Es ist Frühling und 1423 – World Class Spirits hat dei Fässer für die Frühlings-Releases der Single Barrel Selection Reihe in die Flaschen gefüllt und auf den Markt gebracht. Die Reise ging diesmal von Belize über Ghana bis nach Thailand. Wir haben die meisten Abfüllungen der Veröffentlichungswelle getestet. Alle Rums wurden wie üblich ohne Kältefiltration und nachträgliche Färbung abgefüllt. Einige Abfüllungen wurden etwas im Alkoholgehalt herabgesetzt.

Anmerkung: Wir haben die Samples von 1423 – World Class Spirits kostenfrei erhalten. Es gab aber natürlich wie immer keine Bedingungen oder eine Einflussnahme auf den Test.

Belize 2005

Der Belize wurde 2005 aus Melasse in der Travellers Distillery gebrannt. Dafür wurde eine Column Still verwendet. Die Lagerung fand in Bourbon-Fässern statt. Die Abfüllung erfolgte verdünnt mit 58% in 275 Flaschen. Ich mag Rums aus Belize und bin schon gespannt, was dieser Rum bereithält und ob er meinen bisherigen Liebling, den Flensburg Rum Company Belize, vom Thron schubsen kann. Für eine Flasche muss man ungefähr 125 Euro einplanen.

Ein wohlvertrauter Geruch: Kokoschips, Kakao, Karamell, ein paar getrocknete rote Früchte, Zitrusschalen, Vanille und holzige Aromen, die aber absolut nicht dominieren. Eine sehr homogene und ansprechende Nase. Jedoch nicht so intensiv wie die FRC-Abfüllung. Hier spürt man bereits die Verdünnung.

Auch der Geschmack bringt die Aromen der Nase an die Synapsen. Ich finde wieder Kokoschips, Kakao, Toffee, Rosinen und Vanille. Dazu eine Spur gebrannter Zucker und die dazugehörigen leichten Bitternoten, die vorallem im Abgang mit dezenten metallischen Aromen etwas in Erscheinung treten.

Durch die Verdünnung ist der Rum leicht zu trinken und passt dadurch sicherlich besser für die breite Masse als ein ABV Monster wie den FRC. Der Rum hat die volle Travellers DNA, kann aber den Flensburg nicht auf seinem Thron gefährden. Für Fans des spanischen Stils absolut einen Blick wert. Wer sich generell für die Rums der Travellers Distillery interessiert sollte noch einen Blick auf diesen Beitrag werfen, dort haben wir zwei verschiedene Fraktionen des frischen Destillat getestet.

-82/100-

Thailand 2016

Rum aus Thailand ist bei mir bisher noch nicht großartig auf dem Radar gelandet. Irgendwann habe ich mal bei einem Freund Mekhong Rum probiert und einen Chalong Bay hatte ich auch mal im Glas. Ansonsten ist mir noch SangSom vom Namen bekannt. Das war es dann aber auch mit Thailand. Dies ist entsprechend mein erster Singlecask-Rum aus Thailand und auch der erste, den S.B.S abgefüllt hat. Bei dem Rum kam Melasse und anschließend eine Column Still zum Einsatz. Der Rum wurde sechs Jahre in Bourbon fässern gelagert und verdünnt mit 55% abgefüllt. 283 Flaschen gab das Fass her. Die Reise nach Thailand geht ab 60 Euro los.

Die Nase ist recht verhalten und mild. Leichte Röstnoten, Vanille, dezentes Holz, Karamell und Zitronenschalen kann ich finden. Aber wie gesagt, alles eher mild. Auch der Geschmack bleibt dieser Linie treu. Am dominantesten kann ich Vanille, Kakao und Karamellaromen finden, dahinter ein paar Kräuter, pflanzliche Aromen und etwas Metallisches. Erinnert stark an einen Rum im spanischen Stil.

Haut mich nicht vom Hocker, ist aber auch kein schlechter Rum. Hat auf jeden Fall Potenzial. Zumal die Kosten für diese Flasche kein großes Loch in die Geldbörse reisst. Und es ist schön, nicht nur die altbekannten Destinationen im Glas zu haben.

-74/100-

Mauritius 2009

Der Rum aus einer nicht näher definierten Brennerei auf Mauritius ist melassebasiert und wurde 2009 auf einer Column Still gebrannt. Wer ein wenig die Abfüllungen der Vergangenheit beobachtet hat weiß, das bei diesem Abfüller sehr gern auf die Rums von Grays zurückgegriffen wird. Die Reifung fand in einem Moscatelfass statt. In diesem Jahr wurde der Rum in Fassstärke mit 53,7% in 305 Flaschen abgefüllt. Eine Flasche kostet um die 90 Euro.

Ui, die Nase gefällt mir direkt. Schön süß fruchtig, hier scheint sich das Finish sehr angenehm in Szene zu setzen. Erinnert mich sofort an einen sehr guten Armagnac. Holz, Vanille, Rosinen, Kirschen, Kakao und ein wenig Lakritz. Nach ein paar Minuten kommt dann auch der Brennereicharackter in Form von würzigen Aromen mehr zur Geltung.

Im Geschmack dann ebenso dieser schöne Mix aus Destillat und Finish: Gewürze, Kräuter und Holz, die von Rosinen, Trauben, Johannisbeeren, etwas Minze und gerösteten Nüssen umspielt werden. Wobei die Armagnac-Aromen am Gaumen nicht so präsent wie in der Nase sind und damit dem eigentlich Rum mehr aromatischen Raum geben. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Schmeckt mir auch richtig gut! Und das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt hier meiner Meinung nach ebenso. Tolle Abfüllung!

-84/100-

Guyana 2014

Auf diese Abfüllung war ich ganz besonders gespannt. Warum? Weil es sich hier um einen Blend zweier Marque handelt. PM (Port Mourant) und DHE (Diamond High Ester). Ja, ihr habt richtig gelesen! High Ester. Ein Teil des Blends kommt also aus der berühmten Double Wooden Pot Still und ein Teil aus der in der 50er Jahren installierten High Ester Pot Still. Bei dieser Still handelt es sich um eine kleine John Dore Doppelretort Brennblase, wie man sie auch auf Jamaika, Barbados (Mount Gay) oder auf Saint Lucia findet. Mit dieser Still lassen sich Destillate mit einem Estergehalt von bis zu 7000 gr/hl erzeugen. Die Maische für diese Still wird weit vom Haupthaus entfernt für mehrere Monate offen fermentiert, das heißt es kommen nur natürliche Hefen zum Einsatz.

Foto: https://cocktailwonk.com/2020/02/demerara-distillers-part-two.html

Dieses Mark spielte bisher in meiner Wahrnehmung eigentlich keine Rolle bei den unabhängigen Abfüllern. Zumindest habe ich bisher noch keinen Rum aus dieser Still im Glas gehabt. Umso gespannter bin ich was mich jetzt erwartet. Eine Flasche kostet knapp über 100 Euro.

Diese Nase macht mich auf jeden Fall schon an. Sie riecht sogar ein wenig nach tropischer Reifung. Sie ist voll und kräftig und rumig. Aromatisch finde ich Kräuter, getrocknete und tropische Früchte, Holz, Vanille, Klebstoff und Lösungsmittel und gebrannten Zucker. Trotz der geringen Reifezeit riecht der Rum sehr erwachsen!

Am Gaumen finde ich wieder viel Klebstoff, getrocknete gelbe Früchte, überreife tropische Früchte, Vanille, junge Holzaromen, Kräuter und eine gefühlte leichte Säure. Der Rum ist trocken, aber nur leicht adstringend. Der Mix der beiden Marque gefällt mir ausgezeichnet. Der Alkohol ist gut eingebunden, der Abgang, der aromatisch Holz, Politur und Kräuter mitbringt ist sehr lang. Die Vorfreude auf diesen Rum war berechtigt, davon wird definitiv eine Flasche in die Heimbar einziehen.

-85/100-

Guyana 1999

Dieser Rum wurde noch in Uitvlugt auf der Double Wooden Pot Still Port Mourant destilliert. Er gehört also zu einer aussterbenden Spezies, auch wenn in den letzten Jahren viele Rums aus Uitvlugt den Markt erreicht haben. Die Reifung erfolgte für 24 Jahre in einem Bourbon-Fass im kontinentalen Klima. Die Abfüllung erfolgte in Fassstärke mit 52,6% in 157 Flaschen. Der Preis beträgt ungefähr 220 Euro.

Die Nase verrät mir dann auch wieder sofort, dass es sich um ein Destillat aus der Port Mourant handelt. Viele Kräuter, Anis, Gras, Apfel, getrocknete Früchte. Dazu natürlich deutliche, aber keinesfalls zu dominante Holznoten, Vanille, etwas Orangenschale und ledrige Aromen.

Im Geschmack finde ich wieder Apfel und Rosinen, Kräuter, Anis, Holz, eine leichte Säure, Lakritz und auch erdige Aromen. Das Holz-Frucht-Spiel wirkt sehr gut balanciert. Auch die Bitterkeit ist trotz 24 Jahren im Holzfass nicht zu intensiv ausgeprägt. Die Alkoholeinbindung ist sehr gut. Der Abgang ist holzig mit ein paar fruchtigen Aromen und relativ lang.

-85/100-

Guyana 2001

Und nochmal Guyana. Diesmal das Mark SV. Das zeigt uns, dass dieser Rum der Metal Coffey Still entsprungen ist. Der Rum wurde sehr wahrscheinlich bereits in der Brennerei gefärbt. Die Abfüllung erfolte in Fassstärke mit 51,3%. Ungefähr 170 Euro kosten 700 ml dieses Rums.

Die Nase ist sehr dicht, relativ schwer und dunkel wie die Farbe des Rums: Viel Holz, getrocknete Früchte, geröstete Nüsse, Gewürze, dunkler Kakao, Kaffee und Lakritze.

Auch der Gaumen wartet mit den Aromen aus der Nase auf: Getrocknete Früchte, Lakritze, viele Kräuter, ein paar Gewürze und Holznoten. Der Rum ist leicht bitter, das passt aber super zum Gesamtbild. Die typischen Melasse Aromen die man normalerweise bei den gefärbten Guyana Rums – wie den Skeldons und REVs – antrifft, kann ich bei diesem Rum weniger finden. Auch der Abgang bleibt kräuterig und leicht bitter, die fruchtigen Aromen sind meiner Meinung nach am schnellsten weg. Gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Ein bisschen wie ein Skeldon in light mit Kräutern on top.

-82/100-

Jamaica 2010

Ein Jamaikaner durfte natürlich nicht fehlen, also kommt zum Schluss noch ein Rum aus der Worthy Park-Brennerei ins Glas. Dieser Rum wurde 2010 mit dem Mark WPL destilliert. Das bedeutet, dass es sich hier um einen Rum mit niedrigen Estergehalt handelt. Der Estergehalt beträgt zwischen 60 und 120 gr/hl. Destilliert wurde wie immer bei Worthy Park auf einer Pot Still. Die Reifung fand zunächst in einem Bourbon-Fass statt, dann folgte noch ein Finish in einem Portwein Fass. Die Abfüllung erfolgte verdünnt mit 57% in 272 Flaschen. Eine Flasche Jamaika kostet um die 120 Euro.

Die Nase sagt mir eindeutig Jamaika. Leicht überreife tropische Früchte, dezente Rosine und eine leichte Süße kommen als Erstes an. Dann folgen sehr gut eingebundene Holzaromen, Vanille und eine passende Kräuternote. Der Rum riecht sehr frisch und vielversprechend. Das Finish wirkt elegant eingebunden und lässt dem Rum noch viel Raum.

Auch am Gaumen ist der Rum fruchtig und frisch mit Aromen von überreifer Banane, etwas Kleber und Rosinen, jedoch mit ausgeprägteren Holzaromen. Der Rum ist trotz Port-Fass sehr trocken. Wie in der Nase ist das Finish im Hintergrund und webt sich sehr gut in die Aromatik ein. Der Abgang ist recht lang und fruchtig.

-82/100-

Fazit des SBS 2023 Tastings

Ein Tasting genau nach meinem Geschmack. Alle Abfüllungen waren auf einem hohen Niveau, einzig der Rum aus Thailand konnte nicht ganz mithalten. Schlecht ist er aber keinesfalls. Für mich als Fan der Demerara-Rums gab es ganz besonders viel zu genießen, vor allem gab es mit dem Guyana 2014 endlich mal etwas für mich gänzlich Neues ins Glas. Und das dann auch noch in dieser Qualität.

Damit ist der 2014er auch für mich die absolute Entdeckung dieses Vergleichs. Ebenso angetan war ich vom Vertreter aus Mauritius. Wer auf diese Art von Finish steht wird mit diesem Rum sehr wahrscheinlich seine Freude haben. Ansonsten gehören zur Veröffentlichungswelle noch ein Rum aus Ghana (2020), aus Réunion (2021) und eine 2006er Abfüllung aus Venezuela.

Cheers!

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