Written by 16:30 Brände & Geiste, Spirituosen

Im Test: The Sins – Gluttony

Und da ist die dritte Ausgabe der “The Sins” – Reihe von Rob Bauer und Distilia. Die beiden vorangegangenen Abfüllungen haben wir hier und hier getestet. Auf den Long Pond 1983 folgt am 31.10. ein Calvados Domfrontais von Drouin aus dem Jahr 1964.

The Sins – Gluttony

Für den Gluttony wurde nicht irgendein gutes, altes Fass abgefüllt, sondern das älteste Fass aus den Lagern Drouins, das zufällig auch noch den höchsten Qualitätsansprüchen von Robert genügte. Dabei handelt es sich nicht um keinen klassischen Calvados, sondern um einen der seltenen Calvados Domfrontais, also einem Mix aus Apfel- und Birnenbrand im Verhältnis 40:60. Der Calvados wurde allerdings nicht bei Drouin gebrannt, sondern stammt aus den Lagern von Comte Louis de Lauriston und wurde 1964 auf einer Kolonne gebrannt. Nun nach 58 Jahren wurde der Calvados in Fassstärke mit 47,9% in 165 Flaschen mit 700ml abgefüllt. Wie immer ist das Etikett aufwendig zum Thema designt. Der Preis wird sich um die 650€ bewegen.

Tasting

Der Drouin zeigt eine würzige Nase, mit Anflügen von Kumin und gerösteter Eiche, dann öffnet sich dahinter die Frucht. Birnen- und Apfelkompott mit etwas Vanille, Zitrusschalen, etwas Möbelpolitur und Rancio (dem Aroma der wirklich alten Spirituosen). Mit Zeit im Glas gesellen sich noch frischere Noten hinzu. Riecht elegant und reif, aber dann doch jünger als er ist. Erstaunlich wieviel Frucht noch in diesem Calvados zu finden ist.

Am Gaumen dann sehr voll und trotzdem auch feingliedrig und differenziert. Die Früchte marschieren voran: Wieder karamellisierter Apfel und Birne. Die Zitrusschalen finden nicht an meinen Gaumen. Dann setzt wieder diese Würze ein, die nun aber deutlich pfeffrig und zimtig – scharf mit etwas Nelke auf die Synapsen trommelt. Nüsse schwingen im Hintergrund noch mit. Perfekt dazu passt die ölige Textur, die minimalste, frische Bitternoten sofort wieder zur Seite schiebt.

Mit Äpfeln, Karamell und etwas milderen Gewürzen verabschiedet sich der Drouin extrem lange. Die Früchte verweilen ewig am Gaumen.

-97 von 100-

Nach dem wir erst vor ein paar Wochen den erstklassigen Drouin von Kirsch Import aus dem Jahr 1991 im Glas hatten und diesem unsere bislang höchste Bewertung in dieser Kategorie geben haben, ging es nun tatsächlich noch einmal wenige Punkte nach oben. Der Grund ist neben der perfekten Reife, die nochmal etwas gesteigerte Komplexität des Domfrontais. Er ist würziger, noch etwas reifer, ohne nur ansatzweise verholzt zu sein. Dazu sind die Früchte immer noch unglaublich präsent und erhalten durch den Apfel-Birnen-Mix eine zusätzliche aromatische Ebene. Einfach ein Calvados in absoluter Perfektion. Das hat natürlich seinen Preis. Aber so ist das mit den Raritäten. Wir können ihn trotz des Preis uneingeschränkt empfehlen, zumal er sich im selben Preisrahmen wie die Eigenabfüllungen von Drouin dieses Jahrgangs bewegt.

Cheers!

Schlagwörter: , , , Last modified: 11. Oktober 2024
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