Ein Rum kann mit vielen Mitteln die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Etwa mit der Angabe einer längst geschlossenen Destillerie, einer hohen Alterszahl oder einem außergewöhnlichen Namen. In letztere Kategorie fällt der Compagnie des Indes Leviathan.

Ein Rum, der mit dem Urmonster der Bibel gleichgesetzt wird, welches die Sünder am Tag des Jüngsten Gerichts verschlingt – geht es noch epischer? Wohl kaum. Klar, dass wir diesen Rum probieren MUSSTEN. Doch leider waren wir nicht sonderlich angetan. Warum, lest ihr in diesem Test.

Bis zu 48 Jahre alter Rum 

Episch ist auf jeden Fall der Preis: Rund 380 Euro kostet die 0,7-Liter-Flasche des Compagnie des Indes Leviathan, limitiert auf 525 Flaschen. Über das Etikett erstreckt sich eine riesige, lila Schlange mit Drachenkopf – der namensgebende Leviathan. Ich stehe total auf Mythologie und finde das Design der Flasche gelungen.

Wer mit dem Leviathan nicht vertraut ist: Die Seekreatur stammt ursprünglich aus der jüdischen Mythologie, wurde jedoch später als Dämon in die christliche Bibel übernommen. Übersetzt bedeutet der Name “der Gewundene”, dargestellt wird er meist als Wal oder Schlange mit Drachen- oder Krokodil-ähnlichen Merkmalen. Sein Schuppenpanzer sei undurchdringlich, „auf seinem Nacken nächtigt die Stärke, und vor ihm her tanzt die Angst”, heißt es in Hiob 41, 14. Die Botschaft ist klar: Ein gewöhnlicher Mensch kann diesem Wesen nicht entgegentreten. Dementsprechend respektvoll nähern wir uns diesem Rum. 

Denn das Datenblatt liest sich beeindruckend. Der CDI Leviathan ist ein Blend aus zwei Rums: Zu 56,1 Prozent besteht er aus einem 1973 destillierten Rum aus Guadeloupe, 43,9 Prozent entstammt einem 1996er Panama. Der älteste Bestandteil hat somit 48 Jahre auf dem Buckel. Ein wahrhaft biblisches Alter. 

Compagnie des Indes Leviathan Etikett

Langweilige Bestie

In der offiziellen Beschreibung wird der CDI Leviathan als “ultimative Balance zwischen Komplexität und Geschmeidigkeit” angepriesen. Dementsprechend groß war unsere Vorfreude. Als der Rum bernsteinfarben im Glas schimmert sind wir dann jedoch beide ernüchtert: Der Geruch ist zurückhaltend, die Nase erfasst die typisch-spanischen Aromen, die ja bekanntermaßen kein Aromenfeuerwerk sind. Keinerlei Aufregung liegt in der Luft.

Am Gaumen spüre ich viel Holz und leichte Nuancen von Früchten und Kräutern. Der 73er Guadeloupe gibt fraglos den Takt an. Insgesamt ist der Rum eine sehr trockene Angelegenheit. Viele Aromen kann ich nicht entdecken, und die wenigen, die ich finde, sind schnell weg. Der Abgang ist sehr dünn. Schade.

Mit 46 Volumenprozent hat der CDI Leviathan in meinen Augen einfach zu wenig Umdrehungen, um sein Potenzial voll zu entfalten. Man wartet und wartet, ob noch etwas aufflammt, quasi in der zweiten Welle – aber nichts passiert. Etwas mehr Power hätten diesem Rum nicht geschadet.

Wohlmeinend formuliert würde man beim CDI Leviathan von süffig sprechen. Kritisch eher von belanglos. Kurzer holziger Auftritt, dann plätschert es belanglos von sich hin – für 380 Euro erwartet man mehr. Der wilde Leviathan entpuppt sich im Test als dünner und gezähmter Wurm.

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