Whic.de ist in Whiskykreisen eine absolute Institution. Der Onlineshop bietet ein unglaublich breitgefächertes Portfolio an Whisk(e)ys aus der ganzen Welt. In den letzten Jahren hat sich whic aber ebenso einen guten Ruf bei eigenen Abfüllungen erarbeitet. So wurden einzelne Fässer verschiedener, teils bis dahin kaum bekannter Destillen, abgefüllt. Dazu wurden verschiedene Serien herausgebracht wie zum Beispiel „War of Peat“, „Amazing Whiskys“ und die in diesem Artikel vorgestellte Abfüllung. Der erste Batch erschien im letzten Jahr und war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Mit dieser Serie möchte whic einen „Islay-Allrounder für jede Gelegenheit“ anbieten. Mittlerweile ist Batch 2 auf dem Markt.

Doch was sagt mir diese Bezeichung des Whiskys? Es handelt sich um einen Single Malt, das heißt es wurde nur Whisky aus einer einzigen Destille abgefüllt. Welche das war, bleibt das Geheimnis von whic.de. Die Abfüllung des Whiskys erfolgte mit 46% und dieser wurde nicht gefärbt oder kühlfiltriert, das gefällt mir schonmal auf dem Papier sehr gut. Ein Age-Statement gibt es nicht.

Flasche und Gestaltung

Die Flasche kommt in einer mattschwarzen und mit goldenen Akzenten versehenen stabilen Flaschenhülle. Ob das bei einem Preis von knapp 30 Euro sein muss? Ich denke nicht. Schön und wertig schaut das natürlich trotzdem aus. Die aufgedruckten Informationen geben die wichtigsten Rahmendaten Preis. In der Hülle befindet sich die einfache Flasche, die vom Etikett im selben Design gehalten wurde und mit einem Korken verschlossen ist.

Dazu gibt es eine in meinen Augen sehr interessante und dekorative Karte der Insel Islay und der dort beheimateten Destillerien. Für Islay-Experten ein alter Hut, für Einsteiger aber sehr anschaulich und informativ.

whic.de Islay Single Malt Tasting

Aber nun kommen wir zur Verkostung und gießen einen ordentlichen Schluck ins Glas. Die Farbe des Whisky erinnert mich an Weißwein, der Whisky ist also offensichtlich noch recht jung – was ja erstmal nix Schlechtes sein muss. In der näheren Vergangenheit hat ja zum Beispiel die Destillerie Ardbeg mit ihrem 5-jährigen Wee Beastie für Aufsehen sorgen können.

Direkt nach dem Eingießen sind Aromen sehr präsent, die mich auch sofort nach Islay mitnehmen: Frucht, Rauch und kalte Asche. Und da muss ich die Nase noch gar nicht in das Glas halten. Beim intensiveren schnuppern würde ich die Frucht als grüne Birne mit ein paar frischen Zitronenschalen definieren, dazu kommen kalte Asche, Lagerfeuerrauch und Vanille. Im Hintergrund finde ich pfeffrige Würze und junges Holz, der Whisky wirkt jung und noch recht wild.

Am Gaumen fällt mir auch gleich die sehr angenehme Trinkstärke auf, gepaart mit einer tollen Öligkeit, die ich so nicht erwartet habe. Das macht den whic Islay Single Malt schonmal sehr gut trinkbar. Aromatisch finde ich ausgeprägten schweren Rauch und wieder kalte Asche. Die Frucht, die ich im Mund eher apfelig empfinde, rückt meiner Meinung nach deutlich in den Hintergrund, dafür tritt eine angenehme Honigsüße in Erscheinung. Gewürze wie schwarzen Pfeffer und Zitronenschalen kann ich auch am Gaumen finden. Der Alkohol ist wirklich fantastisch eingebunden.

Der Abgang ist sehr lang mit viel Asche, gelben Dörrfrüchten, dezenter Vanille, verbranntem Karamell und noch eine wenig frischer Minze.

Das Destillerie-Rätsel

Die große Frage ist natürlich welche Destillerie sich dahinter versteckt? Um das bestimmen zu können reicht meine Erfahrung mit Islay Whisky nicht aus. Ich weiß aber, das Caol Ila die mit Abstand größte Brennerei mit dem größten Output ist und von dort viel Whisky in die Blendindustrie fließt. So bedient sich zum Beispiel Johnnie Walker für ihre Abfüllungen bei Caol Ila. Laphroaig und Ardbeg würde ich als eher unwahrscheinlich betrachten, schon aufgrund des Preises. Bowmore habe ich anders in Erinnerung. Am Ende spielt das aber auch gar keine Rolle!

Meiner Meinung nach ist whic mit dem Islay Single Malt Whisky eine sehr gute Abfüllung gelungen, die ich ohne weiteres empfehlen würde. Für knapp 30 Euro erhält man hier einen Islay Whisky, der die Essenz der Insel abbildet und dazu ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis besitzt. Der Rauchgehalt ist ausgeprägt, weshalb er auch Islay-Kenner wahrscheinlich nicht langweilen wird.

Im Cocktail funktioniert diese Abfüllung im übrigen auch wunderbar. Ich habe im Godfather die Basis mit einem 12 jährigen Strathmills und dem whic gesplittet und war mit dem Ergebniss sehr zufrieden. Die rauchigen Aromen waren deutlich präsent ohne dem Amaretto komplett zu überlagern.

Zutaten

  • 30 ml whic Islay Single Malt
  • 20 ml nicht rauchiger Scotch
  • 15 ml Amaretto

Zubereitung

Der Cocktail wird direkt im Tumbler gebaut. Dafür bieten sich große Eiswürfel oder Eiskugeln an, da diese langsamer schmelzen als kleinere Eiswürfel. Ein paar mal umrühren, fertig! Es spricht aber auch nichts dagegen, ihn im Rührglas kalt zu rühren und anschließend auf einen großen Eiswürfel abzuseihen.

Slainte!

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