Die Saint Lucia Distillers Company gehört für mich mittlerweile zu einer der spannendsten Destillerien der Karibik. Lange Zeit waren die Rums gar nicht auf meinem Schirm, dann kam der erste Rum aus der Reserve Serie in mein Glas. Seitdem bin ich von der Brennerei mehr als überzeugt.

Anmerkung: Sämtliche Fotos in diesem Blogbeitrag entstammen den Socialmedia Kanälen der Brennerei

Folgende Abfüllungen habe ich bisher auf diesem Blog getestet:

Gesichte der Brennerei

Saint Lucia ist geschichtlich betrachtet kein Land, das viel Rum in die Welt exportiert hat. Auch die Geschichte der Saint Lucia Distillers beginnt erst im 20. Jahrhundert. 1931 gründete Denis Bernard an der Ostküste von St. Lucia in Dennery die Brennerei als zweite Brennerei auf der Insel. Die zweite Brennerei, die Geest’s Roseau Bay Distillery, befand sich genau auf der anderen Seite der Insel. Im Jahr 1972 fusionierten dann beide Brennereien miteinander und der Betrieb in der Dennery Destillerie wurde eingestellt. Die Rumproduktion fand also nur noch in der Geest’s Roseau Bay Distillery statt. Der neue Betrieb wurde „Denros“ getauft. Das erste Produkt aus gemeinsamer Produktion war der Denros Strong Rum, ein Overproof mit 80%, den es auch heute noch auf St. Lucia zu kaufen gibt.

1993 kaufte dann die Familie Bernard die Anteile der Familie Geest auf und übernahm damit das komplette Unternehmen. Die nächste große Veränderung geschah im Jahr 1998. In diesem Jahr kaufte sich die Angostura Brennerei aus Trinidad mit 24,9% in das Unternehmen ein. Aber auch das war nur der erste Schritt, denn 2005 erwarb das Muttergesellschaft von Angostura, CLICO (Colonial Life Insurance Company), die restlichen Anteile an St. Lucia Distillers. Bis zu seinem Tod im Jahr 2012 blieb Laurie Bernard, der Enkel von Denis Bernard, Geschäftsführer im Unternehmen.

2009 brach dann die Muttergesellschaft während der sogenannten „Liquiditäts-Krise“ zusammen und ging bankrott. In Folge dessen standen Unternehmen wie Appleton, E&A Sheer, Angostura und eben auch St. Lucia Distillers wieder zum Verkauf. Im gleichen Jahr begann Lennox Wilson seine Arbeit als Produktionsmanager. Wilson hatte bereits in der Bierindustrie und einigen jamaikanischen Brennereien gearbeitet. 2016 fand sich dann mit Spiribam eine neue Konzernmutter. Spiribam wiederum hatte bereits Rhum Clement und Rhum J.M. in ihrem Portfolio. Spiribam trieb die Entwicklung in der Brennerei schnell voran und überarbeitete die Produktpalette und brachte alles auf einen modernen technischen Stand.

Fermentation

Als Ausgangsprodukt wird sowohl Melasse als auch Zuckerrohrsaft verwendet. Die Melasse wird heute aus der Dominikanischen Republik, Mittelamerika und Guyana bezogen, weil die Insel St. Lucia bereits seit 1962 den kommerziellen Zuckerrohranbau eingestellt hat. Mehrere Tankschiffe kommen dafür pro Jahr im nahegelegenen Hafen von Roseau Bay an und liefern jedes Mal 2000-2500 Tonnen Melasse. Die Melasse wird dann zwei Kilometer über unterirdische Rohre in Tanks mit einem Fassungsvermögen von über 5000 Tonnen gepumpt.

Das Zuckerrohr für den frischen Zuckerrohrsaft wird auf 15 Hektar firmeneigener Felder angebaut. Dafür wird blaues und grünes Zuckerrohr angebaut und einmal im Jahr per Hand geerntet. Die daraus gewonnene Menge an Rum stellt jedoch nur einen sehr kleinen Anteil an der gesamten Produktionsmenge dar.

Das benötigte Wasser bezieht die Brennerei aus zwei Quellen: dem Fluss Roseau und von gesammelten Regenwasser. Wenn es zu Engpässen kommt darf die Brennerei auch auf einen Reserveteich des Landwirtschaftsministeriums zurückgreifen. Die benötigte Energie erzeugt die Brennerei selber. Dafür nutzt sie drei Dampfkessel, die mit recyceltem Schiffsöl betrieben werden. Das spart Kosten gegnüber dem Erwerb von Dieselkraftstoff.

Die anfängliche Fermentation wird dann in zwei 50.000-Liter-Stahltanks durch zwei unterschiedliche Hefestämme, die als Typ A und Typ B bezeichnet werden, für 24-30 Stunden eingeleitet. Die Melasse wird zusätzlich mit Wasser verdünnt. In acht offenen Tanks mit einem Fassungsvermögen von 15.900 Litern findet dann eine weitere Vergärung für 24 Stunden statt.

Destillation

Für die Destillation stehen bei der Saint Lucia Distillers vier Brennapparate zur Verfügung, mit denen insgesamt acht verschiedene Rums hergestellt werden:

  • John Dore 1
  • John Dore 2
  • Vendome
  • MacMillan Ltd. Coffey Still

John Dore 1

Bei der John Dore 1 handelt es sich um eine kleine 454 Liter fassende Doppelretortenbrennblase die im Jahr 1998 angschafft wurde und vor ein paar Jahren nochmal modernisiert wurde. Pro Jahr kann sie bis zu 25.000 Alkohol produzieren. Nach der Destillation hat der Rum 85-87%. Auf der John Dore 1 wird sowohl Maische aus Melasse als auch Zuckerrohrsaft destilliert.

John Dore 2

Auch bei der John Dore 2 handelt es sich um eine Doppelretortenbrennblase. Sie ist jedoch erheblich größer und hat ein Fassungsvermögen von 6000 Litern. Damit kann sie 168.000 Liter Alkohol mit 85-87% pro Jahr produzieren. Sie wurde 2005 in Betrieb genommen. Sie produziert auschließlich Rum aus Melasse.

Vendome

Bei der Vendome Still handelt es sich um eine sogenannte Hybrid Still. Das heißt sie verfügt über eine Brennblase und einen aufgesetzten Säulenhals mit mehreren Platten. Sie verbindet damit Elemente von Pot- und Columnstill. Sie wurde 2003 von Trinidad Distillers Ltd. gekauft. Die Kapazität betragt 1363 Liter, damit kann sie bis zu 20.500 Liter Rum mit 85-87% produzieren. Die Vendome produziert Rum aus Melasse und Zuckerrohrsaft.

Coffey Still

Die Coffey Still wurde 1985 in Betrieb genommen und ist eine 2-Säulenbrennanlage, die pro Tag 4500 Liter Rum aus Melasse mit bis zu 95% destillieren kann. Sie verfügt über eine Rektifikationskolonne mit 45 Böden. Auf ihr werden drei verschiedene Rumstile (leicht, mittel, schwer) durch die Variation der Hefetypen oder durch die Nutzung von 45, 32 und 30 Platten destilliert. Die verschiedenen Destillate werden separate gereift und erst nach der Reifung geblendet. Nach der Destillation reifen die Rums entweder in Stahltanks oder in Fässern. Für die Fassreifung werden sie auf 63% verdünnt.

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