Und noch zwei Cognacs. Diesmal zwei wahre Methusalem aus den Jahrgängen 1967 und 1945. Beide kommen am 30.01.2024 über Kirsch Import auf den Markt. Beide Cognac sind in einer wunderschönen Holzbox verpackt. Überhaupt schreit alles bei diesen Cognacs nach Geschichte und Ehrlichkeit: Eine Flasche im antiken Stil, dunkles Holz der Box, Wachssiegel und ein puristisches Label, das trotzdem edel wirkt. Ich freue mich ausgesprochen auf diesen Test. Die Bilder in diesem Blogpost sind mir von Sebastian Jäger, dem Besitzer des Wu Dram Clan zur Verfügung gestellt wurden und wurden von Maik Ahlers von Kirsch Import fotografiert.

Bei den Abfüllungen handelt es sich erneut um eine Kooperation von Kirsch Import und dem Wu Dram Clan. Eine Kooperation ohne die es in den letzten Jahren nicht immer wieder so faszinierende Abfüllungen gegeben hätte. Die Auswahl der Fässer lag – wie bei allen Abfüllungen der French Spirits – in Sebastians Händen.

Mauxion Selection

Die Geschichte der Familie Mauxion reicht sehr weit zurück. Bereits seit 1743 wird dem kleinen Dorf Houlette Cognac erzeugt. Der Familienbetrieb existiert heute in der 13. Generation. In der 10. Generation wird Cognac destilliert. Alle von Mauxion Selection hergestellten Cognacs stammen aus den prestigeträchtigen Terroirs Grande Champagne, Petite Champagne, Borderies und Fins Bois.

Mauxion Selection 1967

Die Trauben des Cognac entstammen der Cognac Region Bons Bois. Auch unser Brandy des Jahres 2023, der Lheraud 1967, entstammt diesem Gebiet und dem selben Jahr. Diese Abfüllung bringt Kirsch Import auf den Markt. Die Abfüllung erfolgte selbstverständlich ohne Zusätze und in Fassstärke mit 52,3%.

ich gebe dem Cognac erstmal eine halbe Stunde im abgedeckten Glas um sich ein wenig zu öffnen. Natürlich rieche ich auch immer mal wieder dran. Als Erstes erstaunt mich die extreme Fruchtigkeit, die trotz des hohen Alters noch in dem Cognac vorhanden ist. Saurer Apfel, Zitronenschalen, aber auch getrocknete Pflaumen und wunderschöne florale Fliederaromen, die sich perfekt mit frisch polierten Holzmöbeln verbinden. Etwas Leder und eine sehr ansprechende, aber nicht überbordernde Würzigkeit intensivieren die Nase. Nach längerer Atemzeit erinnert mich der Cognac auch kurz an sherryfassgelagerte Speyside Whiskys. Auch scheinen dann minimale Klebernoten durch. Die ich allerdings sehr spannend finde.

Am Gaumen dann zunächst extrem viel getrocknete Früchte wie Rosinen, Datteln, Kirschen und Gewürze galore. Der Mauxion kommt mit richtig viel Power auf den Synapsen und in dem Brodman-Areal an. Dunkler Honig, etwas Lakritz, Schokoladenfondant und Vanille verbreitern die Aromatik. Nach und nach stellt sich eine immer mehr ansteigende Adstrigenz durch die Holztannine ein, die jedoch zu keinem Zeitpunkt zu anstrengend wird, sondern dem Mauxion einfach ein edlen Boden verleiht. Im Abgang kommen dann ganz am Ende sogar wieder die fruchtig-würzigen Aromen zum Vorschein. Ich habe das Gefühl das die Aromen ewig bleiben und sogar an den Zähnen haften. Großes Kino!

-94/100-

Bild: Wu Dram Clan

Mauxion Selection 1945

Dieser Cognac entstammt der Petite Champagne, wurde aber schon im Jahr 1945 destilliert. Erstaunlich ist, das nach 78 Jahre Reifung noch 60% vorhanden sind. Als Besonderheit ist dieser Cognac noch der Remy-Methode gergestellt wurden. Das bedeutet, das der Wein für den Cognac vor der Destillation nicht gefiltert wurde und sowohl die Hefe als auch die Trübstoffe mit destilliert wurden. Danach wurde das Fass in einem feuchten Keller, teilweise in die Erde eingegraben, gelagert. Dadurch kamen noch zusätzliche Aromen in den Cognac und so wurde auch der hohe Alkoholgehalt gehalten. 300 Flaschen mit jeweils 700 ml kommen davon für einen Preis von 399€ in den Handel. Die Abfüllung erfolgte vom Wu Dram Clan.

Den höheren Alkoholgehalt spürt man in der Nase sofort. Nicht das er sprittig wäre, aber er ist noch intensiver und etwas „aggressiver“ im positiven Sinne. Er braucht auch noch eine ganze Zeit länger im Glas um sich richtig öffnen zu können: Pfirsisch, Beeren und tropische Früchte mit darüberliegender Vanille strömen in die Nase. Mineralische Noten und reifes, leicht feuchtes Holz ergänzen die Nase. Den Keller kann ich auf jeden Fall riechen. Ist das Moos? Wahrscheinlich.

Im Geschmack kommen diesmal zuerst die leicht waldig anmutenden Eichearomen und Leder an, die dann sehr angenehm von den Früchten begleitet werden. Tabak, kandierter Waldhonig, Gewürze wie Pfeffer und etwas Nelke geben dem Cognac noch mehr Basis. Auch der Abgang ist wieder sehr lang und intensiv, jedoch nocht ganz so tanninlastig wie der des 67er, dafür mit einer deulich präsenten Pfeffernote, die sehr lange verbleibt. Auch hier kommt zum Schluss nochmals die Fruchtigkeit zum Vorschein.

Die Alkoholintegration empfinde ich beim 67er etwas besser, auch wenn das durch die verschiedenen ABV nicht ganz ideal miteinander zu vergleichen ist. War ich beim 67er gedanklich auch kurz in der Speyside, so wandere ich hier im Kopf Richtung lange tropisch gelagerten Clarendon im niedrigen Esterbereich. Er ist natürlich kein Jamaikaner, aber er bringt auch ein paar Parallelen mit. Auch bringt der 67er am Ende mehr Holzaromen mit sich, trotz des geringeren Alters. Beim 45er gehen sie eher Richtung nasser Waldboden, während sie beim 67er vanillige Bittertöne an den Gaumen bringen.

-93/100-

Fazit

Was für ein Tasting! Zwei Weltklasse Cognac, die aber dann doch irgendwie auf zwei verschiedenen Hochzeiten tanzen. Der 1967er bringt eine enorme Fruchtigkeit gepaart mit einer hohen Komplexität an den Gaumen, während der 45er sehr robust und würzig daher kommt und natürlich ebenso komplex ist. Wer die klassischen Cogancaromen sucht wird beim 67er einen Cognac in Perfektion finden. Wer auf Power steht und gern richtig gefordert wird, wird sich beim 45er zu Hause fühlen. Beide eint aber das Eleganz und Rustikalität nebeneinander exisitieren und das macht die Abfüllungen zu einem besonderen Erlebnis. Und auch preislich empfinde ich sie als äußerst fair, auch wenn sie natürlich ihr Geld kosten.

Cheers!