Written by 13:30 Cognac, Brandy & Armagnac, Spirituosen

Le Frêche 2007 im Test – der erste Armagnac von Grape of the Art

Der unabhängige Abfüller Grape of the Art hat mit dem Le Frêche 2007 einen absoluten Armagnac-Knall…

Das Jahr 2022 startet für mich gleich mit einem Paukenschlag. Grape of the Art, ein neuer unabhängiger Abfüller für Armagnac, und Armagnac.de brachten ihre erste Abfüllung auf den Markt. Einen Le Frêche aus dem Jahr 2007. Bereits auf dem German Rum Festival haben wir einige Zeit am Stand von Sascha Junkert, dem Mann hinter Amagnac.de, verbracht und durften einige seiner äußerst interessanten Abfüllungen probieren. Nachdem wir uns im letzten Jahr schon ein wenig mit Armagnac beschäftigt haben und eine große Begeisterung für dieses Spirituose entwickeln konnten waren wir natürlich sofort angefixt. Doch kommen wir nun zunächst erst einmal zum neuen unabhängigen Abfüller.

Grape of the Art

Bei Grape of the Art haben sich fünf wahre Rum- und Whiskeynerds zusammengetan, die allesamt eine Vorliebe für Spirituosen in Fassstärke haben. Etwas, das in der Rum- und Whiskeywelt schon lange keine Besonderheit mehr darstellt, bei Armagnacs aber die Ausnahme bildet. Also wurde kurzerhand ein Label gegründet und sich danach auf die Suche nach hervorrragenden Abfüllungen begeben. Und wo macht man das? Natürlich vor Ort in Frankreich. Und so konnte man im späten Herbst des vorangegangen Jahres bereits die Reise über Facebook mitverfolgen und ausreichend Vorfreude auf das, was da kommen sollte, entwickeln.

Bei den fünf Freunden handelt es sich um bekannte Größen der alkoholischen Szene. Da wäre Rob Bauer, der Mann hinter dem Blog Whisky Digest und bekanntes Gesicht vom German Rum Festival. Dazu der absolute Rumkenner Oliver Gerhardt, der uns bestens durch seine Rum App RumX bekannt ist und der bereits erwähnte Sascha Junkert, dessen Shop Armagnac.de ebenfalls kurz vor Jahresende an den Start gegangen ist.

Christian Maier verfügt ebenso über jahrelange Erfahrung im professionellen Tasting von Spirituosen, allen voran Whisky, Rhum, Cognac und Armagnac. Der Letzte im Bunde ist Leonard Stumpf, der einige Jahre hinter dem Tresen stand und eine Vorliebe für Rye Whisky, Bourbon, kräftige Demararas, Jamaika-Rum und Agricole hat und sich bereits seit 2018 mit Armagnac beschäftigt. Viel Kompetenz und erfahrene Gaumen, die hier die Auswahl treffen. Entsprechend gespannt war ich auf die Premiere und ich wurde nicht enttäuscht, das kann ich schon in dieser Stelle verraten.

Le Frêche 2007 im Test

Beim Le Frêche 2007 Armagnac handelt es sich auch gleich um eine Rarität, denn dieser Stil wird schon seid einigen Jahren nicht mehr produziert. Wer also gefallen an diesem Tropfen findet sollte sich jetzt noch nach einigen letzten Resten auf dem Markt umsehen und damit eindecken. Ich werde das wahrscheinlich tun.

Dort wo früher Wein gepflanzt, geerntet und weiter verarbeitet wurde ist heute ein Fasslager des französischen Abfüllers L’Encantada. Sozusagen dem Velier der Armagnacs. Bei L’Encantada werden die besten Abfüllungen unter den vielen teils sehr kleinen Produzenten dieser Spirituose ausgewählt, weiter gelagert und später auch in Fassstärke abgefüllt. So auch die heute getestete.

Die Abfüllung des Le Frêche 2007 erfolgte mit 57% in Fassstärke. Ein sehr hoher Wert, wenn man bedenkt wie Armagnac hergestellt wird. Viele Armagnacs erreichen dieses Alkoholgehalt nicht einmal direkt nach ihrer Destillation. Abgefüllt wurde der Le Frêche 2007 in eine wunderschöne schwarze Flasche mit einer tollen Haptik. Auch hier sind die Ähnlichkeiten zum bereits erwähnten italienischen Abfüller Velier sehr groß, was auch nicht ganz zufällig ist, wie mir verraten wurde.

Das wunderschöne Etikett gibt einen hervorragenden Kontrast zur Flasche ab und wurde von der Designerin Theresa Plos entworfen. Die Flasche ist mit einem Korken verschlossen. Alles wirkt extrem stimmig und macht Lust auf den Inhalt, schließlich trinkt ja das Auge mit. Auf der Rückseite finden sich alle wichtigen Informationen zur Abfüllungen. Volle Transparenz, so wünscht man sich das.

150 Flaschen des Le Frêche 2007 mit jeweils 700 ml waren für 165 Euro erhältlich. Innerhalb von 2 Stunden waren alle Flaschen vergriffen. Erstaunlich wenn man bedenkt in welcher alkoholischen Nische sich Armagnac bewegt. Auch wenn es da im letzten Jahr einige Anstrengungen durch beispielsweise Nicolas Kröger gegeben hat.

Der Le Frêche 2007 läuft ölig und mit einer schönen kräftigen Farbe ins Glas, beim Schwenken hinterlässt er lange Schlieren. Das wirkt vielversprechend. Aber genug des Drumherums. Auch wenn mir natürlich schon einiges an wunderschönem Duft entgegen schlägt lasse ich den Armagnac erstmal eine Weile abgedeckt stehen, denn gut Ding will Weile haben!

Nach 20 Minuten nehme ich den Deckel ab und stecke meine Nase ins Glas. Toller Demerara denke ich mir, den hast du super gekauft. Dann fällt mir wieder ein, dass es sich gar nicht um einen der von mir geliebten Guyana Rums handelt, sondern um einen Weinbrand. Die Nase ist extrem voll und kräftig. Dunkle Früchte wie Brombeeren, Pflaumen und Rosinen geben zusammen mit UHU-Kleber und Politur den Ton an. Hat sich die Nase kurz daran gewöhnt treten dahinter schöne florale Noten, Gewürze, Sandelholz aber auch Fassaromen und eine minzige Frische in Erscheinung. Ich könnte ewig an diesem Glas riechen, wenn ich nicht soviel Lust hätte, endlich zu kosten.

Am Gaumen kommt der Le Frêche 2007 dann mit genau soviel Kraft wie in der Nase an. Wieder dunkle Früchte, diesmal jedoch mit einer begleitenden Süße. Kaffee, Kakao und Holz geben dem Armagnac eine zusätzliche aromatische Breite, das Holz wirkt dabei noch erstaunlich jung. Beim zweiten Schluck kann ich Kräuter, Anis und andere Gewürze finden. Der Alkohol ist trotz 57% extrem gut eingebunden. Man sollte aber trotzdem das Fassstärke-Trinken gewohnt sein. Meine Frau nahm einen kleinen Schluck, weil sie die Nase sehr interessant fand. Ihr war er eindeutig zu stark. In den Zwischentönen kommen dann doch auch immer wieder die armagnactypischen Traubennoten durch, wenn auch nur ganz dezent.

Im Finish bleiben die Klebstoffnoten präsent, nach und nach verabschieden sich die Aromen, bis eine Holzigkeit gepaart mit einer Adstringenz zurückbleiben, die ich aber sehr mag. Ein wirklich sehr schönes langes Finish.

Was für ein Einstieg in die Welt der unabhängigen Abfüller! Sicherlich kein einfacher Tropfen für den ungeübten Gaumen, dafür ist er dann doch einfach zu komplex und unterscheidet sich meiner Meinung nach zu sehr von den üblichen Armagancs die wir bisher so im Glas hatten. Für Freunde von komplexen Spirituosen, die auch noch ein Faible für Demarara Rum haben aber eine perfekte Wahl. Schade das es nur so wenige Flaschen gegeben hat. Chapeau an das GOTA-Team!

-90 von 100-

Cheers!

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Schlagwörter: , , , Last modified: 15. Februar 2023
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