Ich war lange Zeit kein großer Tequila-Fan. Hütchen-Trauma, ihr wisst schon. Erst in den vergangenen Jahren – vor allem dank Betty Kupsas “Chug Club” im Hamburger Stadtteil St. Pauli – wurde ich von Agaven-Destillaten angefixt. Aber dann wollten wir uns näher mit den Spielarten von Tequila auseinandersetzen und experimentierten mit Blanco und Reposados, hochpreisigen wie Schnäppchen.
In diesem Artikel lest ihr die Tasting-Notes von 6 verschiedenen Tequilas – jeweils 2x Blanco, 2x Reposado und 2x Anejo. Probiert haben wir sie zu dritt (Hendrik, unser gemeinsamer Freund Benjamin und ich).
Folgende Sorten haben wir im Rahmen eines Tastings probiert.
Alacran El Auténtico Tequila Blanco (ca. 40 Euro, 0,7 Liter)
Wow, wie rund der Geschmack des Alacran El Auténtico Tequila Blanco* ist. Uns begeistert der interessante Mix aus Kräutergarten und Würzigkeit. In der Nase zeigt er sich vielseitig. Erwartungsvoll begrüßt einen die Frische der Agave, verflochten mit dem Zesten von rosa Grapefruit, Eiche und Minze. Bestimmt ein guter Mix-Tequila, der uns direkt Lust auf eine Margarita macht. Der Tequila ist in den meisten Online-Shops mittlerweile vergriffen. Aufgrund des guten Abschneidens lassen wir ihn dennoch in der Liste.
Don Julio Reposado (ca. 50 Euro, 0,7 Liter)
In der Nase begrüßt der Don Julio Reposado mit Noten gerösteter Agave, einem Hauch von Karamell, einer Spur Eiche und einem Flüstern von Vanille. So weit, so willkommen. Der Gaumen scheint jedoch das Memo verpasst zu haben, der Auftritt ist nur von kurzer Natur. Der Don Julio Reposado ist sehr weich, fast zu dünn im Nachgeschmack – da waren wir uns alle drei einig. Er lässt in der Nase einfach mehr erwarten, als er dann auf der Zunge einhält. Hat uns nicht so richtig abgeholt. Erhältlich unter anderem bei Amazon.
Sierra Milenario Anejo Tequila (ca. 45 Euro, 0,7 Liter)
Oha, ein Sierra – aber diesmal das Premiummodell! Wir sind gespannt, zumal der Preis einiges erwarten lässt im Vergleich zum gängigen Supermarktmodell. Der Geruch erinnert uns ein wenig an Vanille und Tabak. Man wähnt sich gedanklich in einer alten Raucherlounge mit schweren Sesseln. Im Mund gibt es direkt eine Aromen-Explosion, man schmeckt Kaffee, Vanille, vor allem doch begeistert der Sierra Milenario Anejo* mit einem sehr langen Nachhall von Kakao. Dazwischen eine schöne Fruchtigkeit, die auch in der Nase durchaus bemerkbar ist. Er ist erstaunlich mild. Ein tolles Exemplar für alle, die wie wir schlechte Erfahrungen in der Jugend mit Tequila hatten und sich nun einen gehobenen After-Dinner-Tequila gönnen wollen.
Tequila Fortaleza Blanco (ca. 60 Euro, 0,7 Liter)
Kalk trifft Olive – das ist das Motto des Fortaleza. Mit seiner dominanten mineralischen Note ist er ein sehr spannender Vertreter der Blanco-Tequilas. Er ist weich und warm, ohne jeglichen harten Biss im Rachen. Er ist unglaublich sauber gearbeitet, besitzt dezent grasige Noten, ist fast zitrusartig in der Nase mit einem leicht erdigen, pflanzlichen Abgang für einen echten Geschmack der Agave, aus der er hergestellt wird. Ohne Frage einer der besten Tequilas im Test. Es lohnt sich, ihn ein wenig zu zelebrieren, sich ein gutes Glas zu besorgen, ihn bei Zimmertemperatur einzugießen und ihn ein paar Minuten im Glas durchatmen zu lassen. Sehr pfeffrig im Abgang. Der Preis ist hoch, doch man wird vom Tequila Fortaleza Blanco* nicht enttäuscht.
Patron Tequila Reposado (ca. 45 Euro, 0,7 Liter)
Ein Klassiker der Barwelt, der sechs Monate im Eichenfass reift. Im direkten Vergleich hat der Patron Tequila Reposado* es nicht einfach: Er wirkt schnörkellos, verharrt an der Mittellinie und bricht in keine Richtung aus. Der Tequila ist ungemein weich im Geschmack, mit einer leicht süßlich-hölzernen Note. Man kann ihn pur – dann ohne Salz und Zitrone – genießen. Er passt aber auch in jeden Tequila-Drink. Er ist ein guter Allrounder, Everybody’s Darling. Aber im Vergleich zum Fortaleza ist er dann doch weniger aufregend. Für alle, die einen gehobenen Tequila wollen, ohne anzuecken.
José Cuervo Reserva de la Familia Extra Añejo (110 Euro, 0,7 Liter)
Die erste Überraschung kommt direkt nach dem Eingießen: Der Geruch erinnert uns an alles, nur nicht Tequila. Würden wir es nicht besser wissen, man könnte denken, einen experimentellen Whisky im Glas zu haben. Und auch der Geschmack macht deutlich, dass es sich hierbei um ein besonderes Exemplar handelt, immerhin brilliert der Reserva de la Familie Extra Anejo von einer schmeichelnden Holznote. Er ist sehr gut gealtert im Stil eines hochwertigen Single Malts oder Blends, man hat Assoziationen zu einem gehobenen Highland Park oder Chivas 25y. Der José Cuervo Reserva de la Familia Extra Añejo* ergibt vermutlich eine fantastische Margarita. Er dürfte vermutlich eine völlig neue Zielgruppe an Tequila heranführen, ist mit mehr als 100 Euro aber auch ein echtes Pfund.
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Letzte Aktualisierung am 2024-11-21 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Schlagwörter: anejo, blanco, Reposado, Tequila, Test, Vergleich Last modified: 31. Dezember 2023
[…] Vom Kräutergarten bis zum Gaumenschmeichler: Sechs Tequilas im Test […]