Wir als Liebhaber der Rum- und Tikiwelt mögen selbstverständlich auch Kokosnuss. Der Markt ist voll mit Kokosnussprodukten. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass kaum ein Hersteller echte Kokosnuss verwendet. Zumeist kommen künstliche oder sogenannte “natürliche” Aromen zum Einsatz. Natürliche Aromen klingen immer gut, haben jedoch selten etwas mit dem eigentlichen Ursprungsprodukt zu tun. Fertiger Kokosnusssirup ist in meinem persönlichen Ranking der schrecklichsten Barzutaten aller Zeiten auch ganz weit oben anzufinden, viel zu süß und viel zu künstlicher Kokosgeschmack.
Kokosnüsse verfügen an sich über keine oder kaum ätherische Öle und lassen sich auch fast gar nicht destillieren, zumindest eine Vergeistung ist industriell offensichtlich nicht interessant. Mir ist aktuell nur der Geist vom Kokoswasser der Firma Nutsler bekannt. Wie Nutsler diesen Geist herstellt weiß ich nicht. Ich könnte mir jedoch vorsstellen, dass es sich um ein Mazerat von Kokoschips in Kokoswasser und Alkohol und anschließender Destillation handelt. Gekostet habe ich es auch noch nicht, also kann ich an dieser Stelle nur spekulieren.
Mein Rezept für Kokosnusstinktur
- 300 ml neutraler Alkohol (50%)
- (optional auch weißen Overproof Rum (z.B. Rumbar) für einen intensiven Kokosnussrum)
- 100 g getrocknete Kokosnussflakes
- 20 g Kokosraspeln
- 150 g Bio Kokosöl
- 3 Kaffeefilter
Herstellung
- Alkohol, Kokosnuss-Flakes und Kokosraspeln 14 Tage in ein verschließbares Gefäß geben. Täglich schütteln!
- Nach 14 Tagen Kokosextrakt filtern
- Extrakt erneut in ein verschließbares Gefäß geben, Kokosöl langsam erhitzen, es sollte komplett flüssig und klar sein
- Erwämtes Kokosöl unter ständigem Rühren in das Extrakt geben und 8 – 24 Stunden mazerieren lassen. Regelmäßig schütteln.
- Über Nacht in den Tiefkühlschrank stellen, anschließend Extrakt durch 1 Kaffeefilter abfiltern.
- Extrakt ungefähr 10 – 14 Tage setzen lassen (sollte dann wieder komplett durchsichtig sein) –> nicht nochmal schütteln!!
- 2 Kaffeefilter übereinander in einen Trichter geben und das Extrakt, bis auf den Bodensatz, langsam durch den Filter geben. Bodensatz verwerfen
- In eine sterilisierte dunkle Flasche füllen
Die Tinktur fühlt sich selbstverständlich in klassichen Rum Cocktails – wie einer Daiquiri – zu Hause. Sie funktioniert aber ebenso in einem Negroni oder einem Manhattan. Als Basisspirituose lässt sich die Tinktur ganz wunderbar mit Rum, Gin, Whisky oder auch Aquavit verbinden.
Ich habe mein Kokos-Extrakt in eine braune Pipettenflasche gefüllt, weil es sich so für mich praktisch anwenden lässt. Man sollte sich nicht von dem leichten Duft nach Kokosnuss täuschen lassen, im Geschmack ist sehr viel Kokos vorhanden. Für einen Cocktail können 1ml des Extrakts durchaus ausreichend sein. In der Variante des kokosinfundierten Rums würde ich ein wenig Zuckersirup hinzugeben und das Extrakt auf Trinkstärke (40%) verdünnen. Experimentieren kann man mit gerösteten Kokosraspeln. Geröstete Kokosraspeln bringen ein zusätzliches, spannendes Aroma in die Tinktur.
Schnelle Variante
Rezept
- 200ml 50% Neutralkohol
- 100g Bio Kokosöl
- 2 Kaffeefilter
Herstellung
- Kokosöl erhitzen bis es flüssig und durchsichtig ist
- Flüssiges Kokosöl in den Alkohol rühren und 8 – 12 Stunden mazerieren lassen
- Über Nacht in den Kühlschrank stellen und anschließend durch 2 Kaffeefilter filtern
Die schnelle Variante hat ein ebenso intensives Aroma von Kokosnuss, ist jedoch nicht ganz so rund.
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Schlagwörter: Kokos, Kokoskonzentrat, Kokosnusstinktur, Kokostinktur, Rezept, Selbermachen, Tropfen Last modified: 21. Juni 2022
Hallo Hendrik,
ich hab da 2 Fragen zur Lang-Version:
1) Soll der Extrakt vor dem filtrieren tatsächlich in den TIEFKühler gestellt werden? Oder meintest Du den normalen Kühlschrank.
2) wie lange ist dieser Extrakt haltbar, weil da ja auch Öl mit drin ist?
Dank Dir schon jetzt für Deine Antwort.
Hallo Peter,
1) Ich habe das Extrakt im Tiefkühler gelagert weil es sich so deutlich besser filtern lässt
2) Also streng genommen ist ja der Alkoholgehalt hoch genug, das sich das Ganze sehr lange hält. Sicherheitshalber könnte man sich aber an der Haltbarkeit von Kokosöl orientieren. Die beträgt ungefähr 1,5 Jahre.
Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen und viel Spaß beim ausprobieren!
Hallo Hendrik,
nun zieht der Kokosextrakt (Kokosflocken in Alkohol) hier schon ein paar Tage still vor sich hin. Bald geht es ans Finale. Aber wieso muß da am Ende eigentlich noch Kokosöl zugefügt werden? Andere Matzerate kommen doch auch nur mit dem Aromageber und Alkohol aus. Z.B. das für Limoncello braucht nur Zitronenschalen und Primasprit.
Schöne Grüße
Peter
Hallo Peter,
ganz einfach weil das Kokosöl ein deutlich intensiveres Aroma hat als die Raspeln. Das Rezept geht auch (wie bei der schnellen Variante) komplett ohne die Kokosraspeln, mit schmeckt aber besser, weil die Raspeln nochmal ein anderes, nussigeres Aroma hinzugeben. So wird meiner Meinung nach das Aroma runder. Ohne das Kokosöl fehlt jedoch die Intensität. Du hast natürlich Recht, bei Zitronen reicht die Schale und Alkohol. Das liegt an dem hohen Anteil an ätherischen Ölen in der Schale. Diese ätherischen Öle findet man auch in Kräutern und Gewürzen. In anderen Früchten findest du aromatischen Saft. Die Kokosnuss ist leider aromatisch nicht so spendierfreudig. Koste doch mal einfach die einzelnen Bestandteile der Kokosnuss, dann weißt du was ich meine. Alles schmeckt natürlich nach Kokos, aber eben eher dezent. Gutes Kokosöl hat noch das ausgeprägteste Aroma, ätheriche Öle finden sich leider in keinem Bestandteil der Kokosnuss. Ich hoffe dein Extrakt gelingt und schmeckt dir am Ende.
Liebe Grüße und ich hoffe ich konnte dir helfen!