Cocktail-Beichte: Warum ich den Martini einfach nicht lieben kann

Er ist elegant, ein Gentleman unter den Cocktails – und trotzdem scheitere ich seit Jahren am Martini. Ein Bekenntnis über die schwierigste Beziehung der Barwelt.
Martini cocktail

Inhaltsverzeichnis

Es gibt Dinge im Leben, bei denen man sich fragt, ob der Fehler bei einem selbst liegt. Der Martini gehört dazu. Seit Jahren stehe ich vor diesem Cocktail wie der Esel vor dem Berg – voller Bewunderung für seine Erhabenheit, aber unfähig, den Gipfel zu erklimmen.

Dabei erfüllt der Martini alle Voraussetzungen für eine große Liebe. Der Drink kommt daher wie ein Gentleman aus besseren Zeiten, kristallklar in seinem Auftreten, kompromisslos in seiner Haltung. Das Glas allein ist schon eine Verbeugung vor der Ästhetik – diese perfekte V-Form! Wenn ein geübter Barkeeper den Drink zubereitet, wird daraus Theater: das bedächtige Rühren, die Frage nach Gin oder Wodka, nach Olive oder Zitronenzeste. Alles Ritual, alles Zeremonie.

Wer einen Martini trinkt, steht – zumindest in meinem Kopf – automatisch in der Tradition jener glamourösen Dekadenz, die Fitzgerald so meisterhaft beschrieb. Man wird Teil einer Erzählung, die älter ist als man selbst – vom Hemingway’schen Ideal der kontrollierten Trunkenheit bis zu den rauchgeschwängerten Bars der Fünfziger, wo Männer in Anzügen die Welt in Ordnung brachten, einen Schluck nach dem anderen.

Ich habe alles versucht, um den Martini zu lieben. Vergebens.

Das Problem liegt woanders: im Geschmack. Dieser verdammte Geschmack! Während ich bei einem Negroni nach anfänglichem Widerstand die Schönheit des Bitteren entdeckte, beim Sazerac die Eleganz des Absinths zu schätzen lernte, bleibt der klassische Dry Martini für mich ein Rätsel. Zu kalt, zu scharf, zu kompromisslos. Als würde man versuchen, einen Eiszapfen zu küssen.

Es ist ein bisschen wie mit Opern – man weiß, dass es Kunst ist, man respektiert die Tradition, aber heimlich wartet man auf die Pause. 

Angebot
Noilly Prat Original Dry Vermouth, 18% vol., 1L / 100cl, französischer Aperitif mit 20 Kräutern und Gewürzen, darunter…
  • Eine 1-Liter-Flasche Noilly Prat Original Dry Vermouth
  • Hergestellt aus 20 verschiedenen Kräutern und Gewürzen aus aller Welt

Ich habe wirklich alles versucht. Den Noilly Prat großzügiger dosiert, verschiedene Gins probiert, sogar die Dirty-Variante mit Olivenlake – eine Art Training mit Stützrädern. Der Breakfast Martini mit seiner Marmeladennote war schon eher mein Terrain.

Aber der Urtyp, der klassische Dry Martini? Nein, da kapituliere ich.

Der Mönch unter den Cocktails

Vielleicht liegt es daran, dass ich zu sehr Genussmensch bin, zu wenig Asket. Der Martini verlangt eine gewisse Härte, eine Bereitschaft zur Konfrontation mit dem Elementaren. Er ist der Mönch unter den Cocktails – karg, streng, ohne Kompromisse. Während andere Drinks locken und verführen, stellt er Bedingungen.

Oder vielleicht – und das ist die Version, die ich bevorzuge – ist es einfach eine Frage der Zeit. Ich werde nicht aufgeben. Zu schön ist das Drumherum, zu elegant das Ganze. Vielleicht ist es ja eine Frage der Reife – so wie man erst mit vierzig die Rolling Stones richtig versteht oder Rosenkohl zu schätzen lernt.

Bis dahin bleibt der Martini für mich das, was er immer war: ein wunderschönes Missverständnis zwischen mir und der Barkultur. Immerhin: Die Olive kann man essen.

Letzte Aktualisierung am 30.06.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

2 Replies to “Cocktail-Beichte: Warum ich den Martini einfach nicht lieben kann”

  1. Marco sagt:

    Ich liebe einen guten Martini. Vier Teile Tanqueray No ten,.ein Teil Noilly. Gin und Glas kommen aus dem Gefrierfach. Rühren und Zitronenzeste als Garnitur, ohne die Öle im Falle des eh schon zitrussigen Tanq10. Ich find diese Variante sehr zugänglich und tierisch lecker.

  2. Albert sagt:

    Du bist nich allein 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close Search Window
Close

Für Leute mit Geschmack

Wir servieren dir gut geschüttelte Newsletter-Inhalte rund um Barkultur, Spirituosen und das gepflegte Trinken.

Abbestellen geht immer. Aber dann verpasst du vielleicht den besten Rum deines Lebens.