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Nusa Cana im Test – ein Arrak-Rum-Blend aus Indonesien

Destillate aus Zuckerrohr gibt es in einigen Spielarten, eine davon ist Arrak. Perola hat vor einigen Wochen mit dem Nusa Cana einen Arrak-Rum-Blend nach Deutschland geholt. Philipp Riehm hat uns freundlicherweise ein Sample beider Varianten des Nusa Cana zur Verfügung gestellt. Bedingungen wurden wie immer nicht gestellt und es wurde auch in keiner Form Einfluss auf den Test genommen. Das Titelbild des Beitrags entstammt der Website des Herstellers (nusa-cana.com).

Was ist Arrak?

Arrak (auch Arrack) ist eine Spirituose, die aus Palmsaft oder Zuckerrohr und Reis destilliert wird. Die Herstellung von Arrak findet heute hauptsächlich auf Sri Lanka, in Indonesien, Indien und einigen südostasiatischen Ländern statt. Die Herstellung von Arrak ist nicht reguliert, deswegen variiert die art der Herstellung auch innerhalb der verschiedenen Regionen.

Verschiedene Quellen berichten davon, das es sich bei indischen Arrak um eine der ältesten Spirituosen der Welt handelt und Arrak bereits in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. erfunden wurde. Die genaue Herkunft und Bedeutung des Wortes ist ungeklärt. Eine Theorie besagt, das Arrak von der Arecapalme abstammt. Der Palmsaft der Arecapalme diente ursprünglich als Basis für die Spirituose. Später habe sich das Wort im gesamten asiatischen Raum verbreitet und bezeichnete sämtliche Spirituosen aus Palmsaft oder später auch aus Zuckerrohrsaft.

Heute kann man Arrak in zwei Gruppen unterscheiden: Indonesischer Arrak, der aus Zuckerrohr und Reis hergestellt wird. Und Arrak, der aus reinem Palmwein hergestellt wird. Sri Lanka stellt wiederum den sogenannten “Coconut Arrack” aus Palmwein der Kokospalme her, während die restlichen asiatischen Länder Palmwein der Zuckerpalme als Basis verwenden. Da Palmwein je nach Pflanze natürlich auf 8-12% gärt werden bei dem ganzen Prozess keine Fremdhefen verwendet. Dadurch besteht aus Palmwein hergestellter Arrak aus nur einer Zutat.

Die Herstellung von indonesischen Arrak ist da deutlich komplexer. Für den gekochten, luftgetrockneten Reis wird ein Verzuckerungsmittel herangezüchtet – das sogenannte Tapej. Dieses dient später als Gärmittel für die Zuckerrohrmelasse. Als Rohstoff für den Tapej dienen hauptsächlich Reismehl, zerstampftes Zuckerrohr, Zimt, Galgant oder Knoblauch, die zu einer Art Teig geknetet werden. Der Teig wird dann mehrere Tage stehen gelassen, damit sich Schimmelpilze bilden können. Anschließend wird der Teig in kleine Kugeln geformt und mit dem Reis vermengt und in mit Löchern versehene Fässer gefüllt, um eine Schimmel- und Hefebildung zu erzeugen. Durch die Löcher fließt der Tapej ab und wird aufgefangen. Parallel dazu wird die Zuckerrohrmelasse in Wannen natürlich fermentiert. Schrittweise wird die gärende Melasse dem Tapej-Reisgemisch zugeführt und nach 3-4 Tagen wird die Maische zur Nachgärung in Tontöpfe gefüllt und anschließend destilliert.

Nusa Caña

Bei Nusa Caña handelt es sich um eine niederländische Marke, die ihren Arrak aus Indonesien importiert. Die Brennerei ist leider unbekannt. Als Basis kommt roter Reis und Zuckerrohr von der Insel Java zum Einsatz. Die Fermentation findet wie bereits beschrieben durch natürliche Hefen statt. Die Destillation erfolgt im Doppelbrandverfahren auf Brennblasen aus Stahl. Anschließend erfolgt eine ein- zweijährige Reifung in Teakholzfässern in Indonesien.

Der Arrak wird dann in den Niederlanden mit einem gereiften Column Still Melasserum aus der Karibik geblendet. Die Farbe wird dem Nusa Caña durch Aktivkohle wieder entzogen. Abgefüllt wird beim hellen Nusa Caña mit 37,5%. Die Spiced Variante kommt mit 40% in die Flasche. Beide Varianten kosten knapp 20 Euro. Der helle Nusa Caña hat eine Dosage von 3g. Der Spiced von 17g.

Der Name Nusa Caña bedeutet übersetzt „Rum-Insel“ und verweist auf die jahrhundertelange Tradition der Rum-Herstellung in Indonesien. Das Flaschendesign wurde von Künstlern aus Bali entworfen und nutzt als Hauptmotiv die Barong-Maske, die der balinesischen Mythologie entspringt und ein Symbol für guten „Spirit“ ist. Die Etiketten werden aus Bagasse (ausgepresstem Zuckerrohr) hergestellt, um einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Nusa Caña Rum

Der Nusa Caña schwenkt sich erstaunlich ölig für die geringen ABV. Meine Nase nimmt Aromen von Gras, dezenter Kokosnuss, Estern, Zuckerrohr und eine leichte Würzigkeit wahr. Erinnert mich auch irgendwie einen ganz kurzen Moment an einen Obstler. Die Nase macht auf jeden Fall schonmal Spaß.

Am Gaumen dominieren dann Zuckerrohr, tropische Früchte und Ester. Leider merkt man im Geschmack die starke Verdünnung mehr als in der Nase. Der Rum schmeckt lecker, ist aber etwas zu dünn. Da wäre sicherlich noch ganz viel Potential nach oben! Aber auch so ist er in Anbetracht des Preis ein ordentliches Produkt und aromatisch den Barstandards aus Puerto Rico und Kuba überlegen und ich würde den Nusa Caña immer vorziehen. Macht sich zum Beispiel sehr gut in einem Mojito. Mehr haben wir aber aufgrund der Samplegröße nicht getestet.

-74/100-

Nusa Caña Spiced

Ich hatte schon lange keinen Spiced Rum mehr im Glas und habe auch keinen zu Hause, denn ich finde das die meisten Spiced schlecht gemacht sind und auch über eine eingeschränkte Mixability verfügen. Pur sind sie häufig gar nicht genießbar. Der letzte Vertreter dieser Zunft, den ich mir gekauft hatte, war ein Produkt mit dem berühmten Piraten im Tikiformat. Sah cool aus und die angepriesenen Aromen passten genau in mein Drinkschema. Leider war dieser Spiced Rum von unterirdischer Qualität, sodass er dann eines Tages auf einer Party “vergessen” wurde.

Aber das hat ja alles eigentlich gar nichts mit diesem Rum zu tun und deshalb möchte ich ihn mir trotzdem ohne Vorurteile ins Glas gießen. Dieser Rum ist auf jeden Fall gefärbt. Ob von den Gewürzen oder durch Farbe kann ich nicht sagen. Die Nase weckt als erstes Assoziationen an Glühwein: Viel Nelke, Orangenschale, Kaffee. Ich habe das Gefühl eine Bitternote in der Nase zu haben und irgendwie kommen Erinnerungen an eine abgestandene Cola und Jägermeister auf.

Am Gaumen ist er dann erstmal gar nicht so süß, wie ich befürchtet habe, die Dosage geht in der Aromatik unter. Die Aromen aus der Nase sind dann auch im Geschmack präsent: Wieder wahnsinnig viel Nelke, Kardamom, Orangenschale mitsamt Mesokarp (das Weiße unter der Haut), Kaffee und Ingwer. Schmeckt so ein bisschen wie der Rest aus dem Topf mit dem selbst gekochten Glühwein am nächsten Tag. Also wenn die Nelke und der Kardamom voll durchgezogen ist. Er ist bitter und erzeugt bei mir auch am Gaumen die Assoziationen an einen Kräuterbitter. Im Pur-Konsum spricht mich dieser Spiced Rum überhaupt nicht an. Im Drink habe ich ihn bisher nicht getestet. Deswegen werde ich diesen Spiced Rum nicht bewerten. Es ist nicht meine Kategorie und ich möchte ihm auch kein Unrecht tun. Ich weiß aber, dass er bei anderen Bloggern erheblich besser bewertet wurde und dort auch Freunde gefunden hat. Also probiert einfach selbst, denn diese Aromatik ist mir bisher von keinem Spiced Rum bekannt.

-n.b.-

Cheers!

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Schlagwörter: , , , Last modified: 1. April 2023
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