einen solchen Rum wirklich dem Kumpel empfehlen, der sich vielleicht mal einen Rum um die 30 Euro zugelegt hat, nun aber mehr über die Kategorie als solche erfahren will? Schwierig. 

Hier klaffte eine Lücke, fand Nicolas Kröger. Das Preis-Genuss-Verhältnis, wie er es nennt, sei bei vielen Flaschen nicht gegeben. Auftritt SCC Home Base: Die 0,5-Liter-Flasche kostet 40 Euro und hat einen Alkoholgehalt von 51,5 Prozent. Kein Zufall: Der Sprung ist nicht so groß von 40 auf etwa 67 Prozent, also wenn man vom Supermarkt-Rum direkt zur Single-Cask-Abfüllung springt. Man macht quasi einen Zwischenschritt. Einstieg, wie gesagt.

Damit der Home Base Rum auch für Kenner interessant ist, wählte Kröger ein interessantes Finish: Der Barbados-Rum wurde nach 10 Jahren im Fass noch einmal zur Nachlagerung in ein Rotweinfass umgebettet. Mehr dazu erfahrt ihr hier im Interview.

  • Wagemut scc home base rum Barbados
  • selected cask community home base rum Etikett
  • Wagemut scc home base rum
  • Wagemut scc home base rum Etikett

SCC Home Base: Mehr Alkohol, wenig Zucker

Doch warum trinkt man überhaupt Rum mit so viel Alkohol? Nun, wie Fett beim Essen ist Alkohol bei Getränken ein Geschmacksträger. Dementsprechend profitieren die Aromen vom höheren Alkoholgehalt. Zu viel Alkohol kann jedoch auch stören, er kann brennen, kratzen und einen schaudern lassen.

Fangen wir beim Zuckergehalt an: Der liegt bei 0,12 Gramm auf 100 ml, so Kröger. Das sei die Menge Zucker, die der Rum aus dem Holz zieht. Daran sieht man auch, wie wenig Zucker eigentlich aus einem Fass kommt und wie sehr Bullshit das ist, wenn andere Hersteller behaupten, die geschmeidige Textur stamme von einer 20-jährigen Fasslagerung und nicht vom zugefügten Zucker. Doch ich schweife an. Die Selected Cask Community Home Base hat also je Flasche 0,6 Gramm Zucker.

SCC Home Base Tasting:

In der Nase gibt sich der SCC Home Base zuerst alkoholisch, die 50 Prozent+ zeigen sich. Dann dringen holzig-würzige sowie fruchtige Aromen von Traube hindurch. Ich rieche Rotwein, etwas Honig und weitere typische Noten von gelagerten Rum, etwa Schokolade. 

Im Geschmack spürt man süße, fruchtige Noten, hier dominiert das Rotwein-Finish, welches sehr präsent ist. Der Alkohol ist doch recht spürbar, trotz der Süße. Nach dem kraftvollen Auftakt verblasst er aber relativ schnell.

Insgesamt ein Easy Sipper, der durch das Rotwein-Finish interessante Aromen bekommt, aber auch nicht herausragt. Für die Nerds ist das nichts, für Einsteiger aber sicherlich eine interessante Erfahrung – vor allem durch die 40 Euro. Vereinzelt konnte man den Rum sogar schon für um die 30 Euro erhalten.

Wertung: – 73/100 –

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