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Selva Negra: So schmeckt der Agaven-Brand aus dem Schwarzwald

Selva Negra ist Tequila aus Deutschland. Wobei, nicht ganz. Was es damit auf sich hat, verrät unser…
Selva Negra

Wenn man im Schwarzwald anfängt, sich genauer mit Spirituosen aus fernen Ländern zu beschäftigen, weiß man spätestens seit dem Erfolg des Monkey 47: Das sollte man unbedingt im Auge behalten. Nachdem der Gin-Markt in allen erdenklichen Facetten umgedreht wurde hat man sich im Süden der Republik nun an eine Agavenspirituose Made in Germany getraut. Ihr Name: Selva Negra.

Und sofort fragt man sich: Schmeckt das Ergebnis wie ein Tequila? Wie ein Mezcal? Oder gar ganz anders? Auf jeden Fall ist das Unterfangen mutig und klingt vielversprechend.

Als man uns schließlich fragte, ob wir das Ergebnis nicht einmal probieren mögen, mussten wir nicht lange nachdenken: Unbedingt wollen wir. Wenige Tage später klingelte der Postbote, brachte eine Flasche Selva Negra und wir machten uns daran, die Flasche beziehungsweise ihren Inhalt auf Herz und Nieren zu prüfen.

Die Entstehung der Marke Selva Negra

Doch zunächst ein kurzer Schwenk zur Marke. Denn wie kommt man denn überhaupt darauf, Tequila, ach was Mezcal, naja irgendetwas dazwischen in Deutschland zu brennen? Zumal es bei einem Agavenbrand aus dem Schwarzwald ja eigentlich nahe liegt, ihn auch mit diesem Ortsvermerk zu bewerben. Immerhin ist der Schwarzwald Sehnsuchtsort und Touristenmagnet zugleich und sowohl in Deutschland wie auch international bekannt. Quasi eine sichere Bank aus Marketingperspektive. Doch der Begriff Schwarzwald ist geschützt und konnte deshalb nicht verwendet werden. Also blieb den Gründern als Alternative – in Anlehnung an die Heimat Mexiko – die wohlklingende spanische Direktübersetzung Selva Negra.

Hinter der Marke Selva Negra stecken drei Köpfe: Laurin (32, Vertrieb) aus Stuttgart-Vaihingen, Sebastian (34 Jahre, verantwortlich für Marke, Strategie, Buchhaltung und Einkauf) aus Nürnberg und Florian Faude (37, leidenschaftlicher Brenner) aus Bötzingen.

Die Idee für eine deutsche Agaven-Spirituose entsponn sich zunächst zwischen Laurin und Sebastian. Als es dann an die Umsetzung ging, suchte Laurin nach einem geeigneten Brenner. Dabei hörte er immer wieder: “Wenn das einer machen kann, dann ist es der Faude“. Florian Faude, in der Szene bekannt für seine hervorragenden Obstbrände, besitzt ein umfassendes Know-How, Zutaten ihre Essenz zu entziehen und diese möglichst originalgetreu in Alkohol zu bannen. Und so viel sei vorab verraten: Er kann auch Mexiko-Style.

Florian Faude Selva Negra

So wird Selva Negra gebrannt

Ein Agavenbrand wird – der Name legt es bereits nahe – aus Agaven hergestellt. Das Problem: “Das Verbreitungsgebiet der Agaven erstreckt sich vom Süden der Vereinigten Staaten über Mexiko durch ganz Mittelamerika (einschließlich der gesamten Karibik) bis nach Panama und reicht bis in das nördliche Südamerik”, schreibt das Online-Lexikon Wikipedia. Vom Schwarzwald steht da nichts. Das stellte die drei vor Herausforderungen: Klar, man hätte sich Agavenherzen eingeschweißt importieren können, doch wirklich nachhaltig wäre das nicht gewesen.

Deshalb probierte man sich durch diverse Extrakte, Melassen und Dicksäfte. Am Ende entschied man sich für ein naturbelassenes Ausgangsprodukt in Form eines Extrakts, welcher unter anderem in der Kosmetik und der Lebensmittelindustrie verwendet wird. “Dieses Produkt enthält alle Mineralstoffe und den kompletten Charakter der Pflanze”, so Sebastian. “In dein Müsli kannste das aber nicht mehr reinmachen. Sehr teuer, sehr intensiv und sehr selten.”

Auch die Herstellung läuft anders ab als in Mexiko. “Wir haben keine Spontangärung, sondern geben eine speziell ausgesuchte Weinhefe zum Produkt und vergären über mehrere Wochen”, führt Sebastian aus. Ein komplexer Prozess, bei dem Florian Faude auf jedes noch so kleine Detail achten muss.

Ist der Wein vergoren, erfolgt das Brennen in zweifacher Destillation. “Auch hier gibt es einige Besonderheiten was den Vor- und Nachlauf angeht, aber das überlassen wir dem Auge und der Zunge von Flo”. Danach ruht das Produkt 6 Wochen. Bis zur finalen Abfüllung vergehen also zweieinhalb bis drei Monate.

Mit dem Ergebnis sind die drei mehr als zufrieden: “Das hat nichts mit dem Geschmack von industrieller Massenware zu tun, sondern Selva Negra ist definitiv etwas für den feinen Gaumen und darauf sind wir sehr stolz.”

Alle anderen Komponenten außer der Agave werden übrigens vorwiegend aus Europa bezogen. Die Flasche kommt aus Italien und die Etiketten aus dem baden-württembergischen Nürtingen. Die Flasche wird in einer stilvollen Metalldose geliefert. Rein optisch werden darauf die beiden Welten Mexiko und Schwarzwald miteinander vereint, obwohl diese auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten. Das Design stammt von der Stuttgarter Designerin Anna Ruza. Auf dem Etikett prangt ein großer, verzierter Hirsch – ein Umstand, der bereits die Aufmerksamkeit einer großen Kräuterlikörmarke auf sich zog. Dabei dürfte sich die Verwechslunsgefahr in meinen Augen in Grenzen halten.

Selva Negra mit 46 prozent

Woher kommt der Rauchgeschmack?

Wer einmal Tequila und Mezcal im unmittelbaren Vergleich probiert hat, weiß: Von zart bis stark-rauchig ist hier alles möglich. Tequila ist häufig mineralisch-mild, Mezcal erhält seine besonders rauchige Note, weil die Agaven in einem Erdloch auf glühend heißen Steinen gekocht werden. Diese Glut wird mit Bananenblättern und Co. aufgeschichtet, sodass eine Art unterirdische Dampfkammer entsteht. Durch die direkte Berührung mit Feuer entsteht Rauch.

Selva Negra positioniert sich geschmacklich gewissermaßen zwischen Tequila und Mezcal: Er ist würzig und leicht rauchig und holt damit auch Einsteiger ab, die von krassen Mezcals abgeschreckt werden. “Ich selbst liebe Islay-Whiskeys und von daher war der Weg zu Mezcal irgendwie logisch”, so Sebastian. “Wir verwenden den Rauch der Schwarzwald-Fichte, der während des Prozesses eingebracht wird.” Wie der Prozess genau abläuft, verraten die drei jedoch nicht. Betriebsgeheimnis.

Und wie schmeckt er im Zusammenspiel mit anderen Zutaten? Um das herauszufinden, mixen wir den Selva Negra in zwei Drinks – einmal als Paloma, quasi dem modernen Highball-Klassiker, in dem sich jeder Tequila bewähren muss. Und einmal in einer Eigenkreation.

Paloma mit Selva Negra

Zunächst zur Paloma. Ich mixe sie mit

  • 40 ml Selva Negra
  • 10 ml Limettensaft
  • 1 Prise Salz
  • Thomas Henry Pink Grapefruit zum Aufgießen

Die Paloma mit Selva Negra schmeckt sehr lecker, es fällt allerdings direkt auf, dass die Spirituose filigraner ist als viele Pendants aus Mexiko. Nicht dass man mich missversteht: Es fehlt ihr nicht an Power. Dafür hat sie mit 46 Volumenprozent auch genug Umdrehungen. Es ist vielmehr eine Raffinesse, eine interessante Balance aus Würzigkeit, Ruppigkeit und Rauch. Das habe ich bei einem Tequila – oder ist es nicht doch eher ein Mezcal? – so noch nicht geschmeckt, auch wenn ich zugeben muss, hier nicht ansatzweise so viel probiert zu haben wie beim Rum. Dennoch: spannend!

Salvia Negra mit Selva Negra

Eigenkreation: der Salvia Negra

Beim zweiten Drink sind wir mutiger. Und Hendrik hat direkt eine tolle Idee, die sich zunächst nur vom Namen herleitet. Das Küchengewürz Salbei heißt auf Spanisch Salvia – warum also nicht eine Salvia Negra? Eine winterliche Paloma kommt uns in den Sinn, doch nach etwas Recherche geht es in eine ganz andere Richtung. Am Ende steht eine Margarita im Winter-Style – und die schmeckt ziemlich lecker!

Das Rezept:

  • 50 ml Selva Negra
  • 4 Salbeiblätter
  • 15 ml Cointreau
  • 20 ml Ahornsirup

Alle Zutaten mit viel Eis in den Shaker packen, kräftig durchschütteln und doppelt in ein vorgekühltes Glas abseihen. Drink mit einem Salbeiblatt garnieren. Cheers!

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Schlagwörter: , , , , Last modified: 28. Dezember 2022
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