Written by 20:37 Rum

Daniele Biondi von Velier im Interview: “Heute sind Hampden und Caroni Kult – das war nicht immer so!”

Daniele Biondi von Velier

Velier ist einer der einflussreichsten unabhängigen Abfüller von Rum weltweit. Etiketten wie Caroni, Hampden oder Foursquare sind heute Kult. Doch das war nicht immer so. Wir haben mit Daniele Biondi von Velier über die Anfänge gesprochen, wo der Rum-Markt seiner Meinung nach hingeht und welche Trends er sieht.

Zucker und ZesteDaniele, erzähl uns ein bisschen von deinen Anfängen. Wie bist du eigentlich in die Rum-Welt gekommen?

Daniele Biondi: Das ist eine lange Geschichte. Ich bin schon vor 20 Jahren zum Rum gekommen, damals noch als Bartender in Mailand. Ich war sofort fasziniert von dem Thema, obwohl Rum zu der Zeit in Europa noch total unbekannt war. Es gab praktisch keine Literatur, keine Bücher, das Internet steckte noch in den Kinderschuhen. Informationen zu bekommen, war extrem schwierig.

Zucker und Zeste: Und dann?

Daniele Biondi: Irgendwann habe ich angefangen, einen Rum-Blog zu schreiben, einen der ersten in Europa überhaupt. Darüber bin ich dann auch mit dem West Indies Rum and Spirits Producers’ Association in Kontakt gekommen. Die haben mich sogar ins Hauptquartier auf Barbados eingeladen. Das war so um 2010 herum.

Zucker und Zeste: Und wie bist du dann zu Velier gekommen?

Daniele Biondi: Etwa 2010 fing die Sache mit Velier an. Damals war die Auswahl an Independent Bottlings noch sehr überschaubar. Wir haben mit einigen Flaschen Demerara-Rum für den französischen Markt angefangen. Darüber haben wir schnell gemerkt, was für ein Riesenpotential in dem Thema steckt.

Wie ging der Hype los?

Daniele Biondi: 2012 kam dann Caroni, ab 2014 Hampden. Bei Hampden hatten wir sofort ein Rieseninteresse, weil die Destillerie so legendär ist, es damals aber keinerlei Informationen gab. Ich war einer der ersten, die dort hingefahren sind um darüber zu berichten. 2017 haben wir dann die ersten Hampden-Abfüllungen auf den Markt gebracht und damit einen regelrechten Hype ausgelöst.

Zucker und Zeste: Das klingt nach einer engen Zusammenarbeit mit Hampden Estate.

Daniele Biondi: Ja, bei Hampden war das von Anfang an eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Wir haben gemeinsam die Flaschen und Labels entwickelt, immer mit dem Ziel, die einzigartige Geschichte und Qualität von Hampden auch dem europäischen Markt nahezubringen. 

Zucker und Zeste: Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Daniele Biondi: Der Deal war: Wir übernehmen das Marketing und den weltweiten Vertrieb, dafür bekommen wir Zugriff auf die Bestände. Inzwischen berät Velier Hampden sogar, welche Stile und Fässer für den europäischen Markt interessant sind. 

Zucker und Zeste: Rum war damals aber generell noch eine Nische. War es nicht schwierig, die Leute für so unbekannte Abfüllungen zu begeistern?

Daniele Biondi: Ganz im Gegenteil. Als wir die ersten Hampden und Caronis auf den Markt gebracht haben, war alles innerhalb von Sekunden ausverkauft. Egal ob Caroni, Hampden oder später Foursquare und Privateer – die Leute haben uns die Sachen aus den Händen gerissen. Natürlich mussten wir die Geschichten hinter den Marken erstmal erzählen. Aber die sind so faszinierend, dass das ein Selbstläufer war. Gerade bei Hampden mit ihrer langen Historie und den Besonderheiten wie der langen Fermentation oder dem “Rum-Funk”.

Zucker und Zeste: Apropos einzigartige Stile – ist es heute nicht viel schwieriger geworden, an besondere Fässer zu kommen?

Daniele Biondi: Auf jeden Fall, gute Fässer zu finden ist heute eine echte Herausforderung. Man muss die Balance finden: Zwischen etwas völlig Unbekanntem wie dem neuen Rum von Admiral Rodney aus St. Lucia, mit dem wir gerade starten, und etablierten Marken, mit denen man langfristig zusammenarbeiten kann. Inzwischen ist der Markt so weit, dass wir auch unsere eigene Geschichte erzählen können, unsere Sicht auf die Marken. Das erkennen die Leute oft eher an als die offizielle Story der Brands selbst.

Zucker und Zeste: Wenn man sich die Preise heute anschaut, waren die Velier-Abfüllungen von damals ja fast schon ein Schnäppchen…

Daniele Biondi: Stimmt, die Preise sind schon extrem gestiegen, gerade in den letzten 5 Jahren. Als wir damals die ersten Caronis auf den Markt gebracht haben, haben die teilweise nur um die 100 Euro gekostet, heute liegen viele bei 500 Euro und mehr. Die ganz große Preisexplosion kam aber erst mit Corona. Da sind viele Flaschen nochmal um 50 oder 100 Prozent im Preis gestiegen, weil die Leute plötzlich viel mehr zu Hause getrunken haben. Einige Flaschen gehen für 1000 Euro und mehr über die Tresen.

Zucker und Zeste: Denkst du diese Preise sind ein vorübergehendes Phänomen oder kommt da noch mehr?

Daniele Biondi: Ich bin sicher, das ist erst der Anfang. Mein Tipp ist: Jetzt kaufen und die eine oder andere Flasche aber auch auf jeden Fall selbst trinken! Solange die Asiaten, vor allem Chinesen und Koreaner, noch nicht auf den Geschmack gekommen sind, werden wir in Europa nur kurzfristige Preisschwankungen sehen. Aber in dem Moment, wo auch in Asien die Leute verstehen, was Rum für ein faszinierendes Thema ist, dann explodiert der Markt. Die Asiaten sind bereit, viel Geld für guten Whisky auszugeben. Wenn sie dasselbe eines Tages für Rum tun, hebelt das nochmal alles aus.

Zucker und Zeste: Wo siehst du denn sonst die spannenden Themen im Rum in den nächsten Jahren?

Daniele Biondi: Definitiv die Entdeckung der weißen Rums! Ich sehe meine Arbeit bei Velier als die eines Entdeckers. Spirituosen sind für mich ein Fenster, um die Kulturen der Menschen zu verstehen. Und Zuckerrohr wächst überall in der Karibik, in Süd- und Mittelamerika, in Afrika oder Asien. Da gibt es noch so viele Schätze zu heben! Allein in Afrika produzieren Länder wie Ghana oder Kamerun wunderbare Rums, von denen in Europa noch nie jemand was gehört hat. Mhoba zum Beispiel ist einer der Hidden Champions. Diesen Destillerien eine Bühne zu bieten, ihre Qualität sichtbar zu machen, darin sehe ich eine meiner Hauptaufgaben.

Zucker und Zeste: Und wie sieht es mit den Trends im gereiften Rum aus?

Daniele Biondi: Jeden Tag wird ein neues Fass vor allem in der Karibik entdeckt, das früher für “zu schwer” oder “zu extrem” gehalten wurde. Diese Kategorie wird immer noch jeden Tag spannender, didaktischer, lehrreicher. Bei Velier werden wir da weiter Pionierarbeit leisten. Wir wollen immer die Ersten sein, die neue Terroirs, neue Rohstoffe und Fässer entdecken und dem europäischen Markt nahebringen. Aktuell experimentieren wir viel mit Weißem Rum, und auch mit Blends.

Zucker und Zeste: Blends sind bei Rum-Liebhabern ja eher die Ausnahme. Die stehen eher auf Single Casks. Was macht Blends für dich so spannend?

Daniele Biondi: Die Rumlandschaft in der Karibik ist unheimlich divers, aber oft gibt es eben keine Einzelfass-Abfüllung, die genau unseren Vorstellungen entspricht. Viele Destillerien produzieren entweder extrem leichte, neutrale Rums in Kolonnen – oder eben schwere Melasse-Rums im Pot Still, wie Hampden oder Worthy Park. Aber es gibt wenig dazwischen. Mit unseren eigenen Blends wollen wir genau diese Lücke schließen. Mein Traum wäre es, wenn irgendwann auch die Brennereien in der Karibik selbst mehr miteinander blenden und wir Europäer sie dabei beraten könnten.

Zucker und Zeste: Eine letzte Frage noch – Was ist eigentlich dein persönlicher Lieblings-Rum?

Daniele Biondi: Puh, das ist wirklich schwer. Wenn es nicht Velier sein muss, dann ist es ganz klar Caroni. Diese Brennerei hat einfach einzigartige Rums produziert. Eine Flasche, die mich bis heute umhaut ist der Velier Caroni 1994 “Blended Rum”, ein Blend aus Trinidad-Rum und Demerara-Rum aus Guyana. Bei unseren eigenen Abfüllungen – da gibt es so viele Meilensteine, die Caroni von 1996, die alten Demeraras und Dunderpaats, eine ganz besondere Hampden-Abfüllung von 2003 mit über 85% Ester… Aber wenn ich mich festlegen muss, dann ist es wohl der Caroni 15 Year Old “High Proof 1998” mit knapp über 60% vol. Eine Legende!

Was mich als Bartender aber immer wieder begeistert sind einfache, klassische Drinks mit gutem Rum. Ein perfekter Tom Collins mit 25 oder 30 ml Rum Fire von Hampden zum Beispiel ist unschlagbar. Da braucht es gar nicht viel, nur beste Zutaten.

Zucker und Zeste: Das ist ein wunderbares Schlusswort, danke für das spannende Gespräch, Daniele!

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Last modified: 10. Mai 2024
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