Die Spirituosenwelt entdeckt ihre Liebe zu Australien. In der Whisky-Welt sorgt Starward aus Melbourne für Gesprächsstoff (mehr dazu findest du hier im Test des Starward Left-Field), in der Rum-Szene tauchten australische Abfüllungen zuletzt regelmäßig auf. Die Transcontintental Rum Line brachte 2021 einen 7-jährigen Australier auf den Markt, das Rum-Depot veröffentlichte mit dem RumClub Private Selection Edition 20 – Australia 2007 Pure Pot Still eine tolle Abfüllung und der limitierte 2021er Black Tot Master Blenders Rum wurde sehr von Destillaten der Beenleigh Distillery geprägt, wie Mitch Wilson uns im Interview mit uns erklärte.

„Beenleigh hat eine reiche Geschichte der Rumherstellung, die bis ins Jahr 1884 zurückreicht“, erklärt Wilson. „Es ist interessant, dass wir Australien als „Underdog“ betrachten, wenn es um Rum geht, denn Rum ist die Nationalspirituose des Landes.“

Auch die italienische Firma Velier konnte sich zwei Abfüllungen sichern. Wir haben sie beide getestet.

Velier Beenleigh 2015

Dieser Rum wurde 2015 aus Melasse mit einer Pot und Column Still destilliert und reifte 5 Jahre lang tropisch. Der Rum hat einen Alkoholgehalt von 59%. Produziert wurden 800 Flaschen. Der Angel Share liegt bei 23 Prozent.

Tasting Notes: 

Wow, was für eine Frische! Bei diesem Rum dominieren Aromen von Birnen und Äpfeln – so sehr, dass ich im ersten Angang eher an einen gelagerten Obstler denke! So einen Aromen-Mix habe ich nicht erwartet. Neben der Beenleigh-Birne schmecke ich Zitrusfrüchte, Vanille, ganz leichte Schokoladennoten. Fass und Frucht wechseln im Mund ständig hin und her. Eine interessante Erfahrung, aber irgendwie komme ich nicht so richtig in Rum-Stimmung. Aber insgesamt eher nicht mein Fall angesichts des Preises von 85 Euro für 0,7 Liter.

– 76 / 100 –

  • Velier Beenleigh 2006
  • Beenleigh Rum Velier Verpackung
  • Beenleigh Rum Logo
  • Beenleigh Logo golden
  • Velier Beenleigh Verpackungen
  • Beenleigh 2006 & 2015 Etikett

Velier Beenleigh 2006

Dieser Rum wurde 2006 aus Melasse mit einer Pot und Column Still destilliert und reifte anschließend 15 Jahre lang tropisch. Der Rum hat ebenfalls einen Alkoholgehalt von 59%. Die weltweite Auflage betrug 1100 Flaschen. Der Angel Share liegt aufgrund der deutlich längeren Lagerung bei 43 Prozent.

Tasting Notes:

Der Beenleigh 2006 präsentiert sich von Beginn an anders als der 2015er. Auch hier finde ich sofort Süße und Frucht, die Birne ist aber weniger intensiv ausgeprägt (aber immer noch deutlich wahrnehmbar). Dazu gesellt sich etwas Holz, Leder, Vanille, viele Gewürze und Milchschokolade, dazu tropische Früchte wie Papaya. Alles ist deutlich runder als beim jüngeren Beenleigh, die Kombination aus Frucht und Würze wesentlich harmonischer. Direkt ins Glas eingegossen nehme ich einen sauren Nachgeschmack wahr – ich würde fast von einer subtilen Essignote sprechen -, gibt man dem Rum aber etwas Zeit im Glas, fügt sich alles eleganter zusammen. Preis: 120 Euro für 0,7 Liter.

– 82 / 100 –

Fazit: Der Beenleigh 2006 gefällt mir deutlich besser als der 2015er, allerdings sind beide nicht meine Lieblings-Abfüllungen aus Down Under. Für mich hat neben dem RumClub Australia die 2021er Abfüllung von The Rum Cask die Nase vorn, zumindest im Preis-Genuss-Verhältnis: Mit 60 Euro für 0,5 Liter ist sie deutlich günstiger, auch wenn der Alkohol hier nicht perfekt eingebunden ist.

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