Heute kommen wir zu einem Gemeinschaftsprojekt auf das wir schon extrem gespannt waren, weil wir in den letzten Monaten schon immer mal Teaser zu dem Projekt erhalten haben. Es handelt sich um eine Abfüllungsreihe bei der die absolute Qualität der Spirituose im Vordergrund steht und ergänzt wird durch Kunst und Lyrik. Betitelt ist sie mit dem Namen „The Sins“.

Zum Abfüller

Robert Bauer könnte dem aufmerksamen Leser dieses Blogs bereits bekannt sein. Es handelt sich bei Robert um einen der Mitbegründer des unabhängigen Abfüllers Grape of the Art und des German Armagnac Festivals. Weiterhin betreibt er den Blog „Whiskydigest“. Ein Blog auf dem nur die erlesensten Spirituosen ein zu Hause finden. Er war etliche Male in Schottland und hat dort auch die Springbank School absolviert.

Er hat hunderte Spirituosen von Whisky über Rum zu Cognac, Armagnac und Calvados probiert. Darunter sämtliche Velier Caroni und auch sämtliche Velier Demeraras, Lost Distilleries und Abfüllungen aus weit vergangenen Tagen. Nur das Beste vom Besten also. Und immer offen für alle Spielarten von Spirituosen oder auch Wein.

Und genau das ist auch sein Anspruch für diese Reihe rund um die sieben Todsünden. Dabei steht nicht nur eine Spirituosengattung im Fokus, sondern viele verschiedene. Und mit jeder präsentierten Spirituosengattungen möchte Robert ein Benchmarkfass in die Flasche bringen, mit dem Hauptgedanken die Liebhaber der einzelnen Kategorien an einen Tisch zu bringen und sich gegenseitig weiter zu entwickeln. Dafür hat er sich mit dem unabhängigen Abfüller Distilia zusammen getan, den er auch zuvor schon als Consultant beraten hat. Die logische Konsequenz seines Werdegangs also.

The Sins – Lust Garreau 1967/2024

Und nun startet die Entdeckungstour der Sünden. Den Auftakt markiert ein Armagnac aus dem Jahr 1967 aus der Domain Garreau. So alte Armagnacs findet man häufig als Millesime, die bereits seid langer Zeit in Demijohns weiter reiften ohne noch zusätzlichen Holzkontakt zu haben. Das ist bei dieser Abfüllung nicht der Fall. Der Garreau lag die 56 Jahre in einem Holzfass. Die meiste Zeit davon in einem feuchten Keller, ab 2016 in einem trockenen Keller. Das Anbaugebiet der Baco und Ugni Blanc Trauben ist die Bas Armagnac. 168 Flaschen sind in Fassstärke mit einem Alkoholgehalt von 46,5% abgefüllt wurden. Der Preis für eine 700 ml Flasche beträgt 435€. Erhältlich ist sie ab dem 30.04. direkt über Distilia.

Besonders erwähnenswert ist das Etikett, das passend zum jeweiligen Sündenthema aufwendig designt wurde. Ebenso ziert eine Textpassage aus der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri das Etikett. Aber schaut es euch am Besten selbst an:

Der Garreau liegt schwer und ölig mit einem tiefbraunen Farbton im Glas, nach dem Schwenken verschwindet der Armagnac nicht direkt wieder vom Glas, sondern läuft ganz gemächlich zurück. Ich gebe ihm erstmal etwas Zeit im abgedeckten Glas und rieche nur immer mal ganz kurz daran.

Die Nase bietet mir gedörrte, überreife Pflaumen und Beeren und wie zu erwarten war, viel Holz. Keine nassen, morschen Planken, sondern Holz von einem alten Eichenschrank in dem Zigarren lagerten und immer mal wieder etwas Firnes zur Pflege abbekommen hat. Daneben eine ganze Hand voll Gewürze wie Piment und Nelke. Nach und nach gibt der Garreau immer mehr Fruchtaromen frei und wandelt irgendwo zwischen Armagnac, uraltem Cognac und tropisch gereiften Demerara Rum. Der Geruch ist unglaublich gut balanciert und hat eine wahnsinnige Tiefe ohne überladen zu sein. Nach einer sehr langen Atemzeit habe ich kurz das Gefühl ganz tief im Glas etwas Liebstöckel riechen zu können.

Nun freue ich mich auf den ersten Schluck. Das Holz macht sich zunächst im Mundraum breit, nicht überladen, aber doch sehr präsent. Dann tauchen die gedörrten Pflaumen und die oppulenten Gewürze wieder auf. Etwas Pfeffer, wieder Nelke. Ping Pong mit den Dörrfrüchten und dem Holz. Auch im Geschmack kann ich kein modriges Holz finden, sondern einfach nur würzige Eiche. Da steht er wieder dieser Schrank. Ein paar Tabakblätter liegen auch noch in ihm. Genauso wie eine alte Herrenschokolade und Espressopulver. Ganz dezent ploppen zwischendurch Bitternoten auf, drängen sich aber kein bisschen in den Vordergrund.

Im ewigen Abgang kommen dann nach und nach wieder die Fruchtaromen an die Spitze und dann ganz zum Schluss sogar süß anmutende Aromen . Der Garreau hängt minutenlang am Gaumen und der Zunge fest. Man möchte aber auch gar nichts anderes danach trinken.

Möglicherweise habe ich heute den perfekten Armagnac getrunken. Zumindest den für mich perfekten. Er ist komplex, ohne zu überfordern. Er entwickelt sich im Glas, wenn man ihm die Zeit gibt. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Ja er ist schon ziemlich am Holz, mich stört das aber nicht, weil er eben trotzdem die fruchtigen Noten mitbringt und nicht verholzt und zu bitter ist. Ob da noch mehr geht kann ich nicht sagen, dafür fehlt es mir dann doch noch an wissen was so in den Kellern der Produzenten schlummert. Von dem was ich bislang getrunken habe ist er aber meine neue Referenz.

-95 von 100-

Cheers!