Im Test: Famille Ricci Navy Blend by RumX

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Zum Jubiläum des 25000. (!) Rum in der Datenbank von RumX, der größten Rumdatenbank der Welt, haben sich die Mannen um Oliver Gerhardt und Rob Bauer mit dem französischen Abfüller Famile Ricci zusammengetan und einen Navy Blend kreiert. Und wer die Beteiligten kennt, der wusste von Anfang an, dass groß aufgefahren wird.

Famille Ricci Navy Blend by RumX

Ein Navy-Rum ist ein Rum, der traditionell mit einem Alkoholgehalt von mindestens 57% Vol. abgefüllt wird, was auf die historische Versorgung der britischen Marine zurückgeht. Diese Spirituose hat eine kräftige, oft dunkle und vollmundige Note und wird häufig aus Rumsorten aus Destinationen wie Guyana, Jamaika oder Barbados gemischt. Rum aus Guyana bildet so gut wie immer das Fundament der Blends.

Die hier getestete Abfüllung setzt sich nach den Angaben von RumX/Famille Ricci folgendermaßen zusammen:

Der maßgebliche Grundton dieser Komposition stammt also aus Trinidad. Gleich drei Jahrgänge aus zwei verschiedenen Brennereien formen das Rückgrat, darunter die längst verstummte Caroni Distillery – jenes mythenumwobene Relikt, das in der Rum-Welt bis heute wie ein flüssiger, heiliger Grahl verehrt wird. Der jamaikanische Anteil wiederum überrascht mit einem New Yarmouth 1994, einem Kolonnendestillat und damit stilistisch eher atypisch für die Insel, qualitativ jedoch über jeden Zweifel erhaben. Die Altersspanne beträgt zwischen 11 und 31 Jahren. Das Durchschnittsalter beträgt 20 Jahre und 9 Monate.

Zunächst kam die fertige Assemblage auf rund 60,1 % vol., bevor man sie in einem langsamen, kontrollierten Prozess auf 57,1 % vol. herabsetzte. Der Navy-Blend ist frei von Zusätzen. Es wurden 300 Flaschen mit jeweils 0,5 Liter abgefüllt und kamen mit einer UVP von 169€ in den Handel.

Tasting

Schon die Farbe deutet unmissverständlich auf das fortgeschrittene Alter dieser Assemblage hin. In der Nase – die spürbar Zeit und Luft verlangt – entfaltet sich zunächst ein holzig-würziger Kern, wie er nur durch eine ausgedehnte tropische Reifung entsteht. Sofort entstehen Assoziationen zu New Yarmouth und natürlich zum charaktervollen Caroni: dunkle Hölzer, warme Gewürze, eine Spur oxidativer Tiefe. Dazu gesellt sich ein vielschichtiger Fruchtkörper, der zwischen überreifen gelben Steinfrüchten, roten Früchten und tropischen Noten schwankt. Mit zunehmender Belüftung treten Anis – würde ich dem Port Mourant zuschreiben – sowie ein Hauch frischer Minze hervor. Die Nase wirkt enorm komplex, nuancenreich und einladend: ein Rum, an dem man buchstäblich endlos schnuppern kann. Eigentlich muss man das sogar.

Am Gaumen melden sich zuerst die typischen Guyana-Marker: Anis, dunkle Würze, ein feinherber Unterton. Unmittelbar darauf folgen die würzig-fruchtigen Vibes Jamaikas, deutlich präsenter als zuvor und getragen von einer kräftigen Holzstruktur. Im Mittelteil tauchen Gebäcknoten, etwas Karamell und erneut frische Minze auf, begleitet von einer feinen mineralischen Ader, die ich TDL zuschreibe – zurückhaltend, aber klar wahrnehmbar. Der Rum zeigt sich geschmacklich staubtrocken, jedoch ohne auch nur ansatzweise in zu intensive Adstringenz abzurutschen.

Der Abgang ist lang und ebenso abwechslungsreich: Karamell und Holz geben den Auftakt, anschließend blitzt eine kirschig-fruchtige Note auf, bevor sich wieder frische Akzente und ein subtiler Hauch „Werkstatt“ einstellen.

-8.8 von 10.0-

Fazit

Die Komponenten sind bei diesem Blend auf eine gewisse Homogenität getrimmt und wechseln sich dann mit verschiedenen Belüftungszeiten im Glas auch wunderbar ab. Sowohl in der Nase als auch am Gaumen finden dadurch unterschiedliche Stilistiken sehr gut zusammen. Meiner Meinung nach sollte man aber unbedingt einen großen Schluck ins Glas geben und immer mal wieder riechen und vor allem auch trinken, denn sonst könnte man auch einige Aromen verpassen. Die Erwartungen waren hoch und sie wurden auch erfüllt. Mein Lieblings-Navy bleibt aber der Navy Blend von Velier. das einzige was ich an dieser Abfüllung zu kritisieren habe ist das Etikett. Das trifft nun so gar nicht meinen Geschmack. Aber über Geschmack lässt sich ja streiten.

Cheers!

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