El Dorado hat in den letzten Jahren sehr viel experimentiert. Das begann mit den Rare Cask Abfüllungen, die jeweils die Marque der Brennerei in Szene gesetzt haben. Dann folgten verschiedene Fassfinishs und die „Blended in the Barrel“ Collection und zuletzt den „Last Casks“. Die Qualität schwankte in meinen Augen sehr. Manche waren extrem gut, andere wiederum haben das deutlich Ziel verfehlt. Und bei fast allen gab es das gleiche Problem: Ein zu hoher Preis. Zumindest zum Zeitpunkt des Release, denn ich würde die Rare Casks im Jahr 2024 als angemessen bepreist bezeichnen.

Die Single Still Editionen gehörte dann eher zu den etwas „günstigeren“ Special Editions und setzt die berühmten Brennapparate aus Holz in Szene (wer mehr über die Stills, die Marque und die ehemaligen Brennereien in Guyana wissen möchte findet hier mehr Informationen). Der Preis für die einzelnen Abfüllungen liegt um die 100€. Und damit noch über den Standardabfüllungen, auch über dem El Dorado 21. Die Destillation der Rums fand im Jahr 2009 statt. Danach kamen die Rums für 12 Jahre in die Fässer und reiften unter der tropischen Sonne. Nach meinem Kentnisstand wurden die Rumsorten bereits vor dem abfüllen in die Fässer etwas gefärbt. In die Flasche kamen sie mit niedrigen 40%. Rums aus folgenden Stills wurde abgefüllt:

  • Enmore (EHP)
  • Versailles
  • Port Mourant

El Dorado Single Still Enmore (EHP)

Enmore ist die Bezechnung für den Rum aus der EHP, also der Edward Henry Porter Still, benannt nach dem ersten Besitzer der Enmoreplantage. Sie ist aus dem Jahr 1880 und ist die einzige hölzerne Zweisäulen Coffey Brennsäule die es noch gibt.

Für die 40% empfinde ich die Nase als gar nicht so schwach wie ich es erwartet habe. Eine sehr ausgeprägte Karamellnote, Schokoladenfondant, eine leichte Blumigkeit, minimal Vanille und dann etwas Frucht in Form von Banane und Orangenschalen. Im Hintergrund ein paar geröstete Kaffeebohnen und geröstete Nüsse.

Am Gaumen auffallend viel Süße, die schon ein Stück weit das EHP Profil überdeckt. Und dann fällt der Rum ein wenig in sich zusammen. Die Konsistenz ist zu dünn. Der Geschmack ebenso. Ich finde noch etwas dünnes Holz, leichte Bitternoten und etwas würzigen Pfeffer. Vielleicht etwas Vanille und ganz zarte Kokosanflüge. Im kurzen Abgang kommt nochmal das viel zu süße Karamell aus der Nase zum Vorschein. Der Rum enttäuscht mich aber insgesamt und erinnert mich ein wenig an einen jungen spanischen Brandy.

-6.8 von 10.0-

El Dorado Single Still Versailles (VSG)

Die Nase ist auch hier gar nicht mal so schwach, aber natürlich auch weit weg von intensiv. Ein paar Kräuter wie Liebstöckel und Lakritze geben mir zumindest schonmal eine Idee von Versailles. Dann auch wieder diese ausgeprägte Karamellnote, ein paar Zitronenzesten, gekochter Apfel und geröstete Haselnüsse. Ein wenig Würze rundet die Nase ab. Was mir aber klar fehlt sind die Bleistiftnoten.

Am Gaumen eigentlich das gleiche Bild: Liebstöckel, Karamell, etwas Lakritz und Melasse, ein paar Röstnoten und getrocknete Früchte. Alles etwas dünn und leider auch wieder mit einem kurzen Abgang. Auch hier ist die Süße, neben dem Liebstöckel, recht dominant. Etwas unbalanciert wirken für mich die Tannine im Abgang, die trotz starler Verdünnung spürbar sind. Hätte mich interessiert wie diese Abfüllung mit mehr Power schmeckt.

-7.4 von 10.0-

El Dorado Single Still Port Mourant (PM)

Port Mourant bezeichnet die Double Wooden Vat Still und ist ebenso die letzte ihrer Art. Nicht die letzte Holz Pot Still, sondern die letzte Vat Still. Denn der untere Teil der untere Teil ähnelt eher einem Gärbottich oder einem Fass, als einem Topf, mit einem aufgesetzten Schwanenhals. Die Still erzeugt Rum wie eine Doppelretorte. Der ursprüngliche Standort war in Port Mourant, so das Teile der Still durchaus bis ins Jahr 1732 zurück gehen könnten. Belegt ist das aber nicht. Nach der schließung wanderte sie nach Uitvlugt, von wo aus sie im Jahr 2000 in die Diamond Distillery weiter zog.

Im Geruch finde ich schon Aromen die für mich typisch Port Mourant sind: Anis und weitere Kräuter, Tee, Tabak, ein paar Rosinen, gedörrtes gelbes Obst, Holz und auch esterigen Lack. Eigentlich ganz einladend, aber auch bei den ersten kam dann der einbruch mit dem Geschmack. Mal sehen wie es hier ist.

Dann kommen aber doch die Aromen aus der Nase an: Wieder Tee und Lakritze, ein paar Kräuter, junges Holz, aus den Früchten werden eher Zitronenzesten. Hintenraus etwas Pfeffer. Dazu gerösteter Demerarazucker, aber nicht so süß wie die beiden anderen Abfüllungen. Die häufig vorhandene Säure der PM Abfüllungen kann ich hier aber auch nicht wirklich finden.

Der Abgang ist etwas länger, aber auch nicht übermäßig intensiv. Ich atme trotzdem etwas auf, denn dieser Rum transportiert dann doch noch Aromen an den Gaumen die ich mit der Still verbinde. Klar auch hier alles etwas dünner, aber man erkennt den Rum eindeutig und er ist sogar recht komplex. Im Vergleich mit dem PM aus der Rare Cask Serie fehlt ihm aber deutlich der Dampf und er erinnert mich aromatisch viel eher an die kontinental gereiften Port Mourants.

-7.8 von 10.0-

Bilder: El Dorado

Fazit

Nach den grandiosen El Dorado Rare Cask und den danach eher mittelmäßigen „Blended in the Barrel“ Abfüllungen war ich bereits zur Veröffentlichung dieser Reihe sehr angetan, aber auch ambivalent, weil mir die Verdünnung auf dem Papier zu stark erschien. Durch die Flaschenteilung kam ich nun aber doch dazu mir diese Flaschen anzuschauen. Und es hat sich leider der Gedanke von damals in der Realität bestätigt: Im Geruch sprechen mich eigentlich alle drei Abfüllungen noch in gewisser Weise an. Im Geschmack wirds dann aber zu dünn. Schade, hier wurde einiges liegen gelassen.

Es muss sich natürlich nicht immer um Fassstärke handeln, aber 50-52% oder wenigsten 46% hätten ihnen schon gut zu Gesicht gestanden. Schaut euch lieber mal den El Dorado 15 oder El Dorado 21 an. Hier findet ihr meiner Meinung nach den besseren Rum, zu einem besseren Preis. Auch wenn es sich dabei um einen Blend handelt.

Cheers!