Clairin Rum war vor einigen Jahren unsere Entdeckung. Lee Daniel Hobbs, Brand Ambassador der Marke Santa Teresa, brachte uns auf diese Spielart von Rum. Direkt am nächsten Vormittag suchten wir die Weinquelle Lühmann auf und kauften uns einen Clairin Vaval, kurze Zeit später kam der Sajous dazu.

Wir waren begeistert von diesem Rum, frisch, fruchtig, charakterstark und auch nah am Agricole. Damit ist Clairin auch bestens für Ti Punch geeignet, einem unserer absoluten Lieblingsdrinks. Dann geriet er bei uns ein wenig in Vergessenheit. Nun konnten wir dank des deutschen Importeurs Kirsch Whisky und dessen Area Sales Manager Stefan Marzoll (hier findet ihr ein Interview mit Stefan) viele weitere Abfüllungen verkosten und sogar mit 2 Jahrgängen einer Brennerei aus unserem eigenen Bestand direkt vergleichen.

Stefan Marzoll hat sich dankenswerterweise Zeit genommen und sich kurzentschlossen via Zoomkonferenz mit uns zusammengeschalten. An dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür!

Clairin – die Seele des Zuckerrohr

Kommen wir nun dazu, was es mit Clairin eigentlich auf sich hat und warum Clairin als der große Bruder des Agricole bezeichnet wird. Haiti ist etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Auf dieser Fläche finden sich ungefähr 500 Destillen, die Clairin produzieren. Und auch wenn mir bis vor ein paar Jahren nur Babancourt-Rum von Haiti bekannt war, ist Clairin das Nationalgetränk der Haitianer.

Foto: Kirsch Whisky

Für den internationalen Markt hat Luca Gargano 2012 Clairin erschlossen. Er reiste durch Haiti und fragte und kostete sich über die Insel, um die besten Rums aufzuspüren. Mit seinem Gespür für guten Rum und Velier als Marke im Rücken gelang es ihm, einige Clairin für den internationalen Markt zu erwerben und abzufüllen.

Clairin, das im Kreolischen „Kleren“ ausgesprochen wird, ist der „Moonshine“ Haitis. Das Destillat also, das überall im kleinen Kämmerchen hergestellt wird, der Schnaps des kleinen Mannes. Clairin ist ein ungelagerter weißer Rum aus Zuckerrohrsaft oder -sirup. Aromatisch bietet Clairin eine Mischung aus esterlastigem Agricole, Mezcal und Obstbränden.

Der Rohstoff Zuckerrohr wird dafür in „Demeter“-Qualität angebaut, das heißt es gibt keine Monokulturen. Auch kommen für den Anbau keine gezüchteten Hybriden in Frage. Es werden zwar mehrere Sorten angebaut, in den Clairin wandert aber immer nur eine einzelne Sorte. Das Zuckerrohr wird grundsätzlich per Hand geerntet, der Transport in die Destillerien erfolgt ganz traditionell mit Esel oder Ochsenkarren. Danach wird das Zuckerrohr auf alten Mühlen per Hand oder von Tieren angetriebenen Mühlen gepresst. Genutzt wird anschließend entweder der frische Zuckerrohrsaft oder ein eingekochter Sirup.

Clairin Destille

Die Fermentation erfolgt dann in offenen Fässern oder Steintrögen mit den umgebenden wilden Hefestämmen, dadurch bekommt jeder Clairin ein eigenes Terroir. Die Haitianer sprechen auch gern von der „Seele des Zuckerrohrs“. Die Fermentation muss mindestens 120 Stunden erfolgen, beim Agricole sind es genau 72 Stunden. Manche Hersteller fermentieren aber auch deutlich länger. Ebenso kommt vereinzelt Dunder zum Einsatz. Dunder bringt noch zusätzlich intensive und neue Aromen in den Clairin, beim Agricole darf kein Dunder zum Einsatz kommen. Der PH-Wert bei der Fermentation wird durch den Brennmeister mit Orangen- oder Limettensaft beeinflusst.

Die Destillation erfolgt dann in kleinen Batches auf einer Pot Still oder einer kleinen Kolonne, die maximal 5 Kolonnenböden besitzen darf, über offenem Feuer. Es erfolgt eine einfache Destillation ohne Feinbranddestillation. Der Clairin wird anschließend sofort unverdünnt abgefüllt und nicht nochmal gelagert. Auch zeigen sich wieder sehr große Unterschiede zum Agricole, dieser muss auf einer großen Kolonne destilliert werden, anschließend erfolgt immer auch eine Feinbrandestillation. Zum Schluss wird Agricole mehrere Monate in Stahltanks oder mehrere Jahre in Holzfässern gelagert. Eine Verdünnung findet vor der Abfüllung, aufgrund des höheren Alkoholgehalts, fast immer statt.

Tasting

Clairin Sajous 2018, Cristalline, 56,4%

Michel Sajous
Foto: Kirsch Whisky

Den Auftakt in unserem Tasting machen zwei Abfüllungen des Clairin Sajous*. Stefan Marzoll ist selbst großer Fan dieser Abfüllungen, im Speziellen habe es ihm der 2015er Jahrgang angetan, welcher sein absoluter Liebling sei. Diesen haben wir aber leider nicht im Vergleich. Der Clairin wird von Michel Sajous in der Chelo Distillery in Saint Michel de l’Attalye erzeugt. Die verwendete Zuckkerrohrsorte gilt als recht selten und wird zum Beispiel auch bei Neisson verwendet. Die Fermentation des Zuckerrohrs findet über 7 bis 10 Tage statt. Die Abfüllung kostet ca. 35€.

In der Nase finden wir sofort sehr deutlich die typischen Noten von Zuckerrohr gepaart mit Zitrussäure und Lösungsmittel. Eine natürlich Süße ist ebenso vorhanden, der Auftakt beginnt sofort spannend. Clairin ist kein Leisetreter.

Im Mund geht es grasig-floral los, das grüne Etikett ist auf jeden Fall sehr gut gewählt. Mit dieser Farbe würde ich den Clairin auch definieren. Das Geschmacksbild ist komplex, es findet sich sehr viel Zuckerrohr – ich habe förmlich das Gefühl in Zuckerrohr zu beißen – dazu Gras, gelbe Früchte, Pfeffer, Oilve, Salz und auch ganz dezente dreckige Aromen. Der Rum ist geschmacklich sehr klar und erstaunlich leicht. Der Alkohol ist gut eingebunden.

Der Abgang ist wieder von Gras und Zirusnoten dominiert, dazu finde ich salzige und medizinische Aromen. Ein sehr schöner Einstieg in das Tasting.

– 84 von 100-

Clairin Sajous 2016, Cristalline, 54,3%

Der Clairin Sajous 2016 fällt direkt durch eine kräftigere Nase auf. Aromatisch zeigt sich wieder viel Zuckerrohr, Gras, Olive, Lösungsmittel und Ester. Bei dieser Abfüllung finden wir aber noch Birnen, mineralische Aromen und Säure.

Im Mund springen mir auch gleich wieder das Zuckerrohr und Zitrusfrüchte entgegen, man schmeckt die Verwandschaft sofort. Die 2016er Abfüllung zeigt dann aber eine noch höhere Komplexität, ich finde Himbeere, Vanille, Honigsüße, Mineralisches und Mango. Auch dreckige Aromen sind intensiver vorhanden. Das Mundgefühl ist ölig, seidig und weich. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden.

Der lange Abgang ist zitruslastig, würzig und mineralisch-erdig. Im direkten Vergleich gefällt mir die Abfüllung von 2016 besser als der 2018er Jahrgang, auch wenn der 2018er das Produkt mit den klareren Aromen ist.

– 86 von 100-

Clairin Vaval Cavaillon 2016, Madamme Meuze, 48,8%

Fritz Vaval
Foto: Kirsch Whisky

Der Clairin Vaval* wird in der Arawaks Distillery von Fritz Vaval im Süden des Landes destilliert. Der Clairin kostet ca. 37€.

Die Nase erinnert mich diesmal weniger an Agricole. Man kann eine entfernte Verwandschaft schon noch wahrnehmen, aber hier geben andere Aromen den Ton an. Pattex, Hafer und Gemüse stehen im Vordergrund. Rote Früchte sind zu finden und eine mineralische Komponente, die mich schon ein ganz klein wenig an Tequila erinnert.

Im Mund treten wieder diese gemüsigen und würzigen Aromen in Erscheinung. Erinnerungen an einen Brühwürfel, so merkwürdig das zunächst auch klingen mag, kommen bei uns auf. Im Mund kann ich jetzt die Pattexnoten nicht mehr so intensiv schmecken, dafür aber ein breites Feld verschiedener tropischer Früchte wie Mango, Banane und Papaya. Eine angenehme Säure und Pfeffer runden das Geschmacksbild ab. Der Clairin ist entspannt trinkbar.

Der nicht so besonders lange Nachgeschmack ist recht dünn und lässt den Geschmack von Brühwürfel zurück. Insgesamt nicht ganz so mein Favorit.

– 74 von 100-

Clairin Vaval Cavaillon 2015, Madamme Meuze, 51,1%

Die Nase ist dem 2016er sehr ähnlich, da waren die Unterschiede der beiden Sajous-Abfüllungen größer. Ich empfinde hier die pflanzlichen Aromen intensiver. Dafür finde ich hier weniger der Tequila-Aromen.

Beim Kosten fällt mir sofort die stärkere „Funkyness“ auf, das macht den Clairin fruchtiger und auch irgendwie etwas leichter, die Gras- und Zuckerrohraromen sind ebenso ausgeprägter. Hier kann ich jetzt eine sehr kräftige Lacknote wahrnehmen. Zum Schluss finde ich auch noch was Salziges.

Der lange Abgang ist fruchtig und pfeffrig und wird auch wieder von Lack begleitet. Die 2015er Abfüllung gefällt mir im Vergleich besser als der Jahrgang von 2016, voralem weil der Abgang nicht so dünn ausfällt.

– 78 von 100-

Clairin Casimir 2016, Hawaiian, 48,8%

Der Clairin Casimir* wird in der Douglas Casimir Distillery in Baraderese im Süden von Haiti hergestellt. Als Besonderheit werden der Maische bei der Vergärung manchmal Botanicals wie zum Beispiel Anissamen oder Citronella zugegeben. Bei den Haitianern gilt die Brennerei als eine der besten der Insel. Ungefähr 38€ muss man für diesen Rum einplanen.

In der Nase ist zunächst ein süßer und vegetaler Nagellackentferner präsent, dazu gesellen sich rauchige und sogar torfige Aromen. Die Ester- und Fuselnoten sind bei diesem Clairin wirklich sehr ausgeprägt.

Im Mund zeigt sich der Clairin Casimir* unglaublich wuchtig und komplex mit einer Vielzahl an Aromen wie Anissamen, Ingwer, Pfeffer und grünen Bananen. Offensichtlich schmeckt man hier sofort die zugegebenen Botanicals. Etwas Minze, metallische und erdige Noten sind zusätzlich vorhanden. Das Mundgefühl ist sehr schön und auffallend cremig und ölig. Eine feine natürliche Süße rundet das Geschmacksbild ab. Ein toller Clairin!

– 85 von 100-

Clairin Le Rocher, Cristalline + Dunder, 47,2%

2018 kam die erste Abfüllung des Clairin Le Rocher* auf den europäischen Markt. Hergestellt wird er in der Romolus Bethel Distillery aus Zuckersirup, um die Aromen zu konzentrieren. Zusätzlich kommt Dunder zum Einsatz. Der Rum kostet ca. 40€.

Hui, was ist das denn für eine Nase? Bisher kam uns immer eine gewisse typische grüne Nase mit viel Zuckerrohr entgegen. Ganz anders beim Le Rocher. Hier treffen gesalzene Olive und gemüsige Aromen auf Speck. Alle Variationen von Speck, sei es roher Bacon, krosser Bacon oder geräucherter Schinken. Hier zeit der Dunder, was er kann. Stefan Marzoll definierte den Geruch sehr treffend als Antipastiplatte! Man fühlt sich beim Trinken ein wenig wie beim ersten Gang im spanischen Edel-Restaurant.

Im Mund geht es genauso weiter, nur wird es noch rauchiger. Man denkt unweigerlich an einen Peated Whiskey oder einen nicht so stark mineralischen Mezcal, jedoch mit grünem Gras und noch einer Prise Salz. Ein Clairin, an dem sich die Geister scheiden. Ich fand den Le Rocher* extrem überraschend und empfinde ihn als Bereicherung für die Rumwelt, da er eine ganz eigene Aromatik mitbringt.

– 78 von 100-

Clairin Sonson, Madamme Meuze, 53,2%

Clairin Sonson wird im Norden von Haiti von Stephan Kalil Saoud hergestellt. Die Destillation erfolgt nicht auf einer Pot Still, sondern auf einer Alambic Destille, wie sie zum Beispiel traditionell bei der Herstellung von Armagnac eingesetzt wird. Ungefähr 38€ kostet dieser Clairin.

Die Nase dieses Clairin geht erstmal stark in Richtung Sajous mit Zuckerrohr, frisch geschnittenem grünem Gras, überreifen Früchten, Kochbananen und Klebernoten. Zusätzlich finde ich mineralische und erdige Noten. Der Clairin ist sehr aromatisch und gleichzeitig klar und sauber.

Im Mund finden sich die Aromen aus der Nase und eine große Menge Zestenaroma. Dadurch ist der Clairin sehr frisch und adstringierend. Eine gewisse Bitterkeit und Erdigkeit gibt dem Sonson den perfekten Boden. Pfeffer, Salz, Mineralien und eine Süße runden den Clairin ab.

Der mittellange Abgang ist trocken, grün und ein wenig erdig. Ein sehr interessanter Vertreter der Clairins, der ein bisschen wie ein Mix aus Sajous und Vaval schmeckt.

– 82 von 100-

Die Einrichtung der Vergleichstabelle wurde noch nicht abgeschlossen.

Clairin Communal, 43,0 %

Beim Clairin Communal* fällt direkt der vergleichsweise niedrige Alkoholanteil auf: Mit 43 Volumenprozent ist es die einsteigerfreundlichste Abfüllung (was einiges über die Kategorie aussagt). Diese Variante ist auch besonders, weil es sich um einen Blend aus vier verschiedenen Abfüllungen handelt – Clairin Vaval, Clairin Casimir, Clairin Le Rocher und Clairin Sajous aus dem Herzen Haitis. Jedes Destillat wurde wie bereits beschrieben aus vergorenem Zuckerrohrsaft gebrannt, beim Blend wurde auf eine Fasslagerung verzicht. Mit einem Preis von etwa 30 Euro ist sie auch deutlich günstiger als die Einzelqualitäten.

Im Geschmack zeigt sich wieder die typische Clairin-Note, es findet sich viel Zuckerrohr, Gemüse, Gras und Kräuter, ein paar helle Früchte wie Birne. Das Ganze ist aber mit einer eleganten, süßlichen Vanillenote eingebunden, welche den Communal zugänglicher macht als die anderen, zum Teil kantigeren Vertreter der Insel. Für 30 Euro erhält man hier einen wirklich spannenden Blend. Wer noch Berührungsängste mit dieser Sorte Rum hat, findet hier den perfekten Einstieg. Der Clairin Communal* kann als Ersatz für weißen Rum in diversen Cocktail-Klassikern – etwa einer Daiquiri – verwendet werden, und weil er mit 43 Volumenprozent abgefüllt ist, muss man bei den Rezepten nicht erst kompliziert umrechnen.

-75 von 100-

Providence Haitian Rum, Cristalline, 57%

Diesen Clairin hat Luca Gargano selbst auf den Markt gebracht. Es handelt sich streng genommen um keinen Clairin, sondern um einen Clairin-Style-Rum. Zur Destillation wird eine andere Brennapparatur – eine Bain-Marie Batch Still – als in Haiti üblich verwendet. Die Produktion erfolgt vom Masterdestiller von Babancourt. Die Fermentation erfolgt sowohl mit frischen Zuckerrorsaft als auch Zuckerrohrsirup. Die Fermentationsdauer variiert zwischen 10 und 12 Tagen. Anders als bei klassischen Clairin werden gezüchtete Hefen eingesetzt, auch erfolgt die Fermentation in geschlossenen Stahltanks. Nach der Destillation des Rohbrands werden ca. 85 % Sirupdestillat mit 15% Zuckerrohrsaftdestillat gemischt und erneut destilliert. Für knapp 40€ bekommt man eine Flasche dieses Rums.

Um einen komplett haitianischen Rum zu erzeugen plant Gargano einen Providence Rum der in ehemaligen Providence Fässern gelagert wurde. Üblicherweise wird Rum in ehemaligen Bourbonfässern gelagert, selbst nach einer Weiterreifung des Rum befindet sich am Ende immer noch Aroma von der Erstbelegung im Holz. Deswegen lässt Luca Gargano gerade fleißig frische Fässer füllen um nur das haitianische Aroma in die Fässer zu bekommen. Man kann gespannt sein.

In der Nase ist der Providence sehr sauber und klar, frische und fruchtige Aromen von Aprikosen und floralen Orangenblüten dominieren das Geruchsbild zusammen mit den typischen Zuckerrohr- und Grasaromen. Eine Süße findet sich schön in der Nase ein. Die florale Note erinnert mich sehr an Agricole. Etwas Lakritz rieche ich ganz dezent im Hintergrund.

Im Mund kommt der Rum mit sehr viel mehr Kraft an als in der Nase, man spürt die 57%. Die fruchtigen Noten wirken deutlich dunkler, sie erinnern an Kirschen und ein Waldbeerenmix, die Süße findet sich auch hier. Zitrusnoten, Lavendel und weitere Kräuter und grüner Tee begleiten die Hauptaromatik. Ganz dezent kann man auch Lösungsmittel ausmachen, aber wirklich sehr wenige im Vergleich mit den anderen Abfüllungen.

Der Abgang ist relativ kurz und vorrangig blumig und zitruslastig. Ein leichter parfümierter Gaumen bleibt zurück. Im Vergleich mit den anderen Clairin ein deutlich entspannteres Produkt und einem geringeren Esteranteil. Der Rum ist sehr sauber destilliert und stimmt mich neugierig auf die gelagerten Varianten, die in den nächsten Jahren auf den Markt strömen werden.

– 81 von 100-

Fazit

Was für ein interessantes Tasting. Sieben verschiedene Abfüller und jeder Abfüller interpretiert Clairin auf seine eigene Art und Weise. Von grasig-floral war über rauchigen Schinken bis zu mineralisch-tequilartig alles dabei. Was einem davon jetzt am Besten gefällt ist natürlich Geschmackssache.

Mir persönlich haben die Sajous Abfüllungen* gemeinsam mit der Casimir Abfüllung* gefallen. Danach würde ich den Sonson auf die dritte Stufe des Treppchen stellen. Am langweiligsten fanden wir den Comunal, da dieser zwar ein interessanter Blend zum kennenlernen der Spirituosengruppe ist, aber eben leider auch keine Besonderheiten der einzelnen Abfüllungen so richtig in Szene setzt. Aber hier jammern wir auf sehr hohem Niveau. Allen Abfüllungen gemeinsam, ist das meiner Meinung nach sehr gute Preis-Leistungsverhältnis. Für 30-40 Euro bekommt man hervorragende weiße Rums, mit Aromen die man so sicher vorher noch nicht im Glas hatte.

Haiti – das Land des Voodoo

Haiti ist ein Inselstaat in den großen Antillen inmitten der Karibik. Die Hauptinsel des Landes teilt sie sich mit der Dominikanischen Republik. Auf einer Fläsche von 27.750 km², das ist etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern, leben 11,3 Millionen Menschen. Die Hauptstadt ist Port-au-Prince.

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre und eines der ärmsten Länder der Welt. 58,5 % der Menschen leben unter der relativen Armutsgrenze, circa 60% der Bevölkerung haben keine Arbeit. 40 % der Bevölkerung sind Analphabeten. Das liegt unter anderem an der schwachen wirtschaftlichen Lage und den schon sehr lang anhaltenden permanenten Unruhen und Bürgerkriegen im Land. Hinzu kommen regelmäßige Knappheit von Lebensmitteln durch stark überweidede und zu intensiv genutzte Agrarflächen, der sogenannten Bodenerosion. Noch nutzbare Flächen werden häufig durch in den 80er und 90er Jahren von den USA als Aufbauhilfe geförderten Mango- und Kaffeeplantagen zum Export genutzt. Trotz 1700 Kilometer karibscher Küstenstrände gibt es aufgrund der fast durchgängig bestehenden Reisewarnungen der EU und der USA nahezu keine Investitionen in Hotels und anderer touristischer Aktivitäten.

Geschichtliche Entwicklung

Wie alle karibischen Staaten ist Haiti ein durch die Kolonialzeit geprägtes Land. Zunächst stand Haiti 200 Jahre (1492-1697) unter spanischem Einfluss, danach wuchs der Einfluss Frankreichs und verdrängte letzten Endes die Spanier aus dem Land. Dieser Prozess schuf die heute vorhandene Trennung der Insel in den östlichen spanisch geprägten Teil der Insel und den westlichen französisch geprägten Teil der Insel Hispaniola. Haiti und die Dominikanische Republik waren geboren. Der frühere Reichtum basierte, wie überall in der Karibik, auf Eroberung der Gebiete durch die Kolonialmächte, Verdrängung, Ausbeutung und Ausrottung der Urbevölkerung und anschließenden Handel mit Sklaven aus Afrika zur Arbeit auf den Plantagen. Diese afrikanischen Sklaven brachten auch den Voodoo Kult mit in das Land.

Zur Zeit der Kolonialmächte galt Haiti als das reichste Land der Karibik. Haiti exportierte vorallem ab Ende des 17. Jahrhunderts große Mengen an Kaffee und Zucker. Die 1780er Jahre waren die Blütezeit der haitianischen Wirtschaft. Von dem in Europa konsumierten Kaffee stammte 60% aus Haiti, beim Zucker machte Haiti 40% des Weltmarktes aus. Im Jahr 1790 begann die Revolution gegenüber der französischen Besatzungskräfte, die in der Unabhängigkeit Haitis endete.

Damit war Haiti auch der erste unabhängige Staat der Karibik und der zweite nach den USA. Vor der Revolution lebten 1788 ungefähr 455.000 Menschen auf Haiti. Davon waren 400.000 afrikanische Sklaven, 27.000 Weiße und 22.000 Mulatten, die größtenteils Kinder waren, die von weißen Sklavenhaltern mit schwarzen Sklaven gezeugt wurden. Diese Kinder wurden zumeist nicht in der Sklaverei behalten und in die Freiheit entlassen. Diese sogenannten „gens de coleur“ unterlagen zwar verschiedener Restriktionen, durften aber Land erwerben und selber Sklaven besitzen. Um 1800 besaß diese Bevölkerungsschicht ungefähr ein Drittel aller Plantagen. Dadurch wurde Haiti auch Weltmarktführer bei der Produktion von Baumwolle und Indigo.

Aus der Gruppe der Mulatten kamen auch 1789 die ersten Bestrebungen nach mehr Menschenrechten, die ersten Aufstände konnten aber noch niedergeschlagen werden. 1791 folgten dann die ersten Aufstände der schwarzen Bevölkerung und damit der Start der Revolution. Die Revolution war geprägt durch Massaker an der weißen Bevölkerung, der Abschaffung und Wiedereinführung der Sklavenarbeit, einem Bürgerkrieg zwischen Schwarzen und Mulatten und der Räumung des spanischen Teils der Insel. Nachdem 1801 die erste Verfassung des Landes beschlossen wurde, war dann 1804 der unabhängige Staat Haiti, mit seinem ersten Kaiser Jean-Jaques Dessalines, geboren. Haiti bedeutet in der Sprache der Ureinwohner „Bergiges Land“.

Haiti war der einzige unabhängige Staat, der aus einem Sklavenaufstand hervorging. Jean-Jaques Dessaline änderte dann auch bereits 1805 die Verfassung und entwarf eine Flagge aus der die weiße Farbe der Trikolore entfernt wurde. Es folgte eine systematische Verfolgung und Ermorderung der französischen Bevölkerung und die Enteigung und Verteilung der Plantagen. Das Ziel einer gleichberechtigten Gesellschaft konnte aber weiterhin nicht erreicht werden. Die Mulatten stellten danach die führende Gesellschaft dar, während die ehemaligen Sklaven weiter ohne Rechte und Zugang zu Bildung blieben. Die ehemalige Machtstellung auf dem Exportmarkt schwand zunehmend.

Dessaline wurde bereits 1806 aufgrund dessen Grausamkeit gegenüber der Bevölkerung von dem Schwarzen Henri Christophe und dem Mulatten Alexandre Petion ermordet und die Republik wieder eingeführt. Die Spanier eroberte 1808 den östlichen Teil der Insel, Santo Domingo, wieder zurück. Christophe änderte 1811 erneut die Verfassung und rief eine Monarchie aus und ließ sich krönen. In der Folge versuchte er die europäischen Hoftraditionen nachzuahmen und vergab Hof – und Staatsämter. Von 20.000 Sklaven ließ er die größte Festung außerhalb Europas (Citadelle La Ferrière) auf dem höchsten Berg der Insel bauen. Der Hass zwischen der Bevölkerung der Schwarzen und der Mulatten wuchs auch immer weiter an. Die Mulatten spalteten sich immer mehr ab und Petion gründeten ihre eigene Republik, schafften die Sklavenarbeit ab und schufen unter anderem eine Pressefreiheit. Nach Petions Tod führte Jean-Pierre Boyer die Republik an.

Christophe wurde im Laufe der Jahre genauso so grausam und despotisch wie sein Vorgänger Dessaline, was dann schlussendlich im nächsten Aufstand von 1820 gipfelte. Christophe erschoss sich selbst, das Heer unterwarf sich Boyer und am 26. November 1820 war Haiti wieder vereint. Der Staat wurde dann auch zunehmend von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt, nur Frankreich versuchte bis 1825 einige Versuche der Rückeroberung. Beendete diese Versuche aber gegen eine Entschädigungszahlung für die ehemaligen Farmbesitzer in Höhe von 150 Millionen Franc. Diese Summe wurde 1839 im rahmen der Schließung eines Handelsabkommens der beiden Staaten auf 60 million Franc reduziert. Der Betrag sollte in 30 Jahresraten gezahlt werden. Haiti kam den Zahlungen auch nach, musste sich dafür aber mit sehr schlechten Krediten aushelfen lassen. Die Schuldenlast lähmte die haitiansiche Wirtschaft bis 1947 und legte damit den Grundstein für die Armut des Landes.

1844 feierte Santo Domingo (Dominikanische Republik) seine Unabhängigkeit von Haiti, ein Versuch der Rückeroberung im gleichen Jahr schlug fehl. Es folgten ein Aufstand der Schwarzen und 3 Präsidenten in 3 Jahren und ein erneuter Versuch 1849 Santo Domingo einzunehmen. Auch dieses Unterfangen scheiterte. Der gescheiterte Faustin Solouque lies sich daraufhin nach seiner Rückkehr zu Kaiser Faustin I. krönen. Er verordnete danach sein Reich nach dem Vorbild Napoleons und zog zwischen 1850 und 1856 abermals zweimal in den Krieg gegen Santo Domingo. Die Dominicanos hielten sich aber tapfer und besiegten die Haitianer. Durch Mitwirken von Frankreich und England konnte 1856 eine dreijährige Waffenruhe vereinbart werden.

Faustins General aus den letzten Feldzügen, Fabre Geffrards, gewann immer mal an Einfluss ud Beliebtheit, während Faustins Ansehen extrem gesunken war. Deswegen sollte Geffrards 1858 ermordet werden. Dieser wurde aber rechtzeitig gewarnt und floh in den Distrikt Artibonite und wurde dort von den Truppen zum neuen Präsident von Haiti ausgerufen. Bereits ein Jahr später konnte Geffrards mühelos in den Palast von Port-au-Prince einziehen. Die alte Regierung war dort mittlerweile so verhasst, dass kein Widerstand geleistet wurde. Den abgesetzten Kaiser eskortierte er nach Jamaika, um ihn so vor der Wut des Volks zu schützen.

Geffrards verfolgte eine moderne und humanistische Politik. Er förderte Kunst und Kultur, verkleinerte das Militär, gewährte volle bürgerliche und religiöse Duldung, liberale Zolltarife wurden wieder eingeführt und es wurde eine Flotte gegründet. 1865 kam es jedoch erneut zu einem Aufstand der sogenannte Partei der „Eidechsen“ unter Salnave, dieser konnte mit Hilfe Englands niedergeschlagen werden. Zwei Jahre später konnte Salnave Gerffrards schlagen und setzte sich für 4 Jahre als Präsident der nun neu gegründeten Republik ein. Aufstände und Wechsel der Präsidenten blieb weiter der Alltag in Haiti, bis 1915 gab es allein 11 verschiedene Präsidenten. Einzig Flrorvil Hippolite konnte sich zwischen 1889-1896 für sechs Jahre halbwegs stabil im Amt halten. In der Zeit der größten Krisen gab es zwischen 1912 und 1915 sieben Präsidenten.

Haiti in der neueren Geschichte

1915 folgte die Besetzung Haitis durch die USA. Vorangegangen war ein Lynchmord des Präsidenten Jean Vilbrun Guillaume Sam durch eine Menschenmenge. Um eine Stabilisierung des Sytems zu erreichen wurde der Einfluss der USA mit dem Haitian–American Convention vom 16. September festgeschrieben. Haiti war ein offizielles Protektorat der USA. Die Besatzung dauerte 19 Jahre. Einerseits wurden durch die Amerikaner viele Straßen, Krankenhäuser oder auch Telefonleitungen gebaut. Anderseits wurde Haiti durch den ausgeprägten amerikanischen Rassismus jahrlang tief gedemütigt. Der Voodoo wurde verboten, weil man darin einen Satans-Kult gesehen hat. Bauern wurden für Straßenarbeit zwangsverpflichtet. Rebellen wurden systematisch verfolgt und ermordet. Ungefähr 2000 fielen den amerikanischen Marines zum Opfer.

Aufgrund des wachsenden Widerstands in der Bevölkerung wurden die amerikanischen Truppen 1934 abgezogen. Als Präsident wurde Leslie Lescott eingesetzt. Lescott war äußerst korruot und ging mit harten polizeilichen Maßnahmen gegen die Bevölkerung vor. 1946 gelang es den Noirists (Vertretern aus einer schwarzen Empowernmentbewegung), Marxisten und Teilen des Militärs Lescott aus dem Amt und ins Exil zu vertreiben. Die Macht der Mulatten wurde durch die Schwarzen gebrochen, seit Jahrzehnten wurde wieder ein schwarzer Präsident, Dumarsais Estime, für vier Jahre eingesetzt. Ab 1950 wurde Frauenwahlrecht eingeführt.

1957 wurde der Arzt Francois Duvalier mit Hilfe des Miltärs zum Präsidenten gewählt. Dieser brachte sich und seinen Clan in alle Schlüsselpositionen des Landes. Er baute ein rassenpolitisch aggressives Sytem auf und entmachtete die mulattische Elite. Sein Sohn beerbte ihn nach seinem Tod 1971 und führte die sogenannte Duvalier-Diktatur fort. 1885 wurde das Whalrecht für alle Bürger eingeführt. 1986 wurden die Unruhen immer stärker und das Kriegsrecht wurde augerufen. Im weiteren Verlauf wurde Duvalier abgesetzt und floh ins Exil.

Danach wurde versucht eine stabile Republik zu bilden. Ein Abgeordnetenhaus wurde gegründet und ein Senat gewählt. Die Wahl des neuen Parlaments musste jedoch abgebrochen werden, weil ehemalige Anhänger Duvaliers wahlwille Bürger bedrohten oder ermordeten. Der nächste Präsident wurde auch wieder nach kurzer Zeit entmachten und so zog sich das bis Haiti 1995, nach einer Intervention der USA ein Jahr zuvor, unter ein UN-Mandat gestellt wurde, das bereits 1997 wieder auslief.

Es folgte eine relativ stabile Phase. 2000 verließen dann die Interventionstruppen der USA das Land. Die erste Wahl im selben Jahr gewann Jean-Bertrand Aristide mit 91,8%. Weil die Wahl unter Manipulationsverdacht stand drängte die USA auf eine Einstellung der internationalen Hilfen. Am 200. Unabhängigkeitstag am 1. Januar 2004 kam es dann zu Schüssen auf Aristide und der Widerstand weitete sich daraufhin im ganzen Land aus. Am 29. Februar 2004 wurde Aristide mit einem amerikanischen Militärflugzeug in den Kongo geflogen. Frankreich, Chile und die USA entsandten erneut Truppen nach Haiti.

Am 1. Mai folgte das UN-Mandat und löste das multinationale Truppe ab. Es wurde bereits ab März eine Übergangsregierung gebildet und 2006 wurden wieder Wahlen abgehalten, die Rene Preval für sich entscheiden konnte und damit zum zweiten Mal Präsident von Haiti wurde.

Das große Erdbeben von 2010

Am 12. Januar ereignete sich in Haiti ein folgenschweres Erdbeben. Neben 250.000 Todesopfern wurden mehr als 1,2 Millionen Menschen obdachlos, zusätzlich brachen die staatlichen Institutionen zusammen. Die USA unterstützten Haiti, um die öffentliche Sicherheit wahren zu können. Desweiteren wurden neun Milliarden US-Dollar als Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Der internationale Währungsfond erließ Haiti sämtliche Schulden. Die Auswirkungen des Erdbebens waren aber verheerend für das gesamte Land. Die hygienischen Bedingungen ließen immer mehr nach. Mit der Folge, das neun Monate nach dem Erdbeben eine Cholera-Epidemie ausbrach. Das Land rief den sanitären Notstand aus.

Durch das Erdbeben im Wahljahr 2010 wurden die Wahlen des Parlaments und die Vorwahlen zum Präsidenten erst im November abgehalten. Nach geringer Wahlbeteiligung und dem vorherigen Ausschluss der linkgerichteten Partei Aristides schafften es zwei rechtsgerichtete Kandidaten in die Stichwahl. Die Frau des ehemaligen Präsidenten Leslie Manigat und der Popsänger Michel Martelly. In der Stichwahl bekam Martelly 67,6% der Stimmen und wurde neuer 56. Präsident von Haiti. Martelly legte sein Amt verfassungsgemäß nieder, auf ihn folgte Jovenel Moise. Die UN-Truppen waren bis 2017 in Haiti stationiert. Im selben Jahr wurde eine haitianische Armee neu gegründet.

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