Written by 3:32 Rum, Spirituosen

The Spirit Traveller – die Selected Cask Community ist tot, es lebe der Spirit Traveller

Die Selected Cask Community wurde eingestampft, nun folgt mt The Spirit Traveller die neue Marke vo…

Nicolas Kröger hat seine Abfüllungen mit dem Selected Cask Community Label eingestampft und mit dem „The Spirit Traveller“ eine neue Marke auf den Markt gebracht. Natürlich wurde auch sofort ordentlich getrommelt und ein werbewirksames Video auf Youtube geladen und in seiner Facebook-Gruppe geteilt. Um die treue Community mit in den Prozess einzubeziehen wurden verschiedene Ideen für das Label präsentiert, nebst einer Abstimmung durch seine Fans.

The Spirit Traveller

The Spirit Traveller soll laut Nicolas den Gedanken weg von den einzelnen Spirituosenkategorien lenken. Er möchte den Menschen Spirituosen präsentieren, die ihn auf seinen Reisen durch die verschiedensten Brennereien begeistert und komplett überzeugt haben. Darüber sprach er mit uns bereits im Interview vor einigen Jahren. Der Star soll der Erzeuger sein. Und das eben über alle Spirituosenarten hinweg. Das klingt vielversprechend und ist genau nach unserem Geschmack.

Entsprechend gespannt waren wir, was da als Erstes in die Flaschen wandern wird. Dann kamen die ersten Details und es stellte sich bei mir eine kurze Ernüchterung ein, denn zum Start wird ein Highester-Mix aus Jamaika abgefüllt, der in drei 225-Liter-Fässern gereift wurde, in den vorher ein Rotwein aus Zweigelt-Reben gelagert wurde.

Kommt euch bekannt vor? Uns auch. Wenn mich nicht alles täuscht gab es das so ähnlich im Wagemut-Tastingkit. Damals etwas jünger und mit etwas mehr Prozenten. Auf dem German Rum Festival folgte dann auch die 0,5-Liter-Flasche. Und auch eine der neuesten Abfüllungen vom RumClub aus Berlin klingt nicht unähnlich. Das ist aber eine reine Spekulation, da ich die Abfüllung nicht gekostet habe.

Auch hatte ich gerade beim Thema Rum mit einem etwas unbekannteren Rum gerechnet. Zumindest hatte ich die Vorankündigungen so interpretiert. Nichts gegen High Ester Jamaika Rum. Ich mag das und die Community feiert das auch. Aber das gab es in den letzten Jahren nun wirklich häufig, mit verschieden Finishings und in sehr unterschiedlichen Alkoholstärken. Man denke hier zum Beispiel an die German Rum Festival Abfüllungen von RomDeluxe.

The Spirit Traveller No 1

The Spirit Traveller

Wie bereits erwähnt handelt es sich um einen Jamaica Rum. Genauer einem Blend zweier High Ester Rums aus den Brennereien Worthy Park und Hampden. Die Pot Still Rums kamen ungelagert als Bulk ins nördliche Deutschland und wurden dann miteinander vermählt und anschließend für 17 Monate in drei 225-Liter-Fässern aus französischer Eiche gefüllt, in denen zuvor ein Rotwein der Rebsorte Zweigelt vom österreichischen Winzer Hillinger reifte. Ich persönlich habe keine Ahnung von Rotwein, laut Nicolas handelt es sich aber um besonders fruchtige Weine.

Der Rumblend hat einen Estergehalt von über 1200 mg/hlpa. Also mehr als Worthy Park überhaupt produziert (WPE = 800 mg/hlpa) und rangiert auch an der oberen Grenze von Hampden (DOK = 1600 mg/hlpa). Man kann also ohne Probleme von einem absoluten Ester Monster sprechen.

Die Abfüllung erfolgte dann unverdünnt, ohne Färbung und ohne Filtration mit 63,4% in 1347 Flaschen mit einer Füllmenge von 500 ml. Zusätzlicher Zucker findet sich selbstverständlich ebenso nicht in diesem Rumblend. Erfreulich klingt für mich der Preis, der mit 31,90€ meiner Meinung nach sehr günstig ausfällt.

Lobend erwähnen möchte ausdrücklich die Transparenz auf dem Etikett. Es steht einfach alles drauf was man über den Rum wissen muss. Selbst die Luftfeuchtigkeit und die Durchschnittstemperatur im Lager ist darauf vermerkt. Es fehlt eigentlich nur noch der Angel´s Share und der gesamte Congenersgehalt, aber das ist Jammern auf allerhöchsten Niveau, denn es finden sich erheblich mehr Angaben als bei vielen anderen Abfüllern. Das die Brennereien nicht namentlich benannt sind ist in der Branche nicht unüblich und hat lizenzrechtliche Gründe.

So schmeckt der erste The Spirit Traveller

Die Farbe im Glas spricht mich an, es deutet nichts auf ein so junges Destillat hin. Der rote Farbton zeigt aber natürlich das Rotweinfass deutlich an. Bei kontinentaler Lagerung ist nach so kurzer Zeit eine solch intensive Färbung nicht anders zu erreichen. Für tropische Temperaturen ist Quickborn allgemein nicht bekannt. Auch wenn es auch dort warme Sommer gibt, was wir von den Wagemut Sommerfesten bezeugen können.

Aromatisch wehen mir sofort die typischen Ester entgegen: Ananas, Banane, vielleicht etwas Guave und eine Spur Nagellack. Die Früchte teilweise etwas überreif. Daneben ein paar dezente Gewürze und süßliche Aromen. Die Nase ist sehr dicht und voluminös. Wein kann ich als Einzelaroma nicht wahrnehmen. Es riecht aber eben nicht nur nach Estern und Jamaica, viel mehr scheinen sich der Rum und das Fass im Geruch sehr gut miteinander verbunden zu haben.

Am Gaumen dann wieder ein wildes Bouquet von Früchten: Wieder Ananas und überreife Banane, nun aber auch ein paar Beeren, die der Rotwein beisteuert. Die Süße aus der Nase geht nicht mehr so intensiv in den Geschmack über. Ganz im Gegenteil. Der Rum ist sehr trocken mit einer gewissen Adstringenz und das Fass zeigt nun auch etwas mehr Holzwürze und sauren Aromen. Das macht den Rum im Geschmack noch komplexer als in der Nase. Dominant bleiben aber die Fruchtaromen. Die Alkoholeinbindung ist für einen so jungen Rum erstaunlich gut, aber nicht perfekt.

Im Abgang tauchen dann nochmal leicht süße Aromen auf, die sich auch am Gaumen eine Weile festsetzen.

-7.9 von 10.0-

Die No 1 des Spirit Travellers zeigt deutlich in welche Richtung es gehen soll: Es geht um intensive Aromen. Und die findet man beim Rum natürlich auf Jamaika. Die Reifung im Rotweifass nimmt am Ende die scharfen Kanten des Rums ein wenig weg und macht ihn so auch für Einsteiger in die Welt der Ester trinkbar, auch wenn man auf diese Art von Rum natürlich auch immer Lust haben muss.

Meine Frau riecht ja an den meisten Getränken, die ich mir so ins Glas gebe und sie kann damit zum Beispiel meistens eher weniger anfangen. Wer aber damit seine Freude hat wird auch bei diesem Rum nicht enttäuscht, zumal der Preis sehr gut ist und kein großes Loch in die Geldbörse reißt und mit dem Preis in meinen Augen auch als exzellenter Mixer in Frage kommt.

Einen MaiTai kann ich mir damit beispielsweise sehr gut vorstellen. Oder probiert doch mal den Naked & Famous Riff Almost Famous, bei dem der Mezcal durch Hampden Rum Fire ersetzt wird, damit aus. Vorausgesetzt ihr mögt auch bittere Aromen.

Und noch ein kleiner Sneak Peek: Die nächste Reise verlässt die Karibik und geht nach Europa. Mehr wollen wir aber nicht verraten, weil es mir an dieser Stelle nicht zusteht, das Geheimnis zu lüften. Ich freue mich aber bereits auf die zweite Abfüllung.

Cheers!

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