Das German Rum Festival ist nun wieder eine ganze Weile her. Da war es noch warm und lange hell. Leider bin ich bisher aber noch nicht dazu gekommen diesen Beitrag zu schreiben. Nun ist es aber soweit, denn wir hatten das große Glück noch einige Minuten vor der Öffnung am Sonntag ganz in Ruhe mit den Menschen hinter der Marke RomDeLuxe zu schnattern und natürlich auch einige Rums zu verkosten. Wir hatten uns jedoch keine Samples für zu Hause abgefüllt, also geben die Tastingnotes die Eindrücke von der Messe wieder.

Wir haben verkostet:

  • Aeon Infinity Blend
  • RomDeLuxe Wild Series No. 43 Port Mourant 31 Jahre
  • RomDeLuxe Wild Series Rum Jamaica Bottled for German Rumfest 2023

Wer Interesse an weiteren Tests von Rums des Abfüllers hat kann hier, hier und hier reinschauen. Nun aber zu den aktuelleren Abfüllungen.

Aeon Infinity Blend RomDeLuxe

Bei diesem Blend wurden über 100 (!) verschiedene Rums sämtlicher Stile und unterschiedlichen Alters miteinander vermählt. Und wie der Name bereits verrät handelt es sich dabei um Reste von vorherigen Abfüllungen. Es soll enthalten sein: alter Rum aus Enmore, Caroni, Uitvlugt, von verschiedenen jamaikanischen Brennereien, aus Barbados und vielen anderen Destinationen. In diesem Blend sind auch mehrere ungereifte Rumsorten enthalten, zudem wurden mehrere Liter DOK-Rum hinzugegeben und auch noch ein paar Liter Rum auf Basis von Zuckerrübensaft. Wobei ich denke, dass man das gar nicht Rum nennen dürfte. Aber sei es drum.

Diese ganzen „Reste“ wurden in einem 130-Liter-Fass gemischt und sechs Monate Ruhe gegeben. Dann erst erfolgte die Verdünnung auf 43 Volumenprozent. Eine von 222 Flaschen des Blends kostet 55 uro.

In der Nase finde ich vorrangig typisch spanische Aromen wie Karamell, Kakao und Vanille. Dann noch Gewürze wie Anis, Zimt und etwas Nelke. Und auch noch holzige Aromen. Im Hintergrund noch fruchtige und grasige Aromen. Für 43% finde ich die Nase recht intensiv und komplex.

Im Antrunk kommen mehr trockenfruchtige Aromen als in der Nase zum Vorschein, dazu süßliche Vanille, gebrannter Zucker, Holz und auch wieder viele Gewürze. Die grasigen Aromen kann ich hier aber kaum noch finden. Der Abgang ist mittellang und eher auf der holzig-würzigen Seite.

Ein mehr als solider Blend, der nicht überfordert. Wahrscheinlich würden wir gerade bei diesem Rum zu Hause noch mehr Aromen finden und vielleicht auch besser die enthaltenen Rums identifizieren können, auf der Messe war uns das aber nicht möglich. Geschmeckt hat er uns dieser interessante Daily-Sipper aber auf jeden Fall.

-75/100-

RomDeLuxe Wild Series No. 43 Port Mourant 31 Jahre

Der Wild Series No.43 wurde für Rums of Anarchy, einem begeisterten Rumclub aus Belgien, abgefüllt. Destilliert wurde der auf Melasse basierende Rum noch in Uitvlugt auf der Port Mourant Double Wooden Pot Still. Seine Reifung erfolgte nach der Destillation im Dezember 1991 tropisch und kontinental im Ex-Bourbon-Fass mit der Cask Nummer 59. Abgefüllt wurde der auf 139 Flaschen limitierte Wild Series No.43 im Mai 2023 in Fassstärke mit 55,9 % vol. Der Preis beträgt 429 Euro. Einen Uitvlugt aus demselben Jahr hatten wir in der Vergangenheit von Rum Artesanal im Test. Mal schauen, wie sich dieser hier schlägt.

Beim ersten Schnuppern spüren wir direkt sein Alter. Da ist schon eine Menge Holz, das aber trotzdem noch die typischen Port-Mourant-Kräuter und Anis durchscheinen lässt. Auch ein paar süße Aromen, die uns an Vanillekipferl erinnern, können wir finden. Der Rum riecht sehr rund und edel.

Am Gaumen kommen dann auch als Erstes Fassaromen und dunkle Schokolade an. Daneben dann auch wieder viele Kräuter und Gewürze wie Anis, ein paar Früchte, Lakritz, Kaffee und auch wieder was Keksiges. Aromatisch ein eher dunkler Rum. Der lange Abgang ist holzdominiert mit dezenten fruchtigen und würzigen Nuancen. Und etwas Bleistift.

Ein sehr alter, aber typischer Port Mourant zu einem stolzen Preis. Im letzten Jahr gab es bei Rum Artesanal 0,5 Liter noch für 200 Euro.

-85/100-

RomDeLuxe Wild Series Rum Jamaica Bottled for German Rumfest 2023

Der Rum wurde aus Melasse auf einer Pot Still bei Long Pond erzeugt. Er hat das Mark TECC, was bedeutet, dass er einen Estergehalt zwischen 1500 und 1600 gr/hlpa aufweist. Damit ist dann auch die höchstmögliche Grenze auf Jamaika erreicht. Am 12. April dieses Jahres wurde der bis dahin ungelagerte Rum in kleine 40-Liter-Ex-Pedro-Ximénez-Sherry-Fässer gefüllt und lagerte bis zum 26. Juni im kontinentalen Klima. Es handelte sich um ein neues Fass, das schnell arbeitet. Danach wurde er unverdünnt mit 85,3 Prozent abgefüllt. Für das Fass sei eine solche Stärke eine enorme Belastung, erklärte man uns. Der Sweet Spot sei eigentlich bei um die 65 Prozent. Aber man habe als Marke mittlerweile die Reputation, auch mal verrückte Dinge abzufüllen. Es entstanden 170 Flaschen.

In der Nase begrüßen uns dann auch zunächst massig viele Ester, Gras, Gewürze und fruchtige Trauben- und Passionsfruchtaromen. Etwas Vanille und ganz junges Holz spielen im Hintergrund. Der Alkohol zwickt in der Nase, aber natürlich auch kein Wunder bei diesem Alkoholgehalt.

Im Geschmack kommt ebenfalls der Sherry neben vergorenen tropischen Früchten gut zur Geltung. Etwas junges Holz finden wir im Hintergrund, es drängt sich aber keinesfalls auf. Etwas mehr Zeit im Holz hätte ihm vielleicht noch etwas Tiefe gegeben. Die Alkoholintegration ist im übrigen für die ABV sehr gut und auch das ölige Mundgefühl gefällt uns. Im Abgang bleibt es fruchtig-esterig.

Wieder eine spannende Messeabfüllung, auch wenn uns die Abfüllung aus dem Jahr 2022 noch besser gefallen hat. Auch hier muss man aber ganz klar den Preis kritisieren. 200 Euro für einen wenige Wochen gelagerten Rum ist eine ganz schöne Ansage. Auch wenn er in Destillationsstärke abgefüllt wurde. Zumal die ungelagerte Variante – allerdings für 0,5 Liter – weniger als die Hälfte kostet. Und auch das finde ich teuer.

-84/100-

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