Ich bin für unsere Kurztestreihe RUMprobieren mal wieder meine Samplekiste durchgegangen und habe mir drei Rum-Abfüllungen herausgesucht, die ich schon vor sehr langer Zeit probieren wollte:

  • Masam Port Mourant 2007
  • Romdeluxe Ten Cane Collection 6
  • Kill Devil Hampden 2007 C<>H TWB

Lest hier meine Eindrücke zu den jeweiligen Rums.

Demerara Distillers Port Mourant 2003 Collection Masam #8

Dieser Port Mourant wurde 2003 bei der DDL auf der Double-Wooden Pot Still destilliert und reifte anschließend für 18 Jahre in Schottland. Die Abfüllung in die 198 Flaschen erfolgte in Fassstärke mit 53,5%. Das Fass stammte aus der Sammlung von Silvano Samaroli.

Seit seinem Tod im Jahr 2017 wird die Abfüllung verschiedener Fässer von Masam, dem Abfüllbetrieb seiner Frau Maryse Accorsi Samaroli, fortgeführt. Die Fässer die unter dem Label Masam abgefüllt werden wurden noch von Silvano Samaroli ausgesucht. Wie hoch der Ausgabepreis war, weiß ich leider nicht, zur Zeit ist er aber noch über den italienischen Shop Toto13 Tobacconist für 437 Euro verfügbar. Das dürfte jedoch deutlich über dem ehemaligen Ausgabepreis liegen.

Für das Alter des Rums ist der Fasseinschlag an der Nase ziemlich präsent: Gewürze, viel Vanille, viel Holz und Raucharomen. Daneben finde ich dann die typischen Port Mourant Aromen von Olive, Äpfeln, Mirabellen, verschiedene Zitrusfrüchte, viel Anis und gebrannter Zucker. Trotz des Fasseinschlags ist der PM aber immer noch auf der fruchtigen Seite. Ich hatte aber schon ältere PM im Glas, die deutlich weniger Holzaromen in der Nase hatten. Der Alkohol wirkt super eingebunden.

Am Gaumen finde ich den Rum zunächst recht fruchtig-zestig mit einer metallischen Note. Dann machen sich Tabak, Lakritz, Anis und würzige Holznoten im Mundraum breit. Der Rum ist ölig, der Alkohol ebenso top eingebunden.

Der Abgang ist dann leider etwas kurz, sonst hätte es hier noch ein paar Punkte mehr gegeben, und ist von Fassnoten und einem Hauch an getrockneten Früchten geprägt. Insgesamt ein sehr guter Port Mourant, der deutlich älter wirkt, als er ist.

-86/100-

Romdeluxe Collectors Series No. 6

Der Romdeluxe entstammt der seit dem Jahr 2005 von LVMH auf Trinidad betriebenen Brennerei Ten Cane, die jedoch im Jahr 2015 schon wieder geschlossen wurde. Die Basis ist Zuckerrohrsaft, destilliert wurde auf einer Charentais, wie sie auch bei der Herstellung von Cognac verwendet wird. Das Fass mit dem Mark BTXCA wurde im Jahr 2008 befüllt und reifte dann 13 Jahre sowohl tropisch als auch kontinental. 231 Flaschen wurde in Fassstärke mit 60,8 % abgefüllt. der Ausgabepreis betrug ungefähr 160 Euro.

Direkt nach dem Eingießen empfangen mich Aromen, die ich zwar Trinidad, aber nicht unbedingt Ten Cane zuschreiben würde. Ich rieche Menthol, Gummi, Rauch, aber auch etwas Teer. Das Ganze ist eine beerige Fruchtigkeit und viele Gewürze eingebettet. Nach einer Viertelstunde kommen die Beeren und eine Vanillenote dann noch mehr zum Vorschein. Die Nase ist intensiv, aber nicht aufdringlich.

Am Gaumen kommen dann auch als Erstes Holz- und Raucharomen an, die von fruchtigen Kirsch- und Beerenaromen umspielt werden. Dahinter schwingt wieder Vanille und dunkle Schokoalde mit. Kurz blitzen auch die Ester aus der Nase durch. Der Geschmack kann für mich nicht mit der sehr spannende Nase mithalten. Der nicht besonders lange Abgang ist dann holzig-würzig mit einigen bitteren Tanninen und erdigen Aromen.

-82/100-

Kill Devil Jamaica Rum 10yo Hampden (The Whisky Barrel)

Der Rum wurde 2007 in Hampden mit dem Mark C<>H destilliert und nach 10-jähriger, kontinentaler Reifung im Jahr 2018 in Fassstärke mit 64,1% in 290 Flaschen abgefüllt. Die Hampden-Fans unter euch werden jetzt wahrscheinlich die Augenbrauen hochziehen und sich fragen: 2007? Da war Hampden doch noch geschlossen! Recht habt ihr, aber es halten sich die Gerüchte, dass es in den Jahren dazwischen Testdestilliationen gegeben hat und das eben dieses Fass aus einer solchen entstammte. Oder es handelte sich seinerzeit um ein fehlerhaftes Label. Der Ausgabepreis lag im Jahr 2018 bei ca. 80 Euro. Für 700ml, wohlgemerkt. Ein super Preis, wenn man die Preisentwicklung der Abfüllungen dieser Brennerei danach verfolgt hat.

Es strömen mir sofort die typischen Hampdenaromen entgegen, die ich an dieser Marke so schätze: vergorene Früchte wie Ananas und Banane, Nagellack, Säure, eine leichte Schärfe und auch eine gewisse Mineralität und Blumigkeit entgegen. Das noch relativ junge Alter macht sich durch eine nicht übermäßig intensive Holznote bemerkbar. Den Ton geben die Ester an, es handelt sich eindeutig um einen Highester Rum. Hier ist nichts durch lange Lagerung gezähmt. Der Alkohol wirkt erstaunlicherweise trotzdem sehr gut integriert. Das ist Hampden at it’s best!

Im Geschmack zeigt sich dann der Alkohol mehr als in der Nase, nicht störend, aber man muss da schon Bock drauf haben und sich damit kurz beschäftigen. Auf jeden Fall kein entspannter Daily Sipper! Nach dem Alkohol finde ich wieder eine Menge Ester. Ananas, Zitrusfrüchte und viel Anis. Nun schmecke ich auch mehr Holz und eine sehr passende Vanillenote. Auch im Abgang bleibt die Fruchtigkeit ganz klar dominant, immer mal schlengeln sich kurz Vanilleassoziationen mit durch, aber es bleibt fruchtig. Und das ewig! Ein absolut gigantischer Rum zu einem damals fantastischen Preis.

-90/100-

Lest auch:

RomDeluxe Wild Series Rum Jamaica No. 32 HGML im Test

Agricola de Madeira – 2 Abfüllungen von Rum Artesanal im Vergleichstest

SBS Guyana 2012 Albion im Test