RomDeLuxe ist ein unabhängiger Abfüller aus dem dänischen Horsens. Einige Abfüllungen hatten wir bereits im Test, unter anderem unser Highlight des letzten German Rum Festivals: Ein zweijähriger Hampden in Destillationssstärke. Ein Rum der auch bei einem Ausgabepreis von knapp über 200€ bereits am ersten Messetag ausverkauft war. Bislang war RomDeluxe vorallem aus Dänemark zu beziehen, das ändert sich nun aber. Die Bottle Brands GmbH, die uns im letzten Jahr mit den fantastischen Produkten von Balcones in Erinnerung geblieben ist, importiert die neuen Abfüllungen ab der Edition 40 direkt nach Deutschland.

Wir haben dankenswerterweise einige Samples der neuen Wild Series Origin Rums erhalten. Dabei handelt es sich um ungelagerte Rums. Die UVP beträgt für alle drei Wild Series Abfüllungen 89€ für die typische 700-ml-Flasche. Das ist natürlich für einen ungelagerten Rum recht hochpreisig, dafür wurden aber auch echte Raritäten abgefüllt, worauf ich bei den eizelnen Abfüllungen kurz eingehen werde. Abgefüllt wurde durchgängig mit 60% vol.

Belize Draw 1 Wild Series Origin No.1 RomDeLuxe

Der Belize Draw 1 Wild Series Origin No.1 RomDeLuxe wurde im Jahr 2022 in der Traveller Distillery destilliert. Dabei handelt es sich um das Destillat, das direkt dem Vorlauf folgt (1. Fraktion). Der Rum wurde direkt von der Still „abgezapft“.

Die Nase startet unerwartet leicht und grasig mit einer leichten Klebstoffnote. Ein kurzer Moment des Atmens öffnet ihn etwas mehr, dann gibt der Rum Schokolade und Karamell, fruchtige Limettenschalen und Kräuter Aromen frei.

Am Gaumen dann auch Kakao, Kräuter, Zimt und ein paar Zitronenzesten. Der Rum ist trocken und der Alkohol könnte etwas eleganter eingebunden sein. Die 60% merkt man auf jeden Fall.

-75/100-

Belize Draw 5 Wild Series Origin No.2 RomDeLuxe

Auch dieser Rum wurde im Jahr 2022 in der Travellers Distillery destilliert. Die Destillation erfolgte auf der gleichen Still wie die No.1, jedoch wurde hier der Rum abgefüllt der als letzte Fraktion (die 5.) vor dem Nachlauf aus der Still tropft.

Draw 5 begrüßt mich deutlich ausdrucksstärker in der Nase: Fruchtige Zitrusnoten die fast schon „funky“ daherkommen, frische grasige Aromen, eine angenehme Süße und erdig-holzige Nunacen. Erinnert mich entfernt an einen extrem jungen Weinbrand. Gefällt mir auf jeden Fall schon deutlich besser.

Am Gaumen dann ein ähnliches Bild. Zirusschalen, getrocknete Früchte, frisches Gras und viele Gewürze. Sehr intensiv und kräftig, schmeckt mir sehr gut. Draw 5 ist ebenso trocken und der Alkohol wirkt auf mich besser eingebunden. Kann ich mir auch extrem gut in Cocktails vorstellen. Die Klebstoffnote vom Draw 1 kann ich hier gar nicht finden. Auch nicht im leeren Glas.

-79/100-

Guyana DLR Wild Series Origin No.3 RomDeLuxe

Guyana DLR, also Diamond Light Rum, ist der vorerst letzte Rum der Serie. Anders als der S.B.S Origin Guyana wurde dieser nicht auf der berühmten Port Mourant, sondern auf der Multi-pressure Rectification Still (MPRS) unter Vakuum mit einer geringeren Temperatur als in den anderen Stills destilliert. Diese Still wurde erst 2011 installiert und ist damit die neueste Still der Brennerei. Die Marques sind: UN, LSR, GS20 und DLR. Bisher hatte ich noch nie ein Rum aus dieser Still getrunken. Zumindest nicht bewusst. Ein ungelagerter Rum ist mir schon gar nicht bekannt.

Die Nase startet mit einer vorrangigen Klebernote die erst nach und nach ins leicht fruchtig-würzige und etwas Kakao übergeht. Nach ein paar Minuten bilde ich mir ein noch eine leichte Vanillenote auszumachen.

Auch der Geschmack bietet getrocknete Früchte, dezente Vanille und Kleber. Dazu noch Gewürze und kurz geröstete Nüsse. Das Mundgefühl ist bisher am öligsten und auch der Alkohol wirkt sehr gut eingebunden. Der Rum ist gut balanciert, haut aber von seiner Intensität nicht sonderlich auf die Pauke. Da hat mir Draw 5 aus Belize besser gefallen.

-76/100-

White DOK Jamaica Trelawny Batch III RomDeLuxe

Über das Mark DOK (Dermot Owen Kelly), aus der im Trelawny Parish beheimateten Hampden Distillery, muss man auf diesem Blog nicht mehr soviele Worte verlieren, denn wir hatten ja im verlinkten Test erst eine Abfüllung dieser Esterbombe von The Nectar im Test. RomDeLuxe geht aber noch einen Schritt weiter als The Nectar und füllt den ungelagerten Rum in voller Destillationsstärke von 85,6% in die Flasche. Damit heben sie sich von der Masse an DOK Rums die zuletzt auf den Markt strömten deutlich ab. Die 500 ml Flasche kostet bei den Rumpiraten 79.90€.

Im Geruch kommt schon vom Weiten die volle Ladung an Hampden-DNA an: Vergorene tropische Früchte wie Ananas und Banane mit einer Essignote, Lösungsmittel und Gummi. Dazu etwas Nelke, Vanille und ein paar grün-grasige Aromen. Und das alles in your face! Man müste dafür nicht mal die Nase ins Glas halten. Der Raum riecht sofort nach dem Rum.

Im Antrunk walzt zunächst eine Salve an fruchtigen Estern und der Alkohol über den Gaumen. Ich finde wieder vergorene Früchte, Lösungsmittel, Nelke und teigige Aromen die in eine Honigsüße eingebunden sind. Im Hintergrund finde ich noch metallische und grasige Aromen. Der Nachgeschmack bleibt ewig im Mund. Das Mundgefühl ist voll und die Textur ist ölig.

Man sollte den Rum aufgrund der ABV nur in kleinen Schlucken und nicht als ersten Schnaps des Abends probieren, denn auch wenn der Alkohol für die ABV fantastisch eingebunden ist, kann man ihn nicht leugnen. Der Gaumen sollte sich also schon etwas an Alkohol gewöhnt haben.

-86/100-

Ungelagerte Rums scheinen eindeutig im Trend zu sein. RomDeLuxe geht bei diesem Thema ihren eigenen Weg und präsentiert den Rumfans Abfüllungen, die der Markt so bisher noch nicht gesehen hat.

Alle getesteten Abfüllungen haben meiner Meinung nach eine gute bis sehr gute Qualität. Natürlich haben sie ihren Preis, das kann man auch gar nicht wegdiskutieren. Zum Glück bietet die Rum Community mittlerweile aber auch einen ausgeprägten Flaschenteilungs-Markt, so dass man sicherlich auch für den schmaleren Taler an eine Probe kommen wird. Das lohnt sich vorallem bei den beiden Belize-Abfüllungen besonders. Denn wer hatte denn vorher schonmal ungelagerten Belize im Glas? Und dann auch noch zwei verschiedene Fraktionen des Destillats? Eben!

Cheers!