In einer Welt, in der der Rum zunehmend den Kinderschuhen entwächst, stößt der Genießer auf immer raffiniertere Ausdrucksformen des Zuckerrohrdestillats. Der Botran Ki ist dabei eine jener Flaschen, die auf leisen Sohlen daherkommen – kein Aufschrei, kein Geschrei nach Aufmerksamkeit, sondern das stille Selbstbewusstsein eines Tropfen, der um seine Herkunft und Handschrift weiß.
Das Haus Botran: Rum mit Höhenlage
Botran ist in der Rumwelt kein unbekannter Name. Gegründet im Jahre 1939 durch fünf Brüder der Familie Botran in Quetzaltenango, erhebt sich die Brennerei als Inbegriff für guatemaltekischen Rum, der konsequent mit einer eigenen Logik von Terroir, Zeit und Technik arbeitet. Der eigentliche Clou bei Botran ist nicht nur die ausschließliche Verwendung von Virgin Cane Honey – einer sirupartigen Reduktion des frischen Zuckerrohrsaftes – sondern die einzigartige Reifung in Höhenlagen: In über 2.300 Metern Höhe reifen die Destillate unter vergleichsweise kühlen klimatischen Bedingungen in den Bergen Guatemalas. Diese „Slow-Aging“-Methode führt zu einer reduzierten Verdunstung (2% Angels Share ggü. ca. 10% in der Karibik) und einer langsameren Interaktion mit dem Holz.
Tasting Botran Ki
Es handelt sich um eine Assemblage von Rums zwischen 6 und 18 Jahren, gereift im Botran-eigenen Solera-System. Die Fässer: ehemalige Bourbonfässer aus amerikanischer Weißeiche, einige davon zusätzlich vorbelegt mit Oloroso Sherry oder Moscatel. Der Alkoholgehalt beträgt 40%. Für eine 0,7 Liter Flasche müsst ihr um die 35€ einplanen. Der Rum enthält keine Zusätze.
Die Farbe zeigt dunkles Bernstein mit kupfergoldenen Reflexen – bereits im Glas lässt sich die Reife erahnen, ohne dass der Rum in Färberei oder übermäßiger Fassmanipulation badet.
Die erste Nase eröffnet mit balsamischen Noten: Zedernholz, Karamell, Vanille. Darauf folgen eine cremige Süße von Trockenfrüchten – Feige, Rosine, ein Hauch von Orange. Nach einigen Minuten im Glas treten florale Anklänge hervor, fast wie von getrocknetem Jasmin, gefolgt von einer salzigen Mineralität, die man sonst eher von alten Cognacs kennt.
Weicher Antritt am Gaumen. Dann entwickelt sich ein Spiel aus Röstaromen und dunklem, rotem Fruchtkompott: Rosine, kandierte Orangenzesten, dunkle Schokolade, Honig. Der Körper ist schlank, aber nicht dünn – filigran und klar strukturiert.
Der Abgang ist zunächst recht trocken, mit einer feinen Bitterkeit von Espressobohne und getoasteter Eiche. Am Ende verbleibt aber eine zarte Süße am Gaumen.
-7,6 von 10,0-
Fazit: Entspannter Rum aus Guatemala
Der Botran Ki ist ein Rum für stille Momente – kein Aufschneider, kein Partyheld. Der Körper ist nicht übermäßig dick, er langweilt aber trotzdem keine Sekunde. Ganz im Gegenteil, es gibt vieles in diesem Rum zu entdecken. Dabei wird er niemanden überfordern. Ein Sipping Rum, der immer passt. Zu einem guten Preis. Und anders als sein Mitbewerber aus Guatemala ungesüßt.
Cheers!
Schlagwörter: Botran Ki, Rum, Tasting, Test Last modified: 15. April 2025